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Wormser et al. zu morphologischen Variationen(Zysten) von Borrelien - Druckversion

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Wormser et al. zu morphologischen Variationen(Zysten) von Borrelien - Valtuille - 18.12.2013

Wormser et al. :
Ein systematisches Review der morphologischen Varianten von Borrelia Burgdorferi zeigt keinen Zusammenhang zu chronischer Borreliose.

Um zu untersuchen, was es mit der Behauptung auf sich hat, runde morphologische Formen von BB( L-Form, Zysten) seien für die Pathogenese der chronischen Borreliose verantwortlich erfolgten zwei Literatursuchen.

In 6 Studien wurden runde morphologischen Formen bei insgesamt 32 Patienten beschrieben. Bei keiner der Studien wurden diese Formen in Patienten mit rein subjektiven Symptomen (Schmerzen und Erschöpfung) beschrieben. Keine Studie untersuchte einen kausalen Zusammenhang zwischen den morphologischen Varianten und der klinischen Krankheit oder evaluierte eine Behandlung dieser in vivo.

Bei 29 weiteren Studien, die die Morphologie von B.B. bei Patienten mit Borreliose beschreiben, wurde einheitlich nur von einer spiralförmigen Morphologie gesprochen.

Daraus folgt, dass man, unter Berücksichtigung der breiten medizinischen Literatur, den morphologischen Variationen keine pathogene ("krankmachende") Rolle bei typischen Manifestationen der Borreliose oder bei chronischen Krankheitszuständen, die als chronische Borreliose bezeichnet werden, zukommt.

Es gibt keine Literatur, die eine spezielle Behandlung dieser morphologischen Variationen von B.B. rechtfertigt.

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24336823


RE: Wormser et al. zu morphologischen Variationen(Zysten) von Borrelien - Regi - 18.12.2013

Danke Valtuille für diese Info.

Etwas verstehe ich nicht:
Zitat:Bei keiner der Studien wurden diese Formen in Patienten mit rein subjektiven Symptomen (Schmerzen und Erschöpfung) beschrieben.
Heisst das, dass Patienten mit "subjektiven" Symptomen gar nicht in die Studien eingeschlossen wurden? Oder heisst das, dass solche Patienten eingeschlossen wurden, aber eben bei diesen keine morphologische Varianten nachgewiesen werden konnten? ((Wenn das der Fall ist: Wo hat man wohl in diesen Patienten nach den morphologischen Varianten gesucht? Die morphologischen Formen müssten ja direkt (mikroskopisch) nachgewiesen werden, da es keine andere Diagnosmöglichkeiten gibt. Wo soll man denn suchen? Man kann ja nicht den ganzen Patienten aufschlitzen und von überall mal ein Pröbchen nehmen.))

Alles in allem stehen mir die Haare zu Berge, wenn so Wissenschaft funktioniert. Nach dem Motto: Alles, was wir nicht nachweisen können/wonach wir nicht gesucht haben, gibt es nicht.

Zitat:Bei 29 weiteren Studien, die die Morphologie von B.B. bei Patienten mit Borreliose beschreiben, wurde einheitlich nur von einer spiralförmigen Morphologie gesprochen.
Was ist denn das für ein Wischiwaschi? "Es wurde nur von spiralförmiger Morphologie gesprochen." Hat man intensiv gesucht und nichts gefunden? Es wird davon gesprochen, aber möglicherweise etwas verschwiegen? Oder was?

HuhAngry
LG, Regi


RE: Wormser et al. zu morphologischen Variationen(Zysten) von Borrelien - Valtuille - 18.12.2013

Regi,

Die Übersetzung ist von mir in sehr kurzer Zeit beim ersten Lesen ohne große Überarbeitung erstellt worden, in dem Abstract auf Englisch ist die Formulierung vielleicht etwas deutlicher.

So wie es verstanden habe, ist bei den Patienten, bei denen entsprechende Variationen d.h. Zystformen gefunden worden sind, keiner darunter, der unter rein subjektiven Symptomen litt, also untypische Manifestationen von Borreliose haben.

Und das ist natürlich der Knackpunkt: Man weiß, dass Borrelien spiralförmig sind, sucht man dann nach anderen morphologischen Formen, wenn man sich nicht darüber bewusst ist, dass diese existieren?

Prinzipiell ist das ja gar nicht mal so schlecht. Eindeutig ist die Datenlage ja nicht. Es ist nicht bewiesen, dass diese Formen eine Rolle bei der Erkrankung spiellen, aber damit meiner Meinung nach auch nicht wirklich widerlegt wurde. Es ist eben lediglich eine Hypothese, die nun verifiziert oder falsifiziert werden muss, geschehen ist das mit diesem Review jetzt nicht, es wurde lediglich der Forschungsstand dargelegt.
Daher müsste man aufgrund der dürftigen Datenlage nun weiter schauen. Gezielt bei Patienten mit Borreliose nach dieses Variationen suchen und versuchen zu untersuchen, welche Rolle diese Zystformen bei der Erkankung spielen.
Aber dieser Aufgabe nimmt sich anscheinend ja niemand so wirklich an.
Man bräuchte jetzt ein wissenschaftliches Lager, dass dagegen hält. So wirklich gibt es das aber nicht.


RE: Wormser et al. zu morphologischen Variationen(Zysten) von Borrelien - urmel57 - 03.01.2014

Der Pathologe McDonald betont die Rolle der pathologischen Befunde, die er bei Patienten gefunden hat und verfasst einen Brief an Lantos, einer der Autoren dieses Reviews:

You abnegate the importance of the autopsy when you write in your paper " ...There is no clinical literature to justify specific treatment of
B. burgdorferi morphologic variants..." This stroke of your pen
clearly benchmarks your views that clinical literature is intrinsically
superior to autopsy based literature. Dr. Welch would not be pleased.
Dr. Cabot would not be pleased. I and my colleague pathologists expert in the execution of the borrelia focused autopsy are not pleased.


Übersetzt von mir : Sie verneinen die Bedeutung der Autopsie, wenn Sie in Ihrem Papier schreiben: "... Es gibt keine klinische Literatur zur Rechtfertigung gezielter Behandlung der morphologischen Varianten von B. burgdorferi ... "
Dieser Streich aus ihrer Feder setzt ganz klar Maßstäbe, dass ihrer Ansicht nach klinische Literatur der auf Autopsie basierenden, überlegen ist.
Dr. Welch würde nicht erfreut sein. Dr. Cabot würde nicht erfreut sein. Ich und meine Kollegen der Pathologie, die Experten in der Durchführung von Autopsien sind, die sich auf Borrelien konzentrieren, sind nicht erfreut.



Gleichzeitig würde Pathologie, in anderem Zusammenhang von diesem Autor (Lantos) als wichtiges Instrument in der medizinischen Lehre bezeichnet. McDonald beklagt die Kluft, die gerade bei der Problematik mit Borreliose in der Lehre entstanden ist und die mangelnde Bereitschaft des Zuhörens für die Erkenntnisse, die die Pathologie für diese Erkrankung bereithält. Pathologen müssten sich 100%ig sicher sein für ihre Diagnosen, wenn sie nicht arbeitslos werden wollen, im Gegensatz zu Internisten, deren Spitzentrefferquoten bei 85% liegen.

(Ich hoffe, ich habe das so richtig wiedergegeben)

http://www.lymeneteurope.org/forum/viewtopic.php?f=5&t=5164&sid=ee86fe1546605c6df7993f07a3510b08