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Wieso hilft Ceftriaxon bei chron. Borreliose?
#1

Viele hier haben ja positive Erfahrung mit Ceftriaxon gemacht, wenn ich das richtig überblicke. Man sagt ja, dass Borrelien, vor allem im Spätstadium, hauptsächlich intrazellulär liegen, wo das Ceftriaxon gar nicht hinkommt.

Wieso wirkt es dann doch offensichtlich sehr gut bei Spätborreliose? Jemand eine Idee?
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Thanks given by: johanna cochius , Heinzi
#2

(10.11.2015, 17:45)Markus schrieb:  Viele hier haben ja positive Erfahrung mit Ceftriaxon gemacht, wenn ich das richtig überblicke.

Stimmt es, dass Tetracycline über CYP verstoffwechselt werden, Ceftriaxon nicht? Falls ja, hier eine gewagte und laienhafte Hypothese: Viele chronisch Kranke haben einen CYP-Enzymdefekt, sind also entweder Schnellmetabolisierer (erreichen dadurch keine ausreichenden Wirkspiegel) oder Langsammetabolisierer (haben starke Nebenwirkungen). Vielleicht wirkt insofern Ceftriaxon besser. Außerdem ist es bakterizid.
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Thanks given by: urmel57 , borrärger , Philipp
#3

(10.11.2015, 17:45)Markus schrieb:  Viele hier haben ja positive Erfahrung mit Ceftriaxon gemacht, wenn ich das richtig überblicke. Man sagt ja, dass Borrelien, vor allem im Spätstadium, hauptsächlich intrazellulär liegen, wo das Ceftriaxon gar nicht hinkommt.

Wieso wirkt es dann doch offensichtlich sehr gut bei Spätborreliose? Jemand eine Idee?

Ja, zum einen : Borrelien in voller Größe passen physisch in die meisten Zellen gar nicht hinein, sprich liegen in ihrer vermehrungsfähigen Form vor allem nicht intrazellulär vor - auch wenn es oft anders behauptet wird. Eine Körperzelle hat eine typische Größe von 10µm ein Borrelie 30 µm . Natürlich gibt es auch größere Körperzellen, da würde eine Borrelie dann auch reinpassen. Eine lebende Borrelie vermehrt sich in ca 12 - 36 Stunden. Das ist sehr langsam im Vergleich zu anderen Bakterien. d.h. jede Zelle würde dann ziemlich bald platzen oder die Borrelien müssten sie sehr schnell verlassen, wenn das in ihr geschähe, womit die Borrelien wieder extrazellulär vorliegen.

Zum anderen wurde Ceftriaxon auch eine direkte neuroprotektive Wirkung nachgewiesen, die aber nach Beendigung der Behandlung wieder nachlassen kann, daran darf man immer auch denken, wenn nach Absetzen der Anfangszustand bereits nach wenigen Tagen erreicht ist. Die neuroprotektive Wirkung wurde in einer recht jungen Dissertation beschrieben.

http://www.diss.fu-berlin.de/diss/servle...2.2015.pdf

Auch ist es möglich , dass gerade in einem Stadium, das chronisch geworden ist, noch andere bakterielle Erreger ihr Unwesen treiben, die man dabei miterwischt.

Es spricht also in meinen Augen nichts dagegen in einer Spät- bzw. chronischen Form der Lyme-Borreliose, insbesondere bei Beteiligung des Nervensystems, Ceftriaxon einzusetzen, wenn man die entsprechenden Kontroll- und Sicherheitsratschläge beachtet und sollte sich auch nicht allzusehr wundern, wenn es wirkt.

Liebe Grüße Urmel

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Thanks given by: Heinzi , Niki , Markus , borrärger , Hanna , USch4
#4

(10.11.2015, 20:45)Heinzi schrieb:  
(10.11.2015, 17:45)Markus schrieb:  Viele hier haben ja positive Erfahrung mit Ceftriaxon gemacht, wenn ich das richtig überblicke.

Stimmt es, dass Tetracycline über CYP verstoffwechselt werden, Ceftriaxon nicht?

Ceftriaxon wird nicht über die CYP verstoffwechselt aber sowohl über die Galle als auch über die Niere ausgeschieden. Das heißt, der Metabolismus der Lebeverstoffwechlung spielt tatsächlich dafür so gut wie keine Rolle. Darmbakterien können es dann zerlegen. http://www.pharmazie.com/graphic/A/21/1-23921.pdf

