Forum Borreliose & Co-Infektionen

Normale Version: Untersuchung zur methodischen Qualität der Leitlinien zur Neuroborreliose!
Du siehst gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Ein interessanter Job für die Onlyme-Gruppe zu Leitlinien:

Eine Untersuchung zur methodischen Qualität der Leitlinien zur Neuroborreliose!
Vom unabhängigen Cochrane Instiut in Zusammenarbeit mit dem Verfasser der deutschen (DNG) Leitlinie zur Neuroborreliose Prof. Rauer, Freiburg und DNG Mitglied R.Dresch..

In der z.B. die von zahlreichen Ärzten entwickelte Leitlinie zur Borreliose der ärztlichen
Fachgesellschaft der Borreliose –Gesellschaft (DBG) verächtlich als Leitlinie einer „Patientenorganisation“ bezeichnet wird.

Insgesamt wurden zwei Leitlinien, bewertet nach II-Rating, von Rezensenten empfohlen, drei als "mit Modifikationen empfohlen", und drei wurden "nicht zu empfehlen" (Tabelle 2).

Bemerkenswert ist, dass neben der DBG Leitlinie, ebenso seine eigene hochgelobte Leitlinie zur Neuroborreliose der DNG als "nicht zu empfehlen" bewertet wurde. Das wohl als eine große Schlappe für Rauer zu betrachten ist. Zumal diese seit über 10 Jahre in Deutschland fast ausschließlich zur Diagnostik und Therapie verwendet wird.
(Oft zum Nachteil der Patienten!)
Zudem hat diese Leitlinie der DNG, nach der Bewertung der Autoren bei der Beteiligung der Interessensgruppen, eine deutlich schlechtere Bewertung als die Leitlinie der DBG! (DBG=0.28 Punkte, DNG=0.11)
Das wohl daran liegt, dass die DBG Leitlinie unter Federführung von Rauer, nur von einer Handvoll Neurologen, ohne Beteiligung von anderen ärztlichen Fachgesellschaften, geschweige Interessen von Patienen(verbänden) erstellt wurde.

Besonders bedenklich ist, dass offenbar selbst das, anerkannt unabhängige Cochrane Instiut noch nicht einmal den gravierende Unterschied zwischen einer „Lyme-Borreliose“ und einer reinen „Neuroborreliose“ erkannt hat, und diese Leitlinien ohne jede Unterscheidung, Abgrenzung und Kommentar gleich setzt!!

Interessant sind auch die Angaben zu Interessenskonflikten:
RD (R.Desch) und SR (S. Rauer) sind beide Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DNG), die eine der enthaltenen Richtlinien veröffentlicht. SR berichtet Beratungs- und Vortragshonorare
Forschungsunterstützung von Bayer Vital GmbH, Biogen Idec, Merck Serono, Novartis, Sanofi-Aventis, Baxter, RG und Teva zu erhalten. Außerdem zeigt SR an, dass er Gründungsvorstandsmitglied der ravo Diagnostika GmbH ist.

Viel Spass bei der detaillierten Auswertung dieses Forschungs-Artikels.

http://www.biomedcentral.com/content/pdf...0501-3.pdf
Danke lieber Inkognito,

Hausaufgaben werden fleissig gemacht. Icon_xmas4_advent4

Methodological quality of guidelinies for management of Lyme-Neuroborrelios
http://forum.onlyme-aktion.org/showthread.php?tid=8015

habe noch weitere für die kommenden Tage, für jedes weitere Adventskerzchen eine, wenn du möchtest, dann melde dich bei mir.

Ich denke es wird auch für die Zukunft wichtig sein, dass man zwischen Lyme-Borreliose und einer reinen Lyme-Neuroborreliose keine klaren Trennstriche ziehen sollte auch wenn dieses gerade forciert wird.

Wenn nun auch eine reine S3-Leitlinie zum Thema Lyme-Neuroborreliose in der Planung ist und zusätzlich eine reine S3-Leitlinie zum Thema kutane Manifestationen der Lyme-Borreliose, ist festzuhalten, dass dieses lediglich die bekanntesten Manifestationen der Lyme-Borreliose abdecken wird, unabhängig vom Grad der Evidenz. Eine allumfassende gemeinschaftliche Leitlinie ist damit erstmal ziemlich aufs Eis gelegt.

