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Liquorgängigkeit Tetralysal - Druckversion

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RE: Liquorgängigkeit Tetralysal - urmel57 - 13.04.2019

Die folgenen Veröffentlichungen beschäftigen mit den MHKs in vitro. Da war die Streubreite ganz schön hoch..... Am Beispiel des Roxythromycins wird aber deutlich, dass sich das nicht 1:1 auf die in vivo Situation übertragen lässt.

Mit der Einschätzung, dass Doxycyclin im Spätstadium einer Neuroborreliose das Mittel der Wahl ist, kann ich auch nicht einhergehen.

Eines ist jedoch gesichert:
Zitat:Kontrollierte Studien, die explizit die Antibiotikatherapie bei späten Manifestationen der Neuroborreliose untersucht hätten (Myelitis, Enzephalitis, Enzephalomyelitis), liegen nicht vor.
https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/030-071.html

Hunfeld, K. P., P. Kraiczy, T. A. Wichelhaus, V. Schafer, and V. Brade. 2000. Colorimetric in vitro susceptibility testing of penicillins, cephalosporins, macrolides, streptogramins, tetracyclines, and aminoglycosides against Borrelia burgdorferi isolates. Int. J. Antimicrob. Agents 15:11-17



In-vitro-Sensibilität von Borrelia burgdorferi sensu lato gegenüber vier Antibiotika: ein Vergleich der Genospezies Borrelia afzelii, Borrelia garinii und Borrelia burgdorferi sensu stricto



Von besonderer Bedeutsamkeit sind die Bioverfügbarkeit und die Verteilung in den Kompartimenten. Da schneidet Ceftriaxon mit Sicherheit gut ab, von daher würde ich das als First-Line-Behandlung immer vorziehen. Mit Doxycyclin als Empfehlung wird man leicht teuer gespart und die Befürchtung hätte ich mit Tetracyclin auch.


RE: Liquorgängigkeit Tetralysal - Lyme Detective - 14.04.2019

@urmel: Vielen Dank. Insbesondere die Münchner Arbeit im deinem letzten Link ist sehr interessant (kannte ich noch nicht). Studien bzgl. Ceftriaxon vs. Doxycyclin im Neuroborreliosefall kenne ich z.B. die: Ceftriaxon vs. Doxycyclin Study (Interessant ist, dass hier mit 400mg Doxy gearbeitet wurde, die Leitlinen aber nur die Hälfte vorgebenHuh, auch das Nachbeobachtungsfenster von nur 6...8Woche ist nicht tragbar...als Zwischenprüfung einverstanden ...aber als finale Aussage unbrauchbar (mit den Verlaufsformen und auftretenden von Symptomen die bekannt sind...), Bewertungskriterium Liquoruntersuchung (Erkennungsrate nicht so hoch, als alleiniges Bewertungsmittel mehr als kritisch, Keime in anderen Körperregionen die bei sehr langer Erkrankungsdauer die AB unbeschadet überleben können sind nicht berücksichtig (die zum Rezidiv führen), auch die Differenzierung einer erst seit Monaten bestehenden LB zur einer seit vielen Jahren bestehenden LB (mit viel schlechterer Prognose) wird kaum bis nicht berücksichtigt und und und...).

Kennst du eine kanadische Organisation ähnlich unserer DBG oder OnLyme bei der ich bzgl. der von der asiatischen Ärztin referenzierten Tetralysal-Studie anfragen könnte wo man die findet?


RE: Liquorgängigkeit Tetralysal - mari - 14.04.2019

... Ich bewundere mal wieder, wie viele "Detektive in eigener Sache" es hier gibt und was diese leisten! Von zu vielen Ärzten und Richtern im Stich gelassen zu werden muss nicht das Ende sein.

Weiter so!


RE: Liquorgängigkeit Tetralysal - Markus - 14.04.2019

Wenn du dich mit dem Thema Liquorgängigkeit auseinandersetzt, wäre für mich auch die Frage interessant, inwiefern man von der Liquorgängigkeit auf Hirngängigkeit schließen kann. Was im Liquor ankommt ist ja letztlich für uns relativ uninteressant, da sind praktisch eh keine Borrelien. Man kommt an Liquor als Probenmaterial halt relativ einfach heran, eine Hirnbiopsie ist kaum machbar. Bei Azithromycin ist es wohl so, dass es in Tumorgewebe im Gehirn schön akkumuliert hat, im Liquor dagegen nicht nachweisbar war. Von daher kann man denke ich Liquor und Hirngewebe nicht so ohne weiteres gleichsetzen. Da gibt es glaube ich auch nochmal eine Schranke dazwischen, so wie bei der Blut-Hirn-Schranke auch. Aber da fehlen mir anatomische und physiologische Kenntnisse.


RE: Liquorgängigkeit Tetralysal - Lyme Detective - 20.04.2019

@Markus: Dies ist eine problematische Angelegenheit die du ansprichst. Bei Medikamenten, welche im Hirn wirken sollen, hat man immer das Problem, dort eine genügend hohe Wirkstoffkonzentration aufzubauen (davon zeugen auch diverse Chemotherapeutika Paper und Studien). Desweiteren ist das Hirn ein hochkomplexes Organ, welches bis heute nicht vollständig verstanden ist und deshalb auch hier die Frage gestellt werden muss, was Medikamente dort (auch langfristig) anrichten… Ich gehe mit der Aussage nicht ganz mit, dass der Liquor relativ uninteressant ist, da im Rahmen einer Neuroborreliose Pleozytose mit den entsprechenden Begleiterscheinungen vorliegen kann und auch Liquor als Anzuchtpräparat von Einigen z.B. RKI eingestuft ist (RKI Liquor Anzucht)...auch wenn ich persönlich denke, dass dies eher eine schlechtere Erfolgsquote und damit Aussage bringt. Aktuell sehe ich es so, wenn ein AB liquorgängig ist, kann es zumindest auch im ZNS wirken (und dies ist nicht unwichtig). Wenn der Köper stark genug ist (und das muss m.M. nach oberste Prio in der AB begleitenden Therapie haben), muss den Rest der Körper schaffen (auch im Hirn…wenn nicht, kommt es zu den angesprochenen häufigen Rezidiven). Selbst der Hersteller von Ceftriaxon hat sich vor längere Zeit entsprechend so geäussert, dass nicht genügend Wirkstoffkonzentration dort aufgebaut werden kann (Ceftriaxon Blut-Hirn-Schranke).
Schauen wir trotzdem hoffnungsvoll in die Zukunft und warten weiter darauf, dass endlich an einem spezifischen Mittel gearbeitet wird...


RE: Liquorgängigkeit Tetralysal - Ehemaliges Mitglied - 29.04.2019

Aus #15 betrifft Aussagen des Herstellers aus den Jahren 2001/02
Zitat:Selbst der Hersteller von Ceftriaxon hat sich vor längere Zeit entsprechend so geäussert, dass nicht genügend Wirkstoffkonzentration dort aufgebaut werden kann

Im Jahr 2009 wurde diese Studie dazu veröffentlicht.
Ob es sich bei den Probanden um ein frühes Infektionsstadium der NB handelte, kann ich nicht sagen.
https://www.der-arzneimittelbrief.de/de/Artikel.aspx?J=2009&S=52a