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Westernblot positiv?
#1

Hallo miteinander,
ich bräuchte das Wissen der Schwarmintelligenz, da ich hier als Laie nicht weiterkomme.

Kurzfassung meiner "Geschichte":

Ich bin 25 Jahre alt und Student. Ich habe Allgemeinsymptome (Müdigkeit, häufiges Einschlafen tagsüber, Erschöpfung und besonders Benommenheit, als hätte ich dauerhaft 2 Bier intus), die seit 5 Jahren persistieren. Nach einer Reihe von Untersuchungen, darunter Bluttests, Hormcheck, MRT, Schlaflabor und Magen-Darm Spiegelung wurde keine konkrete Ursache gefunden. Es wurden zwei Dinge entdeckt:
  • Ersten, dass ich orthostatische Hypotonie (Blutdruckabfall bei Positions- und Lagerwechseln) habe.
  • Zweitens wurde im Schlaflabor ein sog. MSLT test (Multipler Schlaflatenztest = Nach dem Nachtschlaf versucht man 5 mal über den Tag verteilt einzuschlafen - Test für Narkolepsie/Hypersomnie) durchgeführt. Dort kam raus, dass ich 4 von 5 mal zügig eingepennt bin, aber als Ursache wurde Narkolepsie wegen fehlendem SOREM (nicht zu wichtig :-)) ausgeschlossen. Einzig attestiert ist meine super duper Fähigkeit überall und jederzeit einschlafen zu können (Hurra).
Des Weiteren wurde nach jeder Untersuchung, bei der nichts raus kam, Psychosomatik als Grund genannt. Also bin ich schlussendlich sowohl zum Psychiater, als auch zum Psychologen und habe denen meine Geschichte erzählt, in der Hoffnung dort weiter zu kommen. Jedoch meinten beide, dass es sich hierbei nicht um etwas psychosomatisches handelt. Also stand ich wieder am Anfang. Glücklicherweise gaben mir beide viele Hinweise, was ich den noch untersuchen könnte, darunter "Klassiker" wie Vitmain-D mangel etc.

Unteranderem wurde Borreliose als mögliche Ursache genannt. Kurzdrauf bin ich in den Balkan gereist, um meine Verwandten zu besuchen. Dort ließ mich ich dann untersuchen. Ergebnis war: IgG und IgM (ELISA) positiv     . Zurück in DE recherchierte ich eine ganze Weile. Und oh Junge was eine kontroverses Thema diese Erkrankung ist. Ich war verunsichert und bin zum Hausarzt. Jener sagte dann: "ja das ist normal, hat gefühlt jeder. Machen Sie sich keine Sorgen, Sie sind kerngesund". Ein 3/4 jahr später wieder im Balkan, erneut auf IgG und IgM postiv getestet     . Doch diesmal war ich schlauer und machte zusätzlich ein Westernblot test. Das Ergebnis ist laut Labormitarbeiter positiv auf IgG     und IgM     . Nun bin ich seit einer Weile wieder in DE und weiß nicht recht wie ich weiter vorgehen soll.

Nun zu meinen Fragen:


  1. Reichen die paar positiven Bänder(Westenblot) aus, um als Gesamtergebnis eine Borreliose Infektion zu bestätigen?
  2. Ich weiß was IgG und IgM ist und auch wie diese beim ELISA test zu interpretieren sind. Kann man bei den Bändern, irgendwelche zusätzlichen Schlüsse ziehen, die man beim ELISA nicht machen konnte (wie z.B. ungefähre Zeitangabe wie lang der Zeckenbiss her ist oder ähnliches)?
  3. Zu welchem Typ Arzt sollte man gehen, um gut beraten zu werden - Hausarzt ausreichend? Infektologe?
  4. Wie kann man das Thema Borreliose beim Arzt ansprechen, ohne gleich Schief angeschaut zu werden?
  5. Sollte ich auf eine Antibiotikatherapie "drängen" oder ist es Antibiotika wirklich so nutzlos nach "ausgestandener Erkrankung" wie manche sagen?

