[Tob1601]

Hallo Forum. Bei mir wurde im Juli die Diagnose MS gestellt. Zu meiner Geschichte: alles begann Anfang 2008 mit plötzlichen Depressionen bis hin zu Persönlichkeitsveränderungen, im Herbst dann eine plötzliche Sehnerventzündung auf dem linken Auge die nicht wieder richtig verschwand. Damals war ich beim Augenarzt der nichts feststellen konnte und anschließend auch beim Neurologen der die typischen Finger-Nase Tests durchgeführt hat etc. War alles iO Vorsichtshalber überwies er mich ins MRT. Die MRT Aufnahmen waren in Ordnung. Keine Läsionen etc sichtbar. Ich wurde ohne Befund entlassen. Meine Sehprobleme nahm niemand ernst. In der zwischenscheit hab ich das Gefühl das ich mich psychisch/geistig immer weiter bergab bewegte. Konnte kaum noch bei normalen Unterhaltungen am Ball bleiben...normales klares denken kenn ich auch nicht mehr. Zudem ständig erschöpft/müde. Ich war jetzt im Juli 2012 nochmals bei einen Neurologen der ein VEP Test durchführte. Es war eine deutliche Verzögerung auf dem linken Auge sichtbar. Er legte mir nahe eine Lumbalpunktion durchführen zu lassen. Dies geschah auch. Der Befund lautet: entzündlicher Prozess im ZNS. Leider wurde versäumt auf mögliche Antikörper gegen andere Bakterien/Viren zu testen. Der Neurologe veranlasste auch keine weiteren Untersuchungen zur Differentialdiagnostik. Kurz darauf neues MRT mit einer sichtbaren Läsion am Gehirn. Soweit ist Mc Donald erfüllt und ich hab MS. Ich hab mich im nachhinein nochmal im Internet belesen und viele angebliche MS Fälle gesehen wo sich die MS im nachhinein als andere Krankheit entpuppte. So wie zum Beispiel eine Neuroborreliose. Ich bin auf viele Seiten gestoßen wo die Neuroborreliose beschrieben war und fand mich in sehr vielen symptomen wieder vor allem der psychischen. Ich hab mich kundig gemacht und einen Borreliose Spezialisten in der Umgebung aufgesucht (was sich als sehr schwierig erwies). Dieser veranlasste den LTT Test der negativ ausfiehl. Der Arzt meinte das eine Borreliose nie zu 100% Labortechnisch ausgeschlossen werden kann. Er meinte das sich hinter den symptomen auf jeden Fall so etwas verbergen kann und um dies rauszubekommen könnte man nur eine Antibiotika Therapie "versuchen". Er verschrieb mir Minocyclin wegen der guten Blut-Hirn-Schranken durchdringbarkeit. Ich nehme sie seit 7 Tagen (2x100mg täglich). Nach den ersten 3 Tagen hatte ich furchtbare Schweißausbrüche Tag und Nacht sowie heftigste Angst/Panikattacken. Am 4 Tag der einahme spürte ich wie mein linker fuss sich Taub anfühlte (in meiner jetzigen "MS Karriere" hatte ich nur mit dem Augen Probleme und keine motorischen Probleme). Am nächsten Tag war das wieder weg und tritt nur noch gelegentlich auf. Zudem hab ich häufiges Muskelzucken vor allem in dem Beinen. Plötzliche Kreuzschmerzen und vorrübergehendes noch schlechteres sehen waren auch dabei. Im Kopf hab ich ein ständiges Gefühl von benebelt sein. Husten ist auch noch dazu gekommen. Jetzt steht die Frage im Raum woher diese Symptome kommen? Schlägt das AB an oder sind das einfach nur Nebenwirkungen? Danke für eure Antworten!!!

[leonie tomate]

Hallo Tobi,

herzlich willkommen in diesem Forum.
Schön, dass du uns gefunden hast.

Es kann tatsächlich ursächlich eine Borreliose sein, die deine Beschwerden auslöst.
Die Symptome dieser Infektionskrankheit sind äußerst vielfältig und unspezifisch.
Es gibt nur sehr wenige Mediziner die sich damit auskennen und bereit sind adäquat zu therapieren.
Das musstest du ja auch schon feststellen.

Eine Augen-Problematik ist dabei nicht ungewöhnlich. Viele Betroffene leiden darunter.

