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Frage bzgl. Laborwerten und Therapie - Druckversion

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Frage bzgl. Laborwerten und Therapie - saeglopur - 15.10.2013

Hallo :),

Ich bin noch ziemlich neu in diesem Forum, hätte aber schon jetzt eine Frage. :) Ich habe heute früh meine Laborergebnisse bekommen, welche wie folgt aussehen:

- IHA: 1:640 Titer (Grenzbereich: <1:160)
- IgG: 149,5 AU/ml (Grenzbereich: 10-15)
- IgM: 8,4 (Grenzbereich: 18-22)

Als Kind war ich ziemlich oft im Wald und im Gras und hatte damals auch öfters Zecken. Ich bin jetzt 18 Jahre alt und hab seit ich ca 11/12 (mindestens) war zahlreiche Symptome, darunter:

- unruhige Beine (RLS-ähnliche Symptome)
- Herzstolpern/Arrhytmien
- Tachykardien bis zu 152 Schlägen pro Minute bei wenig Anstrengung
- Kribbelgefühl und Taubheitsgefühl im Rücken/zwischen den Schulerblättern sowie in den Fingern
- stechende und ziehende Schmerzen in Finger- und Zehgelenken
- entzündete Kniegelenke sowie Knorpelschädigung am Knie
- leichte Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen
- eine Art "Derealisationsphasen", d.h. mir kommt alles, was ich um mich herum sehe als unecht an, als würde ich träumen
- Haarausfall

Nun zu der eigentlichen Frage, als ich heute früh bei meinem Arzt war um eine weitere Blutprobe (Immunoblot) machen zu lassen, meinte er, das würde man innerhalb von 2 Wochen mit Antibiotika wieder hinbekommen. Das kam mir jedoch etwas utopisch vor, wenn man bedenkt, wie lange ich die Symptome nun schon habe. Kann mir da jemand vielleicht weiterhelfen, und mir eventuell sagen, ob dies wirklich in so kurzer Zeit so "einfach" behandelbar ist?


RE: Frage bzgl. Laborwerten und Therapie - Niki - 15.10.2013

Hallo saeglopur,

Herzlich Willkommen hier im Forum, auch wenn das kein schöner Anlass ist.

Erstmal sieht es so aus, dass du eine chronische Borreliose hast. Genaueres kann man dann erst sagen, wenn der Immunoblot da ist. Aber deine Symptome sprechen auch stark dafür. Kurz zum Verständnis: igm Antikörper werden als "Sofortpolizei" relativ schnell vom Immunsystem gebildet, wenn es Kontakt zu Borrelien hatte. Diese fallen dann mit der Zeit ab und der Körper bildet igg-Antikörper, die Langzeitantwort des Immunsystem. Diese sind dann Anzeichen für eine länger bestehende Infektion, die ja auch zu deinen bereits lange bestehenden Beschwerden passt.

Bei dem IHA Titer bin ich mir nicht ganz sicher, handelt es sich dabei nicht um Candida-Infektionen? Auch Pilzinfektionen können solche Beschwerden machen.

Da man eventuell bei dir davon ausgehen muss, dass die Infektion schon länger besteht, ist es mit ziemlicher Sicherheit mit 2 Wochen Antibiotika nicht erledigt. Leider kennen sich viele Hausärzte auch nicht richtig damit aus. Ich würde dir auf jeden Fall empfehlen, einen Arzt aufzusuchen, der sich auf Borreliose spezialisiert hat. Dazu gibt es hier im Forum eine extra Rubrik, in der man Anfragen stellen kann.
Leider herrscht da unter der Ärzteschaft ziemliche unterschiedliche Auffassungen, vor allem rund um die chronische Borreliose und da sollte man auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen, der sich damit auskennt.

Liebe Grüße und alles Gute

Niki


RE: Frage bzgl. Laborwerten und Therapie - ulibi - 15.10.2013

Hallo saeglopur,

auch ich bin ein Neuling und mir wurde von den Ärzten ebenfalls gesagt, dass nach der Antibiose alles wieder gut und die Borreliose erledigt ist.

Mir fehlt allerdings der Glaube daran, denn viele der Beiträge hier erzählen etwas ganz anderes.

LG, Ulibi


RE: Frage bzgl. Laborwerten und Therapie - saeglopur - 15.10.2013

(15.10.2013, 20:01)Niki schrieb:  Bei dem IHA Titer bin ich mir nicht ganz sicher, handelt es sich dabei nicht um Candida-Infektionen? Auch Pilzinfektionen können solche Beschwerden machen.

