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Diagnoseunsicherheit - amphipirion - 31.08.2014

Ein Hallo in die Fremde,

ich stehe momentan nach einer Irrfahrt von Arzt zu Arzt und Behandlung zu Behandlung seit fast einem Jahr mit den selben Beschwerden und ohne Diagnose da und hoffe hier auf Rat zu stoßen.

Im Oktober letzten Jahres ist aus heiterem Himmel mein rechtes Knie fürchterlich angeschwollen, bin dann nachdem es nach einem Monat immer noch nicht besser wurde zum Orthopäden - erstmal Kortisonspritze und zu MR, Röntgen und Bluttest geschickt.
Bilder waren alle unauffällig, Borrelien jedoch positiv.
Weiter zum Hausarzt, dort hab ich nacheinander drei verschiedene Antibiotika verschrieben bekommen nachedm die Knieschwellung nach keiner Behandlung abgeheilt ist.
Die IgM Antikörper waren dann letztendlich negativ, die IgG noch positiv, dann wurde davon ausgegangen dass die Borrelien bekämpft sind und nicht die Ursache für die Knieprobleme waren.
=>nächster Verdacht Reaktive Arthritis, an Rheumatologie überwiesen worden, Knie einige Male punktiert und Kortison gesprizt, immer wiederkehrende Schwellung, also Behandlung mit NSAR (Salasulfazin) eingeleitet, unerträgliche Nebenwirkungen - nach zweieinhalb Monaten abgesetzt, außerdem keine wirkliche verbesserung.
Habe dann wieder einmal angefangen zu recherchieren udn nach möglichen Ursachen zu suchen und bin wieder bei den Borrelien gelandet.

Weitere Symptome die ich auch vor Medikamenttherapie feststellen konnte sind erhebliche Müdigkeit, die sich aber seit einer Ernährungsumstellung und Absetzen der Medikamente erheblich gebessert hat, Häufige Verdauungsprobleme.

Weiters zu erwähnen ist Candida Befall den ich seit Antibiotikatherapie versuche zu bekämpfen.

Jetzt stellt sich mir die Frage - könnte hinter meinen Knieproblemen tatsächlich eine noch nicht ausgeheilte oder gar nicht erst bekämpfte Borreliose stecken oder hat der Zufall hier doch Borrelien mit (reaktiver) Arthritis?

Zu meiner Person kann ich noch sagen dass ich 17 Jahre alt und weiblich bin.

Vielen Dank schonmal,

amphipirion


RE: Diagnoseunsicherheit - leonie tomate - 31.08.2014

Hallo,

herzlich willkommen bei uns im Forum! Icon_winken3

Zitat:Jetzt stellt sich mir die Frage - könnte hinter meinen Knieproblemen tatsächlich eine noch nicht ausgeheilte oder gar nicht erst bekämpfte Borreliose stecken oder hat der Zufall hier doch Borrelien mit (reaktiver) Arthritis?

Leider ja. Borrelien können sich als extrem heimtückische und schwer bekämpfbare Erreger erweisen.
Der Borreliosetiter sagt dabei nichts wirklich verlässliches über den Stand der Erkrankung aus.
Auch die Vorstellung vieler Ärzte, dass die Borrelien nach Antibiosen ganz sicher "weg sein müssen" trügt.
Dieses Forum hier ist voll mit Menschen bei denen antibiotische Therapien schief gegangen sind.
Mir fällt im Übrigen schwer im Zusammenhang mit nachgewiesenen Borreliosen an Zufälle zu glauben. Dodgy

Dennoch kann es gerade bei "Knieschmerzen" auch unzählige andere Ursachen geben. Angefangen bei viralen Auslösern, einer Vielzahl von bakteriellen Erreger, über Infektionen mit Pilzen (Candida) bis hin zu Autoimmunerkrankungen.

Schau mal hier...eine wie ich finde ganz gelungene Aufzählung:
http://www.apotheken-umschau.de/Knie/Knieschmerzen--Ursachen-Infektionen-63505_7.html

Sind zb. auch Streptokokken bei dir untersucht und ausgeschlossen worden? Letztendlich wirst du wohl nicht um eine gute, umfassende Differentialdiagnostik herum kommen.


Liebe Grüße

PS: Welche Antibiotika hast du bekommen? Wie lange und wie hoch dosiert?

Leonie


RE: Diagnoseunsicherheit - Oolong - 31.08.2014

Hallo und sei gegrüßt,

zu Leonis wichtigen Informationen noch eine Ergänzung zum Cortison:

Falls es sich bei deinem Knie um eine durch Erreger, also Bakterien & Co. verursachte Schwellung und Entzündung handelt, ist Cortison kontrainiziert, da es das Immunsystem aus bremst und so den Erregern die Arbeit erleichtert. Es kann dann zwar kurzfristig zu einer Besserung kommen, längerfristig wäre es aber ein Schuß nach hinten.

