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Normale Version: MHK verschiedener AB bei verschiedenen Genospezies
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Bin zufällig auf die Dissertation von Martin Sichklinger In vitro-Sensibilität von Borrelia burgdorferi sensu lato gegenüber vier Antibiotika: ein Vergleich der Genospezies Borrelia afzelii, Borrelia garinii und Borrelia burgdorferi sensu stricto gestoßen.

Grafik 4 auf Seite 21 zeigt da die Häufigkeit verschiedener MHKs bei unterschiedlichen Spezies. Einige hatten da 4 mg/l und 2 mg/l, viele 1 mg/l. Wie ist das zu bewerten? Heißt es nicht sonst, dass die MHK für Doxy bei 0.25 mg/l liegt?

Bei einem Isolat mit MHK 4 mg/l kann man Doxy vermutlich vergessen, erst recht in 200 mg/d. Ich denke auch mit einer MHK von 1 mg/l kann man mit Doxy nicht viel anfangen.

Mich irritiert das.
Ich kenne die Zahlen von anderen Untersuchungen nicht. Weil man aber nicht weiß, welche Konzentrationen in welchen Körpergeweben erreichbar sind, sind die Zahlen aus dem Labor für mich als Patientin ohnehin nicht von Bedeutung. Entscheidend ist doch die Erkenntnis dieser Studie, dass verschiedene Isolate verschiedener Borrelien unterschiedlich auf verschiedene Dosen von Antibiotika reagieren. Das wird in verschiedenen Menschen noch verschiedener sein. Das ist vermutlich der Grund für die Erfolge verschiedener Therapien bei verschieden Leuten.

Die Konsequenzen aus dieser Studie waren für mich persönlich: Man sollte AB so hoch dosieren wie man sie vertragen kann, um möglichst hohe MBK-Werte zu erreichen und möglichst viele Borrelien zu töten.

Aus meiner Erfahrung kann ich berichten, dass Azithromycin (zur Babesien-Therapie) in der Dosis von 750mg täglich gereicht hat, den LTT Borrelien im grenzwertigen Bereich zu halten. Nach der Reduzierung auf 500 mg Azi ist der LTT wieder deutlich positiv geworden.

Diese Studie war für mich insofern von Bedeutung, weil sie zeigt (S.31), dass Amoxicillin eine signifikant bessere Wirkung auf Borrelia sensu stricto hat als auf die anderen Genospezies. Mit 6000mg Amoxi (Maximum laut Beipackzettel) täglich ist der LTT bei B.s.s. immer fast negativ geworden. Leider nur fast und nicht von Dauer.
Markus, wo hast du das her mit den 0,25mg/l.als MHK für Doxy?

Ansonsten sind die Werte aus dieser Doktorarbeit leider nur reine Anhaltspunkte, die sich nicht 1:1 auf die klinische Praxis übertragen lassen. Verteilungsräume sind ein echtes Problem. Wenn du allerdings rechnen würdest 200mg Doxycyclin für einen 50 kgMensch=50 Liter, kämst du in etwa sogar auf die 4mg/l als Spitzenkonzentration.

Anwendungsstudien gehen eigentlich nie über 200mg Doxycyclin/ Tag hinaus, selbst ILADS deckelt die Dosierung für Doxy. Ich sehe das als Fehler, der sich aus der Logik ergibt, die jeder Tierarzt kennt, ohne dass man hier einen Beweis bringen kann. Ich habe lange ernsthaft danach gesucht, da ist bedauerlicherweise nichts....

Ebenso ist nicht geklärt, ob 2x100 mgDoxy/d oder 1x 200mg/d vorteilhafter ist und noch vieles mehr bleibt offen. Auch bei den Dosierungsempfehlungen zu Azithromycin gibt es Unstimmigkeiten, denen ich allerdings noch nicht nachgegangen bin. Es wäre jedoch interessant und vielleicht auch sehr wichtig hier die unterschiedlichen Dosierungsempfehlungen der bekannten Leitlinien genauer zu betrachten und auf welcher Grundlage diese beruhen.

Liebe Grüße Urmel
(28.07.2018, 01:12)urmel57 schrieb: [ -> ]Verteilungsräume sind ein echtes Problem. Wenn du allerdings rechnen würdest 200mg Doxycyclin für einen 50 kgMensch=50 Liter, kämst du in etwa sogar auf die 4mg/l als Spitzenkonzentration.


Da der Mensch zu ~70% aus Wasser besteht, wären das eher so 35 Liter. ;)
(28.07.2018, 01:12)urmel57 schrieb: [ -> ]Markus, wo hast du das her mit den 0,25mg/l.als MHK für Doxy?

Z.B. hier, Tabelle 12 auf Seite 78. Dort soll die MHK90 für Bb s.l. bei 0,25 mg/l liegen.

Hier soll der Mittelwert der MHK bei 0,25 mg/l liegen.

Was darf man jetzt glauben? Einen Stamm mit einer MHK von 4 mg/l kann man mit Doxycyclin nicht behandeln, erst recht nicht mit 200 mg/d.