Befundinterpretation -
derschmidl - 02.03.2016
Hallo zusammen,
würde mich freuen wenn mir bei meinem Fall jemand weiterhelfen kann.
Ich habe seit 1 Jahr in Unterarmen und Unterschenkel Kribbelgefühle, seitdem auch Kältegefühl, ab und an Muskelzucken, Kopfweh, Probleme mit Einschlafen, Rückenprobleme. Zuerst dachte ich an ein orthopädisches Problem, habe HWS und LWS MRT machen lassen, auch Schädel, alles negativ. NLG, EEG ist auch ohne Befund.
Nun habe ich von Borrelien gehört und bin auch zu jemanden gegangen der sich damit auskennt.
Elisa und Immunoblot sind mal negativ.
Habe nun einen Test in Augsburg machen lassen, und würde gerne wissen was das ist:
Borrelien-OSPA/OSPC/DdpA IF-G
+ 2 SI < 2
CD 57 positive NK-Killerzellen 8 % 2-77
Heparin
CD57 pos.NK-Killerzellen absolut
- 100 /μl 130-360
Heparin
CD 57 Bewertung
Vorliegender Befund zeigt eine grenzwertige Depression der CD57 + Zellen.
Lymphozyten 25 % 25-40
Vielen Dank für eure Hilfe!
RE: Befundinterpretation -
Regi - 02.03.2016
Offensichtlich wurde ein LTT oder Elispot gemacht. Diese Tests sind von geltender Lehrmeinung nicht anerkannt sowie nicht validiert und können höchstens Hinweise liefern, keine Beweise. Eine Borreliose zu beweisen, gelingt sowieso nur in wenigen Fällen, egal welche Tests gemacht wurden.
Die Aussagekraft des CD57 ist ebenfalls beschränkt und von geltender Lehrmeinung nicht anerkannt. Er soll Hinweise auf eine chronische Borreliose liefern, wenn die Werte unten sind.
Der sichere Ausschluss einer Borreliose ist unmöglich. Die Wahrscheinlichkeit für eine Borreliose erachte ich bei dir aufgrund der vorhandenen Infos als gering. Allerdings schreibst du nichts zur Vorgeschichte. Sind Zeckenstiche erinnerlich? Oder bist du durch Beruf, Hobby oder freilaufende Haustiere zeckenexponiert? Hattest du mal eine Wanderröte oder andere Hautveränderungen nach (möglichem) Zeckenstich? War etwas besonderes, bevor alles begann? Könnte eine andere chronische Infektion ursächlich sein?
Was wurde sonst noch gescheckt bei dir ausser der erwähnten Sachen? Wie siehts mit der Schilddrüse aus? Wurde Vit. D und Vit. B12 mal angeschaut? Gab es schon eine rheumatologische Abklärung?
LG, Regi
RE: Befundinterpretation -
derschmidl - 02.03.2016
Hallo, danke für die Antwort.
Nun, ich bin in meiner Freizeit sehr viel draußen, im Garten. An Zeckenstich kann ich mich nicht erinnern, ich habe aber eine eigenartige Kruste/Wunde an meinem Schienbein, welches seit Jahren unverändert ist. Vielleicht ist das ein Ansatzpunkt?
Durchgecheckt wurde blutmässig sehr viel. BB, Rheumafaktor, Blutsenkung, Schilddrüse, ANA, HIV, - die Liste ist sehr lang. Vitamin D ist bei mir in der Tat etwas niedrig (Dekristol seit 1 Woche), Vitamin B habe ich vom Arzt ein paar Spritzen bekommen, sollte also passen? Virusisolierung aus Stuhl wurde auch gemacht. Was mit einer rheumatologische Abklärung gemeint würde ich gerne wissen.
RE: Befundinterpretation -
Regi - 03.03.2016
Zitat:Was mit einer rheumatologische Abklärung gemeint würde ich gerne wissen.
Das wäre eine Untersuchung bei einem Rheumatologen. Nicht alle Autoimmunkrankheiten lassen sich mit dem Rheumafaktor nachweisen. Ein Rheumatologe könnte dann die nötigen Untersuchungen veranlassen, wenn er aufgrund deiner Symptome einen spezifischen Verdacht hat.
Zitat:.... ich habe aber eine eigenartige Kruste/Wunde an meinem Schienbein, welches seit Jahren unverändert ist. Vielleicht ist das ein Ansatzpunkt?
Könnte vielleicht ein Ansatzpunkt sein. Hast du das schonmal einem Dermatologen gezeigt mit der Frage, ob ein Zusammenhang mit den anderen Symptomen bestehen könnte?
Zitat:Vitamin B habe ich vom Arzt ein paar Spritzen bekommen, sollte also passen?
Hast du dadurch eine Veränderung der Symptome bemerkt? Wurde das Vit. B 12 kontrolliert? Es gibt Menschen, die können aufgrund einer Besonderheit nur ungenügend Vit. B12 aufnehmen.
http://flexikon.doccheck.com/de/Intrinsic_Factor
LG, Regi
RE: Befundinterpretation -
derschmidl - 03.03.2016
Ich habe nun noch etwas meine Blutbefunde studiert
LDH 128 (135-248)
11/2015: CRP 4.5 ( bis 5)
01/2016: CRP 0.6 ( bis 5)
01/2016: Borrelien IGM 5.5 ( bis 16)
06/2015: Borrelien IGM 11.1 ( bis 16)
Die Beschwerden habe ich seit März 2015, bedeuten diese Schwankungen etwas?
