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Meldepflicht Statistik
#1

Offensichtlich zeigt sich anhand der neuesten statistischen Zahlen des RKI, dass die Meldepflicht der Borreliose eher zur „Verharmlosung“, anstatt zur „Verbesserung“ unserer Situation beiträgt.

Bei der ich aus folgenden Gründen schon länger Bedenken hatte, die aber leider nie diskutiert wurden.

Die Meldepflicht nützt eigentlich keinem der bereits Erkrankten.

Es ist nicht die Borreliose, sondern nur wenige ausgewählte Manifestationen entsprechend einer Falldefinition meldepflichtig. (Erythema migrans, akute Neuroborreliose, Lyme-Arthits)

Alle anderen Borreliose-Manifestationen, z.B. eine Borreliose ohne Erythema migrans, ein Borrelien-Lymphozytom, Lyme-Karditis, ACA, chronische Borreliose, chronischen Neuroborreliose, etc. dürfen gar nicht gemeldet werden.

Selbst die meldepflichtigen Fälle fallen aus dem Raster, wenn diese nicht 100% der Falldefinition entsprechen.

Somit wird nur ein Teil der Borreliose gemeldet und ein sehr großer Teil fällt aus dem Raster!

Weiterhin ist die Meldung mit einem bürokratischen Aufwand von der Meldemoral der Ärzte verbunden und abhängig.
Viele Ärzte scheuen wegen ihrem steigenden bürokratischen Aufwand immer mehr diese Meldung.

Deshalb sind die von den Krankenkassen abgerechneten Fälle um ein vielfaches höher als die gemeldeten Fälle.
So wurden 2009 in den östlichen Bundesländern „allein“ bei der Techniker-Krankenkasse fast 15.000 Fälle abgerechnet. Obwohl dort weniger als 7% bei der TK versichert sind. Gemeldet wurden aber nur 5.714 Fälle?
Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung, müssten aber auf Basis dieser TK Zahlen ca. 40 mal höhere Zahlen gemeldet werden!


Die offiziellen, viel zu niedrigen und unrealistischen Meldezahlen, werden allen um die Ohren geschlagen und gelten ohne jeden Widerspruch wie das Amen in der Kirche. Die sogar aus unerklärlichen Gründen seit 2006 stetig zurückgehen?
Ich würde einmal die schwindende Meldemoral der Ärzte als einen Hauptgrund sehen

Allein 2012, sind die Meldezahlen im Vergleich zu 2011 um 37% zurückgegangen.
Bzw. ohne RLP und dem Saarland, in dem die Borreliose erst seit Mittel 2011 meldepflichtig ist, sogar um 43!

Mit diesen unrealistischen Zahlen frohlockt inzwischen (Jochen?) Fingerle vom NRZ.
http://www.koeln.de/koeln/weniger_erkran...00459.html

Es ist also die Frage ob wir uns mit der Forderung einer bundesweiten Meldepflicht wirklich einen Gefallen tun.
Oder ob wir damit nicht sogar selbst zur Verharmlosung des Problems beitragen?


Hier die offiziellen Meldezahlen des RKI von 2006 – 2012

[Bild: Meldepflicht%20Statistik.jpg]

Viellicht wäre einmal eine ergebnisoffene Diskussion sinnvoll, ob wir weiterhin aktiv die Meldepflicht fordern sollen. Oder evtl. sogar künftig gegen diese unrealistischen Zahlen kämpfen sollten?
Das können aber nur möglichst alle Patienten selbst in einem "demokratischen" Prozess entscheiden.

LG


Namensänderung Mod
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#2

Man erkennt doch den Trend anhand vieler Krankheitsverläufe....

Es werden meist einfach nicht mehr die Diagnosen gestellt und das Thema ist damit vom Tisch, wer kann denn das beeinflussen - nur Ärzte!
Würde mich nicht wundern, wenn die Zahlen in den kommenden Jahren gegen Null gehen bei dem deutlich sichtbaren Trend

Dann ist ja auf Grund der guten Behandlung der Patienten Borreliose bald ausgerottet. Hauptsache die Bakterien wurden auch informiert darüber, ich kanns nicht fassen.
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Thanks given by:
#3

Fingerle frohlockt mit niedrigen Zahlen, da es aber eine doppelte Buchung gibt, müssen die gemeldeten Zahlen (z.B.) der Techniker Krankenkasse auch herangezogen werden.
Die von der Krankenkasse abgerechneten Borreliose-Fälle müssten als Beleg ausreichen, diese müssten in die Meldepflicht kommen. Fingerle hätte keine Arbeit damit, er müsste kein meldeformular entwickeln.
Die Meldung an die Krankenkasse mit Euro-Abrechnung würde vollkommen ausreichen.
Was hier noch fehlt ist die Äusserung der Borreliose-Patienten.
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#4

ich stimme dem zu:

