[Jan]

Hallo,

es ist jetzt ungefähr 3 1/2 Monate her dass ich mehrere Zeckenbisse hatte und hatte danach einige diffuse Symptome wie Gelenkschmerzen und allgemeine Schwäche. Ich hatte allerdings keine Wanderröte, zumindest keine Sichtbare. Der Antikörpertest nach ca. 8 Wochen (mein Arzt meinte dass es keinen Sinn macht früher zu testen) auf Borrelien war positiv aber dies scheint ja auch nicht sehr aussagekräftig zu sein. Jedenfalls hat mir mein Arzt vorsichtshalber Doxycyclin für ca. 3 Wochen verschrieben. Einige Wochen danach sind die Symptome aber wiedergekommen und sind jetzt noch stärker als zuvor. Dies sind wandernde Gelenkschmerzen an den Fingern und in den Füßen, kurzzeitige Hitzeschübe (vor allem Nachts), an einigen Tagen kann ich 24 Stunden durchschlafen, an anderen Tagen kann ich gar nicht schlafen, an einigen Tagen werd ich einfach nicht satt, egal wie viel ich esse an anderen Tagen kann ich kaum was essen. Hinzu kommt dass ich einige Wochen lang ein ständiges Zucken im rechten Auge hatte und mittlerweile tut mein Auge weh (fühlt sich etwas an wie Kopfschmerzen). Mein Arzt versucht gerade mit allen möglichen Mitteln herauszufinden was ich habe aber ich habe die Befürchtung dass er in Bezug auf Borreliose nicht viel Ahnung hat.

Meine Frage ist nun; würdet ihr sagen dass dies eine Borreliose ist und wenn ja, in welchem Stadium? Welche Therapiemöglichkeiten schlagt ihr vor? Ich habe hier schon von ausgefalleneren Antibiotika gelesen wie Minocyclin + Quensyl, sollte ich sowas direkt nehmen oder erst was anderes ausprobieren?

Liebe Grüße
Jan

[judy]

Lieber Jan,

herzlich willkommen hier.
Wenn der Anlass auch nicht so toll ist

Ferndiagnosen, insbesondere von medizinischen Laien sind natürlich echt schwierig.

Doch bei dir passt schon alles zusammen, Zeckenstiche, positiver Laborbefund und für Borreliose und eventuell noch weitere Infektionen von der Zecke typische Symtome. Du wärst dann in Stadium II, dem Generalisierungsstadium, in dem sich die Borrelien weiter im Körper verteilen.

Wenn du magst kannst du gerne deine Borrelienserologie hier einstellen. Einige kennen sich hier gut aus und können dir ev. was dazu schreiben.

Minocyclin ist nicht so exotisch wie es sich im ersten Moment anhört. Menschen mit schwerer Akne bekommen es über lange Zeit.
Quensyl ist kein Antibiotikum. Es ist ein (altes) Malariamittel und wird z.T. auch bei Rheuma gegeben. Das dann über lange Zeit.

Therapieempfehlungen sind, du ahnst es schon , sind noch schwieriger.

Ich würde dir sehr die Therapieempfehlungen der Deutschen Borreliose Gesellschaft ans Herz legen.
Hier http://www.borreliose-gesellschaft.de/Te...linien.pdf

Auch die Erstinformationen in unserem Forum sowie viele die vielen gesammelten Links, könnten dich interessieren.

Meiner bescheidenen Erfahrung nach, hat man bei konsequenter und geeigneter Therapie im ersten Jahr sehr gute Heilungschancen.

Ich wünsche dir alles Gute.

[Jan]

Danke für die schnelle Antwort und die nette Begrüßung :)

Den Serologiebericht hat mir mein Arzt gar nicht mitgegeben aber ich werde ihn mal darauf ansprechen, würde mich freuen wenn sich das hier ein paar Profis mal anschauen.

Die Therapieempfehlungen der Deutschen Borreliose Gesellschaft sind schon mal sehr hilfreich, danke. Ich werde sie auch an meinen Arzt weiterreichen.