So schreibt Frau Dr. Hopf-Seidel in ihrem Buch S. 206:

"Es werden häufig Entzündungen der Bindehaut, der Hornhaut, auch der Netzhaut und des Sehnervs, des N. opticus, berichtet. Das kann bei erstmaligem Auftreten sogar zu Verwechselungen mit einer multiplen Sklerose (MS) führen, da deren typisches Erstsymptom eine Entzündung des Sehnervs hinter dem Augapfel sein kann (sogenannte Retrobulbärneuritis)." usw usf...

Eine Abgrenzung zwischen einer Borreliose und einer MS ist oft nicht einfach. Es gibt gar nicht so wenige Menschen, die zum Teil jahrelang fehldiagnostiziert und -therapiert wurden.

Dazu gibt es hier einen Thread:

http://forum.onlyme-aktion.org/showthread.php?tid=563

Was nun die Beschwerden unter der Antibiotikaeinnahme angeht: Sie können ein weiteres, wichtiges Indiz sein, dass eine Infektion mit Borrelien bei dir vorliegt.

Nach deinen Beschreibungen hört sich das für mich, nach typischen "Herxheimer-Reaktionen" an.

http://forum.onlyme-aktion.org/showthread.php?tid=986

Ich denke, du bist mit deinem Borrelioseverdacht auf der richtigen Spur.


Liebe Grüße

Leonie

[Stahlkocher]

Hallo Tobi,

Leonie hat wohl recht mit ihren Annahmen.Bei lief das ähnlich.Nur das man das Nervenwasser auch auf Antikörper untersucht und auch was gefundenhat.Zwei Monate später noch mal eine Kontroll LP.
gleiches Ergebnis.
Die starken Reaktionen werden wohl eine "Herx sein.Mach mal Deine Therapie zu Ende,dann wirst DU sehen wie sie wirkt.Ist auch bei jedem anders.Leider kann eine vollständige Gesundung nicht garantiert werden.


Gruß vom Stahlkocher

[Regi]

Hallo Tobi

Herxheimer und Nebenwirkungen von AB sind bei der Borreliose sehr schwierig abzugrenzen. Es stehen keine Diagnostika zur Verfügung, das eine vom anderen zu unterscheiden. Es ist also müssig, sich zu fragen, woher das kommt.

Da bleibt dir nur übrig, dich durchzubeissen. Wenn es unerträglich wird, musst du unbedingt mit deinem Spezi reden. Schön, dass er dich auf Verdacht behandelt. Mir sagte mal ein Arzt nach einem Referat, dass er selbst erst einmal Mino schlucken würde, wenn er die Diagnose MS bekäme.

Viel Glück mit der Therapie!

LG, Regi

[Tob1601]

Danke schonmal für eure Antworten. Was mir noch seit der AB Einnahme auffällt ist das ich heftigen Tremor habe. Der ganze Körper zittert aber besonders die Hände. Ich hab halt nur bedenken das es ein MS Schub ist aber warum sollte der ausgerechnet jetzt bei der AB Einnahme kommen. Über 2 Jahre war ja nämlich nichts gewesen...

[Niki]

Hallo Tobi,
ganz ehrlich, da haben die Neurolgen mal wieder kräftig geschlampert. Bei entzündlichen Veränderungen im Liquor muss eigentlich auch sofort eine Borreliose-Serologie vom Liquor veranlasst werden.
Leider wenn die Neurologen Sehnerventzündung hören, wird sofort alles Richtung MS gelenkt und die überaus wichtige Differential-Diagnose Neuorborreliose außer Acht gelassen.

Wurde außer dem LTT noch ein anderer Test gemacht?

Es ist ein sehr schwieriges Unterfangen die zwei Krankheiten zu unterscheiden, aber unbedingt notwendig (wenn möglich), da die Behandlung komplett unterschiedlich ist. Bei MS wird das Immunsystem unterdrückt, was bei einer Borreliose komplett kontraindiziert ist.

Hattest du wissentlich Zeckenkontakt? Deine Reaktion auf das Mino lässt schon ein wenig aufhorchen.
In so einem Fall ist auch mal zu überlegen, wenn der Arzt mitmacht, mal 2 - 3 Wochen Cefotaxim oder Ceftriaxon zu geben.

Die AUssage von Ärzten bezüglich Antibiotika und MS hab ich auch schon oft gehört - vor allem von Tierärzten. Es steht schon lange im Verdacht, dass Mikroben Auslöser der MS sein können.

