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Babesien Vermehrung und Therapie - Druckversion

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+--- Thema: Babesien Vermehrung und Therapie (/showthread.php?tid=10904)

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Babesien Vermehrung und Therapie - Ursula - 27.10.2017

Hallo,

ich war im Internet auf der Suche nach Informationen über die geschlechtliche und ungeschlechtliche Vermehrung von Babesien, weil ich vestehen wollte, warum die Therapie mit Atovaquon und Azithromycin mindestens 4 Monate dauern soll.

Ein Spezi hatte mir mal erklärt, dass die roten Blutkörperchen 4 Monate leben und wenn sie platzen, danach die Babesien ins Blutplasma kommen und weitere Erythrozyten befallen. Daraus ergibt sich die Vermutung, dass die Therpie nur wirken kann, wenn die Babesien gerade nicht in den Erys sind. Dazu fand ich bisher nichts.

Warum sollte Atovaquon nicht in den roten Blutkörperchen wirksam sein ??? Weil da nur die ungeschlechtliche Vermehrung stattfindet?

In einem Text, den ich nicht mehr finde, stand, dass Babesien im Blut und im Gewebe gefunden werden.
Irgendwo anders stand, dass Babesien vor allem in den feinen Blutgefäßen und im Endothel zu finden sind.

In den meisten Infos steht, dass die Babesien die roten Blutkörperchen zerstören (d.h. sie sterben nicht an "Altersschwäche").

Vielleicht könnt Ihr dazu mehr mitteilen ?

Zur Therapie fand ich einen interessanten Hinweis in dem Buch "Lexikon der Infektionskrankeiten beim Menschen, Erreger, Symptome, Diagnose" (herausgegenen von Gholanreza Darai Michaela):

Da stand zur Dosis von Atovaquon und Azithromycin:
2100mg/d Atovaquon und
500-100mg Azithromycin

Zur Therapiedauer stand da nichts.

Die übliche Dosis von Atovaquon ist ja nur 2x750mg(bzw. ml).
Dadurch ist vielleicht Therapieversagen zu erklären.

Ratlose Grüße von Ursula

Ich schreibe hier nichts Persönliches, weil ich dazu anregen möchte, hier nur die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu erörtern.


RE: Babesien Vermehrung und Therapie - Ehemaliges Mitglied - 28.10.2017

Hallo Ursula,

2008
Zitat:Therapie
Wegen der geringen Fallzahlen waren systematische Untersuchungen bisher nicht möglich. Zunächst waren unter der Vorstellung, Protozoen-wirksame Therapieregime zu finden, die bekannten Antimalariamittel versucht worden. Wegen erkennbarer Unwirksamkeit wurden diese bald wieder aufgegeben. Schließlich wurde die Kombination von Clindamycin mit Chinin etabliert, die zumindest zu einer signifikanten Reduktion der Erregerzahlen geführt hat. Neuere Untersuchungen zeigen jedoch, daß Chinin in vitro zumindest gegen B. divergens unwirksam ist, so daß man den Therapieerfolg bestenfalls dem Clindamycin zuschreiben kann. Brasseur zeigte, daß in vitro ("im Reagenzglas") als einziges Antimalariamittel das relativ neue Atovaquon wirksam ist, wodurch sich eine therapeutische Alternative abzeichnet.
Aus:
http://www.dieterhassler.de/index.php?id=68

Zitat:STANEK hat im Rahmen einer europäischen Untersuchung festgestellt, dass auch in der Bundesrepublik die in Europa vorzugsweise übertragenden Zecken (Ixodes ricinus) zwischen 0% und 100% – im Durchschnitt zu 51% – mit Babesien infiziert sind.
...
Laborchemisch kann die Babesiose – wie die Malaria – durch die Technik des so genannten ‚dicken Tropfens’ nachgewiesen werden, da – ähnlich der Malaria – sich auch Babesien in Erythrozyten aufhalten. Im Frühstadium können jedoch durch noch unzureichenden Befall der Erythrozyten durch Babesien falsche negative Ergebnisse auftreten. Es gibt auch serologische Tests.
Aus:
http://www.zeckenbiss-institut.de/29.html

Nicht nur 1.3.2. könnte einige Deiner Fragen beantworten, soweit das möglich ist, bei der scheinbar nicht vorhandenen neueren Humanforschung 2017/Europa.
Hier eine Arbeit aus dem Jahr 2006
https://opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de/opus4-wuerzburg/frontdoor/deliver/index/docId/1484/file/Dissertation_von_Marcia_Scheller_2006.pdf


Aus der Tiermedizin, 2015
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4393874/


RE: Babesien Vermehrung und Therapie - Markus - 28.10.2017

(27.10.2017, 20:36)Ursula schrieb:  ich war im Internet auf der Suche nach Informationen über die geschlechtliche und ungeschlechtliche Vermehrung von Babesien, weil ich vestehen wollte, warum die Therapie mit Atovaquon und Azithromycin mindestens 4 Monate dauern soll.

Aus schulmedizinischer Sicht ist die Therapiedauer bei deinem genannten Regime 1-2 Wochen mit 2 x 750 mg Atovaquon tgl. und 500 mg Azi tgl (Quelle: Stille, Antibiotika, p. 874).


RE: Babesien Vermehrung und Therapie - Ursula - 28.10.2017

Lieben dank, fischera für deine Ifos


Markus schrieb:

Aus schulmedizinischer Sicht ist die Therapiedauer bei deinem genannten Regime 1-2 Wochen mit 2 x 750 mg Atovaquon tgl. und 500 mg Azi tgl (Quelle: Stille, Antibiotika, p. 874).