Und ich bin erleichtert zu hören dass die Heilungschancen im ersten Jahr noch recht gut sind, zumal ja die erste Behandlung mit drei Wochen Doxy erfolglos war. Mich würde halt interessieren ob es jetzt Sinn macht auf ein anderes Antibiotikum umzusteigen und wie lange ich dies dann nehmen sollte. Nach meinen bisherigen Informationen sollte ich ja im 2. Stadium bereits länger als 3 Wochen Antibiotikum nehmen und da die Erreger wahrscheinlich schon intrazellulär sind scheint ja jetzt Mino + Quensyl angebrachter zu sein... ich hoffe mein Arzt trifft da eine gute Entscheidung, wenn ich ihm sage dass ich das wieder aus Internetforen habe wird er mich wahrscheinlich nur wieder schief angucken...

[Rosenfan]

jedenfalls hat mir mein Arzt vorsichtshalber Doxycyclin für ca. 3 Wochen verschrieben.

Hallo, Jan,

3 Wochen AB könnte evtl. zu kurz gewesen sein, außerdem kommt es auch darauf an, wieviel Doxy Du genommen hast. 100 mg, 200 mg? Die Therapieempfehlung geht von 400 mg pro Tag aus.

Gruß - Rosenfan

[Jan]

Ich glaube das waren nur Doxy 200 mg, und davon auch nur eine Tablette pro Tag. So langsam werd ich doch etwas sauer auf meinen Arzt...
Kann mir jemand einen Spezialisten empfehlen, am besten in der Ruhrpott Region?

[Rosenfan]

Jan, wegen der Arztsuche geh mal in die dafür vorgesehene Spalte.
Und mach Dir nicht allzu viel Hoffnung - es gibt wenig Spezis und die wenigen sind total überlaufen.

Vielleicht kannst Du Deinen Arzt doch überzeugen, in dem Du ihm die Richtlinien der Deutschen Borreliosegesellschaft zu lesen gibst.

Gruß - Rosenfan

[Oolong]

Mein Arzt versucht gerade mit allen möglichen Mitteln herauszufinden was ich habe aber ich habe die Befürchtung dass er in Bezug auf Borreliose nicht viel Ahnung hat.

Meine Frage ist nun; würdet ihr sagen dass dies eine Borreliose ist und wenn ja, in welchem Stadium?

Hallo Jan, willkommen hier, wo es viele nützliche Informationen gibt und nette Leute, die ihre Erfahrungen austauschen.

Dein Arzt soll sich mit dem Gedanken anfreunden, daß es noch immer Borreliose ist, es sieht nach deiner Schilderung sehr so aus, daß die erste Therapie nicht genug war. Man kann auch Läuse haben und Flöhe, aberes ist schon recht typisch für ein Wiederaufflammen der Borreliose. Oder du findest einen, der sich auskennt, was aber nicht so einfach ist.

Die Theorie mit den drei Stadien wird sehr unterschiedlich gesehen von den Ärzten, sich darüber den Kopf zu zerbrechen bringt nicht viel.

Daß die Erreger sich bereits verteilt haben, ist sehr wahrscheinlich, wenn die Augenbeschwerden von Borrelien kommen und springende Gelenkschmerzen deuten an, daß bereits Bindegewebe befallen sein kann, dann wäre es mehr als Stadium eins, aber wie gesagt, das wird verschieden beurteilt.

Erfolgreich behandelt werden kann man in jedem Stadium, wobei es aber mit der Zeit darauf hinauslaufen kann, möglichst lange schubfrei zu sein ohne daß man die Krankheit wieder richtig los wird. Du liegst zeitlich noch gut im Rennen, viel Erfolg wünscht dir Oolong.

[Regi]

Wenn dein Arzt dich mit 200 mg Doxy täglich für 21 Tage behandelt hat, dann hat er sich an geltende Lehrmeinung gehalten. Du darfst nicht sauer auf ihn sein. Er ist nur Anwender von geltender Lehrmeinung. Die Dosierung steht auch so in der Fachinformation. Ist übrigens von der Dauer her das Maximum, was geltende Lehrmeinung vorschreibt. Also nicht gleich über den Arzt schimpfen. Wäre doch schade, wenn ein bisher funktionierendes Arzt-Patientenverhältnis zerstört würde.

