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Borreliose, C.pneumoniae, Immundefekt, CFS...
#2

Hallo Philipp und herzlich willkommen im Forum Icon_winken3

Wow, du hast ja wirklich toll und systematisch alles aufgearbeitet.
Was die Differentialdiagnostik angeht, bin ich überfragt, ob da noch etwas fehlt, da können einige andere aber sicher was zu sagen.

Ansonsten kommen mir deine Symptome sehr bekannt vor (und endlich Verstärkung für unsere POTS-Fraktion hier im Forum, yeah!).
Ich bin sehr froh, dass du systematisch an die Sache rangegangen bist und viel hast abklären lassen, denn du könntest mit deiner Symptomatik jetzt auch jahrelang in irgendwelchen Syndrom-Foren rumdümpeln, z.B. in einer POTS-Gruppe. Ich habe auch POTS bekommen (8 Wochen nach einem Zeckenstich) und habe beim vielen Lesen in POTS-Gruppen festgestellt, dass Borreliose als POTS-Ursache regelrecht abgewehrt wird (man wird teilweise auch aus den Gruppen geschmissen), obwohl ganz offensichtlich in den Gruppen so viele betroffen sind. Ich habe mal in der allergrößten amerikanischen POTS-Gruppe eine Umfrage gemacht zu Ursachen und Borreliose landete trotz der ganzen Ignoranz auf Platz 2!!!
Unter Ärzten (selbst unter den Spezialisten) gibt es für POTS gar keine Ursache, da wirst du niemanden in Deutschland finden, der nach POTS-Ursachen sucht.
Wenn du gut englisch kannst, so möchte ich dir das Kapitel zu POTS im Buch "Why can't I get better" von Dr. Richard Horowitz nahelegen. Wie kein anderer schafft er es, die Zusammenhänge mit der Borreliose aufzuzeigen (hormonelle Veränderungen, Autoantikörper) und zu zeigen, wie massiv das autonome Nervensystem betroffen ist.
Übrigens ist völlig unklar, ob POTS bei den Borreliosepatienten wirklich durch Borreliose oder durch eine Co-Infektion ausgelöst wird (z.B. Bartonellen). Es lohnt sich in jedem Fall, alle Co-Infektionen gründlich abzuchecken.
Als Neuroborreliose gilt POTS offiziell übrigens auch nicht, die Diagnose Neuroborreliose ist ja auch so eng gehalten, dass möglichst niemand sie bekommt. Von einer Liquorpunktion würde ich übrigens dringend abraten.

Übrigens wirst du vielleicht finden, dass POTS inzwischen als Autoimmunkrankheit gehandelt wird, da inzwischen diverse Autoantikörper (gegen adrenerge Rezeptoren, gegen muskarine Acetylcholinrezeptoren usw) gefunden wurden bei POTS - z.B. an den Rezeptoren, die für Herzschlag oder Gefäßverengung zuständig sind.
Wenn es aber eine Autoimmunreaktion wäre, dann ließe sich POTS meiner Meinung nach bei so vielen nicht positiv durch Antibiotika beeinflussen und durch Immunsuppressiva (z.B Cortison) nachhaltig verschlechtern. Deswegen glaube ich eher, dass es Zeichen einer aktiven Infektion ist, vielleicht ist auch durch die Infektion diese autoimmunartige Reaktion getriggert worden. In jedem Fall würde ich an deiner Stelle umgehend anfangen zu behandeln. Und niemals bei Borreliose immunsuppressiv (z.B. Cortison) behandeln lassen!

An der Charité wurden bei dir bestimmt auch Autoantikörper erhoben, würde mich sehr freuen, wenn du uns hier das Ergebnis berichten würdest.

Meine nun über 3 Jahre andauernden POTS-Recherchen haben mir gezeigt, dass in sehr vielen Fällen dass POTS bei angemessener und möglichst frühzeitiger antibiotischer Behandlung völlig verschwindet, ebenso wie die anderen Symptome. Du bist ja zum Glück im Vergleich sehr früh dabei und hast bei guter Therapie denke ich sehr gute Chancen.

Ich würde mir an deiner Stelle einen guten Spezi suchen, der die restlichen Co-Infektionen untersucht und dir einen Therapieplan erarbeitet. Mit dem Therapieplan würde ich zum Hausarzt gehen und um Unterstützung bitten. Leider sieht die bittere Realität so aus, dass die meisten Borreliosepatienten ihre Therapien selbst bezahlen müssen, weil die Ärzte sich nicht trauen, aggressive Antibiotikatherapien zu verschreiben - sie können es aber machen, wir haben Behandlungsfreiheit in Deutschland. Ich würde auf alle Fälle alles versuchen, den Hausarzt oder einen anderen Arzt ins Boot zu holen, damit du möglichst viele Kassenrezepte bekommst. Es lohnt auch oft ein offenes Gespräch, wo man dann schauen kann, inwieweit man es aufteilen kann (ein Teil privat zahlen). Leider ist die Situation so dramatisch, das man inzwischen froh sein muss, überhaupt noch Privatrezepte zu bekommen.

Meine persönliche Erfahrung ist, dass Infusionen SEHR viel effektiver sind. POTS und CFS sind sehr schwere Krankheitsausprägungen, du musst dir klarmachen, dass dein gesamtes autonomes Nervensystem betroffen ist. Davon abgesehen hast du ja noch andere schwerwiegende Symptome darüber hinaus. Das ist also ein ganz anderer Schweregrad, als wenn z.B. durch die Borreliose lokal begrenzt ein Gelenk befallen ist. Es sozusagen nicht ein Reifen kaputt, sondern der gesamte Motor.
POTS-Therapien (viel trinken, viel Salz, Beine trainieren, Stützstrümpfe) bedeuten immer, ein Auto mit kaputtem Motor per Hand anzuschieben, mehr nicht.

