26.02.2018, 12:46
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Zitat:Was bedeutet „intrazellulär“ wenn es um die Bestimmung von Vitalstoffen geht?
Für die Beurteilung des Versorgungsstatus und ggf. des Substitutionsbedarfes an Vitalstoffen wie z. B. Spurenelementen, Vitaminen, ATP oder Glutathion ist die Einschätzung der Gewebeversorgung maßgeblich. In der Praxis steht uns jedoch als Untersuchungsmaterial ausschließlich das Blut zu Verfügung. Generell gilt, dass die Aussagekraft der Laborwerte größer ist, wenn man nicht nur die frei im Blutserum enthaltenen Stoffe sondern auch die intrazellulären Anteile erfasst.
Für die Untersuchung der Spurenelemente liefert die Vollblutmineralanalyse die aussagekräftigen Laborwerte, da sie sowohl die intrazellulären Pools als auch den Serumanteil erfasst, der für den Transport in Organe und Gewebe zu Verfügung steht. Die Vollblutmineralanalyse zeigt an, ob für die physiologisch regulierte Verteilung ins Gewebe ausreichend Spurenelemente vorhanden sind.
Andere Vitalstoffe werden nicht an Gewebe und Organe verteilt, sondern in den Zellen gebildet, wie z. B. ATP und Glutathion. Zur Bestimmung ihres Versorgungsstatus sollte deshalb ihr Gehalt auch ausschließlich in Blutzellen gemessen und davon der Versorgungsstatus der Gewebezellen abgeleitet werden.
Dabei wird der Terminus „intrazellulär“ oft missverständlich verwendet. Unter „intrazellulär“ verstehen wir die Bestimmung in Monozyten und Lymphozyten, die auch als PBMC (Peripheral Blood Mononuclear Cells) bezeichnet werden. PBMC sind „echte“ Zellen, da sie über Zellkern und Mitochondrien verfügen und einen Zellstoffwechsel unterhalten. Nur diese echten Blutzellen sind den Gewebezellen ähnlich genug, um von ihrem Gehalt an Vitalstoffen mit ausreichender Genauigkeit auf die Gewebezellen zurückzuschließen. Erythrozyten stellen hingegen im Wesentlichen die „Transporthülle“ für das Hämoglobin dar. Ein Rückschluss von Erythrozyten auf den Vitalstoffgehalt von Organen und Gewebe ist unzulässig.
Es gibt zwei Verfahren zur intrazellulären Messung:
1. Die Lymphozyten und Monozyten werden aus Heparinblut zuerst durch eine Dichtegradientenzentrifugation von den Erythrozyten, Granulozyten und Thrombozyten sowie vom Serum getrennt (siehe Abb.). Wir verwenden diese Methode für die Bestimmung des ATP, sowie für Calcium, Kalium und Magnesium im Rahmen der Vitamin D-Stoffwechsel-Diagnostik nach Dr. Löffler.
2. Bei der zweiten Möglichkeit zur intrazellulären Analyse werden die Lymphozyten und Monozyten durch Zugabe von zellspezifischen monoklonalen Antikörpern zytofluorometrisch von den restlichen Blutzellen und den Erythrozyten getrennt. Die Anwendung dieser Methode ist dann möglich, wenn auch der zu bestimmende Analyt durch intrazelluläre zytofluorometrisch auswertbare Färbung nachweisbar ist. Wir nutzen diese Methode für die Bestimmung von reduziertem Glutathion (GSH).
Irreführend ist es dagegen, wenn solche Analysen als „intrazellulär“ bezeichnet werden, bei denen aus einer EDTA-Blutprobe lediglich nach Zentrifugation das Serum abgetrennt wird und anschließend der gesamte „Blutkuchen“ zur Analyse verwendet wird. Hier wird der Messwert im Wesentlichen durch die zellkernlosen Erythrozyten und die kurzlebigen Granulozyten bestimmt, die kaum eine Aussage über den Gewebegehalt an Vitalstoffen machen können. Auch ist eine vollständige Entfernung des Serums nicht möglich. Richtigerweise sollte diese Methode wegen der Dominanz der roten Blutzellen immer als „intraerythrozytäre“ Analyse gekennzeichnet werden, wobei wir eine Vitalstoffbestimmung in roten Blutzellen für genauso wenig aussagefähig halten wie die Bestimmung im Serum.
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