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Meldepflicht Statistik - Druckversion

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RE: Meldepflicht Statistik - Rosa45 - 21.03.2013

Tab. 1: Vergleich der Meldungen von Infektionskrankheiten in M-V, 2010 bis 2001
Meldekategorie 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001

Borreliose 1) 1366 906 674 569 485 375 180 150 130 --

aus: service.mvnet.de/_php/download.php?datei_id=42250

vergleicht mal die Zahlen, irgendwas stimmt da doch nicht bei Hr. Dr. Fingerle und dem RKI?

hier eine Hochrechnung für MV: aktuell.nationalatlas.de/uploads/media/12_04_Borreliose_k1.pdf


RE: Meldepflicht Statistik - FreeNine - 21.03.2013

(21.03.2013, 10:07)Rosa45 schrieb:  vergleicht mal die Zahlen, irgendwas stimmt da doch nicht

Das passt:
"Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast." Icon_winken3


RE: Meldepflicht Statistik - hanni - 21.03.2013

man darf nicht vergessen, daß die zeckenpopulation jedes jahr variiert.

2011 war ein supergünstiges zeckenjahr, weshalb auch in der statistik über all die angeführten jahre der absolute gipfel der summenangabe aufgeführt ist.
2012 dagegen gab es deutlich weniger zecken, damit deutlich weniger neue erkrankungen. (ausserdem sind die leute jedes jahr ein bisschen informierter, was die gefahr der zeckenstiche anbelangt)

der herausgehobene vergleich dieser beiden extremen jahre mag dem rki sehr entgegenkommen, um den anschein erwecken zu können, die erkrankungszahl nehme rasant ab (warum auch immer): minus 3095 gemeldete fälle.

na und ???

die differenz zwischen zb.2008 und 2012 liegt dagegen nur bei läppischen minus 475 gemeldeter fälle.

Tongue
hanni


RE: Meldepflicht Statistik - ehemaliges Mitglied - 21.03.2013

Diese Daten sind aus dem offiziellen SurvStat Datenbestand des RKI.

SurvStat@RKI
Abfrage der Meldedaten nach Infektionsschutzgesetz (IfSG) über das Web
SurvStat@RKI bietet die Möglichkeit, einen vereinfachten Datenbestand der nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) meldepflichtigen Krankheitsfälle und Erregernachweise individuell abzufragen und nach eigenem Bedarf Tabellen und Graphiken zu erstellen.
Es handelt sich dabei um einen Auszug des Originaldatenbestandes zum Stichtag der Erstellung der letzten Ausgabe des Epidemiologischen Bulletins.


[Bild: RKI%20Borreliose%20MV.jpg]

Die FSME ist übrigen von 423 Fällen in 2011, um 54% auf 195 Fälle in 2012 zurückgegangen.


Namensänderung Mod



RE: Meldepflicht Statistik - Rosa45 - 21.03.2013

Lagus ist die zentrale Meldestelle für Infektionskrankheiten in MV und diese Zahlen werden so an das RKI weitergegeben.

Da es in MV eine namentliche Meldepflicht für die Kreterien gibt, sind auch keine Doppelanlagen in dem Sinne möglich.

Deshalb ist das schon sehr komisch, das dort andere Zahlen veröffentlicht werden, als in den Zahlen von Lagus.

Ist mir nur aufgefallen, woher diese Differenzen stammen, wer weiß das schon.

LG Rosa


Namensänderung Mod



RE: Meldepflicht Statistik - ehemaliges Mitglied - 21.03.2013

Hallo Rosa,
die unterschiedlichen Zahlen kommen von der verschiedenen Referenzdefinition (Meldekriterien) in den einzelnen Bundesländern.

Nach der allgemeine Falldefinition, muss allein der Arzt die Borreliose entsprechend den Kriterien melden.
In manchen Bundesländern, wie MeckPomm, gibt es aber zusätzlich zu den Falldefinitionen eine Labormeldepflicht. Somit wären die Zahlen bundesweit nicht vergleichbar.
In meine Zahlen des RKI sind deshalb nur die (vergleichbaren) Fälle entsprechend der Falldefinition enthalten. Ansonsten wären diese nicht vergleichbar.

