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EM verblasst, aber geht nicht weg trotz Amoxi
#1

hallo,

Leider bin ich auf eine unwissende und unmotivierte Ärztin gestoßen... Daher möchte ich hier meine Fragen stellen.

Mein Zeckenstich war vermutlich am 10.7. , entfernt habe ich sie leider erst zwei Tage später. Eine erste Rötung an der Kniekehle war bald vorhanden. War auch beim Arzt, wurde jedoch wieder nach Hause geschickt. Sieben Wochen später habe ich eine wandernde Rötung festgestellt und dann beim Arzt auf eine Blutkontrolle bestanden. IgM 4.1, p25 reaktiv, borrelien igM-AK positiv.
Habe dann auf Amoxicillin bestanden, da ich noch stille. Sollte erst Phenoxymethylpenicillin- Kalium V (oder ähnlich) nehmen, was ich abgelehnt habe.
Nehme Amoxi seit mehr als einer Woche, doch leider ist die Rötung nur etwas kleiner und blasser geworden, aber nicht weggegangen. Amoxi war für 2 Wochen geplant. Reicht das überhaupt? Und was ist aus meiner noch vorhandenen Rötung abzuleiten?
Muss ich Geduld haben? Oder sollte ich auf ein anderes Antibiotikum umstellen lassen? Abstillen und Doxy?

Über fachmännische Ratschläge würde ich mich sehr freuen!

Herzlichen Dank! Viele Grüße, Evi
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Thanks given by: borrärger
#2

Hallo Evi,

zunächst solltest du deiner Ärztin keinen Vorwurf machen. Was in der Fachwelt nämlich diskutiert wird, darüber kann man nur den Kopf schütteln und es macht auch nicht wirklich gute Laune, sich da tiefer in die Materie hineinzubegeben, wenn man die Diskussionen kennt, die sich damit befassen.

Zunächst ist es gut, dass du das Amoxicillin nimmst und dass die Rötung verblasst. Letztlich ist es aber auch so, dass die Reste der Borrelien immer noch in der Haut sind und diese auch durchaus Entzündungsreaktionen auslösen können, so dass die Stelle auch weiterhin noch eine ganze Weile sichtbar bleiben kann.

Ich persönlich würde bei einer gesicherten Wanderröte auch mindestens 4 Wochen Antibiotika nehmen wollen, wobei ich persönlich weder Amoxicillin und Doxycyclin in ihrer Wirkung gegen Borrelien den Vorzug geben würde. (In dieser Zeit sollten alle Borrelien zumindest einen Teilungszyklus, in dem sie mit Antibiotika angreifbar sind durchlaufen haben)

Falls nun doch noch andere Symptome dazukämen, würde ich auf alle Fälle das Antibiotikum wechseln und weiterbehandeln.

Wichtig zu wissen ist, dass es keine gesicherten Erkenntnisse gibt, die über die Länge der Antibiotikagabe eindeutige Empfehlungen ableiten lassen.

Die derzeitigen
Behandlungsempfehlungen in Deutschland (Europa) für Erythema Migrans ohne weiteren Symptome liegen bei
Doxycycline 100 mg 2xtgl. oder
Amoxicillin 500 – 1000 mg 3xtgl.
oder
Cefuroxime-axetil 500 mg 2xtgl.
(Dauer 14 – 21 Tage
oder
Azithromycin 250 mg 2xtgl.
Dauer 5 – 10 T
(Hofmann et al)

Die deutsche Borreliosegesellschaft empfiehlt:

Doxycyclin 400mg/d
oder
Amoxycillin 3000-6000mg/d
oder
Cefuroxim 2x 500mg/d
oder
Clarithromycin 500-1000mg/d
oder
Azithromycin 500 mg/ 3-4x/W
Dauer
mindestens 4 Wochen

