Befund - Wer kennt sich aus? -
Ikarus - 22.04.2015
Hallo ihr Lieben,
hab heute den Endbefund vom Labor bekommen. Wer kennt sich aus und kann mir dazu sagen, was das jetzt bedeutet:
Borrelien burgdoferi Elispot: alles <2 Referenzbereich <2
CD 57 Durchflusszytometrie:
Natural Killerzellen 7 Referenzbereich 6-29
Natural Killerzellen absolut 123 Referenzbereich 60-700
CD 57 positive NK-Killerzellen 2 Referenzbereich 2-77
CD 57 positive NK-Killerzellen absolut 25 Referenzbereich 130-360
(Depression der CD57 + Zellen im Sinne einer chronischen Borrelien-Infektion)
Chlamydia pneumoniae Elispot: <2 Referenzbereich <2
Mycoplasma pneum. IgG-AK (EIA) 2,95 Referenzbereich < 0,80
Mycoplasma pneum. IgM-AK+IgA-AK (EIA) negativ
Coxsackie-Virus IgA Typ B1 (IFT) < 1:10 Referenzbereich < 1:10
Coxsackie-Virus IgG Typ B1 (IFT) 1:10000 Referenzbereich < 1:100
(Serologischer Hinweis auf eine abgelaufene oder floride Infektion)
Klinische Chemie:
Thrombozyten 396.0 Referenzbereich 130.0-350.0
Lymphozyten 19 Referenzbereich 25-40
Neutroph. Granulozyten 73 Referenzbereich 40-70
restliche Werte alle im Normbereich
Ergebnis aus einem anderen Labor zudem:
Bartonella henselae-Ak (IgG) 1:256 Referenzbereich < 1:64
Bartonella henselae-Ak (IgM) negativ
Bartonella quintana-Ak (IgG) 1:128 Referenzbereich < 1:64
Bartonella quntana-Ak (IgM) negativ
Was sagt Ihr zu dem Befund?
Liebe Grüße
RE: Befund - Wer kennt sich aus? -
Markus - 22.04.2015
Das Problem scheint zu sein, dass die Antikörpertests nicht zwischen einer abgelaufenen und aktiven Infektion unterscheiden können.
Wenn also IgG-AK nachgewiesen sind und die klinischen Symptome vorhanden sind, ist wohl ein Therapieversuch gerechtfertigt. Mein Bartonellen-Befund sieht praktisch so aus wie bei dir, und ich werde jetzt auch auf Anraten meines Spezis eine Therapie mit Minocyclin + Rifampicin beginnen.
Wirksame Regimes sind bei Bartonellen unter anderem Azithromycin + Rifampicin oder Doxycyclin + Rifampicin. Bei Borreliose wäre Doxycyclin + Tinidazol eine gute Kombination. Gegen Mycoplasma pneumoniae
ist Azithromycin oder Doxycyclin wirksam.
Insofern wäre vielleicht das Regime, welches mein Spezi mir vorgeschlagen hat, bei dir auch nicht verkehrt: Doxy i.v. + Rifampicin gegen Bartonellen, später noch Tinidazol gegen die Borrelien dazu. Mit diesem Regime hättest du theoretisch Bartonellen, Borrelien und Mycoplasma pneumoniae
erschlagen. Zu Viren kann ich nichts sagen, damit kenne ich mich nicht aus. Auch vermag ich nicht zu beurteilen, inwiefern Doxy + Rifampicin + Tinidazol in Kombination möglicherweise unter toxischen Gesichtspunkten kritisch sind. Die Leber muss das Paket ja auch verkraften. Bei Tinidazol steht zusätzlich noch eine potentielle Kanzerogenität im Raum.
RE: Befund - Wer kennt sich aus? -
Markus - 22.04.2015
Die niedrigen CD57+ Zellen könnten Ausdruck einer chron. Borreliose sein, wie du ja sicher weißt. Hier gehen die Meinungen aber auseinander. Vermutlich können auch andere Infektionen diese Zellen vermindern.
RE: Befund - Wer kennt sich aus? -
Ikarus - 22.04.2015
Vielen Dank Markus. Ich hatte ja letzten Sommer die Diagnose einer chronischen Borreliose und chronischen Neuroborreliose bekommen. Diese beruft sich eben auf den Wert der CD57+ Zellen,
auf ein bzw. ggf. auch ein zweites sekundäres EM, auf den Verdacht einer ACA an den Fußsohlen,
die Knieprobleme als vermutliche Lyme-Arthritis und zahlreiche klinische Symptome. Das Problem
ist, das dieser Bericht von meinen Ärzten nicht anerkannt und deshalb bis heute nicht behandelt wurde,
da für sie klinische Symptome nicht zählen und die Antikörper lediglich als Beweis angesehen werden,
dass da mal irgendwann etwas war. Deshalb bezweifle ich, ob mich nun dieser Befund weiterbringt.
