(21.08.2015, 19:14)Angela schrieb: Aber mich würde mal interessieren wie die Krankheit eure Partnerschaft beeinflusst hat...
...habt ihr zusammen dagegen gekämpft?
...konnte euch euer Partner eigentlich "wirklich" helfen bzw beistehen?
...wie seid ihr miteinander umgegangen wenn es euch richtig schlecht ging?
...stand die Borreliose irgendwie zwischen euch?
...gibt bzw gab es Partnerschaften die daran zerbrochen sind
Ich schreibe gerade mal aus meinem 'Off' - ist vielleicht gerade mitten in der Nacht ein kleiner 'lichter Moment', den ich mal ein paar Minuten habe.
Frage 1: Ja, das tun wir. An jedem Tag und mit allen uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten - auch wenn beide Kräfte langsam schwinden.
Frage 2: Nein, wirklich 'helfen' kann er mir natürlich nicht (und es bringt ihn fast zur Verzweiflung, mich im Augenblick quasi 'Dahinsiechen' zu sehen). Aber er ist
da... Und ich weiß, dass das so bleibt - auch wenn es mir in der Seele weh tut, dass auch er sich dadurch immer mehr von seinem 'normalen' Leben entfernt und immer mehr den Krankenpfleger für mich macht.
Frage 3: Er versucht, mir Mut zu machen. Nicht mit irgendwelchen haltlosen Sprüchen wie: 'Du schaffst das schon!' oder 'Bald bist du wieder gesund!' - nein, er eruiert Behandlungsmöglichkeiten, versucht, mir 'nächste Schritte' vorzustellen, entwickelt neben einem Plan A auch noch einen Plan B und auch C. Denn er glaubt immer noch an meine Genesung - wenn's nur umfassend genug und richtig behandelt wird.
Und ehrlich...? Ich bin doch erst seit Frühjahr letzten Jahres so krank - das ist doch noch nicht sooooo lange. Deswegen habe ich die Hoffnung auch noch - auch wenn gerade scheinbar alles zusammenbricht.
Frage 4: Natürlich tut sie das irgendwie. Ich bin nicht mehr der Mensch, der ich vor 'Kurzem' scheinbar noch war. Mittlerweile jammere und quake ich, breche ständig in Tränen aus, kann an keinen Treffen mit Freunden, Verwandten, Bekannten noch teilnehmen, bin sozial vollkommen isoliert.
Und glaub mir: Ich war 'vorher' ein echter Knallfrosch voller Energie, der die Menschen geliebt hat, gerne unter ihnen war und fast überall gut ankam.
Tja, vielleicht kömmt dat irgendwann widder...

Bin jo 'ne noorddütsche Deern, die och mol 'ne stiefe Brise övversteiht.

Aber natürlich beeinflusst die Krankheit das Zusammen- und Sonstwie-Leben.
Frage 5: Kann ich dir Gott sei Dank (noch) nicht beantworten.
Nein, und ich persönlich finde deine Fragen nicht 'daneben', Angela, sonst hätte ich aus meinen 'Ziemlich-Krank-Off' nichts dazu geschrieben.
Ich bin froh, dass ich auch einmal solche Gedanken loswerden konnte - auch wenn mir die Anonymität hinter dem Bildschirm dabei sehr geholfen hat.
So, und jetzt mache ich meine persönliche Seelen-Striptease-Kiste erst mal wieder zu!

'Du hast keine Chance, aber nutze sie.'
Herbert Achternbusch, Die Atlantikschwimmer