Deswegen ist meine Erfahrung, dass die Therapie bei so einem Schweregrad sehr beherzt sein muss. Mit ein paar Doxy-Tabletten wirst du da nichts reißen.
Wenn irgendwie möglich, würde ich an deiner Stelle Infusionen haben wollen, notfalls mithilfe einer Picc-Line. Die Antibiotika-Behandlung hätte für mich die alleroberste Priorität, denn du hast jetzt noch die Chance, dein Leben zurückzubekommen. Die hohen Kosten für eine jetzt notwendige Antibiotikabehandlung sind nichts im Vergleich zu der Armut, in die man bei einem schweren chronischen Verlauf rutscht (ich bin übrigens genau so alt wie du).

Bei mir ist im Vergleich zu deiner Geschichte alles schief gelaufen, trotz bekanntem Zeckenstich keine Borreliosediagnose, stattdessen Cortisonbehandlung mit massiver Verschlechterung, Borreliosediagnose erst nach einem Jahr, dann aber Co-Infektionen nicht mituntersucht. 6 Monate rein orale Antibiose mit ungenügendem Darmschutz, daraufhin massive Darmprobleme. Unter wenigen Infusionen innerhalb von 3 Monaten fantastische Verbesserungen und fast vollständige Symtomfreiheit, nach Zwangsabsetzen der Therapie herber Rückfall, lange AB-Pause, neue AB-Therapie brachte nur noch sehr langsame Verbesserungen, erst letztes Jahr Bartonellennachweis. Die Erfahrung von vielen hier im Forum ist übrigens, dass die AB am Anfang immer am besten wirken. Ich habe auch das Gefühl, dass mein Körper inzwischen von den vielen ABs sehr geschwächt ist, dabei wäre eigentlich dran, die Bartonellen zu behandeln.
Es gibt wirklich viele Möglichkeiten, einen schweren Verlauf zu versauen, bei mir wurden sie voll ausgekostet. Ich hoffe, du kannst all diese Fehler verhindern.
Ich wünsche dir von Herzen ganz viel Glück!
Bleib dran, vertrau deinem Gefühl, such dir einen Spezialisten, informiere dich umfassend und höre auf keinen Fall auf all die vielen Ärzte, die von Borreliose keine Ahnung haben!

PS. was mir noch als Argument für den Hausarzt einfällt: Mit Infusionen hättest du bei POTS gleich "zwei Fliegen mit einer Klappe": In den USA bekommen einige POTS-Betroffene Kochsalzlösungen infundiert zur Erhöhung des Blutvolumens. Manche haben dafür sogar einen Port. Die Infusionen wären also sogar gleichzeitig hilfreich für das POTS.

PS.2 Ein anderer hier im Forum mit POTS hat definitiv auch einen MBL-Mangel. Ich habe keinen (ausgeschlossen von der Immundefektambulanz) und trotzdem hat mich der Zeckenstich aus den Latschen gehauen. Dein Erklärungsmodell finde ich aber dennoch sehr nachvollziehbar. Bei einer Schwächung des Immunsystems oder einer entsprechenden Prädisposition kann die Situation einfach schneller "kippen", manchmal ist es auch einfach dann die eine Zecke oder das eine Ereignis zuviel.

Werde auch du Mitglied bei OnLyme - ich bin dabei: http://www.onlyme-aktion.org

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(Bertolt Brecht: Der gute Mensch von Sezuan)
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Borreliose, C.pneumoniae, Immundefekt, CFS... - von Phillipp - 14.03.2017, 11:47
RE: Borreliose, C.pneumoniae, Immundefekt, CFS... - von Katie Alba - 14.03.2017, 12:56
RE: Borreliose, C.pneumoniae, Immundefekt, CFS... - von Phillipp - 14.03.2017, 18:35
RE: Borreliose, C.pneumoniae, Immundefekt, CFS... - von Il Moderator lI - 15.03.2017, 06:07
RE: Borreliose, C.pneumoniae, Immundefekt, CFS... - von johanna cochius - 14.03.2017, 14:28
RE: Borreliose, C.pneumoniae, Immundefekt, CFS... - von Markus - 14.03.2017, 17:05
RE: Borreliose, C.pneumoniae, Immundefekt, CFS... - von Phillipp - 14.03.2017, 18:47
RE: Borreliose, C.pneumoniae, Immundefekt, CFS... - von Markus - 14.03.2017, 20:05
RE: Borreliose, C.pneumoniae, Immundefekt, CFS... - von johanna cochius - 14.03.2017, 20:13
RE: Borreliose, C.pneumoniae, Immundefekt, CFS... - von Katie Alba - 14.03.2017, 20:33
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RE: Borreliose, C.pneumoniae, Immundefekt, CFS... - von Phillipp - 15.03.2017, 19:49
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RE: Borreliose, C.pneumoniae, Immundefekt, CFS... - von Ehemaliges Mitglied - 16.03.2017, 05:46
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RE: Borreliose, C.pneumoniae, Immundefekt, CFS... - von Markus - 16.03.2017, 10:05
RE: Borreliose, C.pneumoniae, Immundefekt, CFS... - von Luddi - 16.03.2017, 10:09
RE: Borreliose, C.pneumoniae, Immundefekt, CFS... - von ticks for free - 16.03.2017, 10:43
RE: Borreliose, C.pneumoniae, Immundefekt, CFS... - von urmel57 - 16.03.2017, 10:16
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RE: Borreliose, C.pneumoniae, Immundefekt, CFS... - von Minos75 - 02.04.2017, 10:51
RE: Borreliose, C.pneumoniae, Immundefekt, CFS... - von Ehemaliges Mitglied 1 - 07.04.2017, 13:20

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