Amerikanische Empfehlungen (ILADS) lauten:
Anwendungsdauer 10Tage bis 21 Tage bzw. oder
Anwendungsdauer 4-6 Wochen (Präferenz)
Amoxicillin 1500-2000mg/d
Kinder: 50mg/d verteilt auf 3 Dosen max 1500mg
Cefuroxim 2x500mg/d
Kinder prokg: 20-30mg/d verteilt auf 2 Dosen max 1000mg
Doxycyclin 2x100mg
Kinder ab 8 Jahren pro kg: 4mg/d verteilt auf 2 Dosen max. 200 mg
Azithromycin 10mg/kg an Tag 1, danach 5-10mg/kg/d max. 500mg/d
Bei Persistenz: Höhere Dosierungen nach Bedarf ggf auch kombiniert mit intrazellulär wirksamen Antibiotika
Wiederholung der 4-6 wöchigen Behandlung bei weiterer Symptompersistenz

Was nun richtig oder falsch ist, darüber gibt es eigentlich nur die eigene Wahrnehmung des Heilungsverlaufs.
Ich kenne durchaus Leute, die auch nach 14 Tagen Behandlung keinerlei Folgebeschwerden bekommen haben.

Es ist leider das Dilemma, in dem wir uns befinden, dass die Studienlage nicht wirklich befriedigend ist, die eine eindeutige Empfehlung zuließe.

Liebe Grüße Urmel

Mitglied bei => Onlyme-Aktion.org

Lass das Verhalten anderer nicht deinen inneren Frieden stören (Dalai Lama)
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#3

Hallo,

ich will jetzt keine Panik verbreiten, aber es wäre vielleicht auch nicht verkehrt bei einer floriden Borrelieninfektion abzustillen. Es sind zwar keine Fälle bekannt, dass es durch die Muttermilch übertragen wird, aber wirklich Ahnung hat doch keiner beim Thema Borreliose. Der Vorteil wäre, dass Du Doxy nehmen könntest, das auch gleichzeitig noch Co-Infektionen bekämpft.

lg luddi

Macht mit bei: www.onlyme-aktion.org

Alle meine Aussagen sind persönliche Meinungen und ersetzen keinen Arztbesuch!


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Thanks given by: borrärger
#4

Guten Tag Evi,

ich kann nicht sagen was genau dir hilft. Da du aber eine Entscheidung treffen möchtest, du in der Zirka 8. Woche nach dem Zeckenstich bist, ist Wissen wichtig. Vielleicht können folgende Infos dir und deiner Ärztin hilfreich sein.
Jahrestagung in Erfurt 2014
http://www.borreliose-gesellschaft.de/Un...eutter.pdf

Zitat:Dieter Hassler, Kraichtal 2006

Auch mehr als dreißig Jahre nach Entdeckung der Borreliose als Krankheitsentität sind die verfügbaren Daten zur Therapie erstaunlich dürftig. Nur wenige kontrollierte Studien und etwas zahlreichere In-vitro-Daten stehen zur Verfügung. Trotzdem haben sich Quasi-Standards zur phasengerechten Therapie der Borreliose etabliert. In der Phase I, der Lokalinfektion, gelten Doxycyclin bei Erwachsenen und Amoxicillin bei Kindern als Therapie der Wahl, in der chronischen Phase der Infektion lassen nur intravenöse Cephalosporine der dritten Generation einen Heilungserfolg erwarten.
2015 dto
Aus:
http://www.dieterhassler.de/index.php?id=165
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Thanks given by: borrärger
#5

Urmel schrieb:

Zitat:... wobei ich persönlich weder Amoxicillin und Doxycyclin in ihrer Wirkung gegen Borrelien den Vorzug geben würde.

Welchem Antibiotika würdest Du dann den Vorzug geben?


Zitat:Ich kenne durchaus Leute, die auch nach 14 Tagen Behandlung keinerlei Folgebeschwerden bekommen haben.


Wie lange sind diese Menschen nun ohne Folgebeschwerden?

Zitat:Es ist leider das Dilemma, in dem wir uns befinden, dass die Studienlage nicht wirklich befriedigend ist, die eine eindeutige Empfehlung zuließe.

Da hast Du, leider, recht. Es macht die Lage, für die Ärzte, aber auch uns Patienten, sehr schwierig.
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Thanks given by: KeyLymePie , borrärger
#6

Urmel schrieb:

Zitat:Welchem Antibiotika würdest Du dann den Vorzug geben?

