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Neuling hat eine Frage: Wie kann ich einem Bekannten mit Borreliose helfen?
#1


Hallo,
wie fange ich am besten an:

Ich habe einen Bekannten.
Wir kennen uns seit einigen Jahren eher vom Sehen und sehr kurzen Gesprächen.
Seit diesem Jahr haben wir mehr miteinander zu tun und sind daher auch mehr ins Gespräch gekommen.
Er erzählte mir irgendwann etwas von einer anstehenden Hyperthermie.
Danach kam das ganze Thema Borreliose auf. Und damit mindestens 1000 Fragen.
Wochen später dann der Schock: Er hat seit >15 Jahren Borreliose. Also schon eeeewig! ,,Das gibt es - so lange???" Habe ich unwissend gefragt.

Seit dem versuche ich mich selbst irgendwie zu informieren. Ich habe etliche Berichte im Internet zur Entstehung und Behandlung gelesen. Habe mir ein Buch gekauft und bin jetzt hier gelandet....

Zwischendurch spricht er immer mal das eine oder andere Thema seeeehr oberflächlich an:
Starke Müdigkeit, schläft das Wochenende komplett durch um die Arbeitswoche zu schaffen, fährt lange Autofahrten nur als Mitfahrer, hohe Schulden, viele Arzttermine, Herzprobleme, herxen....uvm...

Aber auch andere Dinge: Das es schön ist, dass es mich gibt; dass wir auch mal noch etwas anderes machen, irgendwann nach den Arztterminen; dass er sich auf das nächste Wiedersehen freut...

Aber so richtig lässt er sich nicht auf ein Gespräch ein.

Ich kann ihn sehr schwer in seiner Freizeit erreichen. Schicke daher oft Nachrichten. Aber darauf antwortet er nicht, das sagt er auch offen zu mir.
Ich biete ihm an, ihm zu helfen. Aber darauf antwortet er nicht.
Bei einem unserer seltenen Telefonate sagte er ,,...vielleicht muss ich wirklich einmal Hilfe annehmen..".
Daher gehe ich davon aus, dass er vieles ganz alleine durchsteht.

Ich habe keine Ahnung, wie es ihm gesundheitlich derzeit geht.
Da diese Krankheit so breitgefächert ausfallen kann, mache ich mir nun irgendwie immer Sorgen um ihn.

Wie kann ich solch einer Person helfen?
Ich habe so wahnsinnig viel gelesen und stelle doch fest, dass ich immer noch ahnungslos bin....

Manchmal überkommt mich das Gefühl, dass ich ihn nerve mit all meinen Mails.
Dann schäme ich mich und fühle mich aufdringlich. Es kommt ja auch extrem selten eine Antwort. Dann denke ich wieder, er muss sich ausruhen und hat andere Sorgen. Lass ihm seine Ruhezeiten.
Das geht nun schon seit dem Frühling so...und ich bin immer noch motiviert, aber extrem ratlos.

Kennt jemand solch eine Situation? Wie könnte es weitergehen?

Bin für alle Tipps sehr dankbar.

Hoffentlich habe ich diesen Text hier richtig eingestellt....

Viele Grüße
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Thanks given by:
#2

Hallo Rosa, Icon_winken3Icon_eazy_wink

Ich will Dir jetzt keinen direkten Rat geben; Ich kenne Dich und Deinen Bekannten nicht näher.

Was ich machen würde:

Ich würde Hilfe zur Selbsthilfe anbieten; Oder wenn jemand mal nur reden möchte - auch das.

Diesen "sozialen Rückzug" machen viele die an Borreliose erkrankt sind. Ich bin immer froh, wenn ich meine Ruhe habe.

Ich habe die Erfahrung gemacht, das derjenige der krank ist, seinen Weg der Heilung nur allein gehen kann. Weil für jede Entscheidung, er auch selbst dafür die Verantwortung übernehmen muss.

Das Dilemma bei chronischen Krankheiten wie z.B.. bei Borreliose ist: Es ist eine Multisystemerkankung. Es gibt nicht dieses oder jenes Mittel und dann ist man geheilt. Bei dem einen wirkt es - bei dem anderen nicht.

