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Hallo zusammen,
ich habe mich letzte Woche hier angemeldet und habe eine aktue Frage zu meiner Behandlung.
Bei mir wurde nun nach 8 Monaten Borreliose diagnostiziert, ich habe zahlreiche Symptompe, besonders Muskel- und Gelenksprobleme.
Habe bis Samstag 20 Tage Doxy 200mg genommen und meine Symptome sind ungefähr 50% besser geworden. Nun bin ich mir etwas unsicher, wie ich weitermache. Der Hausarzt bei dem ich war wird mir nicht noch mehr Antibiotika verschreiben. Ich habe ja oft gelesen, dass Dosis und Dauer nicht ausreichend sind. Habe mich schon informiert und habe jetzt folgende Optionen:
1) Ich war bei einem Spezi, der auf AB spezialisiert ist. Er hat einen LTT-Test gemacht und würde mir dann wahrscheinlich in etwa einer Woche weitere Antibiotika-Kombis verschreiben. Weiß noch nicht welche das dann wären.
2) Ich war bei einem weiteren Arzt der etwas breiter aufgestellt (Mix aus Schul-/Naturmedizin) ist und der hat mir erklärt, dass Borreliose Biofilme bildet und AB nach 8 Monaten nichts mehr nützt. (Bzw. dass die Beschwerden nach AB zurückkommen werden). Er hat mir im Prinzip das Cowden-Protokoll verschrieben und dann weitere Therapiemaßnahmen in 6 Wochen auch in Abhängigkeit von Co-Infektionen
3) Ich könnte auch versuchen - auch wenn nicht einfach - einen Arzt zu suchen um nochmal Doxy zu nehmen, dass ich vielleicht noch eine höhere Dosis für ein paar Wochen bekomme umd die bisherige Therapie auszuweiten.
Habt ihr eine Meinung? Mir fällt es total schwer zu beurteilen. Es scheint wirklich 2 Lager zu geben, das eine schwört auf AB, das andere sagt, dass AB nach 8 Monaten nichts mehr bringt. Bin echt ein wenig überfordert und fertig, will diesen Sch.... noch losbekommen wenn es irgenwie möglich ist.
Vielen vielen Dank, freue mich über jedes Feedback.
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Du hast Recht, dass es hierzu sehr unterschiedliche Meinungen gibt.
Das resultiert auch aus der Unsicherheit heraus, die auch daraus entsteht, dass zum einen die Pathogenese von Borreliose immer noch nicht ausreichend verstanden ist und dass eine Infektion, die nicht ausheilen möchte vermutlich noch andere Ursachen hat.
Die sehr interessanten Vorträge in Fulda am letzten Wochenende gingen auf diese Thematik ein.
Häufig sind reaktivierte Viren mit im Spiel oder andere bakterielle Infektionen, teils auch Parasiten.
Es gibt mögliche immunologische Veränderungen und Entzundungsgeschehen, die dann nicht mit Antibiotika behandelt werden.
Was genau los ist, lässt sich eigentlich nur individuell klären. Dass Antibiotika nach 8Monaten Erkrankungsdauer nichts bringen, stimmt so nicht. Ob sie dann was bringen nach einer drei wöchigen Doxycyclinbehandlung stimmt aus meiner Erfahrung heraus auch nicht. Länger als vier -(6 Wochen) Doxycyclin zu nehmen, würde ich nicht tun. Gerade im Sommer gibt es mir hier zu viele Einschränkungen, die dann zu VitaminD-Mangel und Mineralstoffmangel führen kann was wiederum zu weiteren Muskel- und Gelenkproblemen führen kann.
Einige erfahrene Ärzte, die viel Erfahrung mit Borreliose-Patienten haben, raten davon ab länger als drei Monate antibiotisch zu behandeln. Wie die Behandlung dann ausschauen kann ist sehr unterschiedlich. Die Erfahrungen gehen so weit, dass die naturheilkundliche Behandlung teils als gleichwertig gesehen wir, aber sich die Erfolge erst später einstellen. Was davon stimmt oder nicht, ist schwer zu beurteilen.
Dass Du doch große Schritte in Richtung Besserung erfahren hast, ist sehr erfreulich.
In deinem Fall würde ich zunächst den LTT abwarten und dann schauen, welche Therapie dir angeboten wird.
