Borreliose? Keine AK... -
Spino - 06.09.2017
Liebe Forumsmitglieder,
ich fürchte das wird ein längerer Beitrag, aber ich würde euch gern um Rat fragen… Danke schon im Voraus an alle, die die Geduld aufbringen, ihn zu lesen.
Seit diesem Sommer leide ich an wandernden Gelenks- und Muskelschmerzen, und mir ist der Gedanke gekommen, dass es Borreliose sein könnte. Es würde meine seltsamen Symptome erklären, die seit 5 Jahren kommen & gehen, und für die bisher verschiedene (nicht zusammenhängende) Ursachen verantwortlich gemacht wurden.
Einen Zeckenbiss habe ich nicht bemerkt, meine letzte Zecke muss schon 30 Jahre her sein. Ich war einmal (vor 5 oder 6 Jahren) beim Hausarzt, weil sich um einen Insektenstich ein roter Fleck (ca. 4-5 cm Durchmesser) gebildet hatte. Er meinte, das wäre keine Wanderröte. Ich habe den Fleck nachher noch eine Weile beobachtet; er hat sich nicht vergrößert, keinen Hof gebildet und sich nicht ausgebreitet.
Vor 5 Jahren hatte ich plötzlich
Schmerzen in der Lendenwirbelsäule, ausstrahlend in’s Bein. Ich dachte es wäre ein Bandscheibenvorfall, was die Orthopädin aber ausschloss.
3 Monate später hatte ich eine OP, bei der eine Zyste im Gehirn entfernt wurde. Nach dem Eingriff traten massive
grippeähnliche Beschwerden, Gelenksschmerzen, Erschöpfung, Schmerzen im Bereich der Achsellymphknoten, erhöhte Temperatur (37,2° - 37,8°) und extreme Müdigkeit (12h Schlaf am Stück waren keine Seltenheit) auf. Wurde von mir (und den Ärzten) auf Nachwirkungen der OP zurückgeführt. Ich habe mich ein halbes Jahr lang wie ein Zombie gefühlt, danach wurde es nach und nach wieder besser, aber mein früheres „Energielevel“ habe ich nicht mehr erreicht. Es blieb ein Gefühl der
Überforderung bei allem, was über die Alltagsroutine hinausgeht. Was mir auch auffiel, war ein gedankliches Abschweifen bei längeren Gesprächen. Ich konnte mich nicht mehr so gut wie früher konzentrieren.
Seither traten folgende Symptome auf:
Kopf- und Nackenschmerzen (wie Spannungskopfschmerz beidseitig unter Beteiligung des Kiefers, manchmal auch einseitig wie bei einer Migräne)
fast jedes Frühjahr für 2-3 Monate
Halsschmerzen
subakute Schilddrüsenentzündung
Kribbeln/Taubheitsgefühl an den Fußsohlen
Brustschmerzen, Entzündung der Brustwarzen (flammt bevorzugt nach heißen Bädern und schlaflosen Nächten wieder auf)
Dieses Jahr lösten Zahnbehandlungen eine
Reizung des Trigeminusnervs und neuropathische Gesichts- und Kieferschmerzen aus. Die Beschwerden verschwanden, wenn ich Clarithromycin nahm, und traten nach dem Absetzen des Antibiotikums ziemlich rabiat wieder auf.
In diesem Sommer häuften sich einige neue Symptome:
gestörtes Temperaturempfinden (Hitzewallungen, Frieren)
Muskelzuckungen (Oberschenkel),
Muskelschmerzen (v.a. Oberarme, Rückseite der Beine)
wandernde Gelenksbeschwerden (Knie, Fuß, Hüfte,… immer nur kurzzeitig)
Mißempfinden im Bereich der Stirn (Druck, einengendes Gefühl)
diffuser
Haarausfall
Reizblase, häufiger Harndrang v.a. nachts
Art „
Karpaltunnelsyndrom“ (Einengungsgefühl im Bereich beider Handgelenke)
Angstgefühle / Stimmungsschwankungen / Irritierbarkeit (ich bin manchmal in kürzester Zeit von 0 auf 100)
Schlafstörungen (Einschlafschwierigkeiten, Durchschlafschwierigkeiten, innere Unruhe)
gerötete/heiße Wangen
Herzstolpern
trockener Mund
trockene Augen, Akkomodationsstörungen, manchmal „Schleiersehen“
Zu einer Verstärkung der Beschwerden kommt es während der Menstruation, bei Stress, bei Schlafmangel, nach heißen Vollbädern, bei Zugluft, bei Hitze.
Gestern bekam ich meinen Blutbefund: ELISA und Immunoblot negativ (sowohl IgG als auch IgM). LTT wurde gleichzeitig angefordert, das Ergebnis bekomme ich in 2 Wochen.
Ich warte jetzt natürlich einmal das LTT-Ergebnis ab, wollte aber fragen, was ich sinnvollerweise ev. noch abklären lassen sollte – z.B. andere (bakterielle?) Infektionen…? Würdet ihr eine CD 57-Bestimmung für sinnvoll halten?