Solange nichts abgeklärt ist, wäre ich mit Cortison vorsichtig, das Gleiche gilt für Hyaluronsäure.

Es grüßt dich Oolong.


RE: Diagnoseunsicherheit - Donald - 01.09.2014

(31.08.2014, 21:04)amphipirion schrieb:  Die IgM Antikörper waren dann letztendlich negativ, die IgG noch positiv, dann wurde davon ausgegangen dass die Borrelien bekämpft sind und nicht die Ursache für die Knieprobleme waren.
Hallo, das kann man keinesfalls aus deiner Serologie schließen. IgM gehen meist nach Wochen/Monaten von alleine zurück.
Anhand der Antikörper ist grundsätzlich keine Therapiekontrolle möglich.

Ansonsten kann ich Dir nur sagen, daß einseitig geschwollenes Knie ein besonders typisches Borreliosesymptom ist.
Andererseits wäre dann ein gutes Ansprechen auf Antibiotikum zu erwarten.
Zur Abklärung könnte man noch Gelenkpunktat untersuchen. Per PCR oder über einen Kulturversuch. Im positiven Falle wäre das quasi beweisend.
Gruß
Donald


RE: Diagnoseunsicherheit - Rosa45 - 01.09.2014

Hallo und willkommen,

ich kenne das mit dem Knie und ganz vielen anderen Sachen aus eigener Erfahrung.

Ein Tipp, die Lymearthritis (wenns eine ist und es ließt sich sehr danach) geht nur selten durch Antibiotika weg.
Frage Deinen Orthopäden oder Hausarzt nach einer RSO, die hat mit sehr geholfen.

LG Rosa


RE: Diagnoseunsicherheit - amphipirion - 01.09.2014

Danke erstmal für die Antworten!

An möglichen Erregern wurde so ziemlich alles durchgetestet und war bis auf die Borrelien negativ.

Antibiotika habe ich zuerst Zinnat 500mg für zwei Wochen, dann Levofloxacin 500mg für eine Woche und dann Doxybene 200mg für zwei Wochen bekommen.

Jedes Mal lief es so dass ich Die Antibiotika bekommen habe, Kortison gespritzt bekam, dann war der CRP Wert unten - Arzt geht davon aus dass Antibiotika anschlagen, Kortison Wirkung lässt nach - CRP springt wieder hoch - nächstes Antibiotikum.

Bekomme jetzt aber seit drei bis vier Monaten kein Kortison mehr und wurde jetzt mit den Antirheumatika abgespeist, die ich jetzt aber wie gesagt abgesetzt habe, auch zum Wohle meines Immunsystems.
Auf jeden Fall werde ich erstmal eine zweite Untersuchung des Kniepunktats einleiten lassen, bei der ersten fehlt mir bis heute das vollständige Ergebnis, auf Borrelien wude anscheinend nicht untersucht, hatte aber damals die Borrelien auch schon abgehakt.

Dass die Antikörper nicht ausschlaggebend sind hat mich eben wieder ins zweifeln gebracht, überlege jetzt auf gut Glück die Behandlung mit Kardentinktur zu versuchen - schaden kanns ja schätze ich nicht.

Gruß,
amphipirion


RE: Diagnoseunsicherheit - Luddi - 01.09.2014

nach meiner persönlichen Erfahrung sind 5 Wochen AB viel zu wenig. (bei einigen funktionierts, bei vielen aber nicht)... Zu der Wahl Deiner AB kann ich übrigens gar nix sagen. Es wohl eher eine seltene Wahl an AB. Die meisten hier nehmen andere Präparate. Falls ich mich irre, dann bitte ich die Altvorderen dazu was zu sagen....


RE: Diagnoseunsicherheit - Valtuille - 01.09.2014

Bei lyme-arthritis sind in der regel nur noch IgG aks vorhanden, bei den entsprechenden leitlinien wird der IgM gar nicht erst erwähnt. es gibt keinen test, der zwischen einer ausgeheilten oder aktiven borreliose unterscheiden kann.
ein geschwollenes knie ist eine typische manifestation die zu dem serologischen befund passt.

Die bisherige therapie war aber unzureichend und das sprunghafte wechseln der antibiotika macht keinen sinn.

cortison ist bei einer aktiven infektion kontra-indiziert, da es das immunsystem unterdrückt und die bakterien dann fröhlich festivals feiern können.
Sogar in den leitlinien zur lyme-arthritis steht, dass man erst nach den antibiotika damit anfangen soll und bei dir war noch keine antibiose ausreichend. da man durch bluttests nicht sagen kann ob die infektion noch besteht oder nicht, macht das ganze zu einem würfelspiel mit deiner gesundheit.

