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Bartonella, Lyme, Co-Infektionen - Druckversion

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Bartonella, Lyme, Co-Infektionen - Brobby1 - 03.06.2024

Guten Tag zusammen!
Ich hoffe, es geht euch allen gut!

Ich habe eine Blutuntersuchung im IgeneX-Labor in den USA durchführen lassen (als ich dort unterwegs war) auf Lyme ImmunoBlot IgG: POSITIV (Band 23+, Band 41+), ImmunoBlot IgM negativ (23+). Die Kriterien für einen positiven Befund sind mindestens 2 Bänder;
Außerdem Bartonellose Immunoblot IgG: Serum: POSITIV (IgM wurde aufgrund zusätzlicher Kosten nicht angefordert)
-Bartonella elizabethae - positiv
-Bartonella quintana - positiv
-Bartonella vinsonii - negativ
-Bartonella henselae - negativ
Bartonella species - negativ

Auch Babesia Immunoblot IgG: Serum: negativ (IgM wurde aufgrund zusätzlicher Kosten nicht angefordert)

An dem Ort, an dem ich mich befinde, gibt es keinen Lyme-Arzt, daher hat mir der lokale Infektiologe auf meinen Wunsch hin 21 Tage Ceftriaxon IV verschrieben (derzeit eine Woche, jedoch nur geringfügige Unterschiede in den Symptomen - weniger Knistern in den Gelenken).
Eine Frage bitte - funktioniert das auch bei Bartonella? Kann Bartonella nur mit Ceftriaxon behandelt werden?

Können die oben genannten Ergebnisse als positiv für Bartonella betrachtet werden? (Oder nach 30 Tagen Doxycyclin ist das nicht real? Und dieses Ergebnis zeigt nur eine Abwehrreaktion und keine Infektion?) Ich habe vor dem Posten einige Recherchen in einem Forum durchgeführt, aber keine Informationen gefunden, ob dieses Antibiotikum alleine helfen kann.

Auch aus Ihrer Sicht - sollten weitere Tests auf Co-Infektionen durchgeführt werden? Oder können andere potenzielle Co-Infektionen durch Ceftriaxon beseitigt werden?

Im Dezember letzten Jahres, als ich zum ersten Mal "möglicherweise Lyme" getestet wurde, habe ich 30 Tage Doxycyclin genommen und es hat nur geholfen, die Gelenkschmerzen zu beseitigen, nicht jedoch die Neuropathie und das Knistern in den Gelenken (ich habe die Behandlung als 20% wirksam betrachtet). Ich habe jedoch Neuropathie und Muskelzucken in den Beinen/Waden ununterbrochen. 5 Tage intravenöse Immunglobuline haben keinen Effekt auf Nervenschmerzen und Muskelzucken gezeigt (ich dachte vielleicht habe ich kein Lyme und nur eine Neuropathie), Jedoch am vierten Tag wurde ich krank und meine Temperatur stieg auf 39 Grad (potenziell durch eine ausgelöste Explosion einiger Bakterien);

Vielen Dank im Voraus für eure Antworten!
Jede Hilfe wird geschätzt.


RE: Bartonella, Lyme, Co-Infektionen - Valtuille - 03.06.2024

Das ist schwer einzuschätzen, bei Bartonellen gibt es eine ähnliche Unsicherheit wie bei Borreliose, was Diagnostik und Therapie angeht, vermutlich noch eine größere.

Zur Diagnostik: Das ist schwer einzuschätzen, generell wird nur empfohlen bei passenden Symptomen auch einen Test anzuordnen. Ganz typisch scheinen deine Beschwerden nicht zu sein (bin aber nicht tief drinnen in Bartonellen)?

Aus Neugier: Normalerweise wird auch ein IFT/IFA empfohlen, gibt es Gründe warum ein Immunoblot gemacht wurde? Ich weiß, dass auch ein auf Bartonellen spezialisiertes Labor in den USA neben IFAs ELISA und Blot anbietet.

In aller Kürze: Nein, Ceftriaxon ist für Bartonellen nicht geeignet. Bartonellen können intrazellulär vorhanden sind und Ceftriaxon wirkt nicht intrazellulär. Die Therapie bei Bartonellen ist recht schlecht erforscht, mit vielen Rückfällen und einer geringen Wirkung der Antibiose bei den gesicherten Fällen. Empfohlen wird normalerweise Azithromycin oder Doxycyclin. In Borreliose-Kreisen gibt es viele Ärzte die bei einer Co-Infektion mit Bartonellen mit Antibiotika-Kombinationen therapieren. Ob dies erfolgreicher ist, ist schwer einzuschätzen, da es bislang noch keine Studien dazu gibt. Bei Immunsupprimierten (bspw. HIV-Patienten) wird dies aber auch empfohlen, siehe hier:
https://clinicalinfo.hiv.gov/en/guidelines/hiv-clinical-guidelines-adult-and-adolescent-opportunistic-infections/bartonellosis


