Meine Lyme-Story -
MunichLyme - 28.07.2013
Hallo zusammen
,
anbei meine Krankheitsgeschichte.
Den Beitrag habe ich in das Schweizerforum Symptome.ch am 01.10.2012 verfasst.
Auch wenn die typischen Symptome der Borreliose weg waren, hat es bis zum Ende März 2013 gedauert bis sich mein Gedächtnis regeneriert hatte.
Heute habe ich keinerlei Symptome mehr und kann ganz normal wieder arbeiten.
Auch die Erschöpfung und die Stimmungsschwankungen treten überhaupt nicht mehr auf.
Den Beitrag habe ich per Paste&Copy übernommen.
Hier ist er.
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Bei mir brach die Borreliose etwa Anfang Frühling 2010 aus.
Damals hatte mich die Zecke am Hinterkopf gestochen. Den Stich an sich habe ich nicht gemerkt und die Wanderröte auch nicht.
Ich war im Friseur-Salon und meine Friseurin bei der ich mir immer die Haare schneiden lasse, sagte mir, mein Hinterkopf ist gänzlich rot angelaufen.
Irgendwie dachte ich mir dabei nichts, da ich zum damaligen Zeitpunkt weder etwas von der Wanderröte noch von Zecken etwas wusste und wegen roter Flecken zum Arzt zu gehen kam mir etwas übertrieben vor.
Also vergaß ich die ganze Sache und dachte, dass der rote Hautausschlag vielleicht vom Schampon her rühren müsste. Wenn man logisch denkt, dann müsste der komplette Kopf dann rot sein. Wie auch immer, man erfindet eine Erklärung, die einen beruhigt.
Halbes Jahr später spürte ich deutlich eine noch nie da gewesene Müdigkeit.
Dann kam noch der Haarausfall und gestiegene Reizbarkeit, Aggressivität (nicht Gewalttätigkeit) und Geräuschempfindlichkeit hinzu.
Nach dem Duschen war der Abfluss von den ganzen Haaren, die büschelweise ausfielen, immer verstopft. Dann kamen auch noch unvorhersehbare Stimmungsschwankungen hinzu.
Tag für Tag merkte ich, wie ein kognitiver und körperlicher Leistungsabfall sich schleichend bemerkbar machte, begleitet von seltenen emotionalen Gefühlsausbrüchen.
Anfang 2011 habe ich beim Radfahren meine Füße und meine Hände nicht mehr gespürt.
Dann waren die Symptome weg und ich sagte mir, alles bestens.
Später kamen sie wieder und mein ganzer Fuß war wieder taub. Als dann noch leichte Verwirrtheit und Gedächtnisprobleme hinzukamen, ging ich zum Neurologen.
Seine Assistentin schließt mich an 2 Dutzend Kabel an um die Gehirnströme zu messen.
Dann kommt der Idiotentest:
- Wie ist Ihr Name
- Wie heißt das Land in dem wir leben.
- Können Sie den Weg nach Hause selber finden.
- Wie heißt die Stadt, in der Sie leben.
- Usw. usw.
Wie gesagt ein Test von Idioten, deshalb auch der Name Idiotentest.
Dann musste ich die Wörter Auto, Blume, Kerze nach einer Minute wiederholen.
Nach 15 Minuten wurde ich in das Zimmer vom Neurologen hinein gebeten.
Dann nahm er einen Hammer, um meine Reflexe zu prüfen. Ich musste ein bisschen durch den Raum hüpfen und Fahrrad machen, mit meinem Finger die Nase treffen. Nach etwa 10 Minuten sagte er zu mir, „Alles bestens“, Ich kann keine Krankheit finden. Auf Wiedersehen.
So einfach lässt sich Geld verdienen.
Ich meine, wenn ich den Weg nach Hause nicht selber finde oder nicht mehr weiß, in welcher Stadt ich wohne, dann suche ich mir keinen Arzt auf, sondern einen Priester für die letzte Ölung.
Damals waren die Ärzte für mich eine höhere Instanz und ich dachte mir, wenn ein Arzt sagt, dass ich nichts habe, dann habe ich auch nichts.
Heute würde ich mir so eine Untersuchung nicht mehr bieten lassen und die Aussagen von Ärzten trete ich mit gesunder Skepsis entgegen.
2011 war die Hölle ausgebrochen. Wenn es eine Hölle gibt, dann habe ich sie durchwandert.