Viellicht wäre einmal eine ergebnisoffene Diskussion sinnvoll, ob wir weiterhin aktiv die Meldepflicht fordern sollen. Oder evtl. sogar künftig gegen diese unrealistischen Zahlen kämpfen sollten?
Das können aber nur möglichst alle Patienten selbst in einem "demokratischen" Prozess entscheiden.
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Thanks given by: Rosa45
#5

Mich überrascht mich das jetzt nicht wirklich. Bürokratismus ist nicht immer ein Instrument zur Verbesserung der Versorgung von Patienten.

So wird die Unterversorgung von Schmerzpatienten mit potenten Analgetika beklagt. Die Hauptursachen hierfür sind Ängste und Unsicherheiten der Ärzte im Umgang mit den komplizierten Bestimmungen unseres Betäubungsmittelrechts.

Die Versorgung chronischer Schmerzpatienten in Deutschland mit starken Schmerzmitteln, die dem Betäubungsmittelgesetz unterliegen, ist noch immer unzureichend. Eine kürzlich veröffentlichte Befragung zu Hindernissen in der Verschreibung von Opioiden unter Schmerztherapeuten in den USA zeigt, dass neben den häufig zitierten Reglementierungen auch Faktoren wie allgemeine Wahrnehmung in der Öffentlichkeit zu Verschreibungsrestriktionen beitragen [1]. Um diese Barrieren in der Verschreibung von Betäubungsmittel abzubauen, werden im Folgenden die aktuellen gesetzlichen Vorschriften von Dr. med. Oliver Heine, Limburg/Lahn, dargestellt.

http://www.schmerz-therapie-deutschland....chnung.htm

Nichts anderes passiert nun mit Borreliose, deren Meldepflicht nun sehr lästig ist, ohne, dass dadurch auch nur einer besser behandelt würde. Das einzigste was erreicht wurde, ist eine etwas größere öffentliche Aufmerksamkeit. Mir scheint allerdings, die Akzeptanz der Krankheit als "Nichtbagatellerkrankung" ist noch nicht überall in der Ärzteschaft angekommen.

Wie "ernst" Meldepflicht gesehen wird: Die erste Auswertung der übermittelten Daten lässt erkennen, dass die behandelnden Ärzte in Krankenhaus und Praxis ihrer Meldepflicht sehr oft nicht nachkommen (Aus rheinischem Ärzteblatt, 2005)

http://www.aekno.de/downloads/archiv/2005.12.017.pdf

Ich denke Ziel sollte sein, Borrelioseerkrankungen überhaupt zu erkennen und dann auch noch richtig zu behandeln. Mit dem Rückgang der Meldezahlen lässt sich befürchten, dass die offiziellen sogenannten "Evidenzbasierten" Erkennungskriterien dazu führen, dass zunehmend mehr Borreliosen unbehandelt bleiben wie in der Vergangenheit.

Wenn ich mich jetzt dafür entscheiden sollte, was mir lieber wäre: Mir wäre es lieber, wenn die Ärzte die Zeit für eine ordentliche Anamnese und Behandlung verwenden, statt für das Ausfüllen von Meldebögen, zu denen vielleicht noch Fortbildungen nötig sind, um das EU-Normgerecht hinzubekommen. Die Daten der Krankenkassen geben mit Sicherheit ein besseres und vollständigeres Ergebnis zu den Erkrankungszahlen als die sowieso schon bürokratieüberlasteten Arztpraxen und Kliniken.

Grüße vom Urmel

Mitglied bei => Onlyme-Aktion.org

Lass das Verhalten anderer nicht deinen inneren Frieden stören (Dalai Lama)
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#6

Für einen an Borreliose Erkrankten ist doch ganz eindeutig am wichtigsten:

Sichere Diagnostik und ausreichende Therapie.

Die Meldepflicht bringt einem Erkrankten erst mal gar nichts. Die Meldekriterien sind bisher so gefasst, dass nur ein Bruchteil der Erkrankten gezählt wird. Und so lange Ärzte nicht fähig sind, die Krankheit sicher zu diagnostizieren, kommen nochmals falsche Zahlen heraus.