Cefuroxim wird teilweise empfohlen, doxy wird häufig eingesetzt, beides sollte aber bei arthritis über mindestens 30 tage gegeben werden.
levofloxacin wird bei borreliose nicht empfohlen, bzw. ist die wirksamkeit nicht ausreichend belegt.

die deutsche borreliosegesellschaft empfiehlt höhere dosierungen von cerfuroxim und doxy als du sie erhalten hast, das hängt aber auch vom gewicht habt.
therapieempfehlungen selber kann und darf ich keine geben, aber frag deinen arzt, ob eine therapie nach den vorhandenen leitlinien nicht einen versuch wert wäre:

hier die leitlinien der deutschen borreliosegesellschaft, die längere und höher dosierte antibiosen verschreiben. bei vielen ärzten stößt man damit auf wenig gegenliebe, aber probieren kann man es.
http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=3&cad=rja&uact=8&ved=0CC8QFjAC&url=http%3A%2F%2Fwww.borreliose-gesellschaft.de%2FTexte%2FLeitlinien.pdf&ei=aNsEVNSLMcS50QW1hYG4CA&usg=AFQjCNGjJlNspU2VPjboTiwcBVKG_dnCFQ&bvm=bv.74115972,d.bGQ

Hier die offizillien leitlinien für lyme-arthritis bei kindern und jugendlichen (für erwachsene gibt's keine) - die sind sehr dürftig (ganze 4 seiten und 3 quellenangaben Rolleyes), aber werden im gegensatz zu denen der dbg in der regel anerkannt.
selbst da wird bei oraler therapie eine dauer von 30 tagen empfohlen.
bei scheiern der therapie ist laut diesen leitlinien eine wiederholung indiziert mit intravenösen antibiotika.
http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&cad=rja&uact=8&ved=0CCEQFjAA&url=http%3A%2F%2Fwww.awmf.org%2Fuploads%2Ftx_szleitlinien%2F027-056l_S1_Lyme_Arthritis_2013-01.pdf&ei=aNsEVNSLMcS50QW1hYG4CA&usg=AFQjCNH1dCVOsbcuSmMpW8HBFKRB2-UoRA&bvm=bv.74115972,d.bGQ


beide leitlinien stellen nur empfehlungen da und sind nicht verpflichtend, aber nach keiner wurdest du ausreichend bzw. richtig therapiert.

ansonsten würde ich einen termin bei einem borreliose-offenen arzt in erwägung ziehen, wo man etwas flexibler therapiert und noch einige erreger abklärt, an die sonst nicht gedacht wird.
Ergänzend dazu kann auch ein termin beim rheumatologen hilfreich zur weiteren differentialdiagnose sein, falls noch nicht geschehen.


RE: Diagnoseunsicherheit - Rosa45 - 02.09.2014

Hallo Zusammen,

also nochmal, es wird mit aller Wahrscheinlichkeit die Lymearthritis nicht von allein oder unter Antibiotika verschwinden! Es wird vielleicht etwas besser aber sie geht davon nicht weg.
Sie gehört zur rheumatoiden Arthritis (da kannst Du noch so viel Antibiotika nehmen) es wird in den seltensten Fällen das Knie heilen!
Es gibt nur zwei Möglichkeiten, OP mit Entfernen der Gelenkinnenhaut oder eine RSO - http://de.wikipedia.org/wiki/Radiosynoviorthese und direkt davor oder während der Behandlung AB.
Cortison kannst man in Verbindung mit Borreliose und Monarthritis die Tonne treten.

Schaue auch unter AWMF-Leitlinien Gelenkinfektionen nach http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/012-010.html

LG Rosa


RE: Diagnoseunsicherheit - Ehemaliges Mitglied - 02.09.2014

Hallo,
Aus #6
Zitat:Jedes Mal lief es so dass ich Die Antibiotika bekommen habe, Kortison gespritzt bekam, dann war der CRP Wert unten - Arzt geht davon aus dass Antibiotika anschlagen, Kortison Wirkung lässt nach - CRP springt wieder hoch - nächstes Antibiotikum.

Bekomme jetzt aber seit drei bis vier Monaten kein Kortison mehr und wurde jetzt mit den Antirheumatika abgespeist, die ich jetzt aber wie gesagt abgesetzt habe, auch zum Wohle meines Immunsystems.
Auf jeden Fall werde ich erstmal eine zweite Untersuchung des Kniepunktats einleiten lassen, bei der ersten fehlt mir bis heute das vollständige Ergebnis, auf Borrelien wude anscheinend nicht untersucht, hatte aber damals die Borrelien auch schon abgehakt.
Mein Hals schwillt gerade an.
ARZTWECHSEL mein Rat, und nicht so auf das Knie fixieren.
http://www.zeckenbiss-institut.de/borreliose_durch_zeckenbiss.html
PN folgt.
Gruß