Jetzt kamen die Gehirnentzündungen hinzu. Es fühlte sich so an, als würde jemand meinen Schädel abnehmen und das Gehirn mit einem Bunsenbrenner bearbeiten oder es mit Stromschlägen traktieren.
Wochenlang bin ich nachts von einer Ecke des Zimmers zur anderen gewandert, weil die Schmerzen nicht auszuhalten waren. Also wenn ich damals eine Pistole in Reichweite hätte, hätte ich mir eine Kugel in den Kopf geschossen. Wie soll ich das mit Worten erklären.
Wer solche Schmerzen selber nicht erlebt hat, kann sich das beim besten Willen nicht vorstellen.
Äußerlich war mir nichts anzumerken, bis auf den Lyme - Gesichtsausdruck.
Man schaut so aus, als wäre die eigene Familie am vergangenen Wochenende ums Leben gekommen.
In der Zwischenzeit hatte ich drei Hausärzte besucht, die mir Blut abgenommen haben und nachdem die Blutergebnisse alle Top waren, kamen sie zum Schluss, also das müssen Sie sich selbst eingebildet haben oder es kommt vom Stress. Eine Ärztin sagte mir „Ich sehe gesund aus“, die Symptome wären psychosomatisch.
Ich habe ihr an die 30 Symptome aufgezählt uns sie ihr sogar auf ein Blatt Papier aufgeschrieben. Ihre Antwort, „Kommen Sie im nächsten Quartal wieder“.
Sie konnte oder wollte es mir nicht so richtig glauben. Das passte einfach nicht in ihre Welt.
In den kommenden Tagen, habe ich Überstunden gemacht
Mein Gehirn brannte regelrecht und das Ameisenlaufen am ganzen Körper fühlte sich so an, als hätte mich jemand an eine Steckdose angeschlossen.
Gegen 19:00 verlor ich für mehrere Stunden das Bewusstsein. Ich bin einfach vom Stuhl umgefallen. Das Gebäude, in dem ich arbeite, ist ein achtstöckiges Gebäude, wo rund um die Uhr am Empfang jemand da ist.
Ein Mitarbeiter von der Sicherheitsfirma fand mich am Boden liegend kurz nach 22:00 als er seinen nächtlichen Kontrollgang machte.
Ich bin durch die immer kürzeren Phasen von den Schüben zu der Erkenntnis gelangt, dass es so nicht mehr weiter gehen kann und ich SELBER handeln müsse.
Das Vertrösten auf den nächsten Termin wollte ich nicht mehr hinnehmen.
Mein logischer Verstand ging davon aus, dass nach dem ich der Ärztin die Geschehnisse der letzen Tage erläutere, SIE auch zu der Ansicht gelangen MÜSSTE, dass man ENDLICH handeln sollte.
Dann habe ich einige Tage später wieder die gleiche Ärztin aufgesucht.
Dabei merkte ich schon, dass sie leicht angesäuert war, da ich ihr lästig geworden bin.
Nun erzählte ich ihr, dass was passiert ist und dass ich nicht länger untätig abwarten möchte, wie die Lage von Tag zu Tag schlimmer wird.
Sie schrie mich zum Schluss dann an, als sie merkte dass ich nicht locker ließ und die kindischen Erklärungsversuche, die nach dem Motto verliefen:
„Es kann doch nicht so schlimm sein, Sie bluten nicht aus der Nase und sehen gesund aus“.
was ich mir überhaupt erlaube und warf mir vor, ich wäre einer von den Patienten, die immer etwas auszusetzen haben.
Ich habe ihr dann der Anzeige bei der Polizei gedroht wegen unterlassener Hilfeleistung, da ich nicht mehr weiter wusste, was ich machen soll. Noch länger warten. Sich noch länger von den Ärzten vertrösten lassen.
Zwischen den einzelnen Arztbesuchen lagen immer Monate dazwischen und die anfänglichen Hoffungen nach diesen Arztbesuchen haben sich in Wut verwandelt, da mir die Ärzte nicht geglaubt haben und zweitens sich nicht veranlasst fühlen irgendetwas zu unternehmen, weil dem äußeren Anschein nach alles bestens ist.
Vom Beruf bin ich Softwareentwickler, der ein gewisses Maß an Intelligenz besitzt und nicht einfach so Symptome erfindet. Ich meine, ich bin doch nicht bescheuert.
Außerdem gehe ich zum Arzt nur dann, wenn es wirklich nicht anders geht.
