Forum Borreliose & Co-Infektionen

Normale Version: Tinidazol oder Metronidazol
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Ich bin gerade etwas ratlos und so unter Zeitnot, daß ich eine Frage einstelle, ohne vorher die Suchfunktion zu nutzen, pardon, ich renne gerade nach mehreren Seiten gleichzeitig.

Meine uralten Borreliose- & Co-Probleme sind nach langer Zeit wieder so aktiv, daß ich heute die Notbremse gezogen habe, d. h. Ärztin um AB gebeten.

Ich hätte gern Tinidazol gehabt, aber sie hat Metronidazol 400, 20 Stück und dazu Ciprofloxacin 500 20 Stück verschrieben.

Dazu meinte sie, Metro sei ebenso wie Tini geeignet.

Ich hab`s hingenommen und nicht rumdiskutiert, da ich dringend ins Pflegeheim zum Vater mußte.

Frage:

- Wie nehmen, gleichzeitig, nacheinander, was zuerst, alle 20 Metro hintereinander?

- Wie sind Tini und Metro miteinander austauschbar bzw. wo ist der Unterschied?

Danke für Antworten, Oolong.
Hi liebe Oolong,

Tinidazole und Metronidazole sind beide Nitroimidazole und haben sehr ähnliche Wirkmechanismen (wirken u.a. bakterizid, also bakterienabtötend, was bei einem schwachen Immunsystem von großen Vorteil sein kann- haben eine gute Liquogängigkeit, eine gute Gewebepenetration, gute Bioverfügbarkeit usw.).

Der Unterschied beruht auf die Verträglichkeit und die Wirkung auf Zysten und Biofilmen der Borrelien.

Tinidazole soll generell besser verträglich sein als Metro. und laut Sapi besser gegen Zysten und Biofilme wirken.

Von daher stimmt das, was deine Ärztin erzählt hat, nicht ganz.

Tini. kann man aber nur über einer internationalen Apotheke beziehen. Daher wird Metro in Deutschland meist verschrieben.

Hast du Bartonellen? Ciproflaxacin wirkt ja gegen Bart (glaube ich).

Gute Besserung!Icon_winken3

P.S. Danke für die Photos.Ich melde mich am WE dir.Bin auch wie wild am RecherchierenBiggrin
Hallo Oolong,

ich persönlich empfinde das Tinidazol als etwas verträglicher, als das Metro.
Aber die Unterschiede sind aus meiner Sicht nicht sooo gravierend.
Wichtiger ist nach meiner Erfahrung die "Zubereitung" (ich glaube der Fachausdruck ist Formulierung?) des Präparats.
Ich hatte zb. mit einem Tinidazol aus Frankreich überhaupt keine Magenprobleme, ein anderes Präparat aus Italien hat mir die Magenschleimhaut regelrecht verätzt. Eine Einnahme geht nur mit Magenschutz. Confused

Sowohl Metro, als auch Tini kann ich nicht längerfristig nehmen, weil bei mir ca. ab dem 8 Einnahmetag verstärkt Nebenwirkungen (Neuropathien) einsetzen.
Das sind bekannte, mögliche Nebenwirkungen von Nitroimidazolen. Wenn man Pech hat, bilden sich diese "ertaubten" Körperpartien nicht zurück.
Ich weiß das und trage dem Rechnung, indem ich mittlerweile nie mehr als 8 Einnahme-Tage am Stück plane.
Da kann ich jedem Nutzer nur raten, sehr genau auf sich zu achten und an der Stelle keinen allzu sportlichen Ergeiz zu entwickeln. Icon_unknownauthor_zwinker
Das sind halt hochpotente Medikamente, die mit dem entsprechenden Respekt behandelt werden sollten.
Ich habe Tinidazol mehrfach, gepulst zu meiner laufenden Medikation (1000mg Clari + 400mg Quensyl) dazugenommen.
Immer zweimal täglich a` 500mg.
Das macht auch Sinn, denn sowohl Metro als auch Tini haben nicht allzu lange Halbwertzeiten.
Ich habe es (mit den beschriebenen Einschränkungen) gut vertragen und es hat mich weitergebracht.
Wundermittel sind das aber nun auch nicht...


Zitat:und dazu Ciprofloxacin 500 20 Stück verschrieben.