Bisher hatte ich lediglich 3 Wochen Doxy wegen den Bartonellen bekommen, was mir aber bis auf
Nebenwirkungen nix gebracht hat. Aktuell hab ich gerade wieder massive Knieprobleme mit starkem Reizerguss und einer rupturierten Bakerzyste. Nächste Woche soll nun im Rahmen einer Arthroskopie
auch noch Gelenkflüssigkeit untersucht werden. Aber so richtig eindeutigen Befunden und damit einer Behandlung laufe ich seit nunmehr 3,5 Jahre hinterher. Und nach 9 Monaten möchte ich eigentlich auch irgendwann mal wieder arbeiten gehen. Aber leider geht es mir ständig schlechter. Vielen Dank für Deine ausführliche Antwort und für Deine Therapie viel Erfolg.
RE: Befund - Wer kennt sich aus? -
Markus - 22.04.2015
Mit Doxy allein kann in diesem Stadium m.E. weder die Borreliose noch die Bartonellose behandelt werden. Zudem sind 3 Wochen viel zu kurz. Du solltest dringend einen Arzt aufsuchen, der etwas von der Materie versteht. Und ein Arzt, der die Behandlungsnotwendigkeit von der Serologie abhängig macht, versteht von der Thematik nichts. Verschwende deine Zeit nicht mit diesen Leuten, das sage ich dir aus Erfahrung.
RE: Befund - Wer kennt sich aus? -
Markus - 22.04.2015
Wenn Gelenkflüssigkeit genommen wird, könnte man einen Direktnachweis auf Borrelien und Bartonellen mittels PCR machen.
RE: Befund - Wer kennt sich aus? -
Ikarus - 22.04.2015
Ich werde meinen Orthopäden darauf ansprechen, der ist da sehr offen. Was den behandelten Arzt angeht, ich hab aus diesem Grund bereits mehrfach den Hausarzt gewechselt. In unserer Ecke sind Ärzte, die sich mit Borreliose & Co. auskennen (oder zumindest bereit sind, sich damit zu fassen) ausgesprochen selten. Mein aktueller Hausarzt ist momentan noch sehr engagiert und hat ja auch diese neue Blutuntersuchung angeordnet. Aber ob ihm die Antikörper-Werte allein ausreichen, muss ich abwarten. Ich hoffe es. Unser Betriebsarzt und auch andere Ärzte, die an die Diagnose glauben (sind leider alles Ärzte, die keine Kassenzulassung haben und deren Behandlung ich mir privat nicht leisten kann) sind wie Du der Meinung, dass Doxy in diesem Stadium nicht ausreicht und langfristig mit verschiedenen (ggf. auch intravenösen) AB behandelt werden müsste.
RE: Befund - Wer kennt sich aus? -
ibi - 22.04.2015
Und bisschen weiter zu fahren zu einem "echten" Spezialisten, der einen Therapieplan aufstellt und Empfehlungen für die vor Ort-Ärzte abgibt?
RE: Befund - Wer kennt sich aus? -
urmel57 - 22.04.2015
Hallo Ikarus,
bei Verdacht auf eine ACA wäre eigentlich ein Hautarzt der richtige Ansprechpartner. Man kann daraus Hautproben entnehmen und eine DNA-Analyse auf Borrelien machen. Seronegatives ACA ist zwar eine Ausnahme, gibt es aber. Da hättest du zumindest falls positiv, einen Beleg.
Insbesondere wenn das Immunsystem runtergefahren ist, ist auf Antikörperwerte eigentlich sehr wenig bis gar nichts zu geben.
Liebe Grüße Urmel
RE: Befund - Wer kennt sich aus? -
Ikarus - 22.04.2015
Hallo ibi, ich hab letzten Juli/August die Diagnose der Borreliose/Neuroborreliose Stadium III mit
Co-Infektion(en) von einem "echten" Spezialisten bekommen. Ich hab einen 12-Seiten-Bericht mit
Therapie-Empfehlungen und einer Aufstellung, welche zusätzlichen Untersuchungen noch erfolgen
sollen, von Dr. B. in R. bzw. seiner Tochter vorliegen. Aber genau dieser Bericht wurde
bisher weder vom Krankenhaus, noch von meinen bisherigen Ärzten, noch von der Krankenkasse anerkannt. Man war noch nicht einmal bereit, mit Dr. B. Kontakt aufzunehmen, obwohl in dem Bericht ausdrücklich um eine Zusammenarbeit gebeten wird. Ich bin seit knapp 9 Monaten zwar mit
der Diagnose Lyme-Krankheit/Bartonellose krankgeschrieben, wurde aber dennoch bisher nicht wirklich
darauf behandelt. Angeboten wurde mir seitens der Krankenkasse dafür jedoch eine psychiatrische Behandlung.