VitB12: 254 (191-663)
EBV IGG IFT Positiv
EBV EBNA IGG AK Positiv
EBV IGM Negativ
Chlamydien SP-AK Index
55 (<45 negativ, >55 Positiv)
Chlmyidne Sp-Igg-AK Index
14 (<90negativ, >110 Positiv)
Beim Zweiten Test
Chlamydien SP-AK Index
60 (<45 negativ, >55 Positiv)
Die Ärzte haben sich dazu aber nie geäussert...
Nun, Vitamin B wurde nicht kontrolliert, Symptome sind auch gleich geblieben. Kontrolle durch Blutabnahme?
Den Dermatologen habe ich vor Jahren mal gefragt, als ich die Symptome nicht hatte, aber ich werde dem nachgehen!
RE: Befundinterpretation -
Filenada - 04.03.2016
Aus Zeitgründen nur schnell das, was mir sofort ins Auge sticht:
(03.03.2016, 18:14)derschmidl schrieb: VitB12: 254 (191-663)
Dazu schreibt Wolfgang Herrmann im "Dt. Ärzteblatt", Heft 40, Okt. 2008:
"Gesamt-Vitamin-B12 im Serum ist ein später, relativ unsensitiver und unspezifischer Biomarker des B12-Mangels. Holotranscobalamin (Holo-TC), auch als aktives B12 bezeichnet, ist der früheste Laborparameter des B12-Mangels. Methylmalonsäure (MMA) ist ein funktioneller B12-Marker, der bei leerem B12-Speicher ansteigt.
Erniedrigtes Holo-TC zeigt allein bereits die Entleerung der B12-Speicher, das heißt eine negative B12-Bilanz, an. Im Zusammenhang mit erhöhtem MMA und Homocystein ist es Indikator für einen metabolisch manifesten B12-Mangel. Dabei können klinische Symptome noch fehlen.
Die diagnostische Verwendung von Holo-TC erlaubt therapeutische Schritte, bevor irreversible neurologische Schäden auftreten. Da die ersten klinischen Anzeichen eines B12-Mangels unspezifisch sind, sollten sich Risikogruppen regelmäßig alle zwei bis drei Jahre untersuchen lassen."
Da heißt, um einen "tatsächlichen" B12-Überblick zu bekommen, solltest Du diese beiden Werte auch überprüfen lassen. Zumal Dein B12-Wert eh auf dem Weg zum unteren Ende des Referenzbereiches ist.
RE: Befundinterpretation -
Regi - 04.03.2016
Zitat:......, bedeuten diese Schwankungen etwas?
Kommt drauf an. Wenn die Tests im selben Labor unter Einbezug des ersten Serums gemacht wurden, würde ich dem eine Bedeutung geben. Jedoch ist der erste Suchtest (ELISA) kreuzreaktiv, weshalb auch ein Titeranstieg aufgrund einer anderen Infektion möglich wäre. Wenn hingegen im Blot in der Verlaufskontrolle (gleiches Labor, gleicher Testkit unter Einbezug des ersten Serums) hochspezifische Banden hinzukämen und/oder ein Wechsel von IgM auf IgG stattfände, wäre das von Bedeutung. Wenn sich bei den Tests nichts rührt, hat das nach meiner Erfahrung in späteren Stadien keine Bedeutung.
Zitat:Chlamydien SP-AK Index
Hier habe ich keine Ahnung, was das für ein Test sein soll. Ziemlich sicher ein Antikörpertest. Aber IgM, IgG oder IgA? Mit Chlamydia pneumoniae kommt z.B. ein grosser Teil der Bevölkerung in Kontakt, ohne daran zu erkranken. So weiss man auch hier nicht, wann und ob die Infektion aktiv ist oder die AK von einer früher durchgemachten Infektion stammen. Bei positivem IgM geht man von aktiver Infektion aus. Nebst C. pneumoniae gibts auch noch C. trachomatis und C. psitacci.
Zitat:Nun, Vitamin B wurde nicht kontrolliert, Symptome sind auch gleich geblieben. Kontrolle durch Blutabnahme?
Dein Vit. B 12 ist eher an der unteren Grenze. Ich würde schon wissen wollen, ob von den Spritzen was angekommen ist. Allerdings gibts auch beim B12 verschiedene Tests mit unterschiedlicher Aussagekraft. Hier eine Erstinformation:
http://www.medical-tribune.ch/medizin/fokus-medizin/artikeldetail/b12-im-labor-wertlos.html
Alles nicht ganz einfach, ich weiss. Man muss sich schlau machen, die Infos gut sortieren können (was ist Wissenschaft und was ist Autorenmeinung) und dann den Arzt fragen, ob aufgrund der Infos nicht doch weitere Diagnostik sinnvoll wäre. Und manchmal bleibt einem nur der Therapieversuch.
LG, Regi