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Borreliose positiv, bitte um Hilfe/Rat - Druckversion

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Borreliose positiv, bitte um Hilfe/Rat - Civ - 13.12.2014

Hallo zusammen,

Ich bin 25 Jahre und befinde mich momentan in meinem Auslandssemester in Finnland. Vor etwa 6 Wochen zeigten sich bei mir die ersten Symptome.

Es begann mit einer kleinen Erkältung die nach wenigen Tagen auskuriert war. Ein paar Tage danach hatte ich Beschwerden im Kreuzdarmbeingelenk und Beckenbereich mit starken Schmerzen. Über die Tage und Wochen breitete sich das Ganze auf Rücken, Schultern, Arme, Beine komplett aus mit kackenden Knochengeräuschen in jedem Gelenk, Muskelschmerzen, Muskelschwäche, Muskelzucken. Sehnenscheidenentzündungen etc. und selten aber vorhanden Schwindel. Ich war hier bis jetzt bei 7-8 Ärzten Ultraschall, Röntgen, Bluttests... alles mögliche. Letzten Endes bat ich den letzten Arzt um einen Borrelien-Test und siehe da die Ergebnisse:

S-BorrAbm Ergebnis: 34*AU/ml Referenzwerte: <18
S-BorrAbG Ergebnis: <10 AU/ml Referenzwerte: <10

Ergebnis aus dem Finnischen übersetzt: IgM Antikörper borreliazide Grenzgebiet / schwach positiv. Diese Feststellung allein nicht mit Lyme rechtfertigen. II. Probe empfohlen nach 1-2 Monate.

Die Ansteckung muss jedoch mit einer Steckmücke (Moskitos?) hier in Finnland erfolgt sein, da ich Mitte September auf einem Ausflug von ca. 10-20 von den Dingern gestochen wurde (Daher schätze ich bereits 2-3 Monate bereits infiziert zu sein).

Meine Frage: Mir geht´s meistens schlecht durch die Schmerzen und der Muskelschwäche am ganzen Körper jeden Tag ein anderes Überraschungspaket (wanderende Schmerzen und Muskelschwächen) und dort steht jetzt "nicht mit Lyme Borreliose zu rechtfertigen". Könnt ihr evtl. etwas zum Ergebnis sagen. Ich muss zugeben den Ärzten hier vertraue ich nicht besonders, da erst nach meiner 4. Anfrage bei einem Arzt der Borrelien-Test gemacht wurde...bei vorigen Anläufen hielten die Ärzte den Test für absurd und veranlassten ihn nicht.

Nun habe ich Antibiotika für 10 Tage verschrieben bekommen, Doxycycline 300mg pro Tag, morgens und abends eine je 150mg. Nach 2 Tagen, verspüre eine Besserung jedoch seit gerade starke Kopfschmerzen bekommen die ich zuvor nicht hatte. Eine allergische Reaktion auf das Medikament schließe ich aus, da ich vor zwei Wochen bereits Doxy für eine Woche verschrieben bekommen habe (da war ich beinahe symptomfrei), da man auf eine verschleppte Grippe getippt hat. Was soll/kann ich weiter tun? Würde mich um ein paar Ratschläge sehr freuen.


RE: Borreliose positiv, bitte um Hilfe/Rat - anfang - 13.12.2014

Von mir erstmal nur eine kurze Einlassung...Schau,das du die momentane Doxytherapie 4-6 Wochen durchziehen kannst und such dir einen B-Facharzt (ist nicht einfach-aber es gibt hier Listen.
Weiterhin meide die Sonne auch bei bedeckten Himmel,das Doxy ist Fototoxisch und kann üble verbrennungen hervorrufen,führt auch zu Kopfschmerz und sonstigem.Sonnenbrille und Lichtschutzfaktor hoch(Cremes) ist angesagt.Ein herlichst Willkommen im nachhinein-alles gute. - anfang -


RE: Borreliose positiv, bitte um Hilfe/Rat - urmel57 - 13.12.2014

Hallo Civ,

herzlich willkommen hier.

