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Laufende Studien zur Therapie von Borreliose und co. - Druckversion

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Laufende Studien zur Therapie von Borreliose und co. - Valtuille - 13.04.2024

In den USA gibt es inzwischen ein Netzwerk für klinische Studien zur Erforschung von durch Zecken-übertragenen Erkrankungen an der Columbia Universität (Brian Fallon und weitere).

Es gibt dort auch einen Preis für neue Pilotstudien, die dann bei einem der Netzwerkpartner durchgeführt werden.

Hier laufen derzeit auch einige spannende Forschungsprojekte, auch zur Therapie von PTLDS:

-Es gibt eine Studie an der Johns-Hopkins-Universität zur Therapie mit Tetracyclin,
-eine Studie zur Vagus-Nerv-Stimulation für Fatigue und eine zur Transkranielle Gleichstromstimulation und kognitives Training bei Brainfog an der Columbia Universtität,
-eine zur Therapie der Mastzellen bei zeckenübertragenen Erkrankungen an der Uni North Carolina,
-eine zur Therapie vn Fibrin/Amyloid-Ablagerungen und Thrombozyten-Hyperaktivierung bei Lyme-Borreliose mit Proteolytische Enzymen (Lumbrokinase wird wohl eingesetzt) in Mount Sinai und
-eine zur gepulsten IV-Therapie mit Ceftriaxon bei bleibenden Beschwerden (endlich, würde ich sagen, die Frage ist aber, wie das konkrete Schema bzw. die Studie konzipiert ist).

Des weiteren läuft auch eine Studie zur Erforschung von frühen neurologischen Entwicklungsergebnisse einer Borreliose-Exposition in der Schwangerschaft.
Ein paar weitere Infos gibt es hier:
https://www.columbia-lyme.org/research/ctn-tick-borne-disease-pilot-treatment-study-award

Ich finde es positiv, dass dort etwas passiert und dass auch mal andere Ansätze als Antibiotika erforscht werden.

Schade ist, dass in Deutschland nichts voran geht...


RE: Laufende Studien zur Therapie von Borreliose und co. - urmel57 - 13.04.2024

Spannend und toll, dass sich in USA was tut. Bin auf die Ergebnisse neugierig. Wird wohl eine Weile dauern. 

In Deutschland und Europa stehen zu viele auf der Bremse - man könnte ja ansonsten vielleicht feststellen, dass man vielen Patienten über Jahrzehnte Unrecht getan hat. Da lässt man das Kapitel PTLDS lieber geschlossen und zieht sich auf seine kleine Insel klar definierter Erkrankung zurück, die man mit einem "guten" Outcome von bis zu 89- 95%  als ausreichend behandelt erklärt und stellt noch nicht mal Forschungsbedarf für die restlichen 5-20% heraus.  Icon_sleep


RE: Laufende Studien zur Therapie von Borreliose und co. - Valtuille - 04.05.2025

Im gestrigen LivLymeFoundation Summit gab Brian Fallon ein kleines Update bei seiner Präsentation zur den Ergebnissen der Disulfiram-Studie. Letztere war wohl insbesondere durch Corona ziemlich erschwert (teilweise war nur eine online Durchführung möglich). Ansonsten betonte er die Nebenwirkungspotentiale, auch bei geringerer Dosierung. Auch wenn 6 von 9 auf Disulfiram ansprachen, kann aus der Studie keine Wirksamkeitsschlussfolgerung abgeleitet werden (hoffentlich hat Horowitz zugehört).

Die genannten Studien laufen noch, ebenfalls läuft eine Studie zur transkranielle Gleichstrom-Hirnstimulation zur Therapie von ZNS Neuronalen Netz-Dysfunktionen. Man ist auch auf der Suche nach Patienten.
Fallon betonte, dass er glaubt, dass einige Patienten an persistierenden Infektionen leiden, andere jedoch nicht, daher auch weitere nicht-antibiotische Therapieansätze erforscht werden.
Weitere Informationen finden sich hier: https://lymectn.org/

In einige weiteren Präsentationen habe ich etwas reingehört.

Horowitz merkte an, dass er erste Kooperationspartner für seine geplante Placebo-Kontrollierte Dapson-Studie gefunden hat, aber noch weitere benötigt werden.
Ansonsten ist er wenig differenziert, pickt sich nur die Rosinen aus Studien heraus ("Nur Disulfiram und Dapson wirken auf Borrelien-Biofilme", völlig aus der Luft gegriffene Behauptung), die seine Ansätze unterstützen, von denen er dann doch angesichts mangelnder Studien und der extrem hohen Abbrecherquote viel zu sehr überzeugt ist. Ab nächstem Jahr will er sich nur noch wissenschaftlichen Studien widmen. In "LLMD-Kreisen" bekanntlich ein Euphemismus für den Ruhestand.

Monica Embers berichtete aus den laufenden Laborstudien zu Bartonellen und merkte an, dass die in-vitro Therapie von Bartonellen bei intrazellulären Bakterien oder Biofilmen nur durch Kombinationen möglich waren. In den getesteten Kombinationen benötigte es Gentamycin oder Tobramycin in Kombination mit einem weiteren Antibiotikum. Die Kombination Azithromycin und Azlocillin funktionierte nur im extrazellulären Labormodell gut.

Rajadas aus Stanford (der Disulfiram für Borreliose erstmals getestet hat) teilte mit, dass er in Zusammenarbeit mit Pharmafirmen an einem oralen Medikament für Azlocillin arbeitet, welches bessere pharmakologische Eigenschaften haben soll und auch eine ausreichende Liquorgängikeit besitzen soll.

Es tut sich viel, bzw. hat sich viel getan. Man wird sehen, was die aktuellen Sparmaßnahmen der US-Regierung für die Forschungsvorhaben bedeuten. Auch wenn meist Drittmittel im Spiel sind, benötigt es dennoch eine ausreichende Grundausstattung der universitären Forschungseinrichtungen.