Borreliose und Psyche -
Monina - 16.03.2020
Vor 8 Jahren erkrankte ich an Borreliose. Übertragen durch eine Zecke aus Baden Württemberg. Die Borreliose startete ohne Wanderröte, ohne Grippe oder ähnliches. Erst sechs Monate später erkrankte ich an immer wiederkehrenden Mandelentzündungen die nicht aufhören wollten. Ich verlor 10 Kilo innerhalb von sechs Wochen. Mein Körper verwandelte sich von sehr weiblich in eine kindliche Statue von 42 Kilo. Mein Miniskus im rechten Knie entzündete sich. Zeitgleich litt ich plötzlich an extremen Angstzuständen, Panikattacken, Zwangsgedanken und einem Nebel im Hirn. Meine Nase funktionierte nicht mehr richtig. Ich roch mich und meine Umgebung nicht mehr. Ich konnte plötzlich nicht mehr klar denken, fühlte mich plötzlich als hätte ich große Mengen Alkohol getrunken und nahm meine Umwelt wie durch eine Glasscheibe war. Ich hatte keinen emotionalen Bezug mehr zu Erlebnissen aus meiner Vergangenheit. Es dauerte über ein Jahr bis ich endlich diagnostiziert wurde und eine Antibiose gestartet wurde. Meine Diagnose lautete Neuroborreliose. Die Antibiose feuerte die Borreliose dann richtig an. Ich bekam die typischen springenden Gelenkschmerzen, starke Gliederschmerzen, starke Kopfschmerzen, ein Gefühl dass mir Messer in meinen Körper gestochen werden, ich schlief nur noch wenige Stunden am Tag. Erst drei Jahre später konnte ich mein Studium wieder aufnehmen. Ich werde bis heute phytotherapeutisch behandelt, da mein Körper einen normalen Alltag sonst nicht schaffen würde.
Damals befand ich mich noch in meinem Bachelorstudium der Psychologie. Meine Kenntnisse retteten mir mein Leben. Denn die Ärzte wollte mich damals immer wieder in die Psychiatrie überweisen. Sie waren frustiert, da sie nach schulmedizinischem Vorgehen einfach nicht fündig wurden. Mir es aber von Woche zu Woche schlechter ging. Der Krankenkassen Test ergab damals kein positives Ergebnis auf Borreliose und man schickte mich 12 Monate lang immer wieder als gesund nach Hause. Ich war verzweifelt. Mittlerweile hatte ich starke Depressionen bekomme (ein Leitsymptom der Neuroborreliose) die zeitweise sogar Selbstmordgedanken beinhalteten. Ich bekam große Angst. Wusste ich doch durch mein Studium das man mit Depressionen nicht Spaßen darf und man schnell handeln sollte. Doch ich wusste auch wie sich Depressionen äußern wenn sie tatsächlich durch ein Schicksal, Stress oder ein Trauma ausgelöst werden. Und so verhielt es sich bei mir ganz und gar nicht. Um mir dieses auch fachlich zu bestätigen begann ich eine Psychotherapie. Die Therapie half mir mit der Borreliose umzugehn doch sie linderte nicht meine Symptome der Panik, der Depression oder der Zwangsgedanken. Diese Symptome verschwanden erst mit der angemessenen Behandlung gegen die Borreliose.
Ich möchte diese Erfahrungen und Symptome gerne teilen, da die Tatsache das psychische Symptome durch eine Borreliose ausgelöst werden können aus meiner Sicht viel zu wenig beachtet werden. Doch ich möchte betonen, dass psychische Symptome die durch eine Borreliose oder eine CO- Infektion ausgelöst werden nicht durch Psychopharmaka oder eine Psychotherapie verschwinden sondern nur durch eine medikamentöse (Standard oder Phytotherapeutisch) Behandlung der Borreliose. Psychische Symptome die durch eine Borreliose ausgelöst werden ähneln häufig auch einem Burn Out, jedoch kann man keine externen Auslöser ausfindig machen.
Ich würde mir wünschen, dass Menschen die auf diesen Beitrag stoßen sich darin bestärkt fühlen das eine Borreliose auch mit psychischen Symptomen starten kann bzw diese zeitweise überwiegen können. Wenn jemand also in der Vergangenheit eine Zecke hatte oder sich in Gebieten aufhält die für Ihre Zeckenlast bekannt sind und plötzlich psychische Symptome bekommt und körperlich abbaut und diese Symptome immer Schubweise auftreten und verschwinden der sollte sich an einen Borreliose Spezialisten wenden. Borreliose hat 1000 Gesichter, auch psychische und psychiatrische Symptome gehören dazu und treten dann ebenso wie die körperliche in Schüben auf.
RE: Borreliose und Psyche -
mari - 17.03.2020
Hey Monina,
willkommen hier im Forum. Übrigens kann ich deine Erfahrungen voll und ganz bestätigen: Auch bei mir wurde Depression vermutet, ohne jegliche Tests. Erst Monate später wurde mir klar, dass daran was nicht stimmen konnte - weil Psychologie als Beifach studiert und meiner aufmerksamen besten Freundin (= Biologin) eine wiederholte Wanderröte auffiel und einem anderen guten Freund ein Zeckenstich an mir erinnerlich war...
RE: Borreliose und Psyche -
hanni - 17.03.2020
Dazu immer wieder lesenswert:
"Der Borreliosepatient im Fokus des Psychotherapeuten"
von Dr. Siegmar Stender, Psychologischer Psychotherapeut, veröffentlicht in "PsychotherapieAktuell 1/12",
Seite 24 - 28
https://www.deutschepsychotherapeutenvereinigung.de/index.php?eID=dumpFile&t=f&f=2805&token=1cf0d7cb0d61ceaac2ed898c4e12fe84399e852c
Hanni
RE: Borreliose und Psyche -
HellCrusader - 24.04.2020
Hallo,
Das man auf die Psychoschiene gelegt wird kann ich bestätigen. Wurde 2002 eingewiesen mit Angstzuständen und Panikattacken. Danach waren die Ärzte ratlos weil die Antidepressiva schon nach ner Woche angeschlagen haben. Und konnten keine eindeutige Diagnose stellen. Zwar wurde damals der ELISA gemacht aber wie so oft negativ ausgefallen. Erst der LTT brachte Erleuchtung und das war 2015.