RE: Bartonella, Lyme, Co-Infektionen - Brobby1 - 05.06.2024

(03.06.2024, 17:20)Valtuille schrieb:  That is difficult to assess. With Bartonella there is a similar level of uncertainty as with Lyme disease when it comes to diagnosis and treatment, probably even greater.
Regarding diagnosis: That is difficult to assess. In general, it is only recommended to order a test if the symptoms match. Your symptoms do not seem to be typical (but I am not deeply into Bartonella)?
Out of curiosity: An IFT/IFA is also normally recommended. Is there a reason why an immunoblot was done? I know that a laboratory in the USA that specializes in Bartonella also offers ELISA and blot in addition to IFAs.
In short: No, ceftriaxone is not suitable for Bartonella. Bartonella can be present intracellularly and ceftriaxone does not work intracellularly. Treatment for Bartonella is very poorly researched, with many relapses and little effect from antibiotics in confirmed cases. Azithromycin or doxycycline is normally recommended. In Lyme disease circles, there are many doctors who treat co-infections with Bartonella with antibiotic combinations. It is difficult to assess whether this is more successful, as there are no studies on this yet. However, this is also recommended for immunosuppressed patients (eg HIV patients), see here:
https://clinicalinfo.hiv.gov/en/guidelines/hiv-clinical-guidelines-adult-and-adolescent-opportunistic-infections/bartonellosis

Danke für deine Antwort.
Wirklich? Ceftriaxon wirkt nicht intrazellulär? Sind Sie sicher? Wo haben Sie diese Informationen gefunden? Ich habe Google eingegeben und das sagt es nicht.

ChatGPT
Ja, Ceftriaxon kann in Zellen eindringen und seine Wirkung intrazellulär entfalten. Diese Eigenschaft ist besonders vorteilhaft bei der Behandlung von Infektionen, die durch Bakterien verursacht werden, die sich in Zellen befinden können, wie beispielsweise bestimmte Stämme von Salmonella und Neisseria gonorrhoeae. Die Fähigkeit von Ceftriaxon, in Zellen einzudringen, ermöglicht es ihm, diese intrazellulären Krankheitserreger effektiv zu bekämpfen.


Zu einer Frage: Ich habe Standard-ELISA-Tests durchgeführt und in einigen Labors war das IgG für Borrelien positiv, in einigen Labors völlig negativ. Aus diesem Grund wurde ein Immunoblot durchgeführt, der als positiv bestätigt wurde. Ich kann davon ausgehen, dass Lyme vorhanden ist. Wahrscheinlich


RE: Bartonella, Lyme, Co-Infektionen - Valtuille - 05.06.2024

Korrektur: Ceftriaxon wirkt nicht ausreichend intrazellulär für viele Infektionen. Das gilt für viele BetaLactam-Antibiotika, siehe z.B. hier:
"Alle Cephalosporine dringen nur schlecht in die intrazelluläre Flüssigkeit und den Glaskörper ein."
https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/infektionskrankheiten/bakterien-und-antibakterielle-wirkstoffe/cephalosporine

Ich meinte dir Wahl des Immunoblots für die Bartonellen-Serologie. Zu deiner Borrelienserologie hatten wir uns ja bereits mal ausgetauscht.


RE: Bartonella, Lyme, Co-Infektionen - Brobby1 - 07.06.2024

(05.06.2024, 07:27)Valtuille schrieb:  Korrektur: Ceftriaxon wirkt nicht ausreichend intrazellulär für viele Infektionen. Das gilt für viele BetaLactam-Antibiotika, siehe z.B. hier:
"Alle Cephalosporine dringen nur schlecht in die intrazelluläre Flüssigkeit und den Glaskörper ein."
https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/infektionskrankheiten/bakterien-und-antibakterielle-wirkstoffe/cephalosporine


"Ich glaube, ich habe gelesen, dass einfache Tests nicht zuverlässig sind und es besser ist, keine Zeit und kein Geld zu verschwenden (könnte falsch sein), deshalb habe ich mich entschieden, direkt einen Immunblot durchzuführen (in der Annahme, dass er zuverlässiger ist). Als ich auf Borreliose getestet wurde, waren einfache Tests in einigen Labors negativ. Der Immunblot hingegen war positiv (und ich habe Symptome).

Gibt es irgendwelche Einschränkungen oder Gründe, warum der Immunblot nicht zuerst durchgeführt werden kann?

Danke!"


RE: Bartonella, Lyme, Co-Infektionen - urmel57 - 07.06.2024

Zitat:Gibt es irgendwelche Einschränkungen oder Gründe, warum der Immunblot nicht zuerst durchgeführt werden kann?

Ja, die gibt es durchaus. Das ist zu erklären mit den Begriffen Sensitivität und Spezifität. 

Die Sensitivität ist also ein Merkmal mit dem bestimmt wird, ob ein Test als positiv gewertet werden kann. Dabei sind diese Tests manchmal nicht besonders spezifisch. Im Falle von Borreliose wäre denkbar, dass auch andere Spirochäten einen positiven Test anzeigen. Soweit so gut. 

Daher macht man den Immunblot, der hochspezifisch ist. Er belegt dann also, dass der Test tatsächlich auf Borrelien anzeigt und nicht auf z.B. Syphilis. Dafür ist er wenig sensitiv, d.h. er zeigt mitunter Ergebnisse, die dann unter "falsch positiv" zahlen können, da er statistisch nicht unterscheiden kann zwischen nicht Infizierten und Infizierten. 

Interessant ist dieser Thread hier im Forum, denn die Aussagekraft eines Tests ist immer auch abhängig von der Durchsuchungshäufigkeit in der Gesamtbevölkerung. Daher werden Tests auch nur bei passenden Symptomen angeraten. : https://forum.onlyme-aktion.org/showthread.php?tid=11178