Erstmal danke für deine Erklärungen :)

Was IHA genau ist habe ich mich auch schon gefragt, vorallem weil ich vorher noch nie davon gehört hatte. Auf dem Bericht ist es jedoch auch mit "Borrelien-AK" gekennzeichnet. Confused


RE: Frage bzgl. Laborwerten und Therapie - Niki - 16.10.2013

Wenn's unter Borrelienserologie läuft ist es ein Schnellsuchtest für Borrelien. Der IHA (Indirekter Hämagglutinations Assay) ist ein Laborverfahren der als Schnelltest für unterschiedliche Erreger eingesetzt wird. Unserer Labore hier machen bei Borreliose meist nur den Elisa. Kommt aber von der Grundaussage auf das gleiche raus. Du hast dann relativ viele Antikörper gegen Borrelien.
Der Bestätigungstest Westernblot wird dann aber noch mehr Auskunft bringen.

LG Niki


RE: Frage bzgl. Laborwerten und Therapie - leonie tomate - 16.10.2013

Zitat:Nun zu der eigentlichen Frage, als ich heute früh bei meinem Arzt war um eine weitere Blutprobe (Immunoblot) machen zu lassen, meinte er, das würde man innerhalb von 2 Wochen mit Antibiotika wieder hinbekommen.

Das finde ich, ist ja mal eine wirklich "mutige" Aussage. Dodgy
Nicht das ich dir nicht wünschen würde, dass es genauso klappt, wie es sich dieser Mediziner vorstellt.
Ich halte es nur für absolut unrealistisch. Leider. Confused
Die Gefahr ist außerdem, dass der Herr dir 14 Tage AB verschreibt und alle Symptome die du danach hast, können dann auf gar keinen Fall von der Borreliose herrühren, weil die Erreger schließlich tot sein müssen.
Diese Haltung und Einstellung ist gerade bei Ärzten, die fest von einer vermeintlich hohe Sicherheit von 14-tägigen Antibiosen ausgehen, leider durchaus üblich.
Als Patient gerätst du dann in die fatale Situation, dass du beweisen musst, dass unter einer aktiven Borreliose leidest.
Das ist ein geradezu hoffnungsloses Unterfangen, weil die ganze Borrelioseserologie das nicht hergibt.
Die Tests bieten lediglich Anhaltspunkte und werden hinsichtlich ihrer Aussaugekraft hoffnungslos überschätzt.

Ich kann dir leider nur raten, dass du versuchst dir so schnell wie möglich einen Arzt zu suchen, der bereit ist dich anhand deiner Klinik zu behandeln.

Liebe Grüße

Leonie

PS: Wenn du es noch nicht kennen solltest. Hier mal die Therapieempfehlungen der Deutschen Borreliose Gesellschaft.
http://www.borreliose-gesellschaft.de/Texte/Leitlinien.pdf


RE: Frage bzgl. Laborwerten und Therapie - Regi - 16.10.2013

Ein positiver erster Suchtest sagt gar nichts aus, denn der kann auch positiv sein, wenn andere Erreger am Werk sind.
siehe Kreuzreaktion/Kreuzreaktivität

Einen Bestätigungstest (Western Blot oder Immunoblot) würde ich auf jeden Fall machen lassen, bevor du Antibiotika (AB) schluckst. Der Nachweis von bestimmten Banden würde die Aussage erlauben, ob dein Immunsystem schon einmal Kontakt mit Borrelien hatte. Ob die Infektion noch aktiv ist oder die Antikörper (AK) von einer früher durchgemachten Borreliose stammen, können die AK-Tests nicht beantworten.

Die Diagnose der Borreliose beruht auf Vorgeschichte (Zeckenstich, Zeckenexposition), Verlauf, Symptomen, Ausschluss anderer Krankheiten und Tests. Nebst den AK-Tests kann auch noch ein LTT und CD57 gemacht werden. Das macht aber nur Sinn, wenn du eh planst, einen Spezi aufzusuchen, denn diese Tests sind von geltender Lehrmeinung nicht anerkannt. Am Schluss ist die Borreliose fast immer eine Wahrscheinlichkeitsdiagnose aus verschiedenen Puzzleteilen, der nur mit einem Therapieversuch begegnet werden kann. Einen solchen Therapieversuch würde ich aufgrund meiner persönlichen Erfahrung nur nach den Leitlinien der DBG und/oder ILADS machen. Diese Leitlinien entsprechen allerdings nicht geltender Lehrmeinung und müssten explizit eingefordert werden. Bekommt man die nicht, bleibt nur der Gang zum von der Selbsthilfe empfohlenen Spezi.
Hier noch etwas zum Expertenstreit rund um die Borreliose, was meiner Meinung jeder Betroffene kennen muss, damit er im Minimum in der Praxis argumentieren kann:
http://www.petra-heller.com/fileadmin/user_upload/petra-heller/Dokumente/medRID.pdf

Zusammenfassen ist es schwierig, für dich eine Einschätzung abzugeben, da kein Blot gemacht wurde und du nichts darüber schreibst, ob und welche Krankheiten als mögliche Ursache bei dir schon ausgeschlossen wurden (Psycho und alles was mit "Syndrom" endet, gilt nicht).

