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Besteht Handlungsbedarf oder nicht?
#20

Hallo Martin,

ich würde bei deinem Krankheitsverlauf unbedingt therapieren und zwar so hochdosiert und so lange wie möglich...ich hatte auch ähnliche Symptome ("Grippe" mit heftigen Kopf-, Gelenk-und Muskelschmerzen) 1 Woche nach dem Zeckenstich, ohne EM.

Dr.Hopf-Seidel erwähnt in einem ihrer Vorträge (ich müsste mal suchen), daß laut Untersuchungen von Prof.Sievers in der Schweiz 200 mg meist nicht ausreichen, um einen wirksamen Antibiotikaspiegel im Blut zu erreichen.Deswegen empfiehlt die Deutsche Borreliose Gesellschaft ja 400 mg/24 Stunden.

Wegen der langen Regenerationszeit (Zeit, die die Borrelien benötigen, um sich zu teilen, also reproduzieren) der Borrelien ist eine lange Therapiedauer meist notwendig, um alle Borrelien zu eliminieren...das wissen die meisten Ärzte leider nicht, dein Arzt scheint hier auch mit den Leitlinien der DBG nicht vertraut zu sein.Mein Vertrauen würde sich da in Grenzen halten.

Minimale Therapiedauer nach der DBG: 4 Wochen.Evtl. länger-> bis alle Symptome komplett verschwunden sind.Ich habe im Frühstadium 5 Wochen gebraucht, bis ich beschwerdenfrei wurde.

Weiter solltest du wissen, daß Borrelien in verschiedenen Formen im Körper überleben können: in spirochetalen Formen (Spiralen), in zystischen Formen ("round bodies"), in Kolonien in Biofilmen.

Leider gehört Doxycycline zu den ABs, die nicht nur kaum gegen zystischen Formen (und Biofilme) wirken, sondern die Bildung dieser Persisterformen sogar fördert.Ich halte deswegen diese Monotherapie auch im Frühstadium für fahrlässig, weil damit die Gefahr besteht, daß diese Persisterformen trotz adequatem AB-Spiegel und ausreichender Therapiedauer überleben.

Laut einer 2010 veröffentlichen Studie von Prof.Eva Sapi wirken Tinidazole und Metronidazole sehr gut gegen die Persisterformen Zysten ("round bodies") und Biofilme.Zusammen mit Doxycycline (wenn alle Medis ausreichend hoch dosiert und lang genug eingenommen worden sind) können sie in vitro am Besten alle Erregerformen (spirochetale, zystische, frei lebende und in Biofilmen lebenden Borrelien) abtöten.

Die DBG empfiehlt zwar keine AB gegen Zysten und Biofilme im Frühstadium, aber ich halte es persönlich für einen großen Fehler, weil die Bildung dieser Persisterformen nachweislich von Tetracyclinen und anderen ABs gefördert werden, was ja für Therapieversager durch Überleben der Borrelien verantwortlich sein kann.

Vorteil von Doxy: es wirkt auch intrazellulär.Borrelien können in vitro innerhalb 72 Std in die Zellen eindringen, wo sie dann für extrazellulär wirksamen AB (wie Amoxicillin, usw.) nicht mehr zugänglich sind.

Vorteil einer höheren Dosierung: Doxy wirkt dann nicht bakteriostatisch, sonder bakterizid.

Im chronischen Stadium empfiehlt die DBG zur besseren Wirksamkeit von Tetrazyklinen (Doxycycline) und Makrolide die zusätzliche Einnahme von Hydroxycholoