(05.05.2018, 18:23)Donald schrieb: Wenn es wirklich eine nennenwerte Zahl von direkt-nachgewiesenen Borreliosen bei gleichzeitiger dauerhafter Seronegativität gäbe, würde man regelmäßig davon hören in der öffentlichen Diskussion.
Es gibt genügend Fallbeispiele in der Fachliteratur, die zum Teil auch Eingang in das
große Review aus 2016 gefunden haben (ich habe mir ein Dutzend Studien daraus stichprobenartig angeschaut). Jedoch kann man auf dieser Basis keine Abschätzung zur Häufigkeit von Seronegativität im Spätstadium machen und im Zweifelsfall sind das halt "Einzelfälle". Aber dass es diese Einzelfälle gibt, ist nicht strittig (z.B. in einer kleinen Studie mit 3 LA Patienten mit Direktnachweis aus Synovialflüssigkeit: 2 seropositiv, einer seronegativ). Ich bezweifle aber, dass es nur Einzelfälle sind.
(05.05.2018, 18:23)Donald schrieb: Von Klemanns Studie hab ich gehört, ohne genaueres zu wissen. Du meinst, bei 100 seronegativen Patienten wäre ein direkter Nachweis gelungen? Bezweifele ich ganz stark. Dazu gelingt ein direkter Nachweis zu selten.
Klemann hatte über die Jahre hinweg aus auffälligen Hautarealen bei Patienten mit V.a. chron. Borreliose Biopsien entnehmen und sowohl histologisch als auch mittels PCR untersuchen lassen (bei einem Teil der Patienten auch zusätzlich Kultur und FFM). In einer Publikation (ich habe sie vorliegen) fasst er die Ergebnisse zusammen, wobei er darin etwa 100 Patienten mit Direktnachweis beschreibt. Diese befanden sich alle wohlgemerkt im Spätstadium und der sensitivste serologische Test war da der IgG-Blot, der zu etwa 65 % positiv war, der Elisa IgG zu ca. 50 % und IgM deutlich niedriger (die exakten Zahlen müsste ich nachschauen). Warum die Ergebnisse der Studie komplett ignoriert werden, erschließt sich mir nicht, denn es müsste trotz der Mängel Anlass dazu geben, hier näher nachzuschauen.
Es ist dann immer noch nicht klar, ob bei serologisch negativ getesteten Patienten wirklich keine oder zu wenig detektierbare Ak vorliegen, oder ob es sich letztlich um ein Labor- bzw. Testkitproblem handelt. Es ist ja bekannt, sowohl aus den USA als auch einer Studie aus NL, dass ein und dasselbe Serum in verschiedenen Laboren unterschiedlich getestet wird. Sogar wenn man auf Bandenebene vergleicht (z.B. p83 in einem Labor negativ, im anderen positiv). Allein dieser Umstand falsifiziert m.E. die Behauptung, dass im Spätstadium nahezu 100 % Seropositivität vorläge, denn dann dürfte es im laborübergreifenden Vergleich nicht solche Diskrepanzen geben.
Im Übrigen teile ich deine Empfehlung bei V.a. auf Borreliose den Blot in mindestens zwei verschiedenen Laboren machen zu lassen.
Ansonsten habe ich mich zu dem Thema früher schon an anderer Stelle ausgelassen und will das nicht wieder aufwärmen. M.E. gibt es schlicht kein Datenmaterial um eine Aussage zur Häufigkeit der Seronegativität im Spätstadium zu treffen.