Bereits jetzt von einer chronischen Borreliose auszugehen finde ich verfrüht. Das kann man erst nach einer Therapie sagen.

An deiner Stelle würde ich so zügig wie möglich wie folgt vorgehen:
1. Sämtliche Laborbefunde und Arztberichte einfordern.
2. Liste erstellen, welche Krankheiten als mögliche Ursache für deine Beschwerden ausgeschlossen wurden.
3. Blot machen lassen. Bei positivem erstem Suchtest ist das sogar vorgeschrieben. Das Labor sollte das eigentlich aus dem Serum, das bereits eingeschickt wurde, noch nachholen können. Dein Arzt muss das in Auftrag geben. Wenn er meint, das wäre nicht nötig, dann soll er sich schlau machen.
4. Termin bei einem von der Selbsthilfe empfohlenen Spezi reservieren. Entweder schreibst du einen entsprechenden Beitrag in der Ärzterubrik dieses Forums
http://forum.onlyme-aktion.org/forumdisplay.php?fid=15
oder kontaktierst eine Beratungsstelle/Selbsthilfegruppe in deiner Region
http://www.bfbd.de/de/beratungsstellen-des-bfbd.html
oder
http://bundesverband-zeckenkrankheiten.de/selbsthilfegruppen/
oder
http://www.borreliose-nachrichten.de/borreliose-selbsthilfe-gruppen/

LG und gute Besserung
Regi


RE: Frage bzgl. Laborwerten und Therapie - leonie tomate - 16.10.2013

Noch ein Nachtrag, Saeglopur, damit wir uns nicht missverstehen...
Ich würde auch auf jeden Fall auch auf der Anfertigung eines Western Blots bestehen.
Das ist eine Kassenleistung und auch im Rahmen der Zweistufendiagnostik genauso vorgesehen, wenn denn der ELISA positiv ist.

Vielleicht hast du "Glück" und du erhältst ein eindeutig positives Ergebnis und kannst damit weitere Indizien für eine Infektion mit Borrelien "sammeln".

Nur, die Frage ist doch: Was passiert, wenn der WB als negativ eingestuft wird?
Sollte man dann mit deiner Symptomatik und Vorgeschichte, auf den Versuch einer antibiotischen Therapie verzichten?

Ich denke: NEIN.

Das heißt beileibe nicht, das man auf eine Differenzialdiagnostik verzichten sollte...nur du hast jetzt seit deiner Kindheit (fast dein gesamtes Leben), die seltsamsten Symptome und ich vermute mal stark, dass da schon so einiges versucht und untersucht wurde...Confused

Weißt du, meine Tochter zb. ist komplett seronegativ. Nichts. Kein ELISA, kein WB und auch im LTT rührt sich nichts.
Die Ärztin hat lediglich im Dunkelfeld Spirochäten geortet und es wurden im Labor die typischen Co-Infektionen (Bartonellen, Babesien) festgestellt.
Eine "sichere" Borreliose-Diagnose sieht anders aus.
Sie hat dennoch mehrere Antibiosen bekommen. Sie hatte kräftige Herx-Reaktionen und ihr Befinden hat sich seit dem signifikant verbessert.

Und ich denke: Manchmal macht halt nur "Versuch kluch". Insbesondere wenn schon so lange eine Problematik besteht, für die es scheinbar keine Erklärung gibt. Icon_unknownauthor_zwinker


Liebe Grüße

Leonie


RE: Frage bzgl. Laborwerten und Therapie - amaz0ne - 16.10.2013

Genau meine Meinung. Ein paar wochen Antibiose kann im schlimmsten Fall keinen Schaden anrichten, der sich nicht mit ein paar Bechern Joghurt beheben läßt.


RE: Frage bzgl. Laborwerten und Therapie - Regi - 16.10.2013

Ich möchte hier auch noch etwas ergänzen, damit nichts falsch verstanden wird. Blot vor AB wegen der Möglichkeit, dass sonst die Testergebnisse verfälscht werden könnten. Ansonsten würde ich eine Therapie nicht von AK-Testergebnissen abhängig machen wollen. Meine AK-Tests waren nämlich auch negativ oder höchstens grenzwertig trotz spätem Stadium. Meiner Spezi gelang trotzdem eine Direktnachweis von Borrelien aus der Haut und aus Blut.

LG, Regi