26.12.2019, 23:59
Zitat:Habt ihr eine Einschätzung, ob die aktuelle Serologie für eine nicht ausreichend therapierte Infektion sprechen könnte?Eine Therapiekontrolle mittel Serologie ist NICHT möglich. Deshalb ist eine entsprechende Einschätzung nicht möglich. Wir haben nur die klinische Kontrolle. Das heisst, hat der Patient keine Beschwerden, ist er gesund. Wenn nicht, dann nicht.
Die beschriebenen Symptome sind zwar nicht typisch für Borreliose. Aber leider kann die Borreliose auch eine Menge unspezifischer Symptome machen. Ausserdem sehe ich es wie Markus. Theoretisch könnten auch die Rickettsien für die Beschwerden ursächlich sein. Das wiederkehrende Fieber würde ich als ein Indiz dafür sehen. Cefuroxim ist bei Rickettsien nicht wirksam.
Ich würde auch eine Therapie mit Doxy versuchen. Die Dosis und Dauer würde ich so anpassen, dass Borreliose und Rickettsiose damit abgedeckt ist. Bei der Dosierung würde ich mich an den Leitlinien der DBG und/oder ILADS orientieren und NICHT an geltender Lehrmeinung. DBG und ILADS schweigen sich zur Behandlung von Rickettsiosen in den Leitlinien aus. Also würde ich dosieren, wie für Borreliose empfohlen.
Leitlinien DBG
ILADS 2008
ILADS 2014, runterscrollen und pdf downloaden, ohne Dosierungsempfehlung
Die schlechte Forschungslage hat zu unterschiedlichen Empfehlungen bei Diagnose und Therapie der Borreliose geführt. Bei vielen anderen von Zecken übertragenen Infektionen und oder Ko-Infektionen ist die Forschungslage noch schlechter. Eine grobe Übersicht über die strittigen Punkte findest du hier:
https://www.borreliose-nachrichten.de/wp...-20071.pdf
Mir hat das Wissen um die Kontroverse immer geholfen, mich beim Nicht-Spezi durchzusetzen, wenn ich mich für eine Therapie entschieden habe. Die Entscheidung musste ich allerdings selbst treffen. Als Grundlage hatte ich nur meine Körperwahrnehmung. Die Diagnostika sind für den Müll.
AB sind keine Smarties. Sie können die Darmflora durcheinander bringen und unter Umständen Nährstoffräuber (z.B. Magnesium, Vit. B12) sein. Bei länger und hoch dosierten Therapien würde ich das immer berücksichtigen und entsprechend prophylaktisch vorgehen. Ausserdem ist zu beachten, dass AB Nebenwirkungen machen können, die von der eigentlichen Krankheit schwer abzugrenzen sind. Die meisten NW sind reversibel. Bei den Fluorchinolonen kann es zu invalidisierenden NW kommen, die nicht rückgängig zu machen sind. Ich möchte das erwähnt haben, weil Ciprofloxacin bei therapieresistenten Rickettsiosen empfohlen wird. Doxcyclin gehört zu den Tetracyclinen. Über Übelkeit und Sonnenempfindlichkeit als NW von Doxy wird nach meinem subjektiven Empfinden hier im Forum am meisten berichtet. Sollten NW auftreten, frage hier nach, wie man sie vermeiden oder gering halten kann.
LG, Regi
Je mehr ich über die Borreliose weiss, desto mehr weiss ich, dass man fast gar nichts weiss.
Nichts auf der Welt ist gefährlicher als aufrichtige Ignoranz und gewissenhafte Dummheit. (Martin Luther King)
Absenz von Evidenz bedeutet nicht Evidenz für Absenz