Der überwiegende Anteile von Doxycyclin wird so gut wie nicht über die Cyp verstoffwechselt und hauptsächlich über die Leber ausgeschieden. Im Darm wird es als Chelat gebunden und steht dann dem Körper nicht mehr zur Verfügung . Zudem hat Doxycyclin eine hohe Eiweißbindung an Albumin. Ich vermute, dass es dann auch zu Problemen kommen kann, wenn zu wenig Albumine vorliegen, wenn dann doch die Chelatbildung im Darm sehr schnell von stattengeht, durch Zufuhr mehrwertiger Kationen von Calcium, Magnesium, Eisen, Aluminium, etc. aber auch andere Mittel wie Cholestyramin. Trotzdem wird auch über andere Mechanismen eine Verkürzung der Plasmahalbwertszeit beschrieben. (hier berichten einige ja auch immer wieder darüber, dass sie die theoretischen Plasmakonzentrationen nicht erreichen)
http://www.pharmazie.com/graphic/A/28/1-21628.pdf

Liebe Grüße Urmel

Mitglied bei => Onlyme-Aktion.org

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Thanks given by: Niki , borrärger
#5

Hallo Markus,

Ceftriaxon wie auch Cefotaxim sind auch für die Behandlung einer chronischen Borreliose geeignet.

Zweimal konnte bei mir mit der Behandlung der Antikörper-Titer deutlich gesenkt werden und Banden im Westernblot sind verschwunden. Das ist zum Glück in einem Labor nachgewiesen worden, das jedes "Lager" akzeptiert. Auf Grund dessen wurde mir auch von einer Uni-Klinik bei wieder ansteigendem Titer (was bei mir auch passiert) weitere Therapien empfohlen.

Mein persönlicher subjektiver Eindruck von der Wirkung ist, dass das Ceftriaxon vor allem bei neurologischen Beschwerden sehr gut wirkt und ich oftmals das Problem nach 2 Wochen weg hatte.

Das war einmal nach 3 aufeinanderfolgenden Gehörstürzen der Fall (nach 2 Wochen war der Spuk weg) und ebenfalls nach Blutdruckentgleisung mit drohender Ohnmacht (das war ganz gruselig und nachdem das bis zu 6 mal am Tag aufgetreten ist, ging nicht mehr viel). Damals war nach 2 Wochen Cefotaxim 2 x 3 g der Spuk komplett vorbei.

Die Wirkung ist am besten bei sehr starken Beschwerden, wenn auch mit einer hohen Erregerlast zu rechnen ist. Bei latenten Beschwerden hat es bei mir so gut wie keine Wirkung. Ebenfalls meine Muskelschmerzen mit erhöhtem CK reagieren so gut wie gar nicht auf Ceftriaxon bzw. Cefotaxim, dafür umso besser auf Tetracycline (vor allem Minocyclin) und Artemisa (damit konnte ich aktuell den CK um 400 Einheiten senken)

Trotz der guten Wirkung von Antibiotika bekomme ich aber trotzdem immer wieder Rückfälle.

Aber...so isses bei mir....bei einem anderen kann es sich schon wieder ganz anders verhalten.

LG Niki

Gehört zu den Onlyme-Aktivisten: www.onlyme-aktion.org
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Thanks given by: hanni , urmel57 , borrärger
#6

Ceftriaxon und auch Cefotaxim in der Borreliose Behandlung.
Hier eine Abhandlung aus den Anfangszeiten (1990) der Antibiotika.

Therapie der Lyme-Borreliose
Michael M. Kochen, Carla Rosendahl
Reviewer: Peter Herzer, Vera Preac-Mursic, Norbert Satz
pharma-kritik Jahrgang 12 , Nummer 19, PK580
Aus:
http://www.infomed.ch/pk_template.php?pkid=580
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Thanks given by: borrärger
#7

(11.11.2015, 08:29)urmel57 schrieb:  Ja, zum einen : Borrelien in voller Größe passen physisch in die meisten Zellen gar nicht hinein, sprich liegen in ihrer vermehrungsfähigen Form vor allem nicht intrazellulär vor - auch wenn es oft anders behauptet wird. Eine Körperzelle hat eine typische Größe von 10µm ein Borrelie 30 µm . Natürlich gibt es auch größere Körperzellen, da würde eine Borrelie dann auch reinpassen. Eine lebende Borrelie vermehrt sich in ca 12 - 36 Stunden. Das ist sehr langsam im Vergleich zu anderen Bakterien. d.h. jede Zelle würde dann ziemlich bald platzen oder die Borrelien müssten sie sehr schnell verlassen, wenn das in ihr geschähe, womit die Borrelien wieder extrazellulär vorliegen.

Das klingt plausibel. Jedenfalls liegen die Borrelien wohl in relevantem Maß extrazellulär vor, sonst würde Ceftriaxon auch nicht so gut und oftmals nachhaltig helfen.

