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Unerwartete Lösung - Druckversion

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Unerwartete Lösung - kleinermuck - 28.01.2020

Hallo zusammen!
Vor fast zwei Jahren habe ich mich hier eingeschrieben, weil ich wie viele andere ratlos war. Hier ist mein erstes Post: https://forum.onlyme-aktion.org/showthread.php?tid=11125
Ich bin wirklich dankbar für die Resonanz, dich ich hier bekommen habe.

Inzwischen geht es mir wieder gut, und die Lösung war für mich unerwartet.

Um es kurz zusammenzufassen: ich litt an wiederkehrenden symmetrischen Gelenkschmerzen und Abgeschlagenheit. Hatte so ziemlich alle Fachärzte durch und auch einige so genannte ganzheitliche Mediziner, die einem aber doch nur mit abstrusen Methoden an den Geldbeutel wollen, und immer wenn ich fragte, ob es auch etwas Psychisches sein könnte, sagten die Ärzte: "ach was, wenn ich mir Sie so anschaue als g'standener Kerl!".

Meine letzte Erklärung war dann Borreliose (siehe mein oben zitiertes erstes Posting) und irgendwann fand ich einen Neurologen, der gleichzeitg Psychiater war, und der machte eine Hirnwasseruntersuchung mit negativem Befund. Zuletzt war ich dann in einer Schmerzklinik, die aufgrund meiner dicken Ärzte-Mappe und einer wirklich sehr ausführlichen Untersuchung zu dem Schluss kamen: entweder Depression oder Fibromyalgie. Der Neurologe hat mich dann gefragt, ob ich auch schon mal an Medikamente wie Citalopram gedacht hätte, welche das Schmerzgedächtnis löschen, da nun alles für eine somatoforme Schmerzstörung (oder irgendsowas, nagelt mich bei den Bezeichnungen bitte nicht fest) sprechen würde. Ich dachte mir, na warum nicht?

Long story short: nach 1 Jahr Citalopram 40mg und nun mehr als 6 Monaten ohne jegliche Medikamente, geht es mir SUPER! Die Schmerzen sind weg und ich mache eine regelmäßige Psychotherapie (Verhaltenstherapie).

Ich bin nur unglaublich sauer über die Ärzte, dass die immer ein psychosomatisches Problem kategorisch ausgeschlossen hatten. Aber das ist jetzt auch egal.

Der Grund, warum ich das hier so ausführlich schreibe, ist ein Ratschlag an jene, die wie ich einen negativen Borreliose-Laborbefund haben: überlegt es euch, vielleicht ist es ja doch etwas anderes als Borreliose? Citalopram macht nicht abhängig und hat wenige Nebenwirkungen (mich hat es schläfrig gemacht, aber das ist in Relation harmlos). Das Absetzen war auch problemlos.

Ich würde es wieder tun.

Alles Gute euch allen, die weniger Glück als ich haben, haltet durch!


RE: Unerwartete Lösung - johanna cochius - 28.01.2020

Moin,

das freut mich für dich!
Natürlich kann das auch mal so herum laufen...

Zitat:Ich bin nur unglaublich sauer über die Ärzte, dass die immer ein psychosomatisches Problem kategorisch ausgeschlossen hatten.

In der Regel kämpfen die meisten gegen eine vorschnell gestellte Psycho-Diagnose...

Alles Gute wünsche ich dir und vor allem, dass der jetzige Zustand so bleibt!


RE: Unerwartete Lösung - nt_grizzly - 29.01.2020

(28.01.2020, 23:43)johanna cochius schrieb:  
Zitat:Ich bin nur unglaublich sauer über die Ärzte, dass die immer ein psychosomatisches Problem kategorisch ausgeschlossen hatten.

In der Regel kämpfen die meisten gegen eine vorschnell gestellte Psycho-Diagnose...
Da kann ich nur zustimmen. Mir wurde trotz passender Symptome, welche von heute auf morgen nach einem Zeckenbiss auftraten und hohen ELISA Werten in IgG und IgM, sowie positivem Immunoblot für IgG und IgM, eine Therapie verweigert und alles mit einer psychosomatischen Störung und Infektanfälligkeit erklärt. Und das alles nur, weil ich eben Leistungssportler war und eine Serumnarbe hätte, da ich fast 10 Jahre zuvor schon einmal eine Borreliose mit Erythema migrans hatte.


RE: Unerwartete Lösung - urmel57 - 29.01.2020

Hallo kleinermuck,

mich freut es von Herzen, dass du eine passende Lösung für dich gefunden hast. Nichts anderes zählt Heart und vor allem freut es mich, dass du eine Rückmeldung gegeben hast. Leider vergessen es viele, gerade wenn es ihnen wieder gut geht.

