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Chronisch bereits bei 2-jährigem?!
#1

Hallo zusammen,
wir haben bei unserem Sohn (knapp 2 Jahre alt) seit ca. 5 Wochen eine Rötung der oberen rechten Ohrmuschel (nicht Ohrläppchen) festgestellt ohne Stiche oder sonstige offensichtliche Gründe. Eine Zecke haben wir nie entdeckt. Die Rötung ist relativ konstant - im Vergleich zum Foto ist es mittlerweile etwas abgeschwächt. Er merkt selber dass das Ohr rot ist und weh tut - zB beim Anziehen beschwert er sich regelmäßig. Siehe Fotos im Anhang:
       
Andere Symptome gibt es nicht. Seine sonstige Entwicklung ist ganz normal. Auch in der KiTa ist er nichts weiter auffällig. Detaillierter äußern kann er sich dazu natürlich auch schlecht.

Nach ca. 3 Wochen waren wir das erste Mal beim Kinderarzt - im Ohr/Gehörgang ist alles gut. Beim ersten Termin war bereits Borreliose im Gespräch allerdings nach Mückenstich und “äußere Einwirkung” erst auf "Platz 3". Eine Woche später weiterhin unverändert => Bluttest um Borreliose "auszuschließen" wie es der Kinderarzt formulierte.

Gestern (nach ca. 5 Wochen) dann das telefonische Ergebnis - genaue Werte habe ich nicht selber vorliegen. (Braucht das Labor echt eine ganze Woche?)
  • Allgemeine Blutwerte unauffällig.
  • Entzündungswerte unauffällig
  • IgM negativ
  • IgG klar positiv
  • (IgG-)Blot auch positiv

Laut Kinderarzt spricht das Laborergebnis für eine länger zurückliegende Infektion - nichts akutes. (Länger als 2 Jahre kann es aber rein vom Alter nicht sein ;)) Realistischerweise also evtl. letzten Sommer? Was aber dem aktuell geröteten/geschwollenem Ohr als Symptom widerspricht.
Aus seiner Sicht ist jetzt eine (10-Tage) Antibiotika-Therapie eine "Abwägungssache" - wie ich das verstehe meinte er die bringt nur was in akuten Fällen. Stimmt das?
Nach dem was ich so finde (zB https://opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de...enmann.pdf) spricht ein Lymphozytom eher für Phase 1 gegenüber dem Laborergebnis Phase 2/3. Daher auch die Unsicherheit beim Kinderarzt. Er will jetzt nochmal mit einem "Experten" Rücksprache halten für eine zweite Meinung. Er meinte 1-2 Wochen länger bevor eine potentielle Behandlung startet macht jetzt auch keinen Unterschied.
Nach allem was ich so lese ist das Labor immer nur unterstützend und man sollte den Symptomen mehr Priorität geben.

Meine konkreten Fragen:
  • Kann das auf dem Foto eurer Meinung nach ein akutes Lymphozytom sein?
  • Spricht das nicht für eine frühe Phase?
  • Hat das Laborergebnis oder das Ohr mehr Gewicht bei der Bestimmung der Phase?
  • Macht es (Phase 1/2/3) überhaupt einen Unterschied abgesehen von der länge der Antibiotika (Amoxicillin) Behandlung?
  • Spricht hier irgendwas dafür auf eine Behandlung ganz zu verzichten? Erhöht das nicht die Wahrscheinlichkeit langfristig chronische Probleme zu bekommen?
  • Ist es sinnvoll selber einen anderen Arzt/Experten aufzusuchen - oder sollten wir einfach weiter dem Kinderarzt vertrauen? (Er hat den Verdacht zumindest direkt beim ersten Besuch geäußert und scheint prinzipiell sehr überlegt vorzugehen - allerdings scheint das für ihn kein täglicher Fall zu sein)
  • Sind 1-2 Wochen mehr oder weniger wirklich egal oder sollten wir so schnell wie möglich mit einer Behandlung beginnen?

Wir würden uns über eure Einschätzung freuen :)
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Thanks given by:
#2

Hallo

und herzlich willkommen in diesem Forum;

Hat der Arzt eine Ohrmuschelentzündung als Ursache ausgeschlossen?

https://www.apotheken.de/krankheiten/422...zuendungen

Waldgeist

“Die Mikrobe ist nichts, das Milieu ist alles.“
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Thanks given by: kind2
#3

(22.10.2019, 09:54)Waldgeist schrieb:  Hat der Arzt eine Ohrmuschelentzündung anderer Ursache ausgeschlossen?
https://www.apotheken.de/krankheiten/422...zuendungen

Vielen Dank für die schnelle Meldung und den Denkanstoß. Nein hat er nicht ausgeschlossen - zumindest nicht per Test/Labor. Auf der verlinkten Seite würde die Beschreibung der Perichondiritis durchaus auch zutreffen können.
  • trocken
  • greift nicht auf andere Bereiche über
  • kein Ohrläppchen
  • Lymphknoten leicht angeschwollen
  • Schmerzhaft bei Druck
  • kein Fieber
  • keine Erwärmung
  • kein jucken

Ist es sinnvoll hier einen Abstrich zu machen? Behandlung ist wohl auch ein Antibiotikum - aber sicher ein anderes...

