RE: Konferenz New York, Forschung Kim Lewis -
Valtuille - 12.02.2017
Das hat aber auch Vorteile, Markus, nicht frei forschen zu können und das jede Studie an Menschen durch eine Ethikkomission genehmigt werden muss (Tuskegee muss es nicht mehr geben...).
In den USA wird für Borrelioseforschung aber aktuell wieder Geld locker gemacht, früher (und in Europa) war es immens schwierig, überhaupt Fördermittel für entsprechende Forschungen zu kriegen. Was dann dabei rauskommt ist eine andere Sache. Aber es ist zumindest besser, als wenn gar nichts passiert, meiner Meinung nach.
RE: Konferenz New York, Forschung Kim Lewis -
Markus - 12.02.2017
Mit "nicht frei forschen können" meinte ich eher "nicht ergebnisoffen forschen können". Natürlich kann man zu relativ belanglosen Themen wie etwa dem Paarungsverhalten von Meerschweinchen ergebnisoffen forschen. Zu anderen Themen dann wiederum nicht. In welche Rubrik die Borreliose einzusortieren ist, wird die Zukunft dann zeigen müssen.
RE: Konferenz New York, Forschung Kim Lewis -
linus - 12.02.2017
Weißt Du, Valtuille, frag mich halt schon, warum der Lewis bei Euch so im Rampenlicht steht? Ich seh da noch nichts, das uns weiterbringen könnte....
Und ja, schön, dass es Konferenzen usw. gibt, die vor Jahren nicht möglich waren ...., nee, ist toll ..., super gut....
Jetzt denkst Du vielleicht, ich bin so ein frustrierter Knacker, ...., naja, man sollte nicht aufs falsche Pferd setzen ......
RE: Konferenz New York, Forschung Kim Lewis -
Valtuille - 12.02.2017
Wo genau steht Lewis bei mir mehr im Rampenlicht als andere?
Ich habe ziemlich viele News und Publikationen eingestellt, darunter auch was von Lewis. Warum darauf mehr Resonanz kam, als auf andere Studien, musst du andere fragen. Wie du vielleicht gemerkt hast, warne ich regelmäßig davor, den Ergebnissen zu viel Gewicht zukommen zu lassen.
Ich hab glaube ich nie behauptet, dass er wirklich etwas liefern wird, dass mir, dir oder jemand anderem weiterhilft. Ich finde seinen Ansatz interessant und bin gespannt auf die Ergebnisse. Mehr hab ich nicht gesagt, ebensowenig hab ich "auf ihn gesetzt".
Was genau könnte uns oder dich deiner Meinung nach weiterbringen und wäre das richtige Pferd?
RE: Konferenz New York, Forschung Kim Lewis -
linus - 12.02.2017
(12.02.2017, 14:50)Valtuille schrieb: Was genau könnte uns oder dich deiner Meinung nach weiterbringen und wäre das richtige Pferd?
Gute Frage! Bisher richtet sich die Therapie, Bakterien und deren "Ableger" tot zu machen. Zur Not mit unterschiedlichen Mitteln, Kombinationen, Dauer und Dosis. Das war selten Erfolg versprechend.
Also, machen wir was falsch ......und es ist etwas anderes!
Meinst Du nicht?
RE: Konferenz New York, Forschung Kim Lewis -
Filenada - 12.02.2017
(12.02.2017, 14:50)Valtuille schrieb: Was genau könnte uns oder dich deiner Meinung nach weiterbringen
Meiner Meinung nach würde es uns weiterhelfen, wenn alle noch mal von vorn und zwar von gaaaaaanz vorn anfangen würden. Also sämtliche bisherigen Forschungen, Studien usw. komplett ignorieren und mit der Forschung bei Null anfangen. Denn ich glaube, jeder, der aktuell an "dieser Sache" dran ist, hat automatisch bisherige Ergebnisse - egal welcher Seite - im Kopf und baut auf genau darauf auf.
Ich weiß, ist absolut unrealistisch und würde uns um über dreißig Jahre zurückwerfen (dort stehen wir eh, wenn man's genau nimmt), aber ich glaube trotzdem, daß uns das weiterbringen würde.
Edit: Tippfehler
RE: Konferenz New York, Forschung Kim Lewis -
Minos75 - 12.02.2017
Lewis, i.Ü. zusammen mit anderen Forschungsgruppen, forscht doch auch in Richtung verschiedener Erklärungsansätze. Also hinsichtlich der Rolle von Persistern, die sich durch bisherige AB/Medikamente nicht eliminieren lassen. Zudem an einem möglichen Autoimmungeschehen im Kontext des Mikrobioms. Ausserdem geht es um die Erforschung genetischer Dispositionen, die eventuell erklären können, warum auch bei rechtzeitiger und zielgerichteter Behandlung im akuten Fall ca. 10% danach symptomatisch bleiben.
Minos75
RE: Konferenz New York, Forschung Kim Lewis -
Valtuille - 12.02.2017
linus schrieb:Gute Frage! Bisher richtet sich die Therapie, Bakterien und deren "Ableger" tot zu machen. Zur Not mit unterschiedlichen Mitteln, Kombinationen, Dauer und Dosis. Das war selten Erfolg versprechend.