Während der ganzen Erkrankung habe ich mich keinen einzigen Tag krankgemeldet.
Ich war in meinem ganzen Berufsleben noch für keinen einzigen Tag krankgemeldet.
Und da ich ein hohes Pflichtbewusstsein habe, schleppte ich mich zur Arbeit hin, mit der Hoffnung irgendwie den Tag zu überstehen.
Mittlerweile war ich total am Boden, da ich nicht wusste, was das für eine Krankheit war, das aus mir einen Zombie gemacht hat und mir die ganze Lebensqualität geraubt hat.
Die ganzen Symptome waren nie ständig präsent, sondern sie kamen mit den Schüben und gingen wieder.
Anfangs wusste ich nicht, was Schübe sind, bis ich sie selbst am einen Leib geschmeckt habe.
Die Frequenz der Schübe nahm mit der Zeit immer mehr zu.
Ich habe das komplette Internet auf den Kopf gestellt und habe entsprechen der Symptomliste nach einer plausiblen Krankheit gesucht.
Was hätte ich tun können. Die Hände in den Schoß legen.
Die Krankheit anderer Leute kann man einfach leugnen. Aber wenn sie dich selbst heimsucht, da hilft kein Leugnen mehr.
2012 habe ich mit meiner Abteilungsleiterin gesprochen und ihr mitgeteilt, dass ich keine Jahresziele festlegen möchte, weil ich davon überzeugt war, das Jahresende nicht lebend zu erreichen. Ich war am verrecken. Das, was uns von den Tieren unterscheidet, sind unser Verstand, unsere Emotionen, unser Denken.
Rein körperlich war ich noch präsent, aber mein Verstand und die Seele sind mir abhanden gekommen. Eingesperrt auf einem weit entfernten Ort. Getrennt von meinem Körper.
Heute, wenn ich an diese Zeit zurückdenke, fällt es mir manchmal schwer mich in diese Zeit zurückzuversetzen und mag es selbst nicht glauben, dass es so schlimm gewesen ist.
Aber so war es. Ich habe nicht mehr gelebt, sondern vegetierte jeden Tag dahin.
Die Stimmungsschwankungen, Halluzinationen und Abträume wechselten sich regelmäßig ab. Sich an irgendetwas zu erfreuen, war nicht mehr möglich. Nicht weil ich das so wollte, sondern weil es nicht ging. Im Buch von Silvia Breves, das den schlichen Namen „Borreliose, einen Krankheit mit unzähligen Gesichtern“ trägt, werden mögliche Ursachen für die Hormoninsuffizienz genannt.
Bill Murray ist mein Lieblingsschauspieler. Beim Ansehen seiner Filme habe ich mich kaputt gelacht. Während der Krankheit, konnte ich nicht mehr lachen. An manchen Tagen war selbst Sprechen nicht möglich. Man könnte denken, wenn man mir beim Sprechen zuhörte, dass ich betrunken war. Ich lallte die Sätze so vor sich her, verwechselte Namen und Orte.
Vergaß was ich an Aufgaben in der Firma gerade bearbeite. Vergaß, was ich gestern getan habe.
Man verliert regelrecht die Kontrolle über sein Gefühlleben. Mitte Februar sind alle Gefühle weg gewesen. Z.B.
- Freude
- Trauer
- Ehrgeiz
- Lust
- Geborgenheit
- Liebe
- Angstgefühle
- Besorgnis
- Motivation
- Wohlwollen
- …
Nichts war mehr da. Nur noch ein inneres Vakuum.
Wie soll ich das jemanden erklären, der es selbst nicht erlebt hat. Wie soll man einem Blinden die Farbe Blau erklären, der noch nie Farben gesehen hat.
Ich schleppte mich gerade so zur Arbeit, ging nach ein 6 Stunden nach Hause und habe dann nur noch geschlafen oder bin stundenlang spazieren gewesen. So sammelte ich mit der Zeit Minusstunden, worüber meine Vorgesetzte nicht erfreut war. Eine wöchentliche Portion Prügel konnte ich mir bei den Meetings mit ihr abholen.
Sie fragte mich was mit mir los ist, warum ich mich so seltsam benehme, besitze ich den überhaupt keine Integrität mehr. Außerdem beschuldigte sie mich ihr das Leben absichtlich schwer zu machen. Ich habe versucht ihr die Krankheit zu erklären. Habe einen halben Uhrwald ausgedruckt. Geerntet habe ich das Gleiche Verhalten, wie bei den Ärzten.
