28.09.2022, 22:06
Zitat:Wie aussagekräftig sind diese Werte?Ich hatte bereits versucht, es dir zu vermitteln: Laborwerte alleine sind nie aussagekräftig bei der Borreliose. Egal ob positiv oder negativ. Für die Diagnose braucht es Angaben zu klinischen Symptomen, Vorgeschichte (Zeckenstich, Wanderröte und/oder andere spezifische Symptome erinnerlich? Zeckenexposition möglich?), Verlauf (wann traten erste Symptome auf in welchem Zusammenhang?) und Ausschluss anderer möglicher Ursachen. Wenn du hier neue Fragen auftust, ohne gestellte Fragen zu beantworten, bekommst du keine besseren Antworten. Aus den neuen Laborwerten können keine neuen Erkenntnisse gezogen werden. ELISPOT sagt gar nichts aus. Meines Wissens ist der Test bisher nie validiert worden.
Zitat:Behandlung ja/ nein?Diese Entscheidung musst du schlussendlich selbst treffen. Da die Laborwerte und die Symptome in deinem Fall keinesfalls eine Diagnose hergeben, würde ich das Ganze als Therapieversuch betiteln. Deshalb würde ich Doxy höher dosieren (mind. 5mg pro kg Körpergewicht pro Tag, verteilt auf zwei Dosen). Nach meiner Erfahrung waren 200 mg Doxy pro Tag wirkungslos. 600 mg pro Tag zeigten aber eine Wirkung. Also wenn schon ein Therapieversuch, dann so hoch wie möglich dosiert. Sonst hast du schlussendlich wieder Zweifel, ob eine höhere Dosis nicht doch etwas bewirkt hätte. Bringt Doxy nichts, würde ich eine Runde Amoxicillin versuchen (50 mg pro kg Körpergewicht pro Tag, verteilt auf mind. 3 Dosen, möglichst alle 8 Std.). Wenn das auch nichts bringt auf Azithromycin umsteigen. Die verschiedenen Borrelienstämme sind unterschiedlich empfindlich auf verschiedene Antibiotika - zumindest im Laborversuch. Die AB selbst wirken auch unterschiedlich (intrazellulär, mehr oder weniger gut gewebegängig, bakteriostatisch oder bakterizid). Wegen der Liquorgängigkeit von Minocyclin würde ich auch das in Betracht ziehen bei Verdacht auf Befall des zentralen Nevensystems. Die Therapie ist also abhängig vom Ansprechen und das ist bei jedem Patienten anders. Ich habe den Eindruck, dass einige "Spezis" in ihren Therapieschemas genauso festgefahren sind wie geltende Lehrmeinung.
Zu pflanzlicher Behandlung kann so gut wie nichts gesagt werden.
Zitat:Wieviel bringt diese Art der Therapie (auch jetzt noch/ schon) bei recht unspezifischen Symptomen?200 mg Doxy pro Tag halte ich für nicht zielführend. Ansonsten ist die Therapie immer eine Rumpröbelei. Jeder Patient reagiert anders.
Zitat:Gibt es Studien, die zeigen wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass es ohne Behandlung schlimmer wird? (Bzw. welche Langzeitfolgen wie häufig auftreten)Nein, nicht wirklich. Insbesondere nicht, wenn der Verlauf mit unspezifischen Symptomen einhergeht.
Zitat:Macht es Sinn mit einer Therapie später zu beginnen, falls die Symptome zunehmen oder gilt je früher desto besser auch dann wenn die (mögliche) Infektion ohnehin einige Jahre zurück liegt?Da es keine klinischen Studien zu der Frage gibt, ist sie schwer zu beantworten. Ich würde, wann immer ein Verdacht besteht, sofort einen Therapieversuch machen, weil niemand weiss, was das PTLDS (Post Treatment Lyme Disease Syndrom) ausmacht. Aber sowohl aktive Borrelien, als auch ein Autoimmungeschehen oder Strukturelle Schäden werden sicher nicht besser, wenn man wartet.
Lange und hoch dosierte AB-Therapien würde ich immer mit pilzhemmender Diät, Probiotika, Magnesium und Vit. B12 abschirmen. Magensium mit Abstand zu Tetracyclinen (Doxycyclin und Minocyclin) einnehmen!
Je mehr ich über die Borreliose weiss, desto mehr weiss ich, dass man fast gar nichts weiss.
Nichts auf der Welt ist gefährlicher als aufrichtige Ignoranz und gewissenhafte Dummheit. (Martin Luther King)
Absenz von Evidenz bedeutet nicht Evidenz für Absenz