Vielen Dank für eure Unterstützung!
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Thanks given by:
#2

Zitat:Reichen die paar positiven Bänder(Westenblot) aus, um als Gesamtergebnis eine Borreliose Infektion zu bestätigen?
Die Laborergebnisse müssen immer zusammen mit den Symptomen interpretiert werden, da die Serologien nicht zwischen aktiver und früher durchgemachter Infektion unterscheiden können. Geltende Lehrmeinung hat einen ziemlich eng gefassten Symptomkatalog. Deine geschilderten Symptome gehören nicht dazu. Sogenannte Borreliosespezis würden das anders sehen. Es gibt keinen Test auf der Welt, der aktive von früher durchgemachten Borreliosen unterscheiden kann. Wer etwas anderes erzählt, der lügt oder weiss es nicht besser. Dein IgM-Titer ist hoch, der IgG Titer eher niedrig. Theoretisch würde das bedeuten, dass gerade der Switch von IgM (frühe Antikörper) auf IgG (späte AK) stattfindet, was theoretisch bedeuten würde, dass der Infektionszeitpunkt schon eine Weile her ist, aber noch nicht Jahre. Aber das ist theoretisch, denn ich habe schon die fragwürdigsten Befunde gesehen, wenn man es zusammen mit der Dauer der Erkrankung anschaut. Die VlsE Bande ist hochspezifisch und bestätigt den Kontakt des Immunsystems mit Borrelien, sagt aber meines Wissens nichts über die Dauer der Erkrankung aus. Die p41 ist unspezifisch, kann auch bei anderen Krankheiten gefunden werden wie z.B. Syphilis, EBV etc.. OspC im IgM ist eine Frühphasen-Bande. Bei mir war die aber im Spätstadium auch positiv. Der WB sagt also bei dir nichts über die Krankheitsdauer aus, bestätigt aber das positive Ergebnis des ersten Suchtests. Hier noch ein paar allgemeine Infos zur Interpretation von Laborbefunden:



https://forum.onlyme-aktion.org/showthread.php?tid=8747

Leider funzt der Link zum Laborlexikon nicht mehr. Ich muss mal schauen, ob es einen schlauen Ersatz dafür gibt.





Zitat:Zu welchem Typ Arzt sollte man gehen, um gut beraten zu werden - Hausarzt ausreichend? Infektologe?
Das ist die Knacknuss für die Betroffenen. Kommt darauf an, was du willst und wie fit du in der Materie bist. Aufgrund der miesen Diagnostika bleibt einem schlussendlich nach Ausschluss anderer möglicher Krankheiten nur ein Therapieversuch. Entscheidest du dich für einen Therapieversuch, kannst du versuchen, deinen Hausarzt davon zu überzeugen. Dabei ist es nach meiner Erfahrung besser, nicht die Diagnose einzufordern sondern eben einen Therapieversuch mit Hinweis auf die miese Diagnostik und den bereits erfolgten Ausschluss anderer möglicher Krankheiten. Infektiologe würde ich jetzt nicht unbedingt empfehlen, denn die arbeiten in der Regel streng nach geltender Lehrmeinung. Somit würde die Diagnose wegen fehlender typischer Symptome gemäss geltender Lehrmeinung ausgeschlossen. Keine Diagnose - keine Therapie. Die Therapie würde ich nach Leitlinien der DBG und/oder ILADS dosieren wollen, nicht nach geltender Lehrmeinung, weil du sonst nicht weisst, ob eine höhere, ggf. gewichtsadaptierte Dosierung etwas nützen würde. Und dann gibt es noch die Borreliose-Spezis. Da hat es welche darunter, die die Borreliose als Goldgrube entdeckt haben und welche, die sich tagtäglich für ihre Patienten aufopfern. Einen Borreliose-Spezi würde ich nur auf persönliche Empfehlung aufsuchen, nachdem ich mir im Klaren bin, was ich will (weitere nutzlose Diagnostik? Therapieversuch mit AB? Therapieversuch mit alternativer Medizin? Kombinierter Therapieversuch AB und alternativ?). Dann bei der persönlichen Empfehlung nachfragen, welche Schiene der "Spezi" fährt.




Zitat:Wie kann man das Thema Borreliose beim Arzt ansprechen, ohne gleich Schief angeschaut zu werden?
Gute Frage. Da gibts keine Antworten. Nach meiner Erfahrung sind in ihrer Meinung festgefahrene Ärzte am besten zu verunsichern, wenn man auf den vielen Unsicherheiten rumreitet, wie miese Diagnostika, Forschungslage und Fachkontroverse. Dazu muss man dann aber einigermassen fit in der Materie sein. Eine Zumutung für den Patienten, ich weiss. Aber ich kann es nicht ändern.







Zitat:Sollte ich auf eine Antibiotikatherapie "drängen" oder ist es Antibiotika wirklich so nutzlos nach "ausgestandener Erkrankung" wie manche sagen?
Das kann meiner Meinung nur ein Therapieversuch ansatzweise klären. Die Borreliose verläuft bei jedem anders. Ich würde sagen, in späteren Stadien sind auch autoimmune Vorgänge oder "Strukturschäden" möglich. Vielleicht im Zusammenspiel mit noch aktiven Borrelien. Das kann wissenschaftlich nicht beantwortet werden.



LG, Regi



PS. Hut ab, du hast dich vorab schon gut informiert. Das Wissen um die kontroverse Diskussion ist für den Patienten in der Arztpraxis enorm wichtig.

Je mehr ich über die Borreliose weiss, desto mehr weiss ich, dass man fast gar nichts weiss.

Nichts auf der Welt ist gefährlicher als aufrichtige Ignoranz und gewissenhafte Dummheit. (Martin Luther King)

Absenz von Evidenz bedeutet nicht Evidenz für Absenz
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Thanks given by: hanni , Filenada , micci , Frln_Brd
#3

Vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort :)

Die Leitlinien hatte ich damals durchgelesen gehabt und danach verschieden Studien begutachtet (soweit dies für ein Laien möglich ist). Ich konnte für mich jedoch kein Fazit ziehen und mich auf eine "Seite" schlagen. Wie du es ja auch schon gesagt hast, ist das Thema noch nicht ganz erforscht. Ich war mit mir am hadern, wie ich da jetzt weiter vorgehe, aber du hast mich überzeugt! Ich habe bereits sehr viel ausschließen können, von daher ist die Borreliose als Ursache möglich. Da einzig und allein ein Therapieversuch dies beweisen oder dementieren kann, werde ich mich baldigst drum kümmern.  

Zitat:Einen Borreliose-Spezi würde ich nur auf persönliche Empfehlung aufsuchen,...

Ich habe schon gesehen, es gibt hier im Forum eine art Kartei. Dort werde ich mich mal schlau machen, da es in meiner Nähe theoretisch einen gäbe.

Zitat:Die Therapie würde ich nach Leitlinien der DBG und/oder ILADS dosieren wollen,...

Das ist sehr nützlich, danke dafür Biggrin ! Ich hatte damals nur ein paar Dinge über die Antibiotikavergabe gefunden gehabt, die nur "konkreten" Spätstadien (Lyme-Arthritis, etc.) betrafen.
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Thanks given by: Regi
#4

Zitat:Da einzig und allein ein Therapieversuch dies beweisen oder dementieren kann, werde ich mich baldigst drum kümmern.
Ein Therapieversuch würde die Borreliose nicht beweisen. Bei Besserung der Beschwerden, wäre es ein Hinweis, dass dem Ganzen eine bakterielle Infektion zugrunde liegt. Ob es Borrelien sind oder anderes Gesockse, weiss man nicht definitiv.



Zitat:Ich hatte damals nur ein paar Dinge über die Antibiotikavergabe gefunden gehabt, die nur "konkreten" Spätstadien (Lyme-Arthritis, etc.) betrafen.
Hier habe ich ein Verständnisproblem. Ich würde an deiner Stelle aufgrund der Krankheitsdauer von einem Spätstadium ausgehen, ungeachtet der Laborbefunde.


Wenn du mit der Therapie startest, melde dich nochmals. Bestimmte Begleitmassnahmen zur Reduktion der häufigsten Nebenwirkungen sind unverzichtbar.

Viel Glück und gute Besserung.
LG, Regi

Je mehr ich über die Borreliose weiss, desto mehr weiss ich, dass man fast gar nichts weiss.

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Absenz von Evidenz bedeutet nicht Evidenz für Absenz
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Thanks given by: Filenada


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