Zitat:Blut wurde ja untersucht. Nur weiss ich nicht welcher Wert genau. Ergebnis gab es bereits am nächsten Tag. Mir wurde nun gesagt das sei für richtige Werte viel zu kurz :/
Du hast das Recht auf die Laborbefunde in Kopie (der Befund vom Labor, nicht irgendwelche Ausdrucke aus der KG). Es sind wichtige Unterlagen und wenn du alles tun willst, was irgendwie hilfreich sein könnte, dann forderst du die Laborbefunde an. Dort könnte man sehen, welcher Test gemacht wurde. Das Vorgehen nach geltender Lehrmeinung ist wie folgt:
ELISA (erster Suchtest) je von den Antikörperklasse IgG und IgM. Ist der ELISA positiv, muss ein Blot (Bestätigungstest) nachgeschoben werden. Wenn nur der ELISA IgG positiv ist, wird in den Labors oft nur der Blot von den IgG gemacht. Analog, wenn nur ELISA IgM positiv ist.
Ob bei grenzwertigem ELISA ein Blot auch Pflicht ist, weiss ich nicht. Spezis lassen in der Regel immer einen Blot machen, egal ob ELISA positiv oder nicht.
Im Blot kann man unter Umständen anhand der positiven Banden sehen, ob der Immunkontakt mit den Borrelien schon länger dauert. ELISA kann dazu nichts aussagen.
Geltende Lehrmeinung sieht aber auch klar vor, bei einer Wanderröte auf Tests zu verzichten, weil die im Frühstadium häufig falsch negativ sind. Die Wanderröte ist eine Blickdiagnose und sichert sie, wenn sie so typisch aussieht wie bei deinem Sohn. Deshalb die Aussage, dass es für richtige Werte zu kurz sei. "Richtige" Werte bekommst du sowieso nie, weil die Tests nicht standardisiert sind.
Sollte dein Kleiner aber schon länger infiziert sein, würde man das möglicherweise an den Testergebnissen sehen. IgG werden in der Regel erst später gebildet. Und bestimmte Banden im Blot weisen auf kurzen oder länger dauernden Immunkontakt hin. Es gibt bei den Borreliose-Tests nicht einfach nur positiv oder negativ. Diese komplizierten Zusammenhänge sind vielen Ärzten nicht bewusst. Deshalb erzählt dir jeder was anderes. Ich hatte vor meinen Umzügen einen Hausarzt, der liess sich regelmässig von mir die Borrelienbefunde anderer Patienten interpretieren. Deshalb darfst du nicht allzu grosse Ansprüche auf entsprechende Kompetenzen der Ärzte haben.
Wenn du mit Ärzten über Laborbefunde diskutieren willst, müsstest du selbst verstehen können, wie das funktioniert, sonst erzählt dir jeder das Blaue vom Himmel.
Beim ganzen HickHack um die Diagnostik solltest du das eigentliche Ziel nicht aus den Augen verlieren. Die klinische Kontrolle ist das A und O. Die Therapiedauer und das Therapieregime muss nach meiner Vernunft und Logik dem klinischen Verlauf angepasst werden und nicht irgendwelchen Laborwerten. Geltende Lehrmeinung sieht das nicht so und plafoniert die Therapiedauer in irgendwelchen Tabellen, die auf wenig belastbaren Daten basieren.
Ich hoffe, du findest einen vernünftigen Spezi. Vernünftig ist meiner Meinung, wenn der Spezi die Therapien individuell, je nach Verlauf festsetzt und bei mangelhaftem Ansprechen das AB wechselt. Es gibt kein Richtig oder Falsch, das auf alle Patienten zutrifft. Dem solltest du dir bewusst sein. Sobald eine Borreliose nicht nach Schulbuch verläuft, ist alles nur noch Rumpröbelei. Schade, dass dieses Bewusstsein bei den Programmierern geltender Lehrmeinung noch nicht angekommen ist. Lieber überlässt man die Patienten ihrem Schicksal, egal ob deren Leben erst gerade begonnen hat. Schlimm, wenn du mich fragst, aber offensichtlich nicht zu ändern - trotz schon jahrzehnte langer Bemühungen von Patientenvertretern.
LG, Regi