Leider zeigt der IgM nicht spezifisch nur auf Borrelien an,sondern kann auch kreuzreaktiv auf verschiedene Viren sein. So gesehen, ist es durchaus möglich, dass du Borrelien abbekommen hast, aber es ist nicht eindeutig. Es wäre schön, wenn der passende Bestätigungsblot dazu gemacht würde, da könnte man eher sehen, ob tatsächlich Borrelien den erhöhten Titer erklären. Ob nun Mückenstiche oder eine übersehene Zecke, wer weiß das schon zu sagen. Sicherlich können die auch noch andere Infektionen übertragen, was oft sehr mühsam ist, herauszufinden, ob dem so war.

Wie auch immer würde ich mit mit den entsprechenden Symptomen nun die Behandlung mit Doxycyclin durchziehen und mich auch entsprechend lang behandeln lassen. Als Richtschnur würden mir die Leitlinien der Deutschen Borreliosegesellschaft dienen. Nicht vergessen sollte man die Überprüfung der Blutwerte insbesondere Leber und Nierenwerte ca. alle 10-14 Tage.

Zu den Nebenwirkungen kannst du hier noch mal schauen, da können Kopfschmerzen durchaus auch dazu gehören.

Bei den von dir genannten Beschwerden wäre es sicherlich auch ratsam den Vitamin D Spiegel im Auge zu behalten.

Liebe Grüße und Gute Besserung

Urmel


RE: Borreliose positiv, bitte um Hilfe/Rat - Civ - 13.12.2014

Zuerst einmal vielen Dank für die schnellen Rückmeldungen. Es freut mich sehr, dass sich hier die Zeit genommen wird um zu helfen.

4-6 Wochen Einnahme also, auch wenn ich nicht genau sagen kann, ob durch Borrelien oder andere Erreger? Sonne ist momentan kein Problem, die sieht man hier in Finnland erst wieder im Frühling :D. Aber da ich übermorgen aufgrund meines Zustands Abreise, werde ich mir das merken.

Wenn der IgM nicht nur auf Borrelien zeigt, was soll ich sonst testen lassen, wenn es unzählige Bakterien und Viren gibt :-/?

Vitamin D habe ich hier regelmäßig zu mir genommen, werde ich aber testen lassen.


RE: Borreliose positiv, bitte um Hilfe/Rat - johanna cochius - 14.12.2014

Hallo Civ,

Da Deine Symptome durch Antibiotika zurückgehen , spricht das erstmal eher für eine Bakterielle Geschichte .
Es dauert ja eine Weile bis überhaupt Antikörper entstehen , evtl. hast Du auch genau in diesem Zeitraum das erste mal Doxy genommen , dass kann das Ergebnis des Tests auch etwas verändern ...
Wurde denn kein Westernblot- Test als Bestätigung zu Deinem Positiven Elisatest gemacht ? Ich weiß nicht wie das in Finnland so läuft ...
Wie Urmel schrieb , könnte man anhand dessen etwas mehr interpretieren ...
Ich denke das wichtigste wäre wenn Du zurück bist , gleich einen Arzt zu suchen der sich mit diesen Infektionen auskennt und Dir eine ausreichend lange Behandlung ermöglicht .
Er wird sicher auch weitere Untersuchungen in diese Richtung veranlassen .
Du bist ggf. noch im Anfangstadium , da stehen die Chancen noch gut !
Gegen Grippe hilft ein AB eher nicht , dass sind Viren ...

LG Jo


RE: Borreliose positiv, bitte um Hilfe/Rat - Regi - 14.12.2014

Zitat:Wenn der IgM nicht nur auf Borrelien zeigt, was soll ich sonst testen lassen, wenn es unzählige Bakterien und Viren gibt :-/?
Das ist eine gute Frage. In Anbetracht dessen, dass die Tests nicht zwischen aktiver und früher durchgemachten Infektion unterscheiden können, würde ich den Tests nicht eine allzu grosse Bedeutung zumessen, wenn die Beschwerden unter AB besser werden. Ich würde dafür sorgen, dass ich die Therapie bekomme, die mir hilft.
Ein positiver erster Suchtest auf Borrelien kann kreuzreaktiv sein. Das heisst der Test ist wegen einer anderen Infektion positiv ausgefallen. Kreuzreaktionen können zum Beispiel durch nicht humanpathogene Borrelia-Arten sowie andere Spirochäten wie Treponema pallidum oder Treponema denticola, Leptospiren, aber auch durch das Epstein-Barr-Virus oder das Zytomegalievirus verursacht werden