Man kann die gemeldeten Fälle auch nach der jeweiligen Meldekategorie aufschlüsseln.
Wie in diesem Beispiel vom MeckPomm im Jahr 2010.
In meiner Tabelle sind die 974 bundesweit vergleichbaren „klinischen“ Fälle nach der Falldefinition enthalten. Während MeckPomm auch die 392 rein landesspezifisch vom Labor gemeldeten Fälle hinzuzählt.
Da nicht namentlich gemeldet wird, könnten dort auch doppelte, vom Labor und Arzt gemeldete Fälle enthalten sein..

[Bild: MV%202010.jpg]

Neben den gesamten „klinischen“ Fällen in meiner Tabelle sind folgende vom Labor gemeldeten Fälle "nicht " enthalten.

[Bild: Labor.jpg]

Eine richtige und vor allem vergleichbare Statistik zu erstellen ist eine Wissenschaft für sich.

Zur Meldepflicht:
http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/IfSG/Meldepflichtige_Krankheiten/Meldepflichtige_Krankheiten_Erreger.pdf?__blob=publicationFile

In Brandenburg, Sachsen gibt es eine zusätzliche namentliche Labormeldepflicht. In MeckPomm eine nicht namentliche.

LG
Namensänderung Mod



RE: Meldepflicht Statistik - landei - 21.03.2013

Urmel schrieb:Grundsätzlich wäre die Meldepflicht eine gute Sache - aber die Tatsachen sind die, die ich oben aufgeführt habe: Es wird keine realistischen Zahlen geben....
Bei einer Meldepflicht wird immer! von einer Untererfassung ausgegangen. Nicht nur bei Borreliose (dort durch die engen Fallkriterien natürlich in besonderem Maße). Aufgrund von Vergleichsuntersuchungen (Capture-Recapture-Methode) geht das RKI z.B. von einer 90%igen Erfassung invasiver Meningokokkenerkrankungen aus, bei der Creutzfeld-Jakob-Krankheit sind es noch 60 %, bei den Echinokokkosen nur noch 30 %.

Urmel schrieb:zusätzlich werden viele Infizierte, die die Zecke nicht bemerkt haben und keine Wanderröte hatten, durchs Raster fallen - und das sind Problemfälle der Zukunft, die mit dieser Statistik nicht erfasst werden.Frage, was sollen diese Zahlen, die auf unrealistischen unvollständigen Kriterien fussen, verändern für genau diese Fälle?
Das ist ein Äpfel-Birnen-Vergleich. Die Problemfälle der Zukunft werden nicht durch eine Meldepflicht erfasst (Inzidenz-Prävalenz).

Eine Meldepflicht erfolgt zunächst zur Erfassung des Infektions- und Erkrankungsrisikos, damit Maßnahmen getroffen werden können, um die Ausbreitung der Infektion zu vermeiden. Dazu gehören auch Studien und Untersuchungen zur Zeckenpopulation, Durchseuchungsrate, regionale Häufungen etc.

Urmel schrieb:Da wären doch die Zahlen der Krankenkassen viel aussagekräftiger
Die Zahlen welcher von den 134 gesetzlichen Krankenkassen? Diese Zahlen erfassen zudem alle Arztkontakte. Solche Zahlen sind relevant für die Ermittlung der Prävalenz aber weniger zur Ermittlung der Inzidenz, jedenfalls nicht ohne einen mindestens genauso hohen bürokratischen Aufwand zu verursachen. Eine Meldepflicht hat dazu den Vorteil, dass es für den Nachweis meldepflichtiger Erreger eine Ausnahmeregelung gibt (Kennziffer 32006), die das Budget des meldenden Arztes nicht belastet und da sitzt doch der Hase im Pfeffer. Meiner Meinung nach wissen die niedergelassenen Ärzte sehr wohl um die Problematik der Borreliose, das Ausweichen auf andere Erkrankungen ist für sie aber weniger problembehaftet und dazu noch lukrativer.

