Hallo,
Seit ca. einem dreiviertel Jahr habe ich zunehmend Probleme mit Ischiasbeschwerden.
Ich merkte dass mir Wärme gut tut, ebenso, dass die Schmerzintensität wechselhaft war.
(Habe bewußt auf Schmerzmittel verzichtet, da ich überzeugt bin gerade mit gängigen Schmerzmedikamenten (NSAR) eine chronische Entzündung zu befördern.)
Gerade diese wechselhafte Schmerzintensität lässt mich vermuten dass es sich mitunter auch um ein chronisch entzündliches Geschehen handelt, also eine Radikulitis mitbeteiligt ist.
Ich erinnerte mich daran, dass ich einst einen grippalen Infekt hatte der nach einem einzigen Vollbad und anschließender Bettruhe am nächsten Tag beinahe ausgeheilt war.
Natürlich wiederholte ich bei weiteren grippalen Infekten die Erkältungsbäder, allerdings blieb der heilende Effekt aus. Der Unterschied war, dass ich bei den weiteren Erkältungsbädern nicht die nötige Geduld hatte es auszusitzen.
Soll heißen: Beim ersten Erkältungsbad ließ ich die Wanne ca zu dreiviertel mit angenehm warmem Wasser volllaufen um anschließend noch einen dünnen Strahl heißes Wasser zulaufen zu lassen, so dass sich die Temperatur des Wassers ständig erhöhte.
Irgendwann war der Punkt erreicht an dem es mir den Schweiß auf die die Stirn trieb.
Aus Wanne raus, rein ins Bett, Erhohlungsschlaf.
Bei den Erkältungsbädern wo es nicht funktionierte, hab ich die Temperatur nicht erhöht und der Punkt wo mir der Schweiß ausbrach blieb aus.
Da ich merkte dass mir Wärme gut tut, nahm ich ein ebensolches ansteigendes Vollbad und legte mich anschließend Schlafen.
Es war nicht so dass ich nach dem erwachen gänzlich Beschwerdefrei gewesen wäre, jedoch waren die Beschwerden besser. Und am darauffolgenden Tag fast weg.
Am zweiten Tag nach dem Vollbad waren die Beschwerden jedoch wieder da, und so beschloss ich erneut ein ansteigendes Vollbad zu nehmen.
Leider hab ich zu spät drangedacht Protokoll zu führen, habe jedoch direkt nach dem Bad meine Körpertemperatur gemessen sowie die Temperatur des Badewassers.
Körpertemperatur sublingual => 38.7°C
Badewasser => 41°C
Die Beschwerden waren am nächsten Morgen beinahe noch stärker, besserten sich aber im Tagesverlauf zunehmend.
Ich beschloss ein weiteres ansteigendes Vollbad zu nehmen.
Körpertemperatur => 36,3 °C, Puls => ca 80 S/min Badewasser => ca 37°C
Nach 30 Minuten
Körpertemperatur => 38,8 °C, Puls => ca 120 S/min Badewasser => ca 40,1°C
Nach einer Stunde Bettruhe Körpertemperatur => 37,0 °C
Das ansteigende Vollbad ist sehr Kreislaufbelastend.
Ich erinnerte mich an den Thread über Hyperthermie von Petronella hier im Forum in dem sie Ihre Erfahrungen schilderte.
Auch ich kann bestätigen, dass die Hyperthermie sehr belastend ist.
Schwindel, leichte Kopfschmerzen in der Abkühlphase und auch danach.
Dass sich Borrelien oder auch andere Bakterien durch Temperaturen um die 40 °C schwächen oder gar abtöten lassen halte ich für sehr unwahrscheinlich. Möglicherweise finden sie die Prozedur ebenso unangenehm wie ich, mehr wohl aber auch nicht.
Auch das Austreiben der Borrelien aus kühleren Körperregionen halte ich eher für unwahrscheinlich.
Der Haupteffekt der Hyperthermie dürfte wohl darin bestehen das Immunsystem zu puschen.
Möglicherweise werden erst ab einer gewissen Temperatur Teile des Immunsystems aktiv bzw gewisse immunologische Abläufe gestartet.
Während Kleinkinder und Kinder physiologisch locker mal bis 40 °C und höher auffibern ohne sonderliche Erschöpfungssymptome, fällt es dem Organismus mit zunehmendem Alter schwerer höhere Temperaturen zu entwickeln und diese zu verkraften.
Ich sehe es nicht als entscheidend an 40 °C oder 41 °C zu erreichen wie hier einige meinten, mir haben schon 38,8 °C gereicht. (Gut möglich dass ich gar einen zu starken Reiz gesetzt habe, die Beschwerden wurden nicht wesentlich besser, jedoch kamen Gliederreißen wie bei einer Erkältung hinzu.)
Vielmehr denke ich, dass es sehr wichtig und entscheidend ist ein Gefühl dafür zu bekommen was man sich und seinem Organismus zumuten kann.
„Kleine Reize fördern, große Reize hemmen, zu starke Reize lähmen – also „keine zu starken Anwendungen, damit die Natur nicht leide und mehr geschwächt als gekräftigt werden“
(S. Kneipp, Mein Testament für Gesunde und Kranke).
http://www.kneipp-wassertherapie.de/Knei...dungen.pdf
Sollte durch eine Hyperthermie eine solch starke Reaktion hervorgerufen werden, dass diese ohne Schmerzmittel nicht zu ertragen ist, dürfte man es wohl etwas übertrieben haben.
Jedenfalls sehe ich keinen Sinn darin, das Immunsystem derart zu stimulieren um nachher die entfachte Reaktion wieder mit Schmerzmitteln zu bändigen.
Schon gar nicht wenn es sich um NSAR handelt, da diese immer auch auf das Immunsystem einwirken, sei es durch Ihre antiphlogistische (entzündungshemmende) Wirkung oder auch durch die Unterdrückung der Antikörperproduktion.
Ich denke, dass sich ähnlich wie beim saunieren auch, der Organismus bzgl der Hyperthermie trainieren lässt.
Besondere Vorsicht ist geboten wenn man sich aus aus der Wanne erhebt.
Dadurch, dass die Kompression des Wassers (Dichteres Medium als Luft) auf den Körper und somit auf das venöse System wegfällt, besteht die Gefahr eines Kreislaufkollapses weil das Blut in den Beinvenen versackt.
Daher ist es schonender, noch in der Wanne liegend das Wasser abzulassen und sich dann erst langsam zu erheben. Dadurch hat der Kreislauf Zeit zu kompensieren.
Auch möglicherweise angenehm lauwarmes abduschen kann sinnvoll sein um Kreislaufproblemen vorzubeugen.
Petronella, Du schreibst, dass es Dir in der Zeit in der Du die Hyperthermietherapie erhalten hast richtig gut ging, es allerdings teuer war und nicht Dauerhaft half.
Ob eine Hyperthermie mittels ansteigenden Vollbädern ebenso wirksam ist wie das Verfahren welches Du angewendet hast kann ich nicht beurteilen, jedenfalls aber habe ich ähnlich hohe Temperaturen erreicht. Mit etwas Übung geht wohl auch noch mehr, jedoch sagt mir mein Gefühl, dass viel nicht immer viel hilft.
Was die Kosten angeht, so denke ich sind ansteigende Vollbäder gewiss erschwinglicher.
Und zur Dauerhaftigkeit des Erfolges trägt womöglich die Kontinuität bei, die bei günstigen Kosten wohl eher durchzuhalten sein dürfte.
Sollte sich tatsächlich mittels ansteigenden Vollbädern eine gewisse Remission erziehlen lassen, so könnte man Diese, wenn man nach Kneipp den Gedanken weiterspinnt mittels Kälteanwendungen womöglich stabilisieren.
Auch eine Kombination von schul- und traditioneller Medizin könnte möglicherweise heilversprechend sein.
Beispielsweise: Nach erfolgter Remission 1 mal wöchentlich / 14 tägig oder monatlich weiterhin ansteigende Vollbäder und einmal monatlich gepulst Antibiose.
Ein Vorteil für für eine Hyperthermietherapie Zuhause ist auch, dass man das Bett gleich nebenan stehen hat und man nicht erst längere Wegstrecken vor sich hat um auszuruhen.
Ich möchte hier anmerken dass ich keine Erfahrungen bzgl. gepulster Therapie noch in in der dauerhaften Anwendung von ansteigenden Vollbädern habe.
Ich schreibe hier lediglich meine Gedanken, und die für mich schlüssigen Erläuterungen auf meine Fragen auf.
Ich denke jedoch nicht, dass man mit ansteigenden Vollbädern allzuviel falsch machen kann, wenn man behutsam vorgeht, und sich langsam herantastet.
Jedoch sollte man sich noch eingehender damit befassen, gerade was Kontraindikationen angeht.
So sind ansteigende Vollbäder für Menschen mit Herzkreislauferkrankungen, Herzinsuffizienz, Fieberhaften Infekten, akuten Entzündungen, Durchblutungsstörungen der Extremitäten (pAVK), Schwangerschaft, chronischen Wunden (Ulcus cruris venosum und arteriosum ) kontraindiziert.
Vorsichtig wäre ich auch bei einem bekanntem Aneurysma in der Familienanamnese.
Rheumapatienten sollten
im akuten Schub ebenfalls
keine Wärme anwenden.
...
Thermotherapie
Wärmetherapie:
Wärme regt den Stoffwechsel an, fördert die Durchblutung, entspannt die Muskulatur und beeinflusst die Organfunktion. Vor allem chronische Entzündungen werden so gelindert. Die Wärme wird beispielsweise durch Bäder, Fangopackungen, Heißluft, Rotlicht, Ultraschall oder elektrisch übertragen. Bei akuten Rheumaschüben, arteriellen und venösen Durchblutungsstörungen, Ödemen, Blutungen oder Blutungsneigung sowie bei Tumorerkrankungen sollte Wärme nicht eingesetzt werden, da sie das Entzündungsgeschehen weiter anheizen kann.
Kältetherapie:
Die Kälte wird über Bäder, Eispackungen, Kältekammern oder elektrisch übertragen. Die direkte Einwirkung von Kälte bewirkt auf der Oberfläche der Haut kurzfristig eine Blockade der Schmerzbahnen; in der Tiefe hemmt sie Entzündungen und wirkt abschwellend. Dies hilft bei Rheumatoider Arthritis. Die Physiotherapie unterscheidet zwischen der lokalen Anwendung von Kälte und der Ganzkörper-Kryotherapie (Kältekammer mit Temperaturen bis etwa 120 Grad minus). Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems verbieten die Ganzkörper-Anwendung von Kälte.
...
http://www.netdoktor.de/Krankheiten/Rheu...-3364.html
Auch wenn man unter psychischen / psychiatrischen Symptomen / Erkrankungen leidet, sollte man sich nochmals eingehender mit Hyperthermiebehandlungen auseinandersetzen und diese evtl nicht in akuten Episoden durchführen.
Gruß Huwe