Sollte der LTT auch negativ sein, würde eine Lumbalpunktion wahrscheinlich auch nichts bringen, oder? Bei einer Untersuchung beim Neurologen wurden keine neurologischen „Aussetzer“ gefunden. Ein MRT des Schädels war unauffällig.
Ich bin gerade ratlos, orientierungslos, verzweifelt und unendlich müde – aber das kennt ihr ja… Wenn mir jemand bei meiner Suche nach den Ursachen dieser rätselhaften Zustände Tipps geben könnte, würde ich mich freuen. Ich lese mir gerade Wissen über Borreliose & Co an, aber es ist derzeit noch eher ein Halbwissen (bzw. wahrscheinlich eher ein Sechzehntel-Wissen).
RE: Borreliose? Keine AK... -
Waldgeist - 06.09.2017
Hi Spino,
herzlich willkommen in diesem Forum!
Deine ganzen Beschwerden könnten auf eine Borreliose hindeuten!
Zitat:Einen Zeckenbiss habe ich nicht bemerkt, meine letzte Zecke muss schon 30 Jahre her sein.
Vielleicht hat es Dein Immunsystem bisher geschafft eine mögliche Infektion in Schach zu halten oder Du hattest vielleicht mal eine Zeckennymphe, die Du nicht bemerkt hast!
Hier ein paar Erstinformationen:
https://forum.onlyme-aktion.org/showthread.php?tid=177
Falls es wirklich auf eine Infektion mit Borrelien hinauslaufen sollte, wärst du evtl bei einem Spezi besser aufgehoben.
LG,
RE: Borreliose? Keine AK... -
johanna cochius - 06.09.2017
Herzlich Willkommen Spino,
habe gerade nur kurz Zeit, deshalb nur eine kurze Antwort :-)
Deine Symptome kommen mir sehr bekannt vor. Es können weitere Infektionen dahinter stecken, nicht nur Borrelien.
Eine Vollnarkose kann eine bis dahin ruhende Infektion in Wallung bringen.
Die Testerei taugt leider recht wenig, in jedem Labor gibt es andere Ergebnisse. LTT kann eine aktive Infektion anzeigen, Fehlerquote ist aber recht hoch.
CD 57 NK Zellen würde ich als sinnvoll erachten, ebenso eine weitere Immunologische Abklärung.
Ansonsten wäre es auch gut der Spur einer Mastzellerkrankung/Aktivierung nachzugehen wegen deiner Reaktionen.
Bis dahin erstmal, LG Jo
RE: Borreliose? Keine AK... -
Spino - 06.09.2017
Lieber Waldgeist, liebe Johanna,
vielen Dank

Ja, ich bräuchte wirklich einen Spezialisten... meine Neurologin sagte mir ganz offen, dass sie sich da nicht so gut auskennt. Ich werde in der passenden Rubrik eine Anfrage stellen, vielleicht findet sich jemand, der die weitere immunologische Abklärung initiiert.
RE: Borreliose? Keine AK... -
urmel57 - 06.09.2017
Hallo Spino,
eine typische Borreliose ist das eher nicht, was dich erwartet. Trotzdem denke ich, den LTT abzuwarten ist sicherlich nicht verkehrt, da bei den normalen Elisa-Tests nicht alle Borrelienstämme erfasst werden. Ansonsten würde ich bei den Beschwerden auch noch nach EBV (Epstein-Barr-Virus) schauen, der durchaus auch Beschwerden dieser Art machen kann. Ebenso sollte man bei Gelenkbeschwerden auch noch Chlamydien, Yersinien und Streptokokken in Betracht ziehen. Durchaus würde ich auch weitere Zahnherde näher betrachten wollen.
Wenn dir Antibiotika bisher weitergeholfen haben, ist zumindest zu erwarten, dass ein bakterielles Geschehen bei dir zu Gange ist. Ein guter Spezi betrachtet durchaus auch die genannten Infektionen mit.
Wenn du keine typischen neurologischen Beschwerden hast, macht eine Lumbalpunktion auf Borrelien jedoch eher keinen Sinn.
Ansonsten wäre es zu empfehlen falls noch nicht geschehen auch einen Rheumatologen hinzuzuziehen und sei es lediglich, um Rheuma auszuschließen.
Auch ein Endokrinologe für die Schilddrüse wäre sinnvoll. Nimmst du Schildrüsenmedikamente? Wie sehen die Schilddrüsenwerte aus?
Ein Arzt, der all dies in seine Überlegungen mit einbezieht, wäre nicht schlecht. Ich hoffe, du findest einen.
Liebe Grüße Urmel
RE: Borreliose? Keine AK... -
Spino - 06.09.2017
Hallo Urmel,
danke für Deine Antwort! Ich werde schauen, dass ich die von Dir angeführten Bakterien/Viren austesten lassen kann.
Weitere Zahnherde hat mein Zahnarzt nach ausführlicher Untersuchung und Panorama-DVT ausgeschlossen, diese Baustelle scheint also bereinigt zu sein...