Wenn ich Befürchtungen hätte, dass Coinfektionen dabei sind, sprich bei größeren oder unklaren Begleitbeschwerden, würde ich bei einer frischen Infektion Doxycyclin bevorzugen. Wenn ich stillen würde und/oder im Sommer viel draussen wäre, Amoxicillin. Bei einer satten Manifesten Neuroborreliose mit neurologischen Ausfallerscheinungen Ceftriaxon i.v.
Zitat:Wie lange sind diese Menschen nun ohne Folgebeschwerden?

Zum Teil schon über dreissig Jahre. ich kenne auch einen Fall mit manifester gesicherter Neuroborreliose, wo 14 Tage Ceftriaxon ausgereicht haben, der auch schon sehr lange (mindestens 10 Jahre) her ist

Zitat:Da hast Du, leider, recht. Es macht die Lage, für die Ärzte, aber auch uns Patienten, sehr schwierig.

Stimmt leider, insbesondere, wenn die Beschwerden trotz antibiotischer Therapie bestehen bleiben. Zu diesen Behandlungen gibt es derzeit so gut wie überhaupt keine gesicherten Erkenntnisse, nur Erfahrungswerte, die sich schwer auf andere übertragen lassen. Da kenne ich eben leider auch genug Fälle. Man kann nur hoffen, dass man nicht dabei ist.

Mitglied bei => Onlyme-Aktion.org

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Thanks given by: KeyLymePie , borrärger , Hydrangea
#7

Ich kenne jemanden 2 X 4gr. Ceftriaxon und Ernährungsumstellung. Kaum Zucker, Kohlenhydrate ... Über 10 Jahre beschwerdefrei, auch 2015 noch, was Borreliose anbelangt. Ist selbst ein Arzt, der Borreliose behandelt.

Ein anderer Mensch, den ich kenne, seit weit über 10 Jahren AB. Ist bei einem Borre Spezi in Behandlung. Sein Sohn Med. Arzt/Prof. in Heidelberg, findet auch keine bessere Lösung.

Es ist wohl manchmal nicht ausreichend, Geld, Erfahrung und einen engagierten Arzt zu haben.
Hier (ein Pferd) wurde sicher auch alles versucht.
http://www.st-georg.de/news/chacco-blue-...reliose-2/

Darum halte ich, der Laie ist, die frühzeitige Behandlung (4/6 Wochen) nach einen Zeckenstich, für so wichtig. Und finde es so menschenverachtend, wenn Betroffene um 100 mg mehr an Antibiotika betteln müssen. Oder um 1 Woche längere Verabreichung.
Bei zig Erkrankungen werden dem Patienten Antibiotika förmlich hinterher geworfen. Zumindestens bis vor einiger Zeit.

Damit ich nicht falsch verstanden werde, es sind die Menschen die falsch, zu spät, überhaupt nicht behandelt wurden, die Leiden müssen, wie ich es nicht wirklich beschreiben kann.

Es ist ein kleiner Anteil der Infizierten.

Auch ist mein Gefühl, immer mehr Ärzte hinterfragen alte Behandlungshinweise.


Danke - Sunflower
http://forum.onlyme-aktion.org/showthread.php?tid=6145
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Thanks given by: johanna cochius
#8

Vielen Dank für Eure Infos, links und Ratschläge! Ich muss mir das in Ruhe zu Gemüte führen.

Gehe am Dienstag zu einem neuen Arzt. Hoffe, der ist nicht gleich so verärgert, wenn ich seine Behandlungsweise kritisiere bzw. Vorschläge mache.

Ich denke, ich werde darum bitten, die Behandlung um eine Woche zu verlängern.

Abstillen werde ich erstmal nicht, habe noch nirgends gelesen, dass Borrelien in die Muttermilch übergehen können. Heißt natürlich nicht, dass es ausgeschlossen ist...

Zu Ärztin Nr. 1 möchte ich nie mehr gehen.

Wie finde ich denn Ärzte, die sich mit Borreliose auskennen? Wohne in Schwerin.

Vielen herzlichen Dank!
Evi
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Thanks given by: urmel57 , Regi


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