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Borreliose oder doch nicht?
#1

Hallo zusammen,
Ich danke euch im Voraus für jegliche Unterstützung!

Ich bin wie so einige seit einiger Zeit mit unterschiedlichen Beschwerden unterwegs und würde gerne eine Einschätzung bekommen ob meine Symptome durch Borreliose erklärbar sind.

Zu mir: ich bin männlich, 30 Jahre alt und sportlich.
Mein Krankheitsverlauf:

Vor ca. 1 Jahr erst Schmerzen an der Fußsohle, dann in einem, dann im anderen Knie.
Mittlerweile konstantes Brennen in beiden Knien, zusätzlich wechselnd in Knöcheln, Ellbogen und Fingern. Besonders Nachts oder nach Belastung sehr starke Beschwerden.
Ich fühle mich aber an sich fit und leistungsfähig, auch wenn mir der Schlafmangel aufgrund der Beschwerden manchmal zu schaffen macht.
Bei meinem Hausarzt und 2 Rheumatologen wurden mehrere Bluttests durchgeführt, alle Entzündungswerte und Rheumawerte sind unauffällig.
Nur auf mein explizites Drängen wurde ein Borrelien Test (leider weiß ich nicht welcher) durchgeführt, das Ergebnis:

Ak:Berg.burgd.IgG EIA (S): 26
Ak:Berg.burgd.IgM (S, EIA): <7

Das Ergebnis wurde mir unkommentiert vom Rheumatologen zugeschickt. Mein Hausarzt hat das ganze als "keine aktive Boreliose" bezeichnet und hat gesagt er kann mir nicht weiter helfen.
Ein zweiter Rheumatologe hat gesagt es handelt sich hierbei um eine serologische Narbe. Er will noch eine Untersuchung machen und wenn er nichts findet zu einer reinen Schmerztherapie übergehen.

Ich fühle mich wie so viele ohne Diagnose ziemlich allein gelassen und hilflos.

Lohnt es sich für mich direkt einen Borreliose Spezialisten aufzusuchen?
Bisher wurde ich nur mit hoch dosiertem Ibuprofen behandelt, was keine Veränderung bewirkt hat.
Hat hier jemand eine Idee?

Viele Grüße und Danke!
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Thanks given by: mikky
#2

Hallo Roxde,

zunächst herzlich willkommen bei uns, auch wenn der Anlass nicht so erfreulich ist.

Hast du dir die Originalunterlagen vom Labor aushändigen lassen? Die Borrelienwerte sind leider nicht vollständig wiedergegeben.

Zitat:Ak:Berg.burgd.IgG EIA (S): 26
Ak:Berg.burgd.IgM (S, EIA): <7

Das Ergebnis wurde mir unkommentiert vom Rheumatologen zugeschickt. Mein Hausarzt hat das ganze als "keine aktive Boreliose" bezeichnet und hat gesagt er kann mir nicht weiter helfen.
Ein zweiter Rheumatologe hat gesagt es handelt sich hierbei um eine serologische Narbe. Er will noch eine Untersuchung machen und wenn er nichts findet zu einer reinen Schmerztherapie übergehen.

Ich fühle mich wie so viele ohne Diagnose ziemlich allein gelassen und hilflos.

Der Laie staunt, der Fachmann wundert sich - doch manchmal ist's auch umgekehrt.

Die gängisten Test laufen im Zweistufenmodell: Zunächst wird eine Suchtest gemacht, hier bei dir der EIA, ist dieser positiv wird ein Bestätigungstest gemacht. Beide sollten positiv ausfallen für eine Bewertung.

Zunächst scheint bei dir der IgG EIA, das heißt die Antikörper auf Borrelien positiv zu sein (auch wenn jetzt der Grenzwert nicht dabei steht) Das Mindeste wäre, dass auch auf dem Laborblatt noch ein Bestätigungsblot aufgelistet sein müsste, falls dieser überhaupt gemacht wurde? Idealerweise mit genauer Bezeichnung der Banden, die gefunden wurden und der Auswertung. Dieser fehlt bei deiner Schilderung.

Schau doch bitte nochmal nach oder lass dir die Originalunterlagen des Labors aushändigen. Du kannst hier auch ein Photo des Datenblattes an einen Post anhängen (Namen bitte schwärzen).

Grundsätzlich ist es gut vereinbar, dass bei einer aktiven Borreliose im späteren Stadium lediglich IgG-Antikörper gefunden werden. Dieses kann eine aktive Infektion sein und schützt auch nicht vor Neuinfektionen mit Borrelien. Von daher ist der Test als Bestätigung einer aktiven Borreliose nicht all zu gut geeignet, würde aber ggf. ausreichend Anhaltspunkte geben, um den Verdacht zu haben, dass deine Beschwerden genau daher ausgelöst werden, insbesondere, wenn sonst nichts gefunden wurde, was deine Beschwerden erklärt.