Aber selbst wenn es das wäre - was ist dann mit dem positiven Test auf Borreliose? Würde man das unter Umständen nicht behandeln wenn es nicht akut ist?
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Thanks given by:
#4

Kann das auf dem Foto eurer Meinung nach ein akutes Lymphozytom sein?

Ein Lymphozytom ist eine Blickdiagnose. In wieweit es hier Variätäten dieser Art gibt, kann ich nicht beurteilen, da typischerweise das Ohrläppchen dann rot/dunkelrot erscheint. Eine Hautbiopsie könnnte Klarheit schaffen, da wird sich aber aller Voraussicht nach, niemand finden, um das an einem Kind durchzuführen, zudem die Ergebisse dann auch nicht sehr zuverlässig sind, bei einem negativen Ergebnis

Spricht das nicht für eine frühe Phase?

Ein Lymphozytom ist nicht mehr ganz Frühphase.


Hat das Laborergebnis oder das Ohr mehr Gewicht bei der Bestimmung der Phase?

Beides zusammen

Macht es (Phase 1/2/3) überhaupt einen Unterschied abgesehen von der länge der Antibiotika (Amoxicillin) Behandlung?

Für die Behandlung kommt es vor allem auf die Länge der Behandlung an. Da zählt Ansprechen der Symptome als Bestätigung einer Borreliendiagnose dazu. 10 Tage wären zu kurz für eine ältere Sache, das gilt nur für ganz frühe Erkrankungen und da ist das Erkenntnismaterial auch nicht wirklich sehr gut. Du kannst hier reinschauen für Anhaltspunkte https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=...rikzR3sv1c
Für das Borrelienlymphoytom gibt die offizielle Leitlinie der AWMF an:
Zitat: Amoxicillin 3x 500mg-1000mg 50 mg 14-21 T* (*: Die Therapiedauer richtet sich nach der Dauer und Schwere der klinischen
Symptomatik)


Spricht hier irgendwas dafür auf eine Behandlung ganz zu verzichten?

Schwierige Entscheidung. Wenn keine andere Ursache gefunden wird oder noch andere Beschwerden hinzukommen würde ich für mein Kind auf keinen Fall auf eine Behandlung verzichten und nicht unter 14 Tage gehen, besser auf drei oder sogar 4 Wochen.

Erhöht das nicht die Wahrscheinlichkeit langfristig chronische Probleme zu bekommen?

Antikörper sprechen immer nur dafür, dass sich das Immunsystem mit dem Erreger auseinandergesetzt hat. Tut er das erfolgreich und gibt es keine Symptome, behandelt man nicht. Mit oder ohne Behandlung kann später immer noch was kommen, auch Neuinfektionen.

Ist es sinnvoll selber einen anderen Arzt/Experten aufzusuchen - oder sollten wir einfach weiter dem Kinderarzt vertrauen? (Er hat den Verdacht zumindest direkt beim ersten Besuch geäußert und scheint prinzipiell sehr überlegt vorzugehen - allerdings scheint das für ihn kein täglicher Fall zu sein)

Zweitmeinungen kann man immer einholen, bringen dann aber nur selten Klarheit, denn wirklich gute Spezialisten sind rar und nicht jeder, der sich dazu berufen fühlt ist dann auch einer. Ich würde das erstmal mit dem Kinderarzt weiterbesprechen

Sind 1-2 Wochen mehr oder weniger wirklich egal oder sollten wir so schnell wie möglich mit einer Behandlung beginnen?

1-2 Wochen warten würde ich jetzt nicht als kritisch betrachten, soweit sich das von hier aus überhaupt beurteilen lässt,Jetzt noch versuchen das zunächst bestnöglich Abzuklären sollte kein Problem sein, da es keine ganz frühe Phase mehr zu sein scheint.

Liebe Grüße Urmel

Mitglied bei => Onlyme-Aktion.org

Lass das Verhalten anderer nicht deinen inneren Frieden stören (Dalai Lama)
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Thanks given by: kind2 , Waldgeist
#5

Vielen Dank Urmel für die ausführliche Antwort.
Ja meistens scheint wohl das Ohrläppchen mit anzuschwellen. Man findet aber durchaus auch Fotos auf denen das nicht so ausgeprägt der Fall ist - zB hier.