Sie hat mir das einfach nicht geglaubt. Das hat nur die Wut in mir gesteigert.
Sie konnte sich nicht erklären, wie jemand, der vor Energie und Arbeitfreude noch vor einem Jahr durchdrungen war, auf einmal zum Häufchen Elend verkommen ist.
Also kam das, was die Vorgesetzen öfters tun, Befehle erteilen.
Ich solle PROFESSIONELLER werden und die Stimmungsschwankungen per Knopfdruck abstellen und nicht so miesepetrig sein.
Leider ist das den Borrellien egal gewesen. Sie tun was sie am besten können: dem Wirt die Lebensenergie abziehen.
In der Zwischenzeit habe ich mehrere Untersuchungen hinter mir gehabt.
MRT, Lumbalpunktion, weitere Bluttests. Alles negativ.
Laut den ärztlichen Befunden bin ich vollkommen gesund.
Auf dem Papier mag das ja wohl stimmen. Tja, was soll man dazu noch sagen.
Ich könnte die Wände hoch laufen, als ich das las. Mediziner habe ich für kluge Menschen gehalten. Nicht jeder von uns kann sich mit einem 1-er Abitur rühmen. Das müssten doch vernünftige Menschen sein, dachte ich. Heute weiß ich, dass man als Arzt genauso dumm sein kann, wie andere dumme Menschen auch.
Ich war dermaßen verzweifelt, weil es immer schlimmer und schlimmer wurde, dass ich davon ausging elendig zu verrecken. Ein Mensch war ich keiner mehr. Die Krankheit machte aus mir einen Zombie.
Wie gesagt, Denken und sich konzentrieren waren nicht mehr möglich. Mein Gedächtnis war fort. Selbst die Namen meiner Kollegen, mit denen ich jeden Tag arbeite, waren nicht aus dem Gedächtnis abrufbar. Kognitive Leistungsfähigkeit ist auf geschätzte 10% heruntergesackt. Gangunsicherheit, Schwindel, Druck im Kopf, Ameisenlaufen, Lähmungen, Taubheit von Füßen und Beinen, weiche Knie, Muskelschwund, psychische Instabilität, Gereiztheit, Geräuschempfindlichkeit, totaler Libidoverlust und viele andere Symptome, die ich vorher aufgezählt habe, raubten mir die letzte Kraft.
Also rief ich bei Dignitas an und wollte mich einschläfern lassen.
Ich war fest entschlossen, denn die Lebensqualität hatte den Nullpunkt unterschritten.
Laufen war nur noch unter Schmerzen möglich.
Manchmal war ich auf den Weg ins Krankenhaus in die Notaufnahme, weil die Gehirnentzündungen wieder mal schubartig kamen.
10 Minuten vor dem Krankenhaus hörte es einigermaßen auf, dass ich wieder nach Hause zurückkehrte. Was hätte es überhaupt gebracht. Einen Funken Hoffnung hatte ich noch, dass es einen Arzt doch auf dieser Welt geben müsste, der nicht blind ist.
Ich meine, in den Medien ist immer die Rede von der modernen Medizin. Irgendwann mal glaubt man, so etwas müsste es im Krankenhaus geben.
Im März rief ich beim Borreliosezentrum im Augsburg an. Da der Andrang dort so, groß war, bot man mir einen Termin ein halbes Jahr später an. Etwa gegen Ende Oktober.
Später wurde der Termin auf den Anfang September vorgeschoben.
Erst dort wurde in dem Test die Borreliose nachgewiesen.
Aber da war ich ja mittlerweile schon über dem Berg.
Mir war es wichtig nicht aufhören zu suchen, was mich da 2,5 Jahre drangsaliert hat.
Mittlerweile bin ich, wie in dem Posting zuvor schon gesagt, geheilt, weil ich im Laufe der Erkrankung zur Erkenntnis gelang war, „Wenn ich selber nicht handle, dann gehe ich vor die Hunde“. Den Ärzten war das egal. Sie hatten eine Art „professionelle Distanz“ zum Patienten entwickelt.
Heute sind alle Symptome weg. Meine altes ICH ist zurückgekehrt.
Die Lebensfreude und die Lebensqualität sind wieder in dem Maße zurückgekehrt, wo ich es mir Anfang 2012 nicht beim besten Willen vorstellen konnte.