Lass dich daher nicht beim Hausarzt abspeisen und steig dem Rheumatologen nochmal auf die Füße, dass er sich das nochmals genauer betrachten soll - und im Zweifelsfall eine Behandlung einleitet, die über die üblichen 3 Wochen Antibiotika hinausgehen sollten.

Orientieren kann er sich an den Leitlinien der Deutschen Borreliosegesellschaft - ansonsten gibt es zu der Situation keine deutschen Leitlinien. Die Empfehlungen laufen auf mindestens 28 Tage antibiotischer Behandlung :

Empfehlungen entnommen aus https://www.nice.org.uk/guidance/ng95/ch...management


Lyme disease arthritis



Zitat:Oral doxycycline:
100 mg twice per day or 200 mg once per day for 28 days


Oral amoxicillin:
1 g 3 times per day for 28 days


Intravenous ceftriaxone: 2 g once per day for 28 days

Lies dich noch ein wenig ein - uns ansonsten wünsche ich dir, dass man deine Beschwerden ernst nimmt und nicht rein symptomatisch angeht.

Bei Gelenkbeschwerden darf man immer auch Yersinien und Chlamydien mitbetrachten, falls noch immer gezweifelt wird, bevor man sich auf rein symptomatische Behandlungen einlässt.

Gerade, wenn deine Beschwerden ständig weiter zunehmen würde ich ja doch irgendwie schon vermuten, dass da eine Infektion aktiv ist - und Borrelien können das durchaus so machen.

Das fürs Erste - und viel Erfolg, beim Ärztebearbeiten.....

Liebe Grüße Urmel

Mitglied bei => Onlyme-Aktion.org

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#3

Hi Urmel,

danke für die schnelle und sehr ausführliche Antwort!

Mein Hausarzt hat mir ziemlich unmissverständlich klar gemacht, dass ich mit dem Thema Borreliose nicht mehr zu ihm kommen muss. Ich bin daher auch schon auf der Suche nach einem neuen Hausarzt.
Bei meinem Rheumatologen werde ich auf jeden Fall nochmal die gesamten Laborunterlagen anfragen.
Ich habe alles was ich bisher erhalten habe angehängt, hier sind auch die Grenzwerte dabei, mehr aber nicht wenn ich das richtig lese.
Ich werde mal in dem anderen Forum nach einem Spezialisten in Stuttgart fragen, vllt. hat ja jemand einen Tipp für mich bei dem ich mit weniger Überzeugungsarbeit zu einem Ergebnis komme...

VG


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Thanks given by: mikky
#4

Auf dem Laborblatt ist der Blot mit drauf - leider zeigt der keine positiven Banden an.

So gesehen ist der Test wirklich grenzwertig - er könnte in einem anderen Labor aber auch deutlicher positiv sein, oder andere Erreger könnten beteiligt sein. Ich würde da auch erstmal dran bleiben und in deiner Ecke solltest du einen Arzt finden, hoffe ich doch mal.

Was sagt denn der Rheumatologe zu dem erniedrigten C3-Komplement? Das ist ja auch nicht im Rahmen des üblichen? Ich würde auch an dieser Stelle nachhaken. Möglicherweise bildet dein Körper auch nicht genügend Antikörper auf Grund dieser Besonderheit? Hier fände ich die Meinung eines Immunologen auch noch interessant und man könnte hier noch eine Reihe an möglicher Ursachen mitbetrachten, was man m.E. auch sollte.

Mir scheint, es leuchten kleine rote Lichtchen und man will sie einfach ausdrehen, statt nach den Ursachen zu schauen.

Liebe Grüße Urmel

Mitglied bei => Onlyme-Aktion.org

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Thanks given by: mikky , Markus , borrärger , micci
#5

Hallo Roxde,
ich finde, du solltest einen Borreliose-Spezi aufsuchen. Ich weiß einen in Pforzheim. Wenn du möchtest, kann ich dir einen Link per PN schicken.

Mit Hausarzt und Rheumi kommst du da nicht weiter. Und selbst wenn du einen finden würdest, den du überzeugen könntest, daß eine aktive Borreliose möglich wäre, würde dir das nichts bringen, da diese Ärzte eine Borreliose meistens nicht ausreichend behandeln. Der Spezi verschreibt dir bessere Medikamente, und das auch über einen längeren Zeitraum, sofern es erforderlich ist.

Ob eine Borreliose vorliegt oder auch eine andere schwerwiegende Infektion, kann dir aber niemand mit Sicherheit sagen. Die Laborergebnisse sind immer nur Anhaltspunkte, können aber eine aktive Infektion weder beweisen noch ausschließen. Da hilft letzten Endes nur ein Behandlungsversuch mit AB. Sollte bei dir tatsächlich eine aktive Borreliose vorliegen, dann müßtest du dich auf eine mehrere Monate dauernde Behandlung einstellen.
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Thanks given by: borrärger , micci
#6

Wie auch immer, die Sache mit dem C3-Komplement würde ich unbedingt vorab abzuklären versuchen und alles was an Differentialdiagnostik erforderlich sein könnte über einen Hausarzt einfordern. Nicht dass andere Diagnosen verpasst werden.

