03.12.2018, 20:10
Wir scheinen aneinander vorbeizureden. Mir geht es weniger um Kreuzreaktionen als darum, wie serologische Befunde allgemein zu bewerten sind.
Mir ist das zigmal passiert, wahrscheinlich kennt es jeder hier, dass man dem Arzt eine Erregerserologie XY zeigt. Dieser schaut dann nur auf IgM. Dieses ist negativ, und dann heißt es "alte Infektion", egal wie hoch IgG ist, ob IgA zusätzlich positiv ist, wie lange oder wie schwer krank man ist etc. Praktisch alle Ärzte scheinen nach der Regel zu verfahren:
IgM positiv = akute Infektion
IgM negativ = Infektion ist nicht mehr aktiv
Da praktisch alle Ärzte, die ich so getroffen habe, nach dieser Regel verfahren, gehe ich mal davon aus, dass es an den Unis so gelehrt wird. Daher würde mich ein Lehrbuch interessieren, wo das beschrieben ist. Einfach mal um das nachvollziehen zu können, oder eben auch ein Vorlesungsskript.
Dass es keine allgemeine "IgM-Regel" geben kann ist klar, weil es ja selbst von der offiziellen Stelle (z.B. Fingerle) für die Borreliose anders gesehen wird. Die Frage ist, ob das bei der B. ein Sonderfall ist, oder ob vielmehr die "IgM-Regel" einfach falsch ist (wovon ich ausgehe). Bei Chlamydien können nach Lektüre von Testkitdatenblättern (eines ist verlinkt) als auch einigen wissenschaftlichen Artikeln durchaus aktive Infektionen bei Abwesenheit von IgM vorliegen. Bei der Zoster-Reaktivierung gemäß Labor Volkmann auch.
Ich vermute mal, dass sich die "IgM-Regel", weil sie so schön einfach ist, in der Praxis etabliert hat, aber nichtsdestotrotz falsch ist. Es ist natürlich unschön, dass man bei lange bestehenden Infektionen dann nicht mehr zwischen Seronarbe und chronischer Infektion serologisch unterscheiden kann (wenn nur noch IgG positiv ist). Da hat man dann leiber eine feine "IgM-Regel", die sicher Auskunft zu geben scheint.
Das Quellensammeln hier hat dann auch den Vorteil, dass man einem Arzt mal was unter die Nase halten kann, wenn er wieder (ungerechtfertigter Weise?) mit der "IgM-Regel" ankommt.
Im Grunde wäre das auch physiologisch sinnvoll, dass im Spätstadium einer Infektion IgG und nicht mehr IgM vorliegen. Denn die IgM-Moleküle sind meines Wissens so groß, dass sie das Blutgefäß nicht verlassen können. Sie können daher nur effektiv Erreger bekämpfen, die im Blutgefäß sind (was ja eher bei einer frischen, akuten Infektion der Fall ist). Bei Infektionen, die dann im Gewebe stattfinden, sind dann IgG-Ak viel effektiver, weil sie deutlich kleiner sind und somit durch die Gefäßwände hindurch dringen können. Zumindest ist das mein Kenntnisstand, bitte ggfs. korrigieren.
Ich hoffe es ist jetzt klarer, worum es mir geht.
Mir ist das zigmal passiert, wahrscheinlich kennt es jeder hier, dass man dem Arzt eine Erregerserologie XY zeigt. Dieser schaut dann nur auf IgM. Dieses ist negativ, und dann heißt es "alte Infektion", egal wie hoch IgG ist, ob IgA zusätzlich positiv ist, wie lange oder wie schwer krank man ist etc. Praktisch alle Ärzte scheinen nach der Regel zu verfahren:
IgM positiv = akute Infektion
IgM negativ = Infektion ist nicht mehr aktiv
Da praktisch alle Ärzte, die ich so getroffen habe, nach dieser Regel verfahren, gehe ich mal davon aus, dass es an den Unis so gelehrt wird. Daher würde mich ein Lehrbuch interessieren, wo das beschrieben ist. Einfach mal um das nachvollziehen zu können, oder eben auch ein Vorlesungsskript.
Dass es keine allgemeine "IgM-Regel" geben kann ist klar, weil es ja selbst von der offiziellen Stelle (z.B. Fingerle) für die Borreliose anders gesehen wird. Die Frage ist, ob das bei der B. ein Sonderfall ist, oder ob vielmehr die "IgM-Regel" einfach falsch ist (wovon ich ausgehe). Bei Chlamydien können nach Lektüre von Testkitdatenblättern (eines ist verlinkt) als auch einigen wissenschaftlichen Artikeln durchaus aktive Infektionen bei Abwesenheit von IgM vorliegen. Bei der Zoster-Reaktivierung gemäß Labor Volkmann auch.
Ich vermute mal, dass sich die "IgM-Regel", weil sie so schön einfach ist, in der Praxis etabliert hat, aber nichtsdestotrotz falsch ist. Es ist natürlich unschön, dass man bei lange bestehenden Infektionen dann nicht mehr zwischen Seronarbe und chronischer Infektion serologisch unterscheiden kann (wenn nur noch IgG positiv ist). Da hat man dann leiber eine feine "IgM-Regel", die sicher Auskunft zu geben scheint.
Das Quellensammeln hier hat dann auch den Vorteil, dass man einem Arzt mal was unter die Nase halten kann, wenn er wieder (ungerechtfertigter Weise?) mit der "IgM-Regel" ankommt.
Im Grunde wäre das auch physiologisch sinnvoll, dass im Spätstadium einer Infektion IgG und nicht mehr IgM vorliegen. Denn die IgM-Moleküle sind meines Wissens so groß, dass sie das Blutgefäß nicht verlassen können. Sie können daher nur effektiv Erreger bekämpfen, die im Blutgefäß sind (was ja eher bei einer frischen, akuten Infektion der Fall ist). Bei Infektionen, die dann im Gewebe stattfinden, sind dann IgG-Ak viel effektiver, weil sie deutlich kleiner sind und somit durch die Gefäßwände hindurch dringen können. Zumindest ist das mein Kenntnisstand, bitte ggfs. korrigieren.
Ich hoffe es ist jetzt klarer, worum es mir geht.
Dr. Rainer Rothfuß: Feindbilder pflastern den Weg zum Dritten Weltkrieg

