Interview mit Dr. Horowitz -
Valtuille - 09.01.2014
Total frei zusammengefasst und übersetzt:
MSIDS= mutliples systemische Infektionen-Syndrom soll den Begriff chronische Borreliose ablösen - es fallen auch Menschen darunter, die keine Borreliose haben, aber die von den gleichen Symptomen betroffen sind. Damit will er eine Brücke zwischen ILADS und IDSA schlagen.
Sein 16-Punkte-Modell umfasst 16 verschiedene Ursachen der Krankheit, die ein singuläres Ursache-Krankheit Modell ablösen sollen. Neben Infektionen, Immunsystem wird u.a. auch auf Umwelteinflüsse, psychologische Faktoren, Hormonstörungen, Allergien und Mitochondriopathien eingegangen.
Es sei auch für Patienten ohne Borreliose sinnvoll (auch für CFS oder MS-Patienten, bei denen reguläre Therapien versagt haben), da in vielen Fällen Entzündungen eine tragende Rolle spielen und es daher unerheblich sei, ob diese nun durch Bakterien oder andere Ursachen hervorgerufen werden.
Co-Infektionen nehmen weiter zu, 75% seiner Patienten haben Babesien, Bartonellen sind sehr schwer zu testen.
Er findet es sicherer, kürzere Antibiosen zu verordnen, bei Patienten die noch niemals AB hatten. Bei Patienten deren Antibiosen unzureichend waren, d.h. nicht alle Formen von Borrelien berücksichtigt hatten, hält er es für sinnvoll, erneut mit Kombi-ABs zu therapieren, um die Bakterienlast zu senken. Patienten die bereits solche Antibiosen hatten setzt er auf naturheilkundliche Protokolle.
Er findet es wichtig, Protokolle zu rotieren, wenn ein Patient ein Plateau erreicht.
Teilweise verwendet er auch nur 1 AB und kombiniert es mit Kräutern.
Auch Umwelteinflüsse seien ein großes Problem, er betont aber die verschiedenen Ursachen. Bei kognitiven Problemen sei es nicht ausreicehnd, einfach Ceftriaxon zu geben, weil die Probleme ebenso gut von B12 Mangel oder Schilddrüsenproblemen hervorgerufen sein könnten.
Quecksilber sei ein Problem, da es das Immunsystem unterdrüke.
Glutathion hilft bei 70% seiner Patienten bei Brain Fog.
Seine Check/Symptomliste (
http://www.cangetbetter.com/symptom-list ) findet er hilfreich, um einen Hinweis auf eine Borreliose zu erhalten.
Borreliose, Babesien, BArtonellen und Mykoplasmen sind die 4 Infektionen die er am meisten sieht und die am ehesten chronisch werden und trotz adequater Therapie persistieren.
Babesien sei die Nr.1 der Gründe, weshalb Patienten krank bleiben, Bartonellen und Mycoplasmen kommen gleich danach.
Es gibt über 100 Babesienstämme, jedoch wird nur auf 2 gestestet, Babesien seien ein weltweites Problem und ebenso verbreitet wie Borrelien.
Autonome Dysfunktion sei eine der am meisten übersehenen Ursachen.
Um die Tests zu verbressern, sollten Zecken gefangen werden und dann geschaut werden, welche Erreger bzw. Stämme in ihnen vorhanden sind und dann Regionenspezifisch unterschiedliche Tests entwickelt werden, was diese sensitiver machen soll.
Bei vielen sei ein LLMD nicht notwendig, die können mit alternativen Behandlern oder jemandem, der integrative Medizin verstehe, arbeiten, was oftmals günstiger sei.
Derzeit könne man nur eine frühe Borreliose heilen, bei Spätstadien benutze er daher den Begriff Remission (Symptomfreiheit)
4 Personengruppen brauchen sein Buch:
Patienten, denen es nicht besser gehe; Patienten bei denen MSIDS eine Rolle spielen könne; alle Fachärzte, die diese Patienten betreuen und Politiker, die Lösungen für die Gesundheitskrise finden müssen
http://www.wildcondor.com/why-cant-i-get-better-interview-with-dr-horowitz.html
RE: Interview mit Dr. Horowitz -
urmel57 - 09.01.2014
Vielen, vielen Dank Valtuille, dass du das hier so verständlich für alle so eingestellt hast.
Ich denke, das ist ein ganz wichtiger Ansatzpunkt, der in der Zukunft noch stärker in den Fokus treten sollte.
Liebe Grüße Urmel
RE: Interview mit Dr. Horowitz -
Hausel - 10.01.2014
Hi Danke
Ug 100 Babesiastämme und nur 2 werden getestet na Prost .
Komisch man weiss das es 100 Stämme gibt und keiner ist fähig nur mal 10 zu Testen.
Obwohl die Test so wie so alle im die Mülltonne tretten kannst.
Hausel
RE: Interview mit Dr. Horowitz -
Valtuille - 10.01.2014
Bei Bartonellen ist die Situation recht ähnlich, in einigen Studien wurde da auch gezeigt, dass ein recht hoher Prozentsatz der Stichprobe mit Bartonellen infiziert war (da gibt's auch mehr als quintana und henselae, einige andere Stämme sind auch verbreiteter).