Die Schilddrüsenwerte waren ein halbes Jahr nach der Schilddrüsenentzündung wieder in Ordnung, aber es wäre vermutlich nicht schlecht, das noch einmal zu überprüfen. Schilddrüsenmedikamente nehme ich keine.
LG und vielen Dank an euch für all die hilfreichen Tipps!
RE: Borreliose? Keine AK... -
Boembel - 06.09.2017
Hallo Spino,
als ich mit dem Thema Borreliose konfrontiert wurde, war mir das Buch von Dr. Hopf-Seidel "Krank nach Zeckenstich" ein guter Ratgeber. Ich kann Dir die Lektüre wärmstens empfehlen.
Diese einseitigen neurpathischen Gesichts/Trigeminus und Kieferschmerzen kannte ich zu genüge. Mit Gabapentin sind diese nun fast (aber nicht ganz) weg. Vielleicht lässt Du bei den Co-Infektionen auch mal Herpes Zoster (Gürtelrose) untersuchen. Ich hatte eine abgelaufene Infektion, ohne davon gewusst zu haben.
LG, Boembel
RE: Borreliose? Keine AK... -
Spino - 08.09.2017
Hallo Boembel,
danke für den Tipp! Die neuropathischen Schmerzen halte ich derzeit mit Magnesium, Vitamin B, Osteopathie und Neuraltherapie etwas unter Kontrolle. Wenn sie gekommen sind, um zu bleiben, muss ich mir was anderes überlegen - meine Neurologin wollte mir noch keine Antiepileptika verschreiben, wäre aber glaube ich eh prinzipiell bereit dazu, wenn die Schmerzen nicht verschwinden.
Am liebsten würde ich sofort mit einer Antibiose beginnen... Dieses wochenlange Warten auf Befunde und Arzttermine, während man ständig seltsame Symptome hat, frustriert mich. Geduld war leider noch nie meine Stärke

und die Beschwerden sind gerade präsent wie bisher noch nie.
RE: Borreliose? Keine AK... - Ehemaliges Mitglied - 08.09.2017
@ Spino
Da wurde ein LTT Test in Auftrag gegeben.
Damit würde ich unterstellen der Dr. hat schon mit Borreliose zutun gehabt, oder?
Es gibt immer wieder Betroffene die durch einen positiven LTT zu einer Behandlung kamen.
Dieser Test ist aber nicht von der breiten Ärzteschaft anerkannt. Da gibt es aber viele ander Beispiele wo das auch nicht der Fall ist.
Ferndiagnosen liegen mir nicht, Dein 1. Beitrag deutet mir an Du kanst damit umgehen, mit dem was ich Dir jetzt so alles einstelle.
Achtung KEINE Satiere
http://www.borreliose-nachrichten.de/animationsfilmreihe_lyme-protest-europe/
Wichtig ist sich nicht verrückt zu machen, einen kühlen Kopf zu bewahren.
Ärzte können allergisch reagieren, wenn Patienten
http://www.verschwiegene-epidemie.de/2013/09/borreliose-brief-eines-arztes-an-seine-chronisch-kranken-patienten/
Aus #1
Zitat:3 Monate später hatte ich eine OP, bei der eine Zyste im Gehirn entfernt wurde.
Das ist glaube ich nicht ohne, in der Zentrale kann schnell Schaden angerichtet werden.
Das in diesem Zusammenhang bis heute das Nervenwasser nicht untersucht wurde ist mir schleierhaft.
LTT abwarten = negativ dann würde ich es tun.
Aber auch da, leider (Irrtum Nr.3)
https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/infektionskrankheiten/zecken/article/830274/fehldiagnose-neun-haeufigsten-irrtuemer-lyme-borreliose.html
Das glauben aber nicht alle was da so geschrieben steht
http://onlyme-aktion.org/borreliose-stellungnahme-zu-die-neun-haufigsten-irrtumer-zur-lyme-borreliose/
So, ich denke Dein Wochenende ist jetzt verplant, wenn ich diese Links noch hinzufüge.
http://www.borreliose-lorenz.de/
https://www.lymenet.nl/forum/viewtopic.php?t=2848
RE: Borreliose? Keine AK... -
Luddi - 08.09.2017
Hallo,
die Symptome kommen mir SEHR bekannt vor und passen schon zu einer Borreliose. Es ist auch nicht ungewöhnlich, dass die Tests negativ sind - mal sehen, was der LTT bringt.
Natürlich gibt es neben Borrelien noch viele andere Erreger auf dieser Welt, die uns Missbehagen verursachen. Deine Symptome sprechen für mich eindeutig für eine chronische Infektion - wodurch auch immer.
Da Clari geholfen hat, würde ich schon probatorisch eine längere Antibiose in Betracht ziehen. Es gibt ja zum Glück noch einige Ärzte, die das verstehen.
Alles gute für dich und halte uns auf dem Laufenden was bei dem LTT rauskommt.
lg Luddi