Zitat:Nur das dürfte das Problem sein. Man weiß bei den meisten Artemisia annua Produkten nicht, wie viel Artemisinin tatsächlich enthalten ist. Deswegen finde ich persönlich es schwierig, ob man Artemisia annua oder Artemisinin empfehlen soll. Denn Artemisinin wirkt vermutlich um ein mehrere hundertfaches stärker als die anderen Komponenten von Artemisia annua.
Das kommt darauf an, wofür man es einsetzt. Reines Artemisinin führt bei Malaria zum Beispiel zunehmend zu Resistenzen(bei einer Studie sind die Malaria Erreger in eine "Schlaf"-Phase übergegangen, sobald sie mit Artemsinin in Kontakt kamen und später wieder erwacht
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21385409 ) und Artemisia annua wurde ja entdeckt, weil man in dem Gebiet, in dem es benutzt wurde, fast keine Malaria-Fälle hatte.
In der klinischen Praxis wird reines Artemisinin soweit ich weiß nicht eingesetzt (sondern semi-synthetische Derivate), wegen der schlechteren Bioverfügbarkeit.
Wenn im Herbst geerntet wird, hat die frische Pflanze einen Artemisinin-Gehalt von 0,74 bis 1,4% (was heißt, dass beträchtliche Mengen eingenommen werden müssen für eine effektive Malariatherapie).
Ob die anderen Komponenten wirklich so viel schwächer sind, kann ich jetzt nicht sagen (man hat sich auch ziemlich auf Artemisinin fixiert), aber wenn du dir die verlinkte Studie ansieht, wirst du sehen, dass dort Artemisia annua gegen Malaria wirkte, obwohl der Artemisinin-Gehalt im Grunde zu gering war, um dafür verantwortlich zu sein.
Bei einigen Komponenten hat man festgestellt, dass durch sie die benötigte Artemisinin-Menge um das 3-5fache reduziert wird.
Es steht auch im Raum, dass diese Flavonoide die Auto-Induktion reduzieren.
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20657468
Zudem kommt, dass die ganze Pflanze viel breitbandiger wirkt (u.a. auch antifungale und antivirale Eigenschaften; bemerkenswert antibakteriell ist jedoch eher das ätherische Öl, was wiederum nicht systemisch wirkt) und weniger zu Nebenwirkungen neigt.
Bei der Borreliose, wo es keine Studien, sondern nur Mutmaßungen und Behauptungen gibt, finde ich den Einsatz von Artemisinin bzw. Artemisia annua generell etwas fragwürdig.
Gerade Aussagen wie Zystknacker oder zugeschriebene antibakterielle Eigenschaften stehe ich doch eher skeptisch gegenüber, solange es keine Studien dazu gibt (Frau Dr. Sapi, Sie dürfen).
Bei der ganzen Pflanze kommt es übrigens, wie immer, auch auf die Form an, in der man es einnimmt. Frisch ist die Pflanze am effektivsten. Viele der wirksamen Komponenten, Artemisinin z.B., sind nicht sehr gut wasserlöslich, jedoch sehr gut löslich in Fetten und Alkohol.
Ob da reine Artemisia annua Kapseln, wie meist angewendet, das Richtige sind?
Was, vermute ich einfach mal, auch ein Grund ist, warum man sich so auf das Artemisinin fixiert hat ist, dass sich leichter Geld damit machen lässt. Gerade für Malaria besteht ja ein riesengroßer Markt.