Meiner Meinung nach muss also zuerst Diagnostik und Therapie das Ziel unserer Forderungen sein!
Zur sicheren Diagnostik zählt auch Fortbildung der Ärzte und Forschung!
Zur ausreichenden Therapie zählt auch Fortbildung der Ärzte und Forschung!

LG mischka

Stärke wächst nicht aus körperlicher Kraft - vielmehr aus unbeugsamen Willen.
Mahatma Gandhi
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Thanks given by: weckrieden , urmel57 , Amrei
#7

Ich stimme meinem Vorschreiber zu!
Ohne eine anständige Diagnosestellung, wird es auch keine relevanten beziehungsweise realistischen Borreliose Zahlen geben können. Aus diesem Grund ist die Meldepflicht für Borreliosekranke ad absurdum geführt.
Dass die Einführung einer solchen Meldepflicht fast ausschließlich nur negative Auswirkungen hat, war mir und ist mir schon seit langem klar.
Den konsequenten Verharmlosern dieser Erkrankung spielt solch eine Meldepflicht in die Karten, da sie noch mehr "lehrbuchhaft" ausschließen dürfen und den Erkrankten dient sie zum Nachteil aus eben jenem Grund.
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Thanks given by: urmel57 , mischka
#8

Zur Erhebung von Fallzahlen einer Meldepflicht werden die Kriterien enger gefasst, als es bei der Diagnostik der Fall ist. Darauf verweist das CDC (Centers of Disease Control), diese Information wird aber vom NRZ geflissentlich unterschlagen. Mit einer Meldepflicht soll auch nur die Inzidenzrate der jährlichen Neuerkrankungen erfasst werden. Die Zahlen der Krankenkassen erfassen dagegen die Prävalenz (Gesamtzahl, alte und neue Krankheitsfälle). Die will das NRZ doch gar nicht erst wissen.

Meldungen nach dem IfSG dienen vor allem als Grundlage um Daten zu erhalten, die zu entsprechenden Präventionsmaßnahmen führen sollen aber natürlich auch zur Priorisierung von Diagnostik und Therapie herangezogen werden. Wie wollt ihr denn ohne eine Meldepflicht möglichst realistische Zahlen zum Infektions- und Erkrankungsrisiko erhalten, um bessere Diagnostik und Therapien oder auch Forschung einzufordern?
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Thanks given by: Filenada , Valtuille , Extremcouching , AnjaM , Amrei , Rosa45
#9

Zitat:Wie wollt ihr denn ohne eine Meldepflicht möglichst realistische Zahlen zum Infektions- und Erkrankungsrisiko erhalten, um bessere Diagnostik und Therapien oder auch Forschung einzufordern?

Grundsätzlich wäre die Meldepflicht eine gute Sache - aber die Tatsachen sind die, die ich oben aufgeführt habe: Es wird keine realistischen Zahlen geben.... , zusätzlich werden viele Infizierte, die die Zecke nicht bemerkt haben und keine Wanderröte hatten, durchs Raster fallen - und das sind Problemfälle der Zukunft, die mit dieser Statistik nicht erfasst werden.

Frage, was sollen diese Zahlen, die auf unrealistischen unvollständigen Kriterien fussen, verändern für genau diese Fälle? Da wären doch die Zahlen der Krankenkassen viel aussagekräftiger. Am interessantesten dann vielleicht sogar die Differenz zwischen den Zahlen.

Man kann es drehen und wenden wie man will - die Fälle, die gemeldet werden, werden jetzt schon gut erkannt und wohl auch oft erfoglreich behandelt. Ein Follow-up dieser Fälle über mindestens 10 Jahre wäre interessant, ob es wirklich so erfolgreich war. Das ginge aber auch ohne Meldepflicht, wenn es denn gewollt wäre.

Es reicht nicht, nur die eindeutigen Fälle in diese Meldepflicht hineinzunehmen, wenn man für verbesserte Diagnostik plädiert, denn alle erkannten Fälle sind ja durch die jetzigen Methoden erkannt wordenIcon_verwirrt2!

Liebe Grüße Urmel

Mitglied bei => Onlyme-Aktion.org

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Thanks given by: Rosa45
#10

Typisches Anzeichen für eine Borreliose ist ein roter Hautring, der sich um die Einstichstelle ausbreitet. Das sei die sogenannte Wanderröte, erläutert Fingerle. Zitat aus dem Artikel.

Dieser Satz sollte eigentlich von der Ärztkammer abgemahnt werden.
Als nicht Jurist, sehe ich hier sogar einen Straftatbestand erfüllt.
http://www.duden.de/rechtschreibung/typisch
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