Hast du das schon mal genommen, Oolong?
Es häufen sich die Berichte von "gefloxten" Leuten.
Schau mal hier, es war schon einmal Thema:
http://forum.onlyme-aktion.org/showthread.php?tid=156

Ich hab übrigens mittlerweile auch damit einen persönlichen Behandlungsversuch gestartet. Ich musste ihn nach 10 Tagen abbrechen, weil ich Atmennot und ein Druckgefühl im Brustkorb entwickelte.
Laut meiner Spezi eine relativ häufige Nebenwirkung von Cipro. Dodgy

Gibt es denn einen besonderen Grund, warum dir gerade dieses Antibiotikum verschrieben wurde?
Sprichst du besonders gut darauf an (das ist wohl tatsächlich bei einigen Patienten so), oder hast du Bartonellen?
Ansonsten wäre es aus meiner Sicht, nicht unbedingt das erste Mittel der Wahl... Icon_confusednew

Och, mensch...Ooolong...alles ein Mist mit Boore+Co. Ich wünsche dir, dass es bald wieder aufwärts geht. Icon_unknownauthor_troest


Liebe Grüße

Leonie
Hallo Oolong,

zu deinen Fragen selbst kann ich nicht antworten. Aber das es dir schlechter geht, tut mir sehr Leid. Das ist ggf. das Resultat aus euren Stress mit dem Laden und ... Das geht bestimmt nicht spurlos an unseren schon "geplagten" Körper vorbei. Ich habe ja trotzdem gestaunt, wie Ihr das so alles geschafft habt.

Ich merke selbst wieviel ich vor mir herschiebe, weil mir vieles über den "Kopf" wächst und das ist alles nicht mein ursprünglicher Elan! Ich möchte gern und es geht halt nicht so.
Vorallem organisatorischer Stress mit gewissen Zeitdruck ist für mich mittlerweile der richtige Horror!Huh

Ich hoffe, die Behandlung schlägt bei dir baldigst an und dir geht es wieder besser. Und du kannst viele Dinge wieder in Ruhe angehen.

Also sei ganz lieb Icon_kolobok
LG FreeNine
Hallo Oolong,

ob Tinidazol wirklich nebenwirkungsärmer ist, scheint ja nur Prof. Sapi vermeintlich zu wissen. Mich würde mal interessieren, ob es hierzu belastbare Daten gibt. Die Borreliose-Fachgesellschaft hat stets nur Metronidazol in den Leitlinien vermerkt. Ich habe jetzt allerdings einen Therapievorschlag von Dr. B. aus R., der ja maßgeblich an den Leitlinien beteiligt war, erhalten. Dieser Vorschlag sieht eine Kombi zwischen Azithromycin (300 mg täglich), Quensyl jeden 2. Tag und Tinidazol (1/2 Tablette täglich) vor. Die Dauer der Therapie wurde offengelassen. Habe mich noch nicht entschlossen, auf diesen Vorschlag einzugehen.

Wie Leonie schreibt und wie mir auch schon bewußt war, sind Imidazole bei neuropathischen Erkrankungen relativ kontraindiziert, zumal sie die Myelinscheiden angreifen können. Das macht mir mehr Angst als alle anderen Nebenwirkungen.

Wenn irgendjemand einen Original-Beipackzettel in englischer Sprache vom Tini hat (italienisch nützt mir nichts), könnte dieser vielleicht ins Forum bzw. als PN eingestellt werden?

Liebe Oolong, ich wünsche Dir alles Gute und daß Du die für Dich richtige Entscheidung treffen mögest.

Viele Grüße, IrisBeate
(25.04.2014, 05:25)Leonie Tomate schrieb: [ -> ]Aber die Unterschiede sind aus meiner Sicht nicht sooo gravierend.
Wichtiger ist nach meiner Erfahrung die "Zubereitung" (ich glaube der Fachausdruck ist Formulierung?) des Präparats.
Ich hatte zb. mit einem Tinidazol aus Frankreich überhaupt keine Magenprobleme, ein anderes Präparat aus Italien hat mir die Magenschleimhaut regelrecht verätzt. Eine Einnahme geht nur mit Magenschutz.

Das ist sehr interessant!

Kannst du den Namen des franz. Präparates nennen, Leonie?

Ich habe eine ähnliche Erfahrung mit Aspirinpräparaten gemacht: franz.Präparat hat Magenbrennen ausgelöst, die deutschen Präparate (von Ratiopharm und später von Bayer) habe ich bei gleicher Dosierung (1-2 g) problemlos vertragen.

Zitat:Sowohl Metro, als auch Tini kann ich nicht längerfristig nehmen, weil bei mir ca. ab dem 8 Einnahmetag verstärkt Nebenwirkungen (Neuropathien) einsetzen.
Das sind bekannte, mögliche Nebenwirkungen von Nitroimidazolen. Wenn man Pech hat, bilden sich diese "ertaubten" Körperpartien nicht zurück.

Na toll!Confused

Zitat:Ich hab übrigens mittlerweile auch damit einen persönlichen Behandlungsversuch gestartet. Ich musste ihn nach 10 Tagen abbrechen, weil ich Atmennot und ein Druckgefühl im Brustkorb entwickelte.
Laut meiner Spezi eine relativ häufige Nebenwirkung von Cipro.

Wirkt Cipro. gegen Borrelien?

Zitat:Ansonsten wäre es aus meiner Sicht, nicht unbedingt das erste Mittel der Wahl...

