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Bransfield: Differenzierung von psychosomatischen, somatopsychischen ... Erkrankungen - Druckversion

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Bransfield: Differenzierung von psychosomatischen, somatopsychischen ... Erkrankungen - Markus - 13.10.2019

https://www.mdpi.com/2227-9032/7/4/114/htm schrieb:Differenzierung von psychosomatischen, somatopsychischen, multisystemischen Erkrankungen und medizinischen Unsicherheiten
by Robert C. Bransfield 1,* [OrcID] and Kenneth J. Friedman 2,† [OrcID]

1 Department of Psychiatry, Rutgers-Robert Wood Johnson Medical School, Piscataway, NJ 08854, USA
2 Pharmacology and Physiology, NJ Medical School, Newark, NJ 07103, USA

Es ist oft schwierig, zwischen psychosomatischen, somatopsychischen, multisystemischen Erkrankungen und unterschiedlichen Graden der medizinischen Unsicherheit zu unterscheiden. Seltene, komplexe und systemübergreifende Krankheiten werden häufig falsch diagnostiziert. Zwei Fallbeispiele werden beschrieben, und relevante Begriffe, die psychosomatische, somatopsychische und multisystemische Erkrankungen unterscheiden, werden identifiziert, überprüft und diskutiert. Eine angemessene Differenzierung erfordert ein Verständnis der Verbindung zwischen Geist und Körper, zu der auch das Wissen über Allgemeinmedizin, Psychiatrie und die Systeme, die Körper und Gehirn verbinden, gehören. Eine psychiatrische Diagnose kann nicht allein aufgrund des Fehlens von physischen, labortechnischen oder pathologischen Befunden gestellt werden. Medizinisch unerklärliche Symptome, somatoforme Störungen und Kompensationsneurosen sind veraltet und/oder ungenau. Die Begriffe subjektiv, unspezifisch und vage können ungenau verwendet werden. Umwandlungsstörungen, Funktionsstörungen, psychogene Erkrankungen, faktische Störungen, die einem anderen auferlegt werden (Münchhausen-Syndrom durch Proxy), somatische Symptomstörungen, psychogene Anfälle, psychogene Schmerzen, psychogene Müdigkeit und wahnhafte Parasitose können überdiagnostiziert werden. Körperliche Notlage und körperliches Notfallsyndrom sind wissenschaftlich nicht unterstützt und ungenau. Viele "alle in Ihrem Kopf" Erkrankungen können mit dem Mikrobiom und dem Immunsystem zusammenhängen. Eine bessere Aufklärung über die Schnittstelle zwischen Medizin und Psychiatrie und der damit verbundenen diagnostischen Nomenklatur sowie die Anwendung des klinischen Urteils und der gründlichen Beurteilung, die Ausübung der Demut und die Erhaltung unserer Wurzeln in der traditionellen Medizin werden dazu beitragen, die diagnostische Genauigkeit und das Vertrauen der Patienten zu verbessern.

Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator

Bei den zwei Fallbeispielen handelt es sich um unerkannte Borreliosen. Dieser Übersichtsartikel scheint mir ganz interessant zu sein, um zu verstehen, wie Psychiater ticken und ggfs. z.B. im Rahmen eines Rentenverfahrens dagegen argumentieren zu können.

Der Autor Bransfield hat mal eine Vortrag auf einem Lyme Kongress gehalten und ich denke den kann man bei ILADS einsortieren.


RE: Bransfield: Differenzierung von psychosomatischen, somatopsychischen ... Erkrankungen - FreeNine - 13.10.2019

(13.10.2019, 12:14)Markus schrieb:  Seltene, komplexe und systemübergreifende Krankheiten werden häufig falsch diagnostiziert.

Danke für den Link! Wink
Genau das ist der Punkt. Kein Facharzt oder Gutachter sieht das im Gesamtzusammenhang.

Ich könnte nämlich zur Zeit gerade wieder Icon_explode (suchte eigenentlich den Smilie mit der ausgespuckten Fischgräte ...)
Habe im Zusammenhang mit dem Antrag auf teilweisen EMR noch einen Antrag auf LTA gestellt um den gewünschten Weg der RV zu gehen, da ich ja noch zwischen 4-6 Stunden auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt mit diversen Einschränkungen arbeitsfähig sei. (Im Beruf unter 3 Stunden)
Da kam dieser Tage ein Schreiben der DRV, wo ich jetzt Befundberichte bei zwei Fachärzten einholen soll (Orthopäde und Neurologe). Soll die Unterlagen der DRV an die Ärzte selbst weiterleiten. Im Pinzip wollen sie wissen, ob es nach der Reha Verbesserungen gab. Damit teilen sie wieder das Rahaergebniss in Fachbereiche. Ich könnte ....