Ich habe seit fast drei Monaten keinen Schub mehr gehabt.
Mein altes Leben ist wieder da.
Der gleiche Mensch, wie vor meiner Erkrankung bin ich in der Gänze nicht geblieben.
Die Gleichgültigkeit, die Ignoranz seitens der Mediziner, meiner nahen Kollegen und einiger Freunde machen mir noch zu schaffen.
Hier ein Zitat vom Herrn Püttmann:
Wer eine langwierig verlaufende oder chronische Borreliose am eigenen Leib und in der eigenen Seele durchlitten hat, bei dem keimt nicht selten Empörung über Ärzte und Krankenkassenvertreter, aber auch Familienmitglieder, Kollegen und so manche "Freunde". Denn es dürfte wenige Krankheiten geben, die so hohe ethische Anforderungen an menschliche Einfühlsamkeit, kluges Differenzierungsvermögen, ärztliches Berufsethos und praktische Solidarität stellen wie diese.
Siehe
http://ariplex.com/lyme/lymeblog/archives/date/2011/10
Es gab Zeiten, da habe ich den Glauben an das Gute in Menschen verloren.
Die Erkrankung hatte aus mir einen gläubigen Christen gemacht.
Das klingt vielleicht etwas unmodern, aber während der Erkrankung hat mich der Glaube an Gott bestärkt. Ich dachte mir, es müsste doch irgendjemanden geben, der das versteht.
Ich rede nicht von Religion, sondern von Spiritualität. In meinem Beruf habe ich am eigenen Leib gespürt, was es bedeutet, wenn man nicht mehr so FUNKTIONIERT, wie es das Umfeld gerne hätte. Des Weiteren habe ich bitter erfahren müssen, dass die Empathie seiner Mitmenschen doch sehr begrenzt ist.
Heute sind mir andere Dinge wichtiger als Karriere und Beruf.
Ich bin noch dran das vergangene Jahr zu verarbeiten und habe ich entschlossen, den Menschen, die mich schlecht behandelt haben, weil sie es nicht besser wussten oder wollten, zu vergeben.
Wie hat es Jesus schon mal gesagt, "Denn sie wissen nich was sie tun".
An dem Posting, das den Heilungsweg beschreibt, arbeite ich noch dran.
Ich fürchte, es wird länger werden.
Meine Lyme-Story Teil 2 -
MunichLyme - 28.07.2013
Teil 2
Vor der Neuroborreliose habe ich die Ärzte, entsprechend der PR, die im Fernsehen zu sehen ist, für kompetent und einfühlsam gehalten.
Bis auf Schnupfen oder ähnlichen kleinen Kram war ich nie krank und die einzigen Ärzte, die ich bis dato aufgesucht hatte, waren Zahnärzte.
Als die Neuro-Borreliose ausbrach und mir Stück für Stück das Leben nahm und ich von Arzt zu Arzt gondelte, verlor ich nach und nach das komplette Vertrauen zur Schulmedizin.
Die weißen Vertreter der Schulmedizin, konnten oder wollten die Symptomvielfalt weder glauben, noch wollten sie irgendwie weiterhelfen.
Im besten Fall wird man als Hypochonder abgestempelt.
Ich hatte zum Schluss eine Reihe von 12 Ärzten hinter mir und immer noch keine Diagnose.
3 Bluttests, CT, MRT, 2 Neurologen und immer noch hieß es „ich sei vollkommen gesund“, bzw. „“Wir können keine Krankheit diagnostizieren“.
Dabei war ich ständig todmüde.
Meine tägliche Schlafdosis betrug zwischen 14-16 Stunden. Die Wochenenden schlief ich komplett durch.
Müde war ich dennoch. Die Wörter Müdigkeit und Erschöpfung können den Zustand nicht annährend beschreiben.
Hatte ständig Schwindel und Gleichgewichtsstörungen, eine Art Watte im Kopf. Wenn ich in der Stadt mal einkaufen war, dann hielten mich die Leute für betrunken, da ich hin und her torkelte.
Bis zum Ausbruch der Borreliose war ich ein Leistungsträger in meiner Abteilung. Danach war ich ein Häufchen Elend.
Ich konnte nicht mehr denken, mich nicht mehr konzentrieren.
Verkehrsituation richtig zu deuten, war fast nicht mehr möglich.