Urmel schrieb:Man kann es drehen und wenden wie man will - die Fälle, die gemeldet werden, werden jetzt schon gut erkannt und wohl auch oft erfoglreich behandelt.Ein Follow-up dieser Fälle über mindestens 10 Jahre wäre interessant, ob es wirklich so erfolgreich war. Das ginge aber auch ohne Meldepflicht, wenn es denn gewollt wäre
Die Zahlen zur Inzidenz sagen gänzlich nichts über Versagerquoten aus. Die Bereitschaft für Langzeit-Studien und eine verbesserte Diagnostik ist aber sicher höher bei entsprechend hohem Infektions- und Krankheitsrisiko.

Vorliegende Studien wie auch die Zahlen der Krankenkassen belegen bei Borreliose eine relativ hohe Versagerquote nach Standardtherapie. Selbst bei einer relativ niedrig angesetzten Versagerquote ergeben sich daraus hochgerechnet auf die Bevölkerung (rund 82 Millionen Einwohner) ganz erhebliche Kosten nicht nur für unser Gesundheitssystem.

Man sollte sich auch nicht von den verharmlosenden Berichten eines NRZ beeindrucken lassen. Bei Borreliose werden die Fallzahlen in Erkrankungen pro 100 000 Einwohner angegeben, bei FSME die absoluten Fallzahlen! Die Zahlen bei der FSME sind geradezu peanuts gegen die Fallzahlen bei Borreliose und trotzdem wird vorrangig nur vor FSME gewarnt. Dabei fällt völlig unter den Tisch, dass es auch bei FSME zu falsch positiven Antikörpernachweisen kommt, dass 2/3 aller mit FSME Infizierten überhaupt nicht erkranken und natürlich sehr wohl auch Borreliose-Betroffene unter Langzeitschäden leiden. Das wird dem NRZ zwangsläufig irgendwann um die Ohren fliegen


RE: Meldepflicht Statistik - hanni - 21.03.2013

"Die FSME ist übrigen von 423 Fällen in 2011, um 54% auf 195 Fälle in 2012 zurückgegangen. "

FSME
2010 296 fälle
2011 423 fälle
2012 195 fälle

das untermauert meinen einwurf der jährlich variierenden zeckenaktiviät. siehe oben. es ist falsch, mit der höchsten fallzahl von mehreren jahren als 100% zu rechnen (oder eindruck zu schinden Wink).

hanni


RE: Meldepflicht Statistik - landei - 21.03.2013

hanni schrieb:as untermauert meinen einwurf der jährlich variierenden zeckenaktiviät. siehe oben. es ist falsch, mit der höchsten fallzahl von mehreren jahren als 100% zu rechnen (oder eindruck zu schinden)
Dazu gibt es auch ein sehr aufschlussreiches Buch:
Lügen mit Zahlen. Wie wir mit Statistiken manipuliert werden


RE: Meldepflicht Statistik - Luna - 21.03.2013

Vielen Dank, Landei! Ich kann das nur unterstreichen: Die Sekundäreffekte einer Meldepflicht sind von Interesse! Ob zu einem Infektionserreger geforscht wird, hängt beim RKI ganz entscheidend von der Frage ab, ob der Erreger meldepflichtig ist. Meldepflichtige Erkrankungen entlasten den Arzt beim Budget und eine meldepflichtige Infektion wird "ernster" genommen, als eine, die sich z. Zt. in der RKI-Priorisierung auf gleicher Höhe mit der gemeinen Kopflaus befindet.
Außerdem wird die Meldepflicht für alle Borreliose-Manifestationen gefordert und nicht nur für die ulkigen drei, wie bislang. Das würde sicher auch noch mal einen Unterschied machen.
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