Unser Kinderarzt hat jetzt mit Dr. Fingerle vom NRZ telefoniert. Das ganze ist wohl nicht eindeutig genug, daher empfiehlt er uns noch in die Biedersteiner Uni Klinik zu gehen um das dort weiter abzuklären. Das werden wir jetzt tun.

Danke für euren Input - ich melde dann nochmal was am Ende rauskam...
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Thanks given by: urmel57
#6

Zitat:Laut Kinderarzt spricht das Laborergebnis für eine länger zurückliegende Infektion - nichts akutes.

Kann der Dr. es erklären, warum es so und nicht akut ist?
Es gibt einige unsichere Banden im Western Blot die das andeuten könnten. Aber einen WB zu lesen ist auch nicht ganz einfach.
Wie ist die Aussage des Labors und nicht vergessen Borreliose ist eine Diagnose wo Blutuntersuchungen nur EIN Teil sind.

Borreliose und Kinder, Jugendliche.
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Epi...cationFile

Kutane Borreliose
https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitli...016-05.pdf

Alles Gute
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Thanks given by: kind2
#7

(22.10.2019, 12:30)fischera schrieb:  
Zitat:Laut Kinderarzt spricht das Laborergebnis für eine länger zurückliegende Infektion - nichts akutes.

Kann der Dr. es erklären, warum es so und nicht akut ist?

Die Argumentation war dass sonst die Entzündungswerte und vor allem das IgM positiv sein müssten.
Eine "Aussage" des Labors habe ich nicht - bisher nur telefonisch vom Kinderarzt. Wir holen heute die Testergebnisse schriftlich ab und gehen damit morgen (nach Absprache - Termin gab es erst in Wochen) zur Notaufnahme der Klinik.

Danke auch für die zwei Links. Ich werde das heute Abend lesen.

Ich renne normal selber nicht sofort zum Arzt - aber dieser Borreliose-Verdacht ist für mich schwer greifbar. In der Diagnose, aber auch und gerade was die Therapie und langfristigen Folgen angeht. Alles sehr sehr fuzzy. Dodgy

EDIT: Die Aussage vom Labor habe ich mittlerweile und war
Zitat:Bewertung: Insgesamt weist der serologische Befund auf Kontakt mit Borrelien hin. Ob es sich dabei um eine aktive oder zurückliegende Infektion handelt, kann nur im Zusammenhang mit Anamnese, Klinik und evtl. durchgeführter Therapie entchieden werden
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Thanks given by:
#8

wäre es mein Kind, würden mir die Hinweise Lymphozytom und stattgehabter Kontakt mit Borrelien, nachgewiesen mit positiver Serologie ausreichen.
Klar überlegt man gut ob man so kleinen Kindern Antibiotika geben soll.

Bei Bronchitis, Mittelohrentzündung, Harnwegsinfekt wird nicht lange überlegt.
Doch Borreliose kann unbehandelt großes Leid verursachen, das im Spätstadium nur noch schlecht und mit großem Aufwand behandelbar ist.

Je früher behandelt wird desto besser sind die Chancen auf komplette Heilung.

Ich würde um einen Behandlungsversuch bitten.

Dr Fingerle ist Biologe. Er beschäftigt sich mit Zecken, nicht mit an Borreliose erkrankten Menschen.

Ich finde es unmenschlich, die Therapie bei einem 2 jährigen zu verzögern oder zu verweigern.

100% Sicherheit gibt es bei Kontakt mit Borrelien nicht. Doch ich würde schnellstmöglich die Chance auf eine frühe Antibiose nutzen.
Amoxicillin dürfen auch Schwangere nehmen. Das Risiko einer Therapie ist überschaubar im Gegensatz zu unbehandelter Borreliose.
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Thanks given by: kind2 , urmel57 , borrärger , hanni
#9

sorry, war doppelt.
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Thanks given by: kind2
#10

Danke auch für deine Einschätzung Judy - ich sehe es im Moment ähnlich dass es auf die Amoxicillin-Kur raus läuft. Ich halte zwar auch nichts von dem exzessiven Einsatz von Antibiotika - will hier aber natürlich nichts unversucht lassen einen chronischen Verlauf abzuwenden.

Ich bin im Moment erstmal dankbar dass der Kinderarzt das überhaupt auf dem Schirm hatte und wir da wohl auf einer guten Spur sind. Aber klar - hätte auch noch 1-2 Wochen schneller gehen können wenn wir und auch der Arzt bisschen auf Zack gewesen wären. Da war halt auch noch die Argumentation dass die Tests "am Anfang" eh nicht verlässlich anschlagen...

Morgen in der Klinik werde ich auch auf eine Behandlung plädieren wenn es keine klaren Gegenanzeichen gibt.
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Thanks given by: judy , urmel57 , borrärger


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