Wenn ich mal 4 Stockwerke zu Fuß bewältigt habe, musste ich mich erstmal für 20 Minuten hinsetzen um Luft zu schnappen.
Nein damals ich war nicht 80 sondern 36 Jahre alt.
Als die Schübe kamen, konnte ich nicht mehr laufen. Die Knie und Oberschenkel taten derart weh, dass ich dachte, „ich verrecke auf der Stelle“.
Dann verlor ich mein Gedächtnis Stück für Stück. Manchmal wusste ich morgens nach dem Aufwachen eine Stunde lang nicht wer ich bin und wo ich mich befinde.
Eine Stunde später ging’s wieder.
Das berühmte Foto von Albert Einstein mit der ausgestreckten Zunge kennt wohl jeder.
Ich wusste wer die Person war, aber sein Name fiel mir nicht ein.
Die Namen von den berühmten Schauspielern, wie Julia Roberts, Tom Hanks, Bruce Willis, Richard Gere und vielen anderen wusste ich nicht.
Die Person kam mir bekannt vor, aber den passenden Namen konnte ich aus dem Gedächtnis nicht abrufen, egal wie sehr ich mich anstrengte.
Von den Kollegen mit dem ich das Büro ein Jahr lang geteilt habe, wusste ich den Namen auch nicht mehr. Dann fiel er mir nach mehreren Stunden wieder ein.
Manchmal hatte ich einen Termin mir einem Kollegen, stand vor seinem Büro und wusste nicht warum ich jetzt dort bin und wie der Name von der Person war.
Bücher zu lesen und Zusammenhänge zu verstehen, war nicht mehr möglich.
Ständig war ich reizbar und auf Streit aus. Ich fühlte mich so, wie der König Theodem in der zweiten Folge von „Herr der Ringe“, dessen Geist von jemanden anderen kontrolliert worden ist. Besonders schlimm sind die Stimmungsschwankungen gewesen. Personen denen ich vor einer Stunde wohl gesonnen war, konnten dann als die Feinde schlechthin gelten.
Die kompletten Muskeln waren weg und das obwohl ich 4 Mal die Woche im Fitnessstudio trainiert habe. Das „Fleisch“ hing einfach so an den Knochen. Die Muskeln konnte ich nicht mehr anspannen. Es war „nichts mehr da“. In meinen Armen und Beinen hatte ich keine Kraft mehr. Depressive Verstimmungen, Panikattacken und Angstzustände machten mir das Leben zur Hölle. Bis dahin kannte ich so etwas nicht.
Meine Familie, meine Kollegen und Freunde haben mich nicht mehr erkannt.
Mein gesamtes Wesen war verändert.
Siehe Link:
Lyme Diagnosische Checkliste - Habe ich Lyme-Borreliose?
Anfangs fielen mir die kompletten Haare aus. Vor dem Ausbruch der Krankheit hatte ich eine Löwenmähne. Antriebslosigkeit und Handlungsblockaden haben dazu geführt, dass Aufgaben im Beruf, die ich in der Vergangenheit per Fingerschnips erledigt hatte, gar nicht angepackt hatte oder sehr lange für deren Erledigung gebraucht habe.
Manchmal begleiteten mich eine Woche lang fürchterliche Schmerzen im Brustbereich, so dass jede Bewegung höllisch wehtat.
Eine Woche später sind die Schmerzen wie von Geisterhand fort gewesen.
Dann kamen die Schübe und die Schmerzen waren wieder da.
Wochenlang bin ich nachts vor lauter Muskelkrämpfen schreiend aufgewacht.
Das war noch zu Anfang als ich Muskeln hatte.
Ich möchte nicht die ganzen Symptome aufzählen, da ich ansonsten 50 Seiten hier aufschreiben müsste.
Viele der Symptome
Borreliosecheckliste
müssten jeden Borreliose erkrankten bekannt vorkommen.
Lange Rede Kurzer Sinn. Ich war so weit mich einschläfern zu lassen.
Das Leben, das ich bis dahin kannte, war kein’s mehr.
Da mir kein Arzt helfen konnte musste ich selber tätig werden oder ins Gras beißen.
Also habe nach Therapiemöglichkeiten gesucht und diesen Vortag von Dr. Thomas Rau im Internet gefunden. Sein Ansatz war es, das Immunsystem von den Erkrankten soweit zu stärken, das es von alleine mit den Eindringlingen fertig wird.
Es hat zwar 14 Monate gedauert bis ich vollständig genesen bin, aber einem besseren Weg gibt es meiner Ansicht nach nicht.