Die Borreliose kann selten hieb- und stichfest diagnostiziert oder ausgeschlossen werden, weil die Diagnostik dafür nichts taugt. Die Diagnose beruht auf Vorgeschichte, Verlauf, Symtomen, Ausschluss anderer möglicher Krankheiten, Tests und evtl. Reaktionen auf AB-Therapien. Am Schluss resultiert eine Wahrscheinlichkeit für oder gegen eine Borreliose, der nur mit einem Therapieversuch begegnet werden kann.

Du hast schon einen Therapieversuch gemacht. Der fiel positiv aus. Also gehts wahrscheinlich Richtung bakterielle Infektion. Versteife dich nicht zu sehr auf die Diagnose sondern besser auf eine hilfreiche Therapie. Infektionen, die zu unspezifischen Symptomen, aber nicht zum Tod führen, haben keinen Stellenwert im Gesundheitssystem.

Weitere Tests auf weitere Erreger erscheinen mir zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht sehr aussagekräftig, da du bereits AB hattest, was die Ergebnisse verfälschen könnte. Wenn das Serum vom Borreliosetest im Labor noch vorhanden ist, würde ich evtl. darauf bestehen, dass ein Blot (Bestätigungstest) nachgeschoben wird, wie sich das bei positivem ersten Suchtest gehört. Ich find das eine Frechheit vom Labor, dass die einen neuen Test in 1-2 Monaten empfehlen, statt einen Blot durchzuführen oder zumindest auf dessen Notwendigkeit bei positivem ersten Suchtest hinweisen.

Du kannst dich natürlich auch bis zum St. Nimmerleinstag diagnostizieren lassen, auf die Gefahr hin, dass du nie zu einem Ergebnis kommst, derweil die Borreliose oder andere Erreger sich munter vermehren und Schäden anrichten, die zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vorhergesagt werden können. Ob das langfristig in "gelegentlichen Unpässlichkeiten" endet oder zur Invalidität führt, kann man nicht vorhersehen. Wenn es Borreliose ist, dann sind deine Heilungschancen am besten, je früher und agressiver behandelt wird.

LG, Regi

Hier noch eine allgemeine Info zur Laborergebnissen bei Borreliose:

Diagnose

Die Diagnose ist unter Experten umstritten. Es gibt bis heute keinen zuverlässigen Test, der eine Borreliose sicher ausschliessen könnte. Nach gelteder Lehrmeinung darf nur Borreliose haben, wer bestimmte Symptome aus einem eng definierten Katalog vorweisen kann und dazu auch noch positive Antikörper-Tests und bei der Neuroborreliose positive Liquorergebnisse. Unsere praxiserfahrenen Spezis sehen das anders. Es ist deshalb für jeden Betroffenen unumgänglich, sich über die strittigen Punkte zu informieren, da er sonst im Gespräch mit einem Nicht-Borreliose-Spezialisten komplett auf verlorenem Posten steht. Hier findest du Informationen über die strittigen Punkte:
http://www.petra-heller.com/fileadmin/user_upload/petra-heller/Dokumente/medRID.pdf
http://www.praxis-berghoff.de/dokumente/problemfelder_und_meinungsdifferenzen_bei_diagnostik_und_therapie_der_lb.pdf


Was bedeuten meine Laborbefunde?

ELISA / EIA ist der erste Suchtest. Er bestimmt die Menge der Antikörper. Wenn von Titer die Rede ist, dann ist damit die Menge der Antikörper gemeint. Titerangaben ohne Referenzwerte sind unbrauchbar, da jedes Labor einen anderen Testkit mit anderen Grenzwerten verwendet.
Der Western Blot / Immunoblot / Blot ist der Bestätigungstest. Ein positiver ELISA muss mit einem Blot bestätigt werden, da der ELISA auch bei anderen Krankheiten oder Infektionen positiv ausfallen kann. Man sagt dem Kreuzreaktion. Beim Blot werden sogenannte Banden nachgewiesen. Es gibt hochspezifische, spezifische und unspezifische Banden. Hochspezifische Banden beweisen den Kontakt des Immunsystems mit Borrelien. Unspezifische Banden können bei Borrelien aber auch bei anderen Erregern nachweisbar sein. Das Bandenmuster wird schlussendlich als positiv oder negativ interpretiert. Für eine positive Interpretation des Blots braucht es eine bestimmte Anzahl Banden, wo immer Hochspezifische dabei sein müssen. Zur Bedeutung der einzelnen Banden im Blot findest du hier weitere Informationen:
http://www.laborlexikon.de/Lexikon/Tabellen/21-Banden_Borrelien-Blot.htm

Es werden in der Regel von den Antikörperklassen IgM und IgG je ein ELISA und Blot gemacht. IgM-Antikörper werden in der Regel im Frühstadium und IgG in späteren Stadien gebildet. Die Antikörperantwort ist nicht bei allen Patienten gleich. Es kann auch zu Laborergebnissen kommen, die nicht mit dem Stadium übereinstimmen.

Die Tests können nicht zwischen aktiver und ausgeheilter (alter) Infektion unterscheiden. Die Tests müssen immer zusammen mit den Symptomen interpretiert werden. Ein positives Resultat ohne Beschwerden bedeutet nichts. Es kann aber auch trotz bereits fortgeschrittener Infektion zu negativen Resultaten kommen. Die Tests sind weder standardisiert, noch ist deren Zuverlässigkeit überprüfbar. Labors, die in Ringversuchen schlecht abschneiden, werden nicht bekannt gegeben.

Testergebnisse von verschiedenen Labors können nicht verglichen werden. Es können nichtmal die Ergebnisse vom selben Labor verglichen werden, wenn das Labor keine Verlaufskontrolle macht, sprich das erste Serum parallel mit dem zweiten Serum unter gleichen klimatischen Bedingungen testet.


Borreliose-Symptome, aber negativer Bluttest

Es gibt seronegative Fälle von Borreliose. Da bleibt einem oft nur noch der Therapieversuch mit Antibiotika nach Ausschluss anderer möglicher Krankheiten.


Welche Diagnosemöglichkeiten gibt es sonst noch?

Praxiserfahrene Spezis lassen bei unklaren Serologien und Symptomen einen LTT machen. Der LTT ist von geltender Lehrmeinung nicht anerkannt und muss privat bezahlt werden. Wenn man nicht bei einem Spezi in Behandlung ist, macht ein LTT nur Sinn, wenn der behandelnde Arzt bereit ist, bei positivem Ergebnis mit Antibiotika zu behandeln. Mehr Infos zum LTT findest du hier:
http://www.imd-berlin.de/kompetenzen-borrelieninfektionen-ltt_borrelien.html

Bei sichtbaren Symptomen wie z.B. entzündliche Hautveränderungen oder Gelenkschwellung macht die PCR Sinn von Haut- oder Gelenkprobe (Gelenkhaut oder –flüssigkeit), wenn die Antikörpertests nicht eindeutig sind. Die PCR weist DNA der Erreger nach und ist somit ein Direktnachweis. Die Sensitivität beträgt 50-70 %. Das bedeutet, dass der Test in 30-50 % falsch negativ sein kann. Die Spezifität beträgt 99 %. Das heisst, dass die PCR in 1 % falsch positiv sein kann. Eine positive PCR ist praktisch beweisend für eine Borrelieninfektion. Eine negative PCR schliesst eine Borreliose nicht aus. Weiter Informationen zur PCR findest du hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Polymerase-Kettenreaktion


Sagen meine Laborwerte etwas über das Stadium aus?

Es gibt Anhaltspunkte, aber zuverlässig ist bei den Tests nichts. Deshalb ist es besser, man orientiert sich daran, wie lange bereits Symptome bestehen.


Weitere Infos zur Diagnostik:
http://www.med4you.at/laborbefunde/lbef3/lbef_lyme_borreliose.htm#DER
http://forum.onlyme-aktion.org/showthread.php?tid=138