Viele der Ärzte sind damit überfordert und unser Gesundheitssystem lässt uns im Stich.

Ich wünsche Dir und Deinem Bekannten alles Gute; Vielleicht kannst Du ihn ermuntern sich bei diesem Forum anzumelden. Mir hat das geholfen.

Herzliche Grüße
Waldgeist
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#3

(25.08.2016, 15:25)Rosa schrieb:  Manchmal überkommt mich das Gefühl, dass ich ihn nerve mit all meinen Mails.
Dann schäme ich mich und fühle mich aufdringlich. Es kommt ja auch extrem selten eine Antwort. Dann denke ich wieder, er muss sich ausruhen und hat andere Sorgen. Lass ihm seine Ruhezeiten.
Das geht nun schon seit dem Frühling so...und ich bin immer noch motiviert, aber extrem ratlos.

Kennt jemand solch eine Situation? Wie könnte es weitergehen?
Ich versuche es mal.

Wenn er wirklich so lange Borreliose hat und so wie es klingt auch noch immer damit rumlaboriert - was nicht ungewöhnlich ist - dann kann es gut sein, dass er oft überfordert ist. Im Grunde hat er es dir ja schon gesagt, du brauchst für jedes Stück Kraft eine lange Erholung. Und manchmal liegst du einfach im Bett und denkst du stirbst, weil deine Körper sich anfühlt, als würde jede Energie aus ihm weichen. Es ist schwer zu beschreiben.

Dann hat man keine Kraft zu schreiben und zu telefonieren - no way, egal wie wichtig das in dem Moment für einen wäre.

Bei mir ist die Krankheit in den letzten (knapp) 3 Jahren richtig ausgebrochen und ich habe seitdem mein soziales Leben weitestgehend verloren. Das ist nicht schön, aber so ist es halt. Und ein bisschen Hoffnung, dass wieder besser wird, bleibt ja trotzdem.

Es ist also (vermutlich) nicht so, dass du ihn nervst, es fehlt ihm einfach die Kraft in solchen Momenten. Das Problem ist, du kannst nichts ausmachen, weil du nicht weißt wie es dir in 5 Stunden oder morgen geht. Aber wenn man dann mal mit jemanden spricht freut man sich. Oder ein kurzer gemeinsamer Spaziergang ist etwas Abwechslung.

Alleine bist du mit dieser Krankheit oft.
Zum einen, findest du kaum einen Arzt der, nur die geringste Vorstellung hat, welche Auswirkungen das Ganze hat und auf der anderen Seite ist es schwer halbwegs zu funktionieren. Sei es im Job, aber auch für die Familie und Freunde - sofern sie sich überhaupt um dich Gedanken machen. Man muss so oft Absagen, häufig kurzfristig. Das wirkt auf viele negativ und unzuverlässig, im Job ist das ganz Fatal.

Wirklich Hilfe bekommst du nicht. Nur immer die kleine Hoffnung, dass eine Theraphie anschlägt und Besserung bringt. Aber das du mal ein "Mittel" bekommst das dir konkret gegen deine Beschwerden kriegst, kannste vergessen. Es gibt keine Medikamente gegen die Beschwerden einer Borreliose.
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#4

Hallo Rosa...
Ich kann es einfach nicht rüberbringen,dazu war ich in meiner Hochphase der borreliose (das waren 5-6jahre) einfach nicht in der Lage.
Mainz06 hat das sogut ausgedrückt,beschrieben-finde...es sehr verständlich geschrieben-Danke.
Diese schweren jahre berauben einen-es auszudrücken,verständlich machen,man findet keinen anfang,.
Man erfindet sich stündlich neu-das kann kaum einer verstehen-das sind zum Teil überlebensstrategien.
Ganz toll das du dich da einbringst...ich hätte es ohne meiner Frau kaum geschafft und ohne so mancher User hier auch nicht...war eine üble Zeit und denke-ich habe es bis heute+hierhin ganz gut im Griff.
Wie auch immer...dranbleiben.- anfang -

... auch du bist ein Teil des Wasser`s - das jeder Fisch zum schwimmen braucht...
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#5

Ich möchte mich für die netten und auch sehr langen Antworten bedanken! Es ist mir bewusst, dass ihr selbst wenig Zeit und Kraft für diese Dinge habt.
Ich habe mit einer solch umfangreichen Antwort eines jeden einzelnen gar nicht gerechnet.

