15.07.2023, 23:02
(15.07.2023, 13:19)Neuer2023 schrieb: Der eine Hautarzt meinte übrigens, dass die Wanderröte nicht immer eine Infektion bedeutet. Dies sagte mir auch ein Hausarzt……je mehr man sich damit beschäftigt, je unsicherer wird man.Eine Wanderröte beweist die Borreliose, zumindest wenn sie typisch aussieht und auch noch ein Zeckenstich erinnerlich ist. Diagnose und Therapie der Borreliose ist schon schwierig, wenn sie nach Schulbuch verläuft. Wenn sie dann auch noch einen nicht leitliniengerechten Verlauf nimmt, wirds kompliziert. Ursache dafür sind fehlende zuverlässige Diagnostika, die aktive von früher durchgemachten Borreliosen unterscheiden können. Aber auch wenn wir einen solchen Test hätten, wäre es schwierig, allfällige Symptome eindeutig einer Borreliose zuzuordnen, da ausser der typisch aussehenden Wanderröte kein Symptom beweisend ist und es möglicherweise Leute gibt, die symptomlos Borrelien beherbergen. Es kann z.B. symptomlos bis zu Jahrzehnte dauern, bis sich eine Borreliose in einem späten Stadium bemerkbar macht.
Ein weiterer Grund für Unsicherheiten findet sich im allgemein im Forschungsdefizit, nicht nur bei den Diagnostika sondern auch bei klinischen Therapiestudien.
Aus diesen Unsicherheiten sind ein Expertenstreit und unterschiedliche Leitlinien zur Diagnose und Therapie der Borreliose entstanden.
https://www.borreliose-nachrichten.de/wp...-20071.pdf
Lager A spiegelt in etwa geltende Lehrmeinung, Lager B in etwa die Meinung der Lyme-Docs (hier oft als Spezi bezeichnet).
Bemühungen von Betroffenen und Patientenvertretern, die Situation zu verbessern, hat nicht zu mehr Forschung geführt. Viel mehr ist eher ein Krieg entstanden, wo meistens jeder seine Meinung als Fakt hinstellt. Die Fronten sind verhärtet. Was genau Lyme-Docs machen, die Situation auch für Kassenpatienten zu verbessern, erschliesst sich mir nicht. Manchmal erscheinen Artikel in Fachzeitschriften, die eher Verwirrung stiften und an Patienten-Bashing nicht zu übertreffen sind. (https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Chr...30960.html). Was dann im Studium und an Ärztefortbildungen hinter vorgehaltener Hand weitergegeben wird, kann ich mir vorstellen. Zu einer besseren Versorgung für atypische und/oder chronische Verläufe führt das aber bestimmt nicht. Wirklich wissen tut keiner was. Du wirst deshalb keine Informationen finden oder bekommen, die sich decken oder hieb- und stichfest sind.
Des weiteren denke ich, dass die wenigsten Ärzte die kompletten gängigen Leitlinien jemals gelesen haben, mal davon abgesehen, dass es solche für bestimmte Borreliose-Formen gar nicht gibt. Dass es da noch alternative Leitlinien gibt, werden wohl nur die wenigsten auf dem Schirm haben.
Für deine Situation: Du kannst nichts anderes machen, als die Therapie durchzuziehen. Wenn am Ende noch Symptome vorhanden sind, würde ich an deiner Stelle dranbleiben und mich für die Kontrolle sofort um einen Termin bei einem Spezi bemühen, auch wenn die oft privat bezahlt werden müssen. Das gilt auch, wenn du nach symptomloser Phase dubiose Symptome entwickelst, die keiner anderen Krankheit zugeordnet werden können. Du bist aber klar im Vorteil. Je früher behandelt wird, desto grösser die Chancen auf Heilung.
LG, Regi
Je mehr ich über die Borreliose weiss, desto mehr weiss ich, dass man fast gar nichts weiss.
Nichts auf der Welt ist gefährlicher als aufrichtige Ignoranz und gewissenhafte Dummheit. (Martin Luther King)
Absenz von Evidenz bedeutet nicht Evidenz für Absenz