Bisher hat doch die DRV die Ärzte immer selbst angeschrieben?

(Da ist die Reha gerade ein gutes halbes Jahr vorbei und die spielen schon wieder mit Zeit)


RE: Bransfield: Differenzierung von psychosomatischen, somatopsychischen ... Erkrankungen - Markus - 13.10.2019

(13.10.2019, 13:03)FreeNine schrieb:  Bisher hat doch die DRV die Ärzte immer selbst angeschrieben?
Müsste sie m.W. auch (Stichwort Amtsermittlungsgrundsatz).

Der Gutachter hat mich getadelt, weshalb ich keine Befunde dabei hätte. Ich hätte doch selbst auf ein neuerliches Gutachten bestanden. Ich bin davon ausgegangen, dass die DRV selbst bei den Ärzten, die ich im Antrag angegeben habe, anfrägt und sich die Unterlagen kommen lässt. Anyway, mein aktuelles Gutachten hätte mit den neuerlichen Berichten meiner Fachärzte wohl kaum anders ausgesehen.


RE: Bransfield: Differenzierung von psychosomatischen, somatopsychischen ... Erkrankungen - FreeNine - 13.10.2019

Habe zu den Arztbefunden ect. hier einen neuen Beitrag aufgemacht, damit wir hier nicht so sehr vom Thema des Links abkommen. Wink


Robert C. Bransfield - Ehemaliges Mitglied 2 - 14.10.2019

(13.10.2019, 12:14)Markus schrieb:  Der Autor Bransfield hat mal eine Vortrag auf einem Lyme Kongress gehalten und ich denke den kann man bei ILADS einsortieren.

Ja, der Psychiater Dr. Bransfield setzt sich sehr stark für Borreliosekranke und die richtige Einordnung ihrer psychischen Beschwerden als durch die Krankheit ausgelöst ein. Im folgenden sehr aktuellen Artikel "Proposed Lyme Disease Guidelines and Psychiatric Illnesses" kritisiert er z.B. die in den USA vorgeschlagenen Leitlinien:
https://www.mdpi.com/2227-9032/7/3/105?type=check_update&version=3

Weitere Informationen zu Dr. Bransfield:

https://lymediseaseassociation.org/lda-conferences/lda-conf-2017/2017-faculty-bios-talk-summaries/bransfield-robert/


Psychiater Bransfield, Psychoimmunologie und Borreliose - Ehemaliges Mitglied 2 - 15.10.2019