Ich denke auch so. Es sei denn, Oolong hat Bartonellen und hat Cipro deswegen bekommen.
(25.04.2014, 11:33)irisbeate schrieb: [ -> ]ob Tinidazol wirklich nebenwirkungsärmer ist, scheint ja nur Prof. Sapi vermeintlich zu wissen. Mich würde mal interessieren, ob es hierzu belastbare Daten gibt.

Prof.Salpi testet keine AB in vivo, sondern nur in vitro!Wink

Sie hat nur herausgefunden, dass Tini in vitro besser gegen Zysten und Biofilmen wirkt als Metro.

Den Hinweis auf die bessere Verträglichkeit habe ich in einer anderen Quelle gefunden (wiss.Artikel).

Zitat:Die Borreliose-Fachgesellschaft hat stets nur Metronidazol in den Leitlinien vermerkt.

Die Leitlinien sind aber 2011 überarbeitet worden, im Jahr, wo Sapi ihre Studie veröffentlicht hat. Wir sind im Jahr 2014. Von daher gehe ich davon aus, dass die neuen Erkenntnisse bezüglich Zysten und Biofilmen nicht in diesen Leitlinien berücksichtigt worden sind.

In der Tat steht dort Hydroxycholoroquin als "Zystenknacker", dabei habe Sapi in vitro unter Quensyl eine Vermehrung der Zysten beobachtet (Beobachtungen noch nicht veröffentlicht, aber auf Lyme Konferenzen bereits mitgeteilt).

Und über Biofilme als Resistenzgrund/Persisterformen schweigen diese Leitlinien komplett.

Von daher betrachte ich sie persönlich zum Teil als obsolet und revisionsbedürftig.

Ich weiß auch nicht, warum einzig Metronidazol als Zystenknacker benannt wird, denn Brorsons hatten ja die gute Wirkung von Tinidazole gegen Zysten bereits vorher gezeigt.Vielleicht weil Tinidazol in Deutschland keine Zulassung mehr hat?

Zitat:Ich habe jetzt allerdings einen Therapievorschlag von Dr. B. aus R., der ja maßgeblich an den Leitlinien beteiligt war, erhalten. Dieser Vorschlag sieht eine Kombi zwischen Azithromycin (300 mg täglich), Quensyl jeden 2. Tag und Tinidazol (1/2 Tablette täglich) vor. Die Dauer der Therapie wurde offengelassen. Habe mich noch nicht entschlossen, auf diesen Vorschlag einzugehen.

Wolltest du nicht zu Dr.M.L. gehen?Huh

Zitat:Wie Leonie schreibt und wie mir auch schon bewußt war, sind Imidazole bei neuropathischen Erkrankungen relativ kontraindiziert, zumal sie die Myelinscheiden angreifen können. Das macht mir mehr Angst als alle anderen Nebenwirkungen.

Problematisch ist es, wenn die Borrelien eine Neuropathie ausgelöst haben und man unter der Therapie unter Tinidazol nicht weiß, ob die Verschlimmerung (oder Auftreten) der Neuropathie eine Herxheimer Reaktion oder eine NB ist.

Ist das vielleicht der Grund, warum Nitroimidazole bisher nur selten oder kurz (10 Tage z.B.) verschrieben werden? Andererseits gibt es Spezies, die Tini. auch mehrere Wochen am Stück verschreiben.

Schau mal, ob ein Beipackzettel sich online finden lässt.
@irisbeate: ich habe das gefunden:

http://www.onmeda.de/Wirkstoffe/Tinidazol.html
@sunflower

das französische Präparat heißt Fasigyne... Tinidazol wird in der Zwischenzeit von mehreren Ärzten der Borreliose-Gesellschaft eingesetzt.


Die Behandlungsdauer über 10 Tage beruht wohl daher, dass es nur da eine geprüfte Zulassung gibt. Alles länger als 10 Tage ist ein Off-Label-Use.

Und die Probleme bei Metro und Tini sind halt auch, weil man über den Langzeitgebrauch keine Erfahrungen hat und weil die Zellschädigenden Wirkung im Raum steht.

Jeder der Tini oder Metro über einen längeren Zeitraum nimmt, muss sich zumindest bewusst sein, dass er das auf eigenes Risiko tut. Mir ist zu Ohren gekommen, dass da manche Ärzte sogar eine Zustimmung des Patienten unterschreiben lassen.

LG Niki
Kurz so halb off topic...

Zitat:Wenn irgendjemand einen Original-Beipackzettel in englischer Sprache vom Tini hat (italienisch nützt mir nichts), könnte dieser vielleicht ins Forum bzw. als PN eingestellt werden?

Zwar kein Original-Beipackzettel, aber in deutsch aus der Open Drug Database...und das ist auch recht informativ. Icon_unknownauthor_zwinker


http://ch.oddb.org/de/gcc/fachinfo/reg/36345


Liebe Grüße

Leonie
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