Diagnose und Therapie der Borreliose unterliegt einem Expertenstreit. Hier eine Zusammenfassung:
http://www.petra-heller.com/fileadmin/us...medRID.pdf
Lager A spiegelt in etwa geltende Lehrmeinung.
Lager B in etwa die Meinung unserer Spezis, der DBG und ILADS

Da die Therapie nach geltender Lehrmeinung bei dir versagt hat, muss jetzt eine andere Lösung her. Meiner Meinung sollte der Patient entscheiden dürfen, ob und wie er weiterbehandelt wird oder nicht.

Wenn dein Arzt keine andere Ursache für deine Beschwerden findet, könnte er dich ja weiterbehandeln. Musst ihn halt fragen und vielleicht die oben verlinkten Leitlinien der DBG ausdrucken und abgeben. Da alles noch sehr frisch ist, sollten meiner Meinung nicht monatelang andere Krankheiten ausgeschlossen werden. Wenn dein Arzt dich nach Ausschluss anderer möglicher Ursachen nicht weiterbehandeln will, sollltest dir von der Selbsthilfe einen Arzt empfehlen lassen und rasch einen Termin machen.

LG, Regi

[Jan]

Erstmal vielen Dank für die ganzen neuen Antworten an alle!

Ich war heute noch mal bei meinem Hausarzt und er hat die Ergebnisse von einer ganzen Reihe Blutwerte ausgewertet. Darunter auch Werte woran er z.B. eine Rheuma-Erkrankung erkennen kann. Jedenfalls bin ich laut aller Werte völlig gesund. Für mich würde das jetzt heißen dass nur noch Borreliose in Frage kommt aber mein Arzt will sich einfach nicht darauf festlegen und hat mir daher auch keine Medikamente verschrieben. Dies hat mich nicht gerade erfreut aber ich kann auch die Meinung von Regi nachvollziehen (und danke für den Link!). Er hat mich halt nach seinem besten Wissen nach geltender Lehrmeinung behandelt und will wahrscheinlich auch nicht dafür verantwortlich sein falls er mich monatelang auf Antibiotikum setzt aufgrund einer voreiligen Diagnose. Ich habe ihm auch die Richtlinien der Deutschen Borreliose Gemeinschaft ausgedruckt aber er hat es geschafft alles was da drin steht so zu interpretieren dass es "zu vage" sei um mit Sicherheit eine Diagnose zu machen.

Jedenfalls habe ich etwas nach Spezialisten recherchiert und einen Arzt in Dortmund, also nicht weit von mir, gefunden. Habe auch direkt am Montag einen Termin. Sie heißt Dr. XXX, vielleicht hat ja zufällig schon jemand Erfahrungen mit ihr.

Auf den Rat von Judy hab ich mir die Borrelioseserologie von meinem Arzt kopieren lassen, vielleicht kann ja jemand hier etwas mehr damit anfangen:

Borrelien IgM-Antikörper 14

Borrelien IgG-Antikörper 53

WB - IgG - Antikörper im Serum positiv
p100 +
V1sE -
p58 +/-
p41 +
p39 +/-
OspA (p31) +/-
OspC von B. burgdorferi sensu stricto + +
OspC von B. afzelii +
OspC von B. garinii + +
OspC von B. spielmanii +
p18 von B. burgdorferi sensu stricto +/-
p18 von B. afzelii +/-
p18 von B. garinii -
p18 von B. spielmanii -

Und nochmal danke an alle!
Jan



Edit: Bitte keine Namen von behandelnden Ärzten nennen!
Gruß Moderator

[Rosenfan]

Hallo, Jan,

bitte keine Arztnamen nennen!!!!

Gruß - Rosenfan

PS.: hier noch ein Link - da kannst Du die Laborwerte selbst kontrollieren.

http://www.laborlexikon.de/Lexikon/Tabel...n-Blot.htm

Und bei den IgM und IgG-Angaben wäre eine Referenzwert zur Bewertung nötig.