Betalaktame sind mir trotz potentieller NW und der parenteralen Gabe doch recht sympathische ABs: Sie werden wie schon erwähnt nicht oder kaum metabolisiert, d.h. man kann die Behandlung dann gut mit Kräutern kombinieren. Und: Da die Betalaktame nicht in die Zellen kommen, besteht auch keine Gefahr von Schäden an den Mitochondrien.
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Thanks given by: urmel57 , borrärger
#8

Mir hat am allerbesten Azi gehofen und ich bin mindestens in Stadium3, daher glaube ich das hier

http://www.borreliose-gesellschaft.de/Un...eutter.pdf



Wenn Ceftriaxon würde ich 4g nehmen, das hat deutlich besser gewirkt als 2g, zumindest bei mir.

liebe Grüße borrärgerIcon_winken3
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#9

Ich hatte jetzt 10 Tage Ceftriaxon (2g) und habe darunter Symptomverschlechterung und auch geschwollene Lymphknoten erlebt. Da ich mir nicht sicher bin, ob das eine Herxheimer ist und da ich das Medikament selbst zahlen muss, wollte ich erstmal pausieren. Die letzte Infusion hatte ich Montag morgen. Meine Denke war: Falls Herxheimer, dann muss das binnen ein paar Tagen besser werden. Lymphknoten sind auch schon deutlicher besser geworden.

Jetzt geht's mir seit heute mittag praktisch stündlich schlechter, vor allem neurologische Probleme (extremer Brainfog, Ohrklingeln, Kribbelparästhesien fast am ganzen Körper - alles bekannt, aber nicht in dieser Intensität). Ich weiß gar nicht wie das zu interpretieren ist. Kann das sein, dass ich mit dem Ceftriaxon Borrelien aufgescheucht habe und die jetzt völlig abdrehen? Weil an sich ist meine Borreliose nicht hart gesichert, dagegen habe ich eine hochgradig positive Chlamydienserologie und vermutlich auch Bartonellen. Ich habe halt die Befürchtung durch das Ceftriaxon evtl. eine Virusreaktivierung provoziert zu haben oder die Chlamydien/Bartonellen damit zu verschlechtern. Wenn es wirklich "nur" aufgescheuchte Borrelien sind, dann wäre das positiv und ich würde nochmal Ceftriaxon nehmen. Die Symptome könnten aber glaube ich auch von Bartonellen oder Chlamydien kommen, und dann müsste man anders therapieren...
.
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Thanks given by: Heinzi , borrärger
#10

Das Ceftriaxon gibt es in Polen viel, viel viel billiger. Ich weiß ja nicht wie weit Du von Polen weg wohnst. Verschickt wird es nicht, nur für Selbstabholer mit Rezept, solltest Du weiteres Interresse daran haben schick mir eine PN, dann kommt eine zurück.
Den extremen Brainfog hatte ich auch, beim ersten mal. Das Ohrklingen ging bei mir aber weg davon. Die Kribbelparästhesien, hatte ich beim ersten mal auch nach der Einnahme, sind aber zwei Wochen nach Absetzen verschwunden. Dann ging es mir kurzzeitig besser bis dann nach vier Wochen alles wieder kam.
An Deiner Stelle würde Ich , ohne gesicherte Borrelinserologie, mit etwas therapieren,das auf Bartonellen und Chlamüdien anspricht. Azi hat bei mir sehr gut gewirkt, gegen Chlamüdien, das war zumindest mein Eindruck. Wenn Du Ab sonst gut verträgst, warum versuchst Du es nicht mit was anderem? Vielleicht eine Kombi.
Jetzt hast Du ja schon abgebrochen. Bei mir hat die positive Wirkung vom Ceftriaxon allerdings auch erst nach ca. ein bis zwei Wochen nach der Einnahme eingesetzt.
Ja -- ob das Herx oder Nebenwirkungen sind, --das alte Dilemma, in dem stecke ich gerade selbst mit meinen 150 Mino, jetzt 4 Wochen, und weiß auch nicht was ich machen soll. Alles gribbelt unter der Haut und die Beine tun trotzdem noch so weh und schlafen ein an den Knieen. Das ACA wird dicker.

So richtig glaube ich bei mir nicht an die Herx, denn ich habe ja selbst schon erlebt, daß die Beschwerden schnell weggingen, wenn ein Ab gut gewirkt hat. Unter Azi, unter Doxi i.V.200 und das erste mal unter Ceftriaxon. Wenn ich Ab gut vertragen würde, würde ich jetzt umsteigen oder noch was dazu nehmen. Geht aber bei mir im Moment nicht. Ich finde eigentlich, spätestens nach zwei Wochen muß sich was tun, sonst ist man auf dem falschen Dampfer.
Ich will hier aber keinesfalls Werbung für Azi machen, denn es hat mir den Magen gekillt, und ich hatte noch zwei Monate später lauter offene Stellen im Mund, das war ein Drama. Und meinem Puls und Blutdruck hat es auch heftig zugesetzt.

liebe Grüße borrärgerIcon_winken3
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