Symptomfrei und voller Energie -
AnjaM - 08.12.2012
Hallo meine Lieben,
ich hab jetzt lange mit mir gerungen, ob ich jetzt endlich mal in diese Rubrik reinschreibe - ich hatte mich schon mal zu früh gefreut (nach 8 Monaten Symptomfreiheit hatte mich wieder ein behandlungswürdiger Schub erwischt), aber nun ist eine viel längere Zeitspanne vergangen und ich will jetzt einfach mal meine abergläubische Ader in den wohlverdienten Ruhestand schicken und euch meine Geschichte hier niederschreiben.
Irgendwann in den Jahren zwischen 1996 und 1998 hatte ich erinnerliche 2-3 Zeckenstiche, keine Wanderröte.
Ab dem Jahr 2000 ungefähr hatte ich immer mal wieder kleine Zipperlein, die ich nicht weiter ernstnahm, wegen denen ich keinen Arzt aufsuchte - zu unwichtig und zu geringfügig erschienen mir diese.
Ab 2007 dann nahmen die Beschwerden zu, so dass ich dann doch mal Ärzte aufsuchte.
Anfang 2008 dann unerträgliche Schmerzen, erst in der Hand (dachte, das käme vom vielen Maus-Benutzen), dann in der Schulter. Diagnosen: Schultersteife, Verdacht auf Karpaltunnel-Syndrom. Therapie: 4 Wochen Cortison, danach ausschleichend Cortison. In dieser Zeit gingen die Schmerzen leicht zurück und dafür ließen meine Gehirnfunktionen deutlich nach. Wortfindungsstörungen, Kurzzeitgedächtnis so schlecht, dass mich sogar meine Töchter darauf ansprachen. Geschäfts-Mails in dieser Zeit voller Fehler.
Im Mai 2008 wieder Schmerzzunahme, bis ich auf einmal meinen Kopf nicht mehr selbständig halten konnte - ich brauchte Unterstützung von meinen Händen - das Aufrechthalten des Kopfes war zu schmerzhaft. Nachts hab ich dann meinen Mann gebeten, mir doch bitte den Kopf abzuhacken, weil ich es vor Schmerzen nicht mehr aushielt. Das war ihm so suspekt, dass er doch lieber den Notarzt kommen ließ. Notweinweisung ins KH, auf die Neurologie. Diagnose: Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule. Dort wieder Cortison und starke Schmerzmittel, die nur bedingt anschlagen. Nach einer Nacht mit unerträglichen, horrenden Schmerzen, verkrampften Armen, Händen und Beinen (die Arme schwebten über dem Bett!!!) wurde ich als Not-OP-Befund in die Neurochirurgie gefahren. Der dortige Neurochirurg (diesen Mann segne ich immer wieder gerne) befand, dass dies kein Not-OP-Befund sei und dass die Neurologie ihre Hausaufgaben noch nicht ganz gemacht hätte. Entlassung dann aus dem KH mit Schmerzmittelmedikation.
Anschließend Reha-Aufenthalt. Erst 1 Monat stationär, dann 3 Monate ambulant. Ein Rauf und Runter und in meinem Tagebuch steht: "Da muss noch was anderes sein. Das kann nicht alles von einem Bandscheibenvorfall kommen."
Dezember 2008: Urlaub in Griechenland geplant. Trotz Schmerzen fahren wir los. Nach 10 Tagen Abbruch - ich kann nur noch liegend nachhause transportiert werden. Wieder Noteinweisung ins KH - wieder Cortison. Diesmal lauten die Verdachtsdiagnosen MS und/oder Gehirntumor. Aber endlich, endlich fragt mich der Chef-Neurologe, ob ich jemals einen Zeckenstich gehabt hätte. Nachdem ich bejahe, werd' ich auf Borreliose getestet. Liquorunterschung und Blutuntersuchung sind positiv. Die Aussage "2 Wochen Ceftriaxon-Infusionen und Sie sind geheilt", macht mich glücklich.
Nach 2 Wochen Ceftriaxon geht's mir besser, aber weit davon entfernt diesen Zustand als "geheilt" zu bezeichnen. Hopf-Seidels Buch und lesen in dem alten BFBD-Forum bewegen mich dazu in die Borreliose-Sprechstunde nach Ansbach zu gehen. Ich erhalte einen Therapieplan (Minocyclin, Quensyl, Colestyramin) mit dem ich zu meinem Hausarzt marschiere, den er zuerst noch verordnet, dann nur noch ein weiteres Rezept ausstellt, dies dann bereits als Privatrezept und sich schließlich weigert mir ein weiteres Rezept auszustellen.
Das Jahr 2008 war also ein Jahr voll mit Schmerzen, mit Gedächtnisstörungen, mit zig Cortison-Behandlungen, mit Lähmungserscheinungen, zig Schmerzmitteln, diversen Diagnosen, um mit der Diagnose Neuroboreliose zu enden.
2009 war mein Antibiosen-Jahr mit Auf und Abs, mit guten und schlechten Phasen. Mit unterstützenden Maßnahmen, völlig darauf konzentriert diese Krankheit irgendwie wieder in den Griff zu bekommen.