Zitat:Der Grund, warum ich das hier so ausführlich schreibe, ist ein Ratschlag an jene, die wie ich einen negativen Borreliose-Laborbefund haben: überlegt es euch, vielleicht ist es ja doch etwas anderes als Borreliose?

Das ist genau der Punkt. Leider gibt es bei den Laborbefunden keine Sicherheit, von daher ist die Differentialdiagnostik mit das Wichtigste bei der Diagnosestellung. Die vorschnelle Festlegung auf eine Diagnose ist leider eines der Hauptprobleme in unserer Medizin. Es gilt in allen Bereichen immer wieder zu hinterfragen und im Zweifelsfall ausprobieren und zu schauen.

Es zeigt sich hier in der Diskussion auch wieder, wie verschieden jeder Fall ist, von daher ist die gesamte Krankheitsentstehung von so immenser Bedeutung, um besser verstehen zu können, was im Gange ist.

Dass du aus dem SSRI so leicht rausgekommen bist, ist allerdings nicht selbstverständlich, umso besser für dich, wenn das alles gepasst hat. Pass gut weiterhin auf dich auf, gerade auch im Wald und auf den Wiesen. Icon_winken3

Alles Gute Urmel


RE: Unerwartete Lösung - Ixodes - 29.01.2020

(28.01.2020, 22:40)kleinermuck schrieb:  Citalopram macht nicht abhängig und hat wenige Nebenwirkungen

Hallo kleinermuck,

ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass Citalopram und Sertralin Teufelszeug sind. Musste sehr schnell erhöhen, da die Gewöhnung zu groß war und ich konnte keinen Orgasmus mehr bekommen. Beim Absetzen hatte ich mehrere Wochen Durchfall und tiefste Depressionen. Je nach Medikament und Wirkstoffgruppe kann es zu permanenten Schäden kommen. Bei einigen Neuroleptika kann es längerfristig zu einem Parkinson-Syndrom kommen.

Psychiatric Drugs Are More Dangerous than You Ever Imagined

Wenn eine Borreliose plausibel ist, würde ich eher mit Minocyclin behandeln. Es gibt Studien, dass es auch bei Depressionen helfen soll, da diese womöglich durch neuronale Entzündungen entstehen.

Studieninformation für Interessenten der Mino-TRD-Studie

Liebe Grüße, Ixodes


RE: Unerwartete Lösung - Boembel - 29.01.2020

(28.01.2020, 22:40)kleinermuck schrieb:  Citalopram macht nicht abhängig und hat wenige Nebenwirkungen (mich hat es schläfrig gemacht, aber das ist in Relation harmlos). Das Absetzen war auch problemlos.
Hallo kleinermuck,
vielen Dank für Deine positive Rückmeldung und dass Du uns auf dem Laufenden hälst. Das meiste wurde von meinen Vorrednern gesagt.
Die Aussage, dass Citalopram nicht abhängig macht, kann ich so leider nicht stehen lassen. Es handelt sich um einen SSRI, selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, der stark in den Hirnstoffwechsel eingreift. Hat man sich einmal daran gewöhnt, und je länger die Einnahme dauerte, um so schwieriger wird es, davon loszukommen.
Ich habe 25 Jahren Amitriptylin und danach 2 Jahre mirtazapin bekommen. In den 25 Jahren Amitriptylin habe ich mehrfach versucht, Amitriptylin abzusetzen und es hat nicht geklapp. Hilfe geholt habe ich mir im ADFD Forum und dann ganz langsam mirtazapin über 11 Monate ausgeschlichen.
Diese Sorte Antidepressiva machen stark abhängig, nicht umsonst gibt es bei ADFD alleine zum Thema citalopram 3227 Treffer zu Threads, wo Patienten Hilfe benötigen, das Zeug abzusetzen.

Ich drücke Dir die Daumen, dass der positive Zustand bei Dir ein dauerhafter istIcon_thumbs1.

LG, Boembel


RE: Unerwartete Lösung - kleinermuck - 30.01.2020

Danke für eure Rückmeldungen!
Dann hatte ich scheinbar Glück mit dem Citalopram, wow! Ich kenne inzwischen mehrere, die das genommen haben, und keiner von denen hatte irgendwelche Entzugserscheinungen. Aber wie ihr schon geschrieben habt, jeder Fall ist einzigartig. Und andere hatte ich übrigens nichdt vertragen, da waren die Nebenwirkungen krass. Man muss wohl auch ausprobieren und einen wirklich guten Psychiater haben.