Forum Borreliose & Co-Infektionen

Normale Version: Antibiotika - Einnahmeturnus?
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Hallo,
ich bin neu hier und gerade sehr verunsichert.
Ich hatte einen Zeckenbiss und es trat nach wenigen Tagen eine Wanderröte ein. Seit dem 4. Tag nach dem Biss, nehme ich Doxycylin. Der Arzt hat mir 200mg 1x täglich verschrieben. Es hieß, dass ich aufgrund des frühen Therapiebeginns gute Chancen hätte, dass keine Spätfolgen auftreten.
Nun nach über 2 Wochen - habe ich gehört, dass das Medikament eine Halbwertzeit von 15 Stunden hat. Kann es sein, dass die bisherige Antibiotikatherapie daher nicht wirksam war?
Über eine Rückmeldung freue ich mich.
Danke.
Claudia
Hallo Claudia,

Willkommen bei uns im Forum.

Tatsächlich sind die Heilungschancen in der Frühphase am größten. Trotzdem muss der individuelle Verlauf betrachtet werden . Wenn sich die Wanderröte gut zurückbildet wäre das ein gutes Zeichen, dass die Therapie wirkt.

Ob nun 1 mal 200 mg oder 2 mal 100 mg von Vorteil sind, darüber gibt es meines Wissens keine kontrollierten Erkenntnisse. Bei der einmaligen Gabe ist die Spitzenkonzentration dann auch höher und eine Halbwertszeit von 15 Stunden heißt eben auch, dass nach 30 Stunden noch mindestens ein Viertel im Blut nachweisbar ist. Anders kann es zum Beispiel dort sein, wo sich Doxycyclin anreichern kann, z. B in der Haut, weshalb auch die Sonnenempfindlichkeit such noch einige Tage über die Einnahme hinaus besteht.

Wichtig sehe ich es, dass das Körpergewicht mitbedacht wird. Bei Kindern über 9 Jahren werden 4mg / kg genommen. Für Kinder und Erwachsene über 50 kg gibt es dazu allerdings auch keine kontrollierten Studien zu höheren Dosierungen. Würde aber durchaus Sinn machen diese Körperbesonderheiten zu berücksichtigen, ebenso wie die peinliche Vermeidung von mineralhaltigen Produkten aller Art wie Milch, Fruchtsäfte, verschiedene Mineral- und Leitungswasser im Abstand von 2-3 Stunden.

Die Empfehlungen der deutschen Borreliosegesellschaft gehen dann auch zu einer höheren Dosierung bis 400 mg und längerer Einnahmedauer von 4 Wochen im der Frühphase. Allerdings gibt es auch hier keine kontrollierten Beobachtungen zu Vor- und Nachteilen.

Ich persönlich würde 4 Wochen anstreben mit 4 mg/ kg, es kann aber durchaus sein, dass deine bisherige Therapie voll ausreichend ist.

Sollten weitere Beschwerden dazukommen auch nach Beendigung, würde ich allerdings an der Sache dranbleiben.

Liebe Grüße Urmel
Hallo Claudia9,

willkommen im Forum von OnLyme-Aktion Icon_winken3

Es stimmt, dass Doxycyclin eine Plasmahalbwertszeit von ca. 16 Stunden hat. Das kann individuell ein wenig schwanken.
Das ist für ein Antibiotikum ein recht langer Zeitraum, denn Halbwertszeit bedeutet ja nicht, dass es nach deren Ablauf mit der Wirkung vorbei ist.
Vielmehr ist es so, dass nach Einnahme eine Spitzenwert, eine Maximalkonzentration im Blut erreicht wird. Diese Konzentration wirkt weiter.

Es ist durchaus üblich, dass Doxycyclin in der 200mg/Dosierung nur einmal täglich verabreicht wird. Damit werden in der Regel (falls man nicht zu schwer ist - zb. über 70kg -, oder aus irgendwelchen Gründen zu schnell metabolisiert) ausreichend hohe Plasmaspiegel erreicht.
Es kommt dann mit jeder weiteren Einnahme, zu einer "Spiegelbildung" im Körper.

Schau mal hier, auf dieser Seite wird die Wirkungsweise von Doxycyclin recht ausführlich beschrieben:
http://www.gifte.de/Antidote/doxycyclin_heumann.htm

Übrigens auch, welche Mineralstoffe nur zeitversetzt eingenommen werden sollten, weil sie die Aufnahme des Antibiotika-Wirkstoffes verhindern!

Die dreiwöchige Behandlung mit 200mg/Doxy ist die Standardtherapie bei Lyme-Borreliose im Früstadium.
Es ist davon auszugehen, dass bei der überwiegenden Anzahl der Infizierten, diese Behandlung ausreichend ist.
Das Problem ist nur, dass es in Einzelfällen gründlich schief geht.
Dieses Forum ist voll mit Menschen, bei denen es nicht hingehauen hat und die in die Chronifizierung gerutscht sind.
Mir selber ist genau das widerfahren. Trotz frühzeitiger Standardtherapie bin ich nie wieder gesund geworden - warum das so ist, ist im Grunde unklar.

Es gibt eine Minderheit von Medizinern (unsere "Spezis") die direkt höhere und längere Antibiotikaeinnahmen bei Lymeborreliose befürworten.
Ob das wirklich besser hilft ist ungeklärt - ich persönlich hätte es gerne ausprobiert. Vielleicht wäre mir dann ja einiges erspart geblieben....Dodgy


Liebe Grüße

Leonie
Vielen Dank, Urmel und Leonie! Eure Antworten waren hilfreich und vor allem sehr verständlich erklärt.
Es erscheint mir nach allem, was ich inzwischen zur Thematik gelesen habe, sinnvoll, das Antibiotikum 30 Tage zu nehmen. Mit Nieren, Leber oder Magen hatte ich bisher keine Probleme, sodass ich hoffe, dass das so bleibt.