Konferenzvortragzusammenfassung von Robert C. Bransfield, Psychiater

Mit Hilfe der Psychoimmunologie verstehen wir krankmachende Abfolgen, die als eine durch Zecken übertragene oder andere Infektion beginnt und zu psychiatrischen Symptomen führt. Das Nervensystem und das Immunsystem kommunizieren miteinander und haben viele Ähnlichkeiten – beide haben angeborene und lernfähige Fähigkeiten, beide beinhalten komplexe Kommunikation zwischen Zellen, beide unterliegen ähnlichen krankhaften Veränderungen. Viele Gene, die mit psychischen Erkrankungen verbunden sind, beinhalten eine Immunfunktion. Obwohl es mehrere andere Faktoren gibt, die das Immunsystem provozieren und schwächen, sind akute und anhaltende Infektionen eine Hauptursache für krankhaft veränderte Immunreaktionen, die zu einem Fortschreiten der Krankheit führen. Eine anpassungsfähige Funktion des Immunsystems beinhaltet die Erkennung von Gefahren und frühe Entzündungen, gefolgt von anpassungsfähiger Immunität. Borrelia burgdorferi hat die Fähigkeit, dem Immunsystem auszuweichen und es zu unterdrücken. In krankhaften Prozessen kann dies zu einer anhaltenden Infektion, anhaltenden Entzündungen mit Zytokin-Effekten ohne anpassungsfähige Immunität, manchmal begleitet von Autoimmunreaktionen, führen. Anhaltende Infektion im Körper kann zu anhaltenden Immuneffekten führen, die die Blut-Hirn-Schranke überqueren und zu neuropsychiatrischen Symptomen führen. Krankheitssyndrom (eine Kombination von verschiedenen Krankheitszeichen) im Zusammenhang mit Interferon-Behandlung und autoimmune limbic encephalopathies sind Modelle, um entzündliche und molekulare Mimikry-Effekte auf neuropsychiatrische Symptome zu verstehen. Steigernde Entzündungsreaktionen wurden als Modell vorgeschlagen, um das Fortschreiten der Krankheit bei Depressionen, Psychosen, Demenz, Epilepsie, Autismus, Selbstmord, Gewalt und anderen psychischen Erkrankungen zu erklären. Pathophysiologische Veränderungen wurden mit oxidativem Stress, Exzitotoxizität, Veränderungen im Homocystein-Stoffwechsel und verändertem Tryptophan-Katabolismus in Verbindung gebracht. Lyme-Borreliose wurde mit den proinflammatorischen Zytokinen IL-6, IL-8, IL-12, IL-17, IL-18, IL-10 und Interferon-Gamma, die Chemokine CXCL12 und CXCL13, CRP, CNS Gliosis, Bb Impacting neuronal und Schwann und Gliazellen, proinflammatorische Lipoproteine, … die anti-neuronale Antikörper hervorrufen und Immunreaktionen aus der Peripherie verbreiten, um das Gehirn zu entzünden. Immun vermittelte Effekte von Lyme und andere Zecken übertragene Krankheiten tragen zu kognitiven Beeinträchtigungen, Demenz, Depression, Angst, Autismus, Gewalt und andere psychiatrische Erkrankungen bei. Autismus-Spektrum-Störungen im Zusammenhang mit Lyme /Tick-übertragenen Krankheiten können durch eine Kombination von entzündlichen und molekularen Mimikry-Mechanismen vermittelt werden. Reaktivität auf OspA und/oder OspB scheint signifikant in Lyme-assoziierten Autismus.
Eine stärkere Interaktion zwischen Spezialisten für Infektionskrankheiten, Immunologen und Psychiatern ist erforderlich, um von diesem Bewusstsein zu profitieren und diese Mechanismen weiter zu verstehen.
Zitiert und übersetzt aus: https://lymediseaseassociation.org/lda-conferences/lda-conf-2017/2017-faculty-bios-talk-summaries/bransfield-robert/

Begriffserklärungen:
Die Psychoneuroimmunologie (PNI) oder Psychoimmunologie ist ein interdisziplinäres Forschungsgebiet, das sich mit der Wechselwirkung der Psyche, des Nervensystems und des Immunsystems beschäftigt. Ein Nachbargebiet ist die Psychoneuroendokrinologie, das außerdem die Wechselwirkungen des Hormonsystems mit einbezieht.
https://de.wikipedia.org/wiki/Psychoneuroimmunologie

autoimmune limbic encephalopathies = entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Charakteristisch sind Gedächtnisstörungen, psychiatrische Auffälligkeiten und epileptische Anfälle. Es resultiert aufgrund der Autoimmunität, die ein ungünstiger Zustand ist, in dem der Körper Antikörper gegen eine Person produziert.

Meine Überlegungen dazu:
Meine ich das nur oder ist es tatsächlich so, dass sich die Deutsche Borreliose-Gesellschaft kaum mit diesem Thema beschäftigt? Falls dem so ist, verstehe ich es nicht, denn gerade die kognitiven Beeinträchtigungen und auch Suizidalität ist bei Borreliosekranken weit verbreitet.


RE: Bransfield: Differenzierung von psychosomatischen, somatopsychischen ... Erkrankungen - Ehemaliges Mitglied - 16.10.2019

@ Amandin #6
es gibt diese Auseinandersetzung in Deutschland.
Beispiel:
http://www.borreliose-lorenz.de/nitrosativer_stress.html
http://www.borreliose-lorenz.de/neuroborreliose.html

Zitat:Was, wenn es gar nicht ALS, MS oder Alzheimer ist?
Aus
https://www.borreliose-verschwiegene-epidemie.de/2016/01/12/borreliose-was-wenn-es-gar-nicht-als-ms-oder-alzheimer-ist/


Neuropsychiatrische Lyme-Borreliose - Ehemaliges Mitglied 2 - 28.10.2019

Neuropsychiatrische Lyme-Borreliose: Ein Überblick mit Fokus auf die klinische Praxis in der Psychiatrie.

Kognitive Störungen (= Beeinträchtigung der Denkleistung) und psychische Symptome/Störungen kommen bei Borreliosepatienten oft vor, weil die Borrelien-Erreger Störungen im Immunsystem, Störungen im Hormonhaushalt und Stoffwechselstörungen verursachen.