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Wenn das Doxy bei dir eine Besserung gebracht hat, scheint es ja eine Wirkung zu haben, trotz der 8 Monate seit Beginn. Da ist die Frage, ob du damit schon austherapiert bist oder noch weitere Fortschritte erreichen könntest, wenn du weiter machst. DIe naturheilkundlichen Sachen kann man teilweise auch mit den AB kombinieren.
Es gibt auch Borreliose-erfahrene Ärzte, die sagen, man soll solange weiter mit Antibiotika behandeln, bis man möglichst symptomfrei ist (wenn das zu erreichen ist). Meine Spezi sagt, solange die Symptome sich insgesamt verbessern (zwischenzeitliche Auf- und Abs kann es geben). Natürlich nur, soweit man alles einigermaßen verträgt, Blutwerte kontrolliert, die Darmflora einigermaßen aufrecht erhält. Ich mache das jetzt über 1 Jahr kontinuierlich - hätte ich auch nie gedacht!- vertrags aber ganz gut und habe aber die Infektion wahrscheinlich auch schon sehr lange. Ob das der richtige Weg ist, ist schwer zu sagen, zumal man an sich selbst ja nie das Gegenexperiment machen kann, sondern sich für oder gegen eine Behandlung entscheiden muss.
Alles sehr umstritten und man muss sich einen Weg suchen und zu einem gewissen Grad den Ärzten anvertrauen, die man halt finden kann und gleichzeitig sich seine eigenen Informationen zusammmensuchen, wie hier.
Viel Glück
Sabine
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Hallo Nico,
vielleicht würde ich tatsächlich die eine Woche bis zur Entscheidung beim Spezi weiter mit Doxi überbrücken, vorausgesetzt, du verträgst es gut.
Dann kannst du mit dem Spezi immer noch das weitere Vorgehen besprechen, ohne die AB-Einnahme unterbrochen zu haben.
Eine längere mehr oder weniger eigenmächtige Einnahme würde ich allerdings nicht riskieren.
Aber das ist nur meine persönliche Meinung...
Viel Glück und gute Entscheidung
Berta
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Wenn sich einen Borreliose mit den Standardtherapien (3 Wochen AB) nicht heilen lässt, ist alles eine Rumpröbelei. Folge deinem Bauchgefühl. Mach das, was dir am sinnvollsten erscheint. Dann musst du nicht auch noch gegen dein Bauchgefühl arbeiten. Wenn dieser Versuch nichts bringt, versuche das nächste Konzept.
Die Behandlung von chronischen Verläufen mit AB kann verschiedene Effekte haben. Einige sind nach drei Wochen geheilt, andere brauchen unterschiedlich mehr und länger, und wieder andere können nach teilweiser Verbesserung ein Fortschreiten stoppen. Dabei muss die Therapie dem Verlauf angepasst werden. AB machen Sinn solange damit eine Besserung erzielt wird und Rückfälle damit aufgefangen werden können. Wenn AB keinen Effekt haben, machen sie keinen Sinn und richten vermutlich mehr Schaden an, als sie nützen.
Wenn AB gar nicht helfen, muss natürlich auch die Diagnose überdacht und überprüft werden.
Du hattest erst 3 Wochen AB mit 50% Besserung. Da würde ich so nahtlos wie möglich weitermachen wollen. Wenn du mit Doxy weitermachst und es verträgst, dann würde ich die Dosis auf 400 mg (2x200) erhöhen wollen unter den gegebenen Vorsichtsmassnahmen (Sonne, Pilze, Magenschutz, Abstand zu Mineralien vor und nach der Einnahme). Oder gleich das AB wechseln und dabei ein AB aus einer anderen Wirkstoffklasse wählen. Je nach Spezi muss man halt schauen, dass er nicht eine starre Therapieschiene fährt sondern die Behandlung auf Verträglichkeit und Ansprechen ausrichtet.
Nach über 20 Jahren Erfahrung mit der Krankheit haben mir begleitend alle Massnahmen zur Stressreduktion, bzw. Stressbewältigung am besten geholfen. Allerdings habe ich keine Ahnung, wie das funktionieren sollte, wenn ich arbeiten müsste, um meine Existenz zu sichern. Meine Stresstoleranz ist minim. Das muss aber nicht bei allen so sein.
Je mehr ich über die Borreliose weiss, desto mehr weiss ich, dass man fast gar nichts weiss.
Nichts auf der Welt ist gefährlicher als aufrichtige Ignoranz und gewissenhafte Dummheit. (Martin Luther King)
Absenz von Evidenz bedeutet nicht Evidenz für Absenz