Was Babesien angeht, so ist es in Deutschland ja so, dass vermehrt auf Babesia microti getestet wird, dieser Stamm aber vornehmlich in den USA vorkommt, auf den in Europa dominierenden Stamm Babesia Divergens bieten einige Labore nicht mal Tests an, stattdessen nur auf Microti.
Was soll man dazu noch sagen?
BTW, Dr. Horowitz sagt in dem Interview, dass es weltweit ca. 300 Borrelien Stämme gibt.
RE: Interview mit Dr. Horowitz -
Oolong - 10.01.2014
Hallo Valtuille,
großen Dank für deine Übersetzung.
Ich bin immer sehr froh, daß hier Leute im Internet unterwegs sind und wichtige "Funde"
hierher
vermitteln, und dann auch noch mit Übersetzung, freu
.
Diese Überlegungen von Dr. Hor. finde ich sehr konstruktiv, vielleicht ist es wirklich ein Ansatz, die verstrickten Meinungen von Wissenschaft und Medizinern vermittelnd zusammen zu bringen, da die Frage "aktive oder chronische Borreliose" nicht im Vordergrund steht.
Bleibst du weiter dran, V.? Das wäre gut.
Es grüßt dich Oolong.
RE: Interview mit Dr. Horowitz -
Valtuille - 13.01.2014
Ja, ich werde da dran bleiben und hier mit euch teilen, falls ich etwas neues mitkriege.
In wie weit andere Ärzte auf dieses konzept eingehen, wird sich zeigen, denk ich.
Es ist schon ein Schritt in Richtung offizielle Meinung, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass sich einige sehr stark an den unterschiedlichen Punkten stören werden, wenn überhaupt großartig darauf reagiert wird.
Ich finde den Ansatz sehr interessant und umsichtig, weil man weg geht von einem einfachen Modell hin zu einer vielschichtigeren Betrachtungsweise
Wer im Englischen fit ist, kann sich ruhig mal Horowitz' Buch anschaffen (hat es auch auf Platz 10 der NY-Times Bestsellerliste geschafft!) und reinlesen. Dort werden die unterschiedlichen Punkte angesprochen und auch an Fallbeispielen aus Horowitz Erfahrung als Arzt näher erläutert (teilweise auch ziemlich unterhaltsam geschrieben). Nicht nur Co-Infektion, auch Hormone, Umwelteinflüsse, Schlafstörungen, Ernährung und Mitochondriopathien werden angesprochen und Therapiemaßnahmen vorgestellt.
RE: Interview mit Dr. Horowitz -
Valtuille - 11.02.2015
Hier ein kompletter Vortrag (96min) von Dr. Richard Horowitz (ILADS und Autor des Buches "Why can't I get better") auf Englisch zu seiner MSDIS-Map und unterschiedlichen Gründen, warum Therapien bei Borreliose-PatientInnen nicht zur Besserung führen:
https://www.youtube.com/watch?v=6OdP8Jndnyk
RE: Interview mit Dr. Horowitz -
urmel57 - 11.02.2015
Was wäre das toll, so was mit deutschen Untertiteln sehen zu können
Danke fürs Einstellen!
Liebe Grüße Urmel
RE: Interview mit Dr. Horowitz -
ticks for free - 11.02.2015
Doch immer wieder interessant, der Herr Horowitz, wie er die Erreger-Bösewichte und andere Baustellen identifiziert und dann das Antibiotika-Orchester entsprechend intoniert. Irre. Das grenzt schon an Kunst.
RE: Interview mit Dr. Horowitz -
Leon - 12.02.2015
Zitat:Derzeit könne man nur eine frühe Borreliose heilen, bei Spätstadien benutze er daher den Begriff Remission (Symptomfreiheit)
Nach der 2. AB kam ich ebenfalls zu diesem Schluss:
"Gesundsein" im chronischen Stadium = Symptomfreiheit.
(Wegen Biofilmen, Resistenzen, Multi-Infektionen, Immunsystemschwäche Zysten etc. immer potentielles Risiko für ein Rezidiv, mal mehr, mal weniger.)
Zitat:Bei kognitiven Problemen sei es nicht ausreicehnd, einfach Ceftriaxon zu geben, weil die Probleme ebenso gut von B12 Mangel oder Schilddrüsenproblemen hervorgerufen sein könnten.
...oder von
Eisenmangel, wie ich momentan aus eigener Erfahrung sagen kann. Herzklopfen, Atemnot, Kopfdruck, rissige Lippen, Schwindel, schlechte Wundheilung und eben auch Gedächtnisstörungen können vorliegen bei gutem B12-Wert (trifft auf mich zu), aber Ferritin-Werten im (fast) einstelligen Bereich.
Zitat:Was wäre das toll, so was mit deutschen Untertiteln sehen zu können
Insbesondere neben
English-Oldies auch sinnvoll für (ältere)
schwerhörige Menschen sowie
Gehörlose!