Gerade deshalb ist es verblüffend, dass ein medizinisches Lexikon eine viel höhere Dosis empfiehlt.
Vermutlich gibt es neue Erkenntnisse, dass die Standartdosis zu gering ist. Diese ist laut Beipackzettel gar nicht für Babesien genannt. Es steht nur drin, dass das Mittel auch gegen Protozoen wirkt.

Schaller empfiehlt zu Malarone noch einen Löffel Mepron zu nehmen, das bedeutet; doppelte Dosis Atovaquon, weil die übliche Dosis oft nicht reicht. (ich finde gerade nicht aus welchem seiner Bücher ich das habe)

Viele Grüße von Ursula


Schaller: Babesientherapie - berndjonathan - 03.11.2017

Hi,
ich mache auch gerade eine Therapie mit 1500mg Wellvone pro Tag und 750 Azi. Babesien wurden per Elispot nachgewiesen (ist strittig), Symptome passen. Es gibt zwei englischsprachige Bücher von Schaller, im Standartwerk (das ältere) empfiehlt er genau dies (1500mg/Tag).

Er hat dann wohl ein weiteres, aktuelleres Buch geschrieben und beschreibt da viele Mißerfolge unter diesem Regime. Wenn ich es richtig verstanden habe empfiehlt er keine feste Dosis, sondern individuell eine Dosis, in der die Nieren/Leberwerte noch in Ordnung sind. Sprich: Wenns mit den Werten sehr schlecht geht, wars zuviel. Das ist natürlich auch nicht gerade befriedigend.

Das kostenlose Buch findet man wenn man Schaller Babesia pdf eingibt.

Übrigens habe ich Malarone extrem schlecht vertragen (extreme Krämpfe, Übelkeit, Dauerdurchfall, Halluzinationen, Fieber, Notaufnahme) , das nochmal teurere Wellvone (fast 700 EUR für 20 Tage) vertrage (Atovaquon OHNE Proguanil) ich sehr gut.


RE: Babesien Vermehrung und Therapie - Luddi - 04.11.2017

Die Therapie mit Malarone hat mit sehr gut geholfen. Ich habe es über mehrere Monate genommen. Symptome und Babesien Titer waren danach weg. Meine Dosis war 2 x 750 mg...


RE: Babesien Vermehrung und Therapie - Ursula - 06.11.2017

Hallo Berndjonathan und Luddi.

Dank für Eure Infos. Bei mir hatte die übliche Dosis zwar geholfen, aber ein Jahr später waren die Beschwerden (vor allem extremes Schwitzen) wieder da. Nun nehme ich 2x 750/100mg Tabletten und 2TL Wellvone täglich. Dazu Azithromycin 750mg täglich und Artemisia. Ab und zu wird mir etwas übel, dann lasse ich Azi weg (das reichert sich ja an) und das hilft gegen die Übelkeit.

Ich hab noch keine Info gefunden, wie oder wo das Atovaquon wirkt, d.h. in welcher Entwicklungsstufe der Babesien. Ich hätte gern eine Begründung dafür, warum die Therapie mindestens 4 Monate dauern soll.

Mir geht es nämlich ziemlich gut: nur noch selten wenig Schwitzen, seltener Husten, Schwäche in den Beinen ist deutlich geringer und die nächtlichen Schmerzen in den Beinen sind völlig weg (ich wache nachts öfters auf und staune darüber - das hatte ich früher eher den Borrelien zugeordnet). Bisher hat noch keine Therapie so viel bewirkt. Ich brauche zwar sehr viel Schlaf, auch tagsüber, aber wenn ich wach bin, bin ich viel leistungsfähiger, sowohl körperlich als auch im Kopf (der Nebel ist weg). Auch psychisch geht es mir gut, zu Beginn der Therapien damals und jetzt musste ich nur ein paar Tage lang öfters weinen.

Berndjonatha, ich wünsche Dir, dass Deine jetztige Therapie gut hilft. Vielleicht probierst Du ja mal, Tabletten zusätzlich zu nehmen, ganz langsam gesteigert. Ich hab auch nicht mit der vollen Dosis angefangen sondern langsam die Tablettenmenge gesteigert.

Viele Grüße von Ursula


RE: Babesien Vermehrung und Therapie - Luddi - 06.11.2017

Liebe Ursula,

das freut mich, dass die Therapie bei dir gut anschlägt. Mir wurde der Zeitraum von 4 Monaten wie folgt erklärt: in diesem Zeitraum erneuern sich einmal ALLE roten Blutkörperchen, deshalb sollte man durchgängig 4 Monate nehmen.

lg Luddi


RE: Babesien Vermehrung und Therapie - berta - 21.11.2017

Hallo Ursula,
schön zu hören, dass eine Babesien-Behandlung offensichtlich etwas bringt!
Waren die Babesien bei dir irgendwie serologisch nachweisbar oder wurde auf Verdacht behandelt?
Viele Grüße
Berta


RE: Babesien Vermehrung und Therapie - Luddi - 21.11.2017

Hallo berta,

du hast zwar Ursula gefragt, aber vielleicht interessiert dich auch wie es bei mir war: bei mir waren die Babesien serologisch nachgewiesen (also die AK darauf)...

Bei Schwitzen, Frieren und serologischem Nachweis von Babesien würde ich zu einer Therapie raten.

lg luddi