Also, machen wir was falsch ......und es ist etwas anderes!
Meinst Du nicht?
Doch, da stimme ich dir zu, dass es zu kurzsichtig ist, sich nur auf AB zu beschränken, wenn völlig unklar ist, was die Beschwerden auslöst. Aber genau hier macht Lewis ja etwas anders als z. B. Sapi oder Zhang, in dem er schaut, ob es Veränderungen im Mikrobiom bei Patienten mit PTLDS gibt.
Das ist zum einen diagnostisch interessant, aber auch therapeutisch, da man einen neuen Therapieansatz hätte.
Jedoch geht es bei Lewis nicht nur um die Patienten, die schon krank sind, sondern auch darum, ob andere ABs bleibende Beschwerden eventuell minimieren könnten.
Wenn Borreliose nicht die Ursache ist, bringt natürlich die beste Therapie und die fortschrittlichste Forschung nichts.
Filenada schrieb:Also sämtliche beherigen Forschungen, Studien usw. komplett ignorieren und mit der Forschung bei Null anfangen.
Wo genau könnte man dann anfangen? Den Erreger hat man ja bereits isoliert und weiß, wie man ihn kultivieren kann. Das zu ignorieren würde bedeuten, nochmal in Zecken zu schauen, was es sonst noch für Getier gibt. Auch das passiert ja parallel gerade, wie auf der Konferenz angesprochen wurde.
Lewis und Zhang gehen ebenfalls nochmal einige Schritte zurück.
Dass man sich nochmal genauer die Patienten anschauen sollte, finde ich auch... da stößt man jedoch schnell an die Grenzen.
Ein offenes Forschen finde ich sehr wichtig, das ist etwas, das aktuell derzeit durchaus läuft, meiner Meinung nach.
Ich denke, dass die meisten, die ausreichend qualifiziert sind, um solche Forschung zu betreiben, zumindest einiges mitgekriegt haben. Und nicht alles ist so schlecht, wie es die Patienten sehen, bei einigen Infektionen sieht es im Vergleich da noch richtig düster aus.
Markus schrieb:Mit "nicht frei forschen können" meinte ich eher "nicht ergebnisoffen forschen können". Natürlich kann man zu relativ belanglosen Themen wie etwa dem Paarungsverhalten von Meerschweinchen ergebnisoffen forschen. Zu anderen Themen dann wiederum nicht. In welche Rubrik die Borreliose einzusortieren ist, wird die Zukunft dann zeigen müssen.
Dass es Vorgaben gibt, die eine offene Borrelioseforschung verhindern, glaube ich nicht (die ganze Lab257 Geschichte ist auch Quatsch). Es liegt eher anderen Faktoren (wenig Prestige, unbeliebtes Feld, entweder man bestätigt bereits Bekanntes oder sieht sich Angriffen ausgesetzt) und deswegen ist es meiner Meinung vorteilhaft, Personen wie Zhang und Lewis zu haben.
Bei beiden "Fronten" sind es eher bestehende Ressentiments und Eitelkeiten, die von ergebnisoffener Forschung abhalten. Das nun in den USA neuer Wind reinkommt, ist ein Schritt in die richtige Richtung.
RE: Konferenz New York, Forschung Kim Lewis -
Filenada - 12.02.2017
(12.02.2017, 18:07)Valtuille schrieb: Wo genau könnte man dann anfangen?
Wie ich schon schrieb, gaaanz von vorn, also beim Urschleim. Als ob Zecken und ihre Untermieter (wer weiß, was DA alles noch dazugehört) gestern erst angekommen wären. Mit den heutigen technischen Methoden dürfte das auch auch machbar sein.
Vielleicht entdeckt man dabei Dinge, Zusammenhänge oder sonstwas, was bisher immer übersehen wurde, weil man sich eben auf bisherige Ergebnisse verlassen hat.
Hört sich vielleicht völlig naiv an, aber wenn ein Kind aus Bauklötzern ein Hochhaus baut und dies immer wieder zusammenstürzt, fängt das Kind doch wieder von vorn an und beginnt, drüber nachzudenken, ob das "Fundament" überhaupt richtig und stabil genug ist und was es daran vielleicht bisher falsch gemacht hat. Macht es das nicht, wird es immer nur beim Stand Pisa bleiben...
RE: Konferenz New York, Forschung Kim Lewis -
Filenada - 12.02.2017
Und wo man noch anfangen könnte, wären die Sektionssäle in der Pathologie. "Material" gibt's ja nun jederzeit ohne Ende, da könnte man doch forschen, bis einem die Borrelien aus den Ohren kommen - welche Organe sind alles betroffen, auf welche Weise befallen, welche Folgen und und und... Vor allem bei Verstorbenen, bei denen die "typischen" Krankheiten vorlagen, die wir gern als Diagnose bekommen, wie Rheuma (v. a. seronegatives), MS, Fibro und sonstwas. So wie es der eine Doc aus'm Amiland schon angefangen hatte bei Parkinsonpatienten. Biopsien an gewissen Organen gehen nun mal nicht "bei lebendigem Leibe", warum nutzt man da nicht die Verstorbenen?