Vielen lieben Dank!!!! - Auch an die Leser, welche die einzelnen Antworten angeklickt haben. Zeigt es doch, dass es die Meinung vieler ist.

Und weiterhin ein Dankeschön für die höfliche Art des Kommunizierens in diesem Forum.
Es vermittelt mir ein unbeschreibliches Gefühl des Zusammenhaltes.

Es gibt mir selbst die Zuversicht und Hoffnung doch das richtige zu machen.
***Er ist es wert! Und ich glaube an ihn.***
In unserer schnelllebigen Gesellschaft wird immer eine rasche Kommunikation vorausgesetzt.
Die Uhren ticken bei einer Borreliose einfach anders. Man muss viel Geduld, Zeit und Liebe mitbringen. Das habe ich jetzt verstanden.

Mit den heutigen Informationen habe ich wertvolle Dinge erfahren.

Vielen herzlichen Dank & Euch allen alles erdenklich Gute!!!
Rosa
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#6

Hallo Rosa

Ich hatte oft Mühe, um Hilfe zu bitten, weil ich mit der Zeit das Gefühl bekam, der Alltag sei für andere genauso beschwerlich, wie für mich. Ich wollte niemandem zu Last fallen. Vielleicht hilft es, wenn du deinem Bekannten bewusst machst, dass das nicht so ist und du so fit bist, wie er es mal war.

Eine weitere Hürde, soziale Kontakte aufrecht zu erhalten, war, dass ich nicht mehr die Kraft hatte, zu duschen und die Zähne zu putzen. So wollte ich einfach nicht aus dem Haus. Meine Wohnung sah auch nicht mehr gepflegt aus, sodass ich mich geschämt hätte, jemanden einzuladen. Vielleicht hilft es deinem Bekannten, wenn du ihm anbietest, ihn zuhause zu besuchen und ausdrücklich darauf hinweist, dass du es verstehen kannst, wenn er und sein zuhause nicht perfekt aussehen. Optimalerweise bringst du dein Entsetzen nicht zum Ausdruck, wenn du siehst, wie er leben muss.

Ob du ihm anbieten sollst, ihm etwas abzunehmen (z.B. Küche aufräumen, Bett frisch beziehen etc.) müsstest du ein bisschen erspüren. Ich hätte mich über einen solchen Menschen gefreut, wenn er mir ausdrücklich kommunziert hätte, dass ihn das nicht soviel Kraft kostet wie mich.

LG, Regi

Je mehr ich über die Borreliose weiss, desto mehr weiss ich, dass man fast gar nichts weiss.

Nichts auf der Welt ist gefährlicher als aufrichtige Ignoranz und gewissenhafte Dummheit. (Martin Luther King)

Absenz von Evidenz bedeutet nicht Evidenz für Absenz
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#7

Das haben die anderen toll geschrieben: ich kann Dir nur noch den link von Selbsthilfegruppen anhängen, den kannst Du ihm zuschicken wenn Du willst, da könnt Ihr sehen ob für Euren Postleitzahlenbereich etwas dabei ist, falls Interresse besteht.

http://forum.onlyme-aktion.org/forumdisplay.php?fid=33

liebe Grüße borrärgerIcon_winken3
Glücklich ist der, der hinter den schwarzen Regenwolken auch die Sonne sieht.

^^Mitglied werden^^ und dabei helfen das Forum zu erhalten !!!!!!
Es ist leicht und bewirkt viel.
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Thanks given by: anfang , Regi , Waldgeist , Filenada , Rosa , Extremcouching
#8

Vielleicht kann Herr Püttmann deinen Erfahrungsschatz noch vergrößern, Rosa.
http://www.borreliose-nachrichten.de/dia...-die-wand/
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