RE: Meine Lyme-Story -
leonie tomate - 28.07.2013
Hallo MunichLyme,
ich will mal so sagen: Willkommen zurück im Forum.
Danke für das Einstellen deiner sehr ausführlichen und eindrücklichen Krankengeschichte.
Wann und wie ist denn dann bei dir die Borreliose diagnostiziert worden?
Bist du da irgendwann selber drauf gekommen
, oder hat sich doch noch ein Arzt "erbarmt" und die entsprechenden Serologien angefertigt?
Mit den Ernährungsvorschlägen von Dr. Rau habe ich mich auch schon ein wenig auseinandergesetzt und damit geliebäugelt. Ich weiß auch von einer anderen Lyme-Patientin, dass es ihr mit und nach der "Rau´schen Diät" deutlich besser ging, aber die hatte aber im Vorfeld auch noch andere Behandlungswege (Antibiosen, diverse naturheilkundliche Therapien) eingeschlagen.
Wie lange bist du denn jetzt komplett symptomfrei, MunichLyme?
Und magst du mal den Link von dem Rau-Vortrag hier einstellen, der dir die Anregungungen für deine Genesung gegeben hat? Ich hab den auf die Schnelle nicht im Internet finden können.
Gruß
Leonie
RE: Meine Lyme-Story -
runge - 28.07.2013
Hallo WG, Ernährungsvorschlägen von Dr. Rau wäre ich auch interessiert.
RE: Meine Lyme-Story Teil 2 -
Ponti - 28.07.2013
(28.07.2013, 16:47)MunichLyme schrieb: Da mir kein Arzt helfen konnte musste ich selber tätig werden oder ins Gras beißen.
Also habe nach Therapiemöglichkeiten gesucht und diesen Vortag von Dr. Thomas Rau im Internet gefunden. Sein Ansatz war es, das Immunsystem von den Erkrankten soweit zu stärken, das es von alleine mit den Eindringlingen fertig wird.
Es hat zwar 14 Monate gedauert bis ich vollständig genesen bin, aber einem besseren Weg gibt es meiner Ansicht nach nicht.
Zum Thema Genesung hatte ich mehr erwartet, genau genommen bin ich so schlau oder auch so dumm wie vorher.
VG
Ponti
RE: Meine Lyme-Story -
leonie tomate - 28.07.2013
@Runge, schau mal hier...das Buch von Rau meinte ich:
http://www.amazon.de/b%C3%BCcher/dp/3037803924
L.G.
Leonie
RE: Meine Lyme-Story -
Extremcouching - 28.07.2013
Ihr habt
es gelesen? MunichLyme wurde gesperrt, wie man ja auch beim Usernamen lesen kann.
LG Couch
RE: Meine Lyme-Story -
Ponti - 28.07.2013
Ich habe mir mal die Bewertungen angsehen:
http://www.amazon.de/product-reviews/3037803924/ref=dp_top_cm_cr_acr_txt?ie=UTF8&showViewpoints=1
Dr. Rau leitet eine Schweizer Privatklinik, die ich mir leider nicht leisten kann
VG
Ponti
RE: Meine Lyme-Story -
ticks for free - 28.07.2013
(28.07.2013, 17:42)runge schrieb: Hallo WG, Ernährungsvorschlägen von Dr. Rau wäre ich auch interessiert.
Den Borreliose-Vortrag von Dr. Rau gibt es m.W. leider nur in englisch.
Er hat in den USA eine riesen Fan-Gemeinde.
Dr. Rau on Lyme Disease
RE: Meine Lyme-Story -
Rosa45 - 28.07.2013
Hallo Ihr lieben,
wenn Ihr Euch die Beiträge einmal durchlest, dann würdet Ihr feststellen, das ausser wirrem Geschreibe und Agressivität kaum ein Fakt stimmt.
Denn in dem anderen Thema hat der gute Mensch behauptet, das er schon über 20 Jahre an chronischer Borreliose gelitten hat und nun völlig gesund ist.
In diesem Thema waren es denn vor 3 Jahren zur Erkrankung???!!!!
Ich brauche keine Tipps von solchen Menschen, die sich schon in wenigen Beiträgen mehrfach widersprechen und dann noch auf eine schweizer Privatklinik hinweisen ...............
Also ich bin nicht traurig über die Sperrung bei dieser Tonart
LG an Alle