(27.06.2014, 19:48)derges schrieb: Meine Neurologin will mir, ohne irgendwelche Untersuchungen anzustellen, auch nur Psychodropse verschreiben. Da sind Straßendealer noch entgegenkommender als so manch ein Facharzt. Die hören wenigstens noch zu, bevor sie Empfehlungen geben.
Haha, diese Empfehlungen habe ich auch gleich 2x bekommen. Im ambulanten Abschlussgespräch der neurologischen Klinik, nachdem ich nochmals von einer gewissen leichten (körperlichen) Ermüdbarkeit berichtet hatte. Auch der Neurologe, bei dem ich zuletzt ambulant war, "empfahl" mir gleich im ersten Gespräch ein "niedrig dosiertes Antidepressivum" gegen neuropathisch verursachte Schmerzen und Ermüdbarkeit.
Ich sollte beim nächsten Mal, ca. 7-8 Wochen später, doch über die Wirkung "berichten".
Nun habe ich diese nicht eingenommen, fand es dann aber sehr bezeichnend, wie der Ablauf vor und im zweiten Gespräch war: Zunächst einmal habe ich mehrfach in der Praxis vor dem zweiten Termin angerufen und um einen weiteren Titer-Test gebeten. (Dazu hatte mich die Klinik regelrecht aufgefordert, vgl. oben zitierten Bericht.) Dieser wurde dann direkt vor dem Arzt-Gespräch auch veranlasst (Blutabnahme), im anschließenden Gespräch ging der Neurologe nur noch einmal seine auf dem PC erfassten Berichte durch, u.a. einen vorläufigen Entlassungsbrief aus der Klinik, und hielt mir einen kleinen Vortrag über mein Älterwerden, das ich akzeptieren müsse. Nach den im letzten Gespräch verschriebenen Antidepressiva und deren Wirkung fragte er nicht einmal nach!!!
Dann sah er meinen "Fall" als abgeschlossen an und wollte einen Bericht an die Hausarztpraxis fertigstellen; das Ergebnis des Titertestes hatte er aber ja noch gar nicht, das Blut war gerade erst abgenommen worden.
Eine Woche später habe ich dann dort angerufen und nach dem Ergebnis gefragt, der Arzt war an diesem Tag nicht da, erst sollte ich diesen nicht bekommen, erst auf mein Insistieren ("Bisher habe ich alle Befunde ausgehändigt bekommen") hin konnte ich mir abholen. Das Ergebnis habe ich oben schon zitiert: weiterhin positiv. Dieser Laborbericht enthält aber fast keine Werte, sondern lediglich die Feststellung, dass sich gegenüber früher keine signifikanten Veränderungen gezeigt hätten.
Insgesamt habe ich meine beiden Besuche bei diesem Neurologen als Totalverarschung empfunden und überleg noch, der Ärztekammer einen netten Brief zu schreiben.
Über einen weiteren "Hammer", der die ganze Krankheit unseres schulmedizinischen Systems noch mehr verdeutlicht, bin ich erst heute gestoßen:
Zum Verständnis vorweg: Juni 2013 (Borreliose-Test Hausarzt: positiv) Oktober 2013 (2. Borreliose-Test Neurologe: wieder positiv). Wg. Verdacht auf Polyneuropathie im November 2013 in neurologischer Klinik (3. Titer-Test positiv, Liquorbefund negativ).
In 2014 Wechsel zu einem anderen Neurologen wg. zu langer Wartezeiten, über diesen habe ich eben berichtet.
Nun habe ich selbst immer darauf geachtet, mir alle Befunde und ärztlichen Diagnosen auch persönlich aushändigen zu lassen - so schlau war ich immerhin schon beim Verdacht auf Borreliose ...
Von der neurologischen Klinik hatte ich immer nur einen vorläufigen Arztbrief, den ich bei Entlassung mitbekommen hatte, nie aber den eigentlichen Abschlussbericht.
Wg. des Wechsels des Neurologen hatte ich immer gedacht, der Abschlussbericht sei dorthin geschickt worden. Diese waren für mich schwer zu erreichen; vor dem zweiten Besuch des anderen Neurologen hatte ich das noch einmal intensiv versucht.
Habe dann mehrfach in der neurologischen Klinik angerufen und bemerkte dann, dass der Abschlussbericht möglicherweise nie geschrieben worden ist. Erst meine wiederholten Anrufe haben bewirkt, dass ich heute - mehrere Wochen nach dem Telefonieren - den Bericht tatsächlich bekam, unterschrieben von allen Ärzten der Klinik.
Datiert ist der Bericht vom 29.11.2013 (gerichtet an damaligen Neurologen), enthält dann jedoch als Anlage einen Liquorbefund 04.12.2013 und am Ende einen direkten Bezug zu einem ambulanten Nachgespräch, das erst im Januar 2014 stattgefunden hat.
Im Klartext heißt das wohl: Der Abschlussbericht ist jetzt erst verfasst und geschrieben worden (weite Teile decken sich mit dem vorläufigen Arztbericht) und hätte ich nicht mehrfach nachgefragt, wäre er nie geschrieben worden.
Keiner meiner Ärzte - Hausarzt, zweiter Neurologe - ist von sich aus darauf gekommen, diesen Bericht anzufordern. Man hat mich (!) immer nur nach meiner Darstellung des ambulanten Abschlussgespräches gefragt.
Immerhin enthält dieser Bericht die direkte Aufforderung zur weiteren Überprüfung klinischer Symptomatik und der Laborwerte.
Was macht der zweite Neurologe: Wartet die Laborwerte gar nicht ab, schließt die Behandlung schon vorher ...
In diesem System ist eine differenzierte Diagnostik überhaupt nicht möglich! Am ehrlichsten war immer noch die Oberärztin der neurologischen Klinik, die selbst einräumte, dass viele Ursachen einer Polyneuropathie noch gar nicht erforscht seien und sich immerhin vorsichtig äußerte, kpl. ausgeschlossen hatte sie eine Borreliose definitiv nicht.
Ambulante Ärzte beten nur stereotyp Sätze aus den Titer-Befunden nach: "... ist als Seronarbe zu bewerten ..." Sie könnten ebenso ein Schild an ihre Praxis heften. "Komplizierte diagnostische Herausforderungen werden hier NICHT akzeptiert." (Wir verdienen unsere Kohle mit Durchlauf. Neurologen: Antidepressiva verschreiben. Orthopäden: Spritzen verabreichen, möglichst privat liquidiert ...)
Aber ich werde auch innerhalb dieses Systems nicht locker lassen!
(Hinweisen auf spezialisierte Ärzte gehe ich natürlich trotzdem nach. Vielen Dank für eure lieben Hinweise!!!)