2010 war mein Jahr, in dem ich vermehrt auf alternative Methoden umgestiegen bin bzw. zusätzlich zu Antibiosen Phytotherapie, Vitalpilze (super!), Vit C (super!), NEMs (die meisten davon ohne groß was zu bemerken), ätherische Öle (super!) angewendet habe.
Im September 2010 hatte ich meine letzte Antibiose über die Dauer von 7 Wochen.
Und seitdem bin ich mehr oder weniger symptomfrei. Ich habe eine Ausbildung zur Aromatologin gemacht, schließe nächstes Jahr eine weitere an, ich arbeite ehrenamtlich in einem Kulturverein, meine Geschäftskorrespondenz ist fehlerfrei, ich kann mit auf Messe-Montagen gehen, die körperlich sehr anstrengend sind, ich engagiere mich ehrenamtlich auch bei OnLyme-Aktion - ich hab ein rundum erfülltes Leben, dem ich mich mit ganzer Kraft widmen kann.
RE: Symptomfrei und voller Energie -
Filenada - 08.12.2012
Danke für diese Erfolgsgeschichte! Wenn ich sowas lese, bekomm ich immer fast Pipi in den Augen...
Ich freue mich riesig für Dich!!!
Möge es hier noch viele dieser Erfolgsgeschichten geben!
RE: Symptomfrei und voller Energie -
Sonnenschein - 08.12.2012
Schön zu hören, liebe Anja! Ich freue mich auch über jede Erfolgsgeschichte hier im Forum. Ich wünsche dir weiterhin viel Gesundheit und Lebensfreude :D
Mit lieben Grüßen
Sonnenschein
RE: Symptomfrei und voller Energie -
heiko111 - 08.12.2012
Rückfallfreie Zeit nach einer Neuroborreliose
Opticus Neuritis, Fazialisparese: Aug., Sept. 1997
Magnetresonanztomogramme (1997/8),
Interpretation in:
Deutschland: Verdacht auf MS,
USA.: MS nicht ausgeschlossen
Gesundheitsreport (1997/8),
Symptome und Labortests
Therapie, zu Grunde liegende Annahmen
Rückfallfreie Zeit (Stand 26. Oktober 2012):
12 Jahre + 9 Monate seit Therapieende (24.1.2000)
14 Jahre + 10 Monate seit Therapiebeginn (5.12.1997)
http://www.lymenet.de/
schau dirmal das an
RE: Symptomfrei und voller Energie -
pelle - 08.12.2012
Manchmal denkt man, oh Gott, dass wird nix mehr. Und dann kommt so ein Bericht. Das hilft so sehr beim Durchhalten und Weitermachen.
Anja,
ich freu mich so für dich.
Liebe Grüße
Anita
RE: Symptomfrei und voller Energie -
Jonas - 08.12.2012
Das macht Hoffnung. Vielen Dank für den Bericht und weiterhin alles Gute!
RE: Symptomfrei und voller Energie -
urmel57 - 08.12.2012
Hallo Anja,
danke für deine Geschichte. Ich freue mich sehr für dich und hoffe, dass du weiterhin so aktiv sein kannst. Es ist immer schwierig, den richtigen Zeitpunkt für eine Erfolgsgeschichte zu finden. Aber letztendlich zählt jede Lebenszeit in der man nicht eingeschränkt ist und ich will mit dir hoffen, dass es für immer so bleibt.
Liebe Grüße Urmel
RE: Symptomfrei und voller Energie -
Phönix - 08.12.2012
Ich freue mich für Dich, und danke, daß Du Dich durchgerungen hast, die Erfolgsgeschichte zu posten! Das ist es ja wirklich. Selbst wenn so ein Zustand nicht ewig vorhält, ist es ein großer Erfolg! Da überhaupt erst einmal hinzukommen, wenn auch nur für ein paar Wochen, ist von vielen Betroffenen ja schon ein großer Traum!
Ich drücke fest die Daumen, daß es vorhält!
RE: Symptomfrei und voller Energie -
AnjaM - 08.12.2012
(08.12.2012, 14:32)urmel57 schrieb: Es ist immer schwierig, den richtigen Zeitpunkt für eine Erfolgsgeschichte zu finden. Aber letztendlich zählt jede Lebenszeit in der man nicht eingeschränkt ist.....
Ja, das hat mich dann letztendlich getröstet, als ich kurz nach dem Posten meiner "Erfolgsgeschichte" im BFBD-Forum dann wieder einen behandlungswürdigen Schub erlitten habe. Daher hab ich mich jetzt auch so lange zurückgehalten. Damals waren es 8 Monate Beschwerdefreiheit.
Und jetzt kann ich auf mittlerweile fast 26 Monate (!) durchgängig antibiotikumfreies Leben zurückschauen.
RE: Symptomfrei und voller Energie -
Extremcouching - 08.12.2012
Anja, das ist sooo schön! Und es ist so wichtig, dass du das hier schreibst und allen anderen damit Mut und Hoffnung machst. Ich wünsche dir für dein "neues" Leben, dass es immer so weiter geht und weiter ganz viel Kraft und Freude
LG Couch