Mitglied bei => Onlyme-Aktion.org

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Thanks given by: Zotti , Markus , borrärger , Filenada
#7

(03.04.2019, 17:48)urmel57 schrieb:  Wie auch immer, die Sache mit dem C3-Komplement würde ich unbedingt vorab abzuklären versuchen
Diese C3/C4-Komplementtests taugen auch nicht wirklich viel hinsichtlich Immundiagnostik, da die bei Entzündungen falsch hoch ausfallen können. Allerdings würde ein Komplementdefekt sich in der Anamnese wohl mit hartnäckigen und auch chronischen Infekten in der Vergangenheit zeigen. Die Leute hatten meist schon Krankenhausaufenthalte wegen ernsthafter Infekte. Von daher denke ich eher nicht, dass da was ist, wenn du sonst bisher nicht mit hartnäcligen Infekten zu tun hattest. Man könnte den CH50/AP50-Test machen, dieser fällt auch bei Entzündungen nicht falsch aus und hat daher eine bessere Aussagekraft bei grenzwertig erniedrigten C3/C4-Werten.

Da die Gammaglobuline in der Elektrophorese auch leicht erniedrigt waren, würde es sich noch anbieten die Immunglobulinklassen, am besten mit IgG-Subklassen, zu bestimmen. Allerdings, falls da ein Mangel rauskäme, bringt es einen auch nicht viel weiter, weil die Therapie (IVIG) von der Kasse eh nicht bezahlt wird und extrem teuer ist.

Borreliose scheint mir eher unwahrscheinlich, weil der Blot komplett negativ ist. Ein weiterer Blot in einem anderen Labor wäre da aber empfehlenswert. Alle vorgenannten Tests kann man alle beim IMD machen, falls die Ärzte sich querstellen und man das aus eigener Kasse zahlen will. Denke aber wie gesagt nicht, dass CH50/AP50 und Immunglobuline dich weiter bringen, wäre dann nur zum Ausschluß eines Komplementdefektes bzw. IG-Mangel.

Wie Urmel schon gesagt hat kommen auch noch andere Infekte wie Yersinien, Chlamydien, Parvo B19, etc. in Betracht. CRP von 2 mg/l ist für einen gesunden, jungen Mann zu hoch. Da ist schon ein diskreter Hinweis auf einen entzündlichen Prozess.
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Thanks given by: borrärger
#8

(03.04.2019, 16:53)urmel57 schrieb:  Auf dem Laborblatt ist der Blot mit drauf - leider zeigt der keine positiven Banden an.

...

Was sagt denn der Rheumatologe zu dem erniedrigten C3-Komplement? Das ist ja auch nicht im Rahmen des üblichen?

Prinzipiell ist ja ein Test der nichts zeigt etwas positives, aber natürlich schlecht immer noch nicht weis WAS ich habe.
2 Rheumatologen und mein Hausarzt haben weder den C3 Wert noch den leicht erhöhten CRP Wert kommentiert :/

Ich denke ich werde versuchen einen weiteren Borreliose Test bei einem anderen Labor durchzuführen um auf Nummer sicher zu gehen. Oder ist die einzige sichere Diagnose z.B. 2 Wochen Doxycyclin und schauen was sich tut?

@Markus: Du schreibst ich kann diese Analysen auch ohne Arzt durchführen lassen. Wie funktioniert das? Ich nehme mir selber Blut ab und schicke es einfach ans Labor? Wäre vermutlich nicht der billigste aber schnellste Weg ...

@Mikky Du kannst mir gerne den Namen deines Arztes schicken. Ich habe die Hoffnung dass dieser mir gegebenenfalls zumindest helfen kann Borreliose auszuschließen.

VG
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Thanks given by: urmel57
#9

(04.04.2019, 16:37)Roxde schrieb:  @Markus: Du schreibst ich kann diese Analysen auch ohne Arzt durchführen lassen. Wie funktioniert das? Ich nehme mir selber Blut ab und schicke es einfach ans Labor?
Beim IMD kann man kostenlos einen Boten bestellen. Ich nehm das Blut dann selber ab, wenn du weißt, wie es geht, kannst du es für die meisten Untersuchungen auch selbst machen. Aber normalerweise sollte der Hausarzt die Abnahme machen, wenn du die Röhrchen und alles mitbringst, ggfs. kostet es ein paar Euro. Aber selbst da scheinen sich viele Ärzte querzustellen. Prinzipiell sind diese Untersuchungen eigentlich alles Kassenleistung, vielleicht lässt dein Arzt mit sich reden.
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#10

Zu vielen Laboren kann man auch einfach hinfahren und sich das Blut abnehmen lassen.
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