Der Psychiater Robert C. Bransfield aus den USA hat in einem wissenschaftlichen Artikel einen Überblick über psychische Störungen bei Patienten mit Borreliose inkl. Co-Infekten aufgrund vorhandener Daten aus der klinischen Praxis erstellt, was wiederum belegt, dass solche Störungen bei diesen Patienten aufgrund der Borreliose auftreten, weil sie vor der Borreliose keine solchen Störungen hatten. Also gesund waren.
Der Artikel "Lyme Borreliosis: An Overview with a Focus on a Specialty Psychiatrist’s Clinical Practice"
ist sehr informativ und findet man unter folgendem Link:
https://www.mdpi.com/2227-9032/6/3/104

Der Originalartikel ist auf englisch, kann aber problemlos wenn z.B. über Google geöffnet auf deutsch übersetzt werden. Vgl. bitte Beilage. Die Übersetzung klappt auch nachdem man "View Full-Text" gewählt hat.


   


Neuropsychiatrische Lyme-Borreliose - Ehemaliges Mitglied 2 - 29.10.2019

Bezüglich meines Beitrages No. 8 möchte ich folgendes ergänzen:

All die Borreliosepatienten, die zum Psychiater geschickt werden, sollen doch dem behandelnden Psychiater den in No. 8 genannten wissenschaftlichen Artikel von Dr. Bransfield vorlegen.
Bzw. hier nochmals der Link zu dem Artikel:
https://www.mdpi.com/2227-9032/6/3/104

Denn unter 3.18 Assement (Bewertung) hat Dr. Bransfield aufgezeichnet welche Abklärungen bezüglich der Beurteilung von psychiatrischen Symptomen bei der Möglichkeit einer bestehenden Lyme-Borreliose notwendig sind.
Jeder Psychiater, der seine Arbeit ernst nimmt, wird diesen Screening-Fragen folgen, was bedeutet, dass Borreliose-Kranke endlich in ihrer Grunderkrankung adäquat geholfen wird, nämlich mittels Antibiotika und nicht Psychopharmaka.
Denkt bitte daran: Ein Arzt ist ohne Mithilfe eines Patienten nichts! Ein Arzt kann nur aufgrund des Beschwerdebildes, geschildert vom Patienten eine korrekte Diagnose stellen und benötigt dazu ausserdem das Wissen um eine Krankheit im vorliegenden Falle Borreliose, wie es Dr. Bransfield aufgrund seiner langjährigen Erfahrungen mit Borreliosepatienten erworben hat und wissenschaftlich in zig Publikationen festhält.


Psychische Symptome u. Gerichtsentscheid zu Gunsten Borreliosepatient - Ehemaliges Mitglied 2 - 31.10.2019

Im folgenden am 20.08.2019 publizierten Entscheid des St. Galler Versicherungsgerichts wurden psychische Symptome auch thematisiert:

Zitat aus den Erwägungen:
3.1  Bei der Lyme-Borreliose handelt es sich um eine Infektionskrankheit mit komplexem Krankheitsbild, das aus unspezifischen Allgemein- und spezifischen Symptomen besteht, die aus dem Befall einzelner Organe resultieren. Zu den wichtigsten Symptomen gehören Müdigkeit, Unbehagen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Fieber, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, Heiserkeit, Übelkeit, Erbrechen, Bindehautentzündung, Gewichtsverlauf und Durchfall. Bekannt sind auch Beeinträchtigungen der Psyche wie insbesondere depressive Verstimmungen. Als Folge kann ferner ein Chronic Fatigue Syndrom auftreten, wobei für dessen Diagnose andere Krankheiten ausgeschlossen sein müssen (vgl. NORBERT SATZ, Klinik der Lyme-Borreliose, 2. Aufl., Bern 2002, S. 95 ff. und 190 ff.; vgl. auch Urteil des Eidgenössischen Versicherungsgerichts [EVG; seit 1. Januar 2007: Sozialrechtliche Abteilung des Bundesgerichts] vom 14. März 2005 U 282/04, E. 2.2).

Link zum Entscheid:
https://publikationen.sg.ch/rechtsprechung-gerichte-detail/2516/

Dieser Entscheid fiel zu Gunsten des Borreliosekranken aus. Die SUVA (Schweizerische Unfallversicherung) wurde verpflichtet, weiterhin Zahlungen zu leisten.