Zitat:Das wohl daran liegt, dass die DBG Leitlinie unter Federführung von Rauer.... Tongue

dem Fühlerteufel aufgesessen ist. Icon_xp-close-button



Auf der anderen Seite zeigt es eine gewisse Verantwortung, dass diese Dinge ausgehend vom Betreiben der DNG nun auf den Tisch gelegt werden. Interessant wird daher nicht die Vergangenheit sein, sondern die Zukunft.

Gesundheitsdienstleister und Patienten müssen sich dieser Variabilität in der Qualität bei der Wahl ihrer Empfehlungen für die Behandlung und Entscheidungen bei Lyme-Neuroborreliose bewusst sein.

... und nicht nur dort.......

Empfinde ich als einen riesen Fortschritt und hoffe, dass es zukünftig einen ehrlicheren Umgang mit der Evidenz geben wird.

Für alle Interessierten: Mehr Informationen zum Entstehen von Leitlinien:

http://onlyme-aktion.org/borreliose-leit...nd-solche/

Liebe Grüße vom Urmel

Ehemaliges Mitglied

Aus bestimmten Gründen, Aufklärung, Hinterfragung, in Frage stellen ...
Ist doch der damalig verfasste Text weder beim Patienten sowie in der Ärzteschaft nicht mehr vertretbar, mein Eindruck. (Auch wenn er noch viel zu häufig Anwendung findet)
Aus #2
Zitat:Auf der anderen Seite zeigt es eine gewisse Verantwortung, dass diese Dinge ausgehend vom Betreiben der DNG nun auf den Tisch gelegt werden.
Hallo Fischera,

verzeih mit, was genau willst du mit deinem oberen Post sagen? Ich verstehe es nicht - vielleicht stehe ich auch auf dem Schlauch.

Welchen "damalig verfassten Text" meinst du Huh

Liebe Grüße Urmel

Ehemaliges Mitglied

Gern Urmel57 #4,
aus #1
Zitat:Vom unabhängigen Cochrane Instiut in Zusammenarbeit mit dem Verfasser der deutschen (DNG) Leitlinie zur Neuroborreliose Prof. Rauer, Freiburg und DNG Mitglied R.Dresch..
Zitat:Leitlinienkoordinator: Prof. Dr. Sebastian Rauer
Leitlinie: Neuroborreliose
Registernr: 030/
071
Aus:
http://www.dgn.org/images/red_leitlinien...eliose.pdf

Zur Leitlinie eine Stellungnahme
http://www.praxis-berghoff.de/dokumente/...N_2011.pdf
Unabhängikeit ist faktisch in der Wissenschaft nicht mehr zu finden.

Die S1- LL Neuroborreliose läuft Ende des Jahres aus.

Die methodische Überprüfung der Leitlinien, die sich zu Neuroborreliose äußern, ist ein Ergebnis dieser Überprüfung, ebenso wie die beiden anderen Studien, die ich kürzlich eingestellt habe.

Effizienz und Sicherheit pharmakologischer Behandlung von Lyme-Neuroborreliose. Protokolle eines Systemischen Reviews.

und

Häufigkeit und Umfang von Restsymptomen bei Lyme-Neuroborreliose nach pharmakologischer Behandlung: Ein systematisches Review.

Voraussichtlich wird eine S3-Leitlinie für reine Lyme-Neuroborreliose angemeldet werden. Was dann folgt wird spannend werden und mit Sicherheit nicht jedem gefallen.

Fortsetzung folgt.......
Urmel schrieb:

Zitat:Voraussichtlich wird eine S3-Leitlinie für reine Lyme-Neuroborreliose angemeldet werden. Was dann folgt wird spannend werden und mit Sicherheit nicht jedem gefallen.

Fortsetzung folgt.......

Hoffentlich sind das dann nicht wir Patienten... Hoffentlich fangen endlich mehr Ärzte an, ihren eigenen Menschenverstand, zu gebrauchen...
Mit den Details dieser Veröffentlichung und methodischen Qualität von künftigen Leitlinien kann man sich noch intensiv beschäftigen.
Ich möchte nur nochmal auf dessen Kernaussage hinweisen:
Die "S1!" Leitlinie der DNG zur Neuroborreliose ist 2002 erschienen, dessen Qualität nun "zum ersten Mal" von einem unabhängigen Institut untersucht und als "nicht zu empfehlen" bewertet wurde!
Seit dem Erscheinen dieser Leitlinie 2002 wurden jedoch die meisten Patienten "seit 13 Jahren!" genau nach dieser "nicht empfehlenswerten Leitlinie" (fehlerhaft) diagnostiziert und behandelt, sowie fast alle Sozialgerichtsverfahren wegen dieser Leitlinie abgeschmettert!

(Ich hatte seither leider vergeblich versucht auf die erheblichen Mängel dieser Leitlinie hinzuweisen, die nun zum ersten Mal von einem renommierten, anerkannten Institut bestätigt wurden. Den gravierenden Unterschied zwischen einer „Lyme-Borreliose“ und einer „Neuroborreliose“ hat aber scheinbar selbst das Cochrane Institut noch nicht erkannt.)
Zitat:Seit dem Erscheinen dieser Leitlinie 2002 wurden jedoch die meisten Patienten "seit 13 Jahren!" genau nach dieser "nicht empfehlenswerten Leitlinie" (fehlerhaft) diagnostiziert und behandelt, sowie fast alle Sozialgerichtsverfahren wegen dieser Leitlinie abgeschmettert!

Können wir wirklich so argumentieren? So wie ich es verstanden habe, sind die LL nicht empfehlenswert, weil sie methodische Mängel haben. Die LL der AAN und EFNS werden als empfehlenswert eingestuft. Viel andere Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie enthalten diese LL auch nicht - soweit mein Englisch reicht.

LG, Regi
Ja Regi, es ist wegen der methodischen Mängel. Über die Inhalte der Leitlinie zu Therapie und Diagnostik wird explizit keine Stellung genommen.

Diese Punkt sind also nach wie vor Gegenstand der Diskussion. Sollte jemand also auf Grund dieser Veröffentlichung sein Sozialgerichtsverfahren neu aufrollen wollen, dann wird das auf Grund dieser Veröffentlichung wenig helfen, da müsste also besser abgewartet werden, ob die neuen Leitlinien da neue Optionen eröffnen. Wann die erscheinen, ist allerdings noch offen.

Zitat: No statement can be given on quality of content
and validity of recommendations, as these issues are not subject to assessment with the AGREE II tool and are
prone to individual interpretation of the available evide
nce by the corresponding guideline panels.

Aktuelle Leitlinien für neuropsychiatrische Lyme-Borreliose variieren in der methodischen Qualität und Inhalt. Gesundheitsdienstleister und Patienten müssen sich dieser Variabilität in der Qualität bei der Wahl ihrer Empfehlungen für die Behandlung und Entscheidungen bei Lyme-Neuroborreliose bewusst sein. Keine Aussage über die Qualität der Inhalte und ihrer Gültigkeit der Empfehlungen kann gegeben werden, da diese Fragen nicht Gegenstand der Beurteilung mit dem AGREE II Werkzeug und diese anfällig für individuelle Interpretation der verfügbaren Evidenz der entsprechenden Leitlinien sind. Um die Leitlinenqualität zu verbessern , sollten Leitlinienkommissionen mehr Nachdruck auf die Zusammenhänge von Empfehlungen zur verfügbaren Evidenz geben, Transparenz geben bei der Evidenzsuche und Evaluierung und die Umsetzung der Empfehlungen für die klinische Praxis schaffen.

1. Viele Leitlinine betrachten ja das Thema Neuroborreliose und Lyme-Borreliose gemeinsam, was ja auch sinnvoll ist/ wäre, wenn es richtig gemacht wäre.

2. Die Qualität der Inhalte der Leitlinie wurde nicht gepüft.

3. Lediglich wurde empfohlen, und das sehe ich auch als Kernaussage der Studie, mehr Transparenz bei der Leitlinienerstellung zu geben d.h. :

- was empfohlen wird, soll auch wissenschaftlich belegt sein
- wie dieser wissenschaftliche Beleg gesucht wurde soll offengelegt werden
- wie dieser dann beurteilt und bewertet wurde soll offengelegt werden
- und das Ganze sollte dann auch in die Praxis umgesetzt werden

All dies ist in der Vergangenheit vernachlässigt worden bei Leitlinien, die mit N bewertet wurden. Schade dass die S1 Leitlinie "kutane Manifestationen der Lyme-Borreliose" nicht auch mitbewertet wurde, denn da wäre das Gleiche rausgekommen.

Liebe Grüße Urmel