LG und alles Gute Niki

[Bluna]

[quote='Regi' pid='6144' dateline='1353865395']
Mir sagte mal ein Arzt nach einem Referat, dass er selbst erst einmal Mino schlucken würde, wenn er die Diagnose MS bekäme.

.. diese Aussage würde ich sofort unterschieben !

Ich stecke seit 11 Jahren in der gleichen Misere und habe offiziell 2 Diagnosen. MS und Borreliose. Sicher ist, dass die Borreliose zuerst da war, aber die MS habe ich nie von der Backe bekommen.

Ich muss allerdings gestehen, dass ich momentan aufgegeben habe. Bin nun schon einige Jahre im Rollstuhl und es ist alles einfach zu schwierig. Es ist ja wie wir alle wissen nicht nur der Rollstuhl. Ich bin einfach müde und zu schwach zum kämpfen.

Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich mit Sicherheit anders handeln.

Dies kann ich Dir nur raten. Mach alles was geht für eine saubere Differentialdiagnose bei einem wirklich erfahrenen, nicht auf einem Auge blinden, Mediziner.

Alles Gute u LG
Bluna

[Tob1601]

Neben den LTT wurde auch ein Westernblot gemacht der ebenfalls negativ war. Ich Spritze seit Juli Interferon (IFN beta-1a) die der MS entgegen wirken sollen und das Immunsystem modulieren sollen. Hab mal wo gelesen das bei Gabe solcher Medikamente falsche Testergebnisse auf borreliose auftreten können. Weiß jemand was genaues? Ich hatte mehrere zeckenbisde. Auch schon in Kindesalter. Nebenbei bin ich auch geocacher.. Halt mich viel in der Natur auf.




Edit: Bitte keine Handelsnamen von Medikamenten angeben.
Gruß Moderator

[Niki]

Hallo Tobi,
solche Medikamente können eine Antikörper-Produktion verhindern. Was natürlich die weitere Diagnose-Findung ungeheuer schwierig macht.

Mit mehreren Zeckenstichen und Geocaching (da gehörst du schon zu einer Risiko-Gruppe) würde ich auf jeden Fall auch Richtung Borreliose gehen. Von Neurologen wirst du da aber mit aller Wahrscheinlichkeit keine Hilfe bekommen. Hast deinen Arzt der die MS behandelt schon mal drauf angesprochen?

Man kann aber sagen, dass eine Antibiotika-Behandlung (auch wenn sie jetzt mal auf gut Glück erfolgt) keine negativen AUswirkungen auf die MS hat, während die Behandlung der MS durchaus negative Auswirkungen auf die Borreliose haben könnte.

Wenn du nun so auf Antibiotika reagierst, dann würde ich das auf jeden Fall probieren. Lies auch mal das Buch "Krank nach Zeckenstich" von Hopf-Seidel.

Mit dem INterferon wirds aber mit den zustätzlichen Tests (die eh schon alle ungenau sind) schwierig.
Wenn ich aber von mir ausgehen würde, würde ich auf jeden Fall eine antibiotische Behandlung bei der Diagnose MS machen. Bei Läsionen im Gehirn würde ich sogar schauen, dass man an 2 bis 3 Wochen Cefotaxim bzw. Ceftriaxon rankommt. Das wäre erstmal bei Neuroborreliose eine ganz gute Behandlung. Mit Mino bist du aber auch ganz gut versorgt, die anderen zwei Medikamente haben zwar auch Nachteile, sind aber etwas besser liquorgängig.

LG Niki

[Helena]

Hallo Tobi, beim Thema MS muss ich auch mal meinen Senf dazu geben, denn auch ich war jemand, der die sichere Diagnose MS hatte. Ich wurde über Monate entsprechend behandelt - mit dem Ergebnis, dass ich fast nicht mehr laufen konnte.
Als ich jede weitere Behandlung gegen MS verweigerte und zu anderen Ärzten ging, wurde die Diagnose Neuroborreliose gestellt.
Antibiotika haben mir viel gebracht, wenn auch noch keine vollständige Heilung. Die ist bei mir mit massiven Schäden im Zentralnervensystem auch eher unwahrscheinlich. Jedenfalls habe ich seit der antibiotischen Behandlung keine weiteren Läsionen mehr bekommen, und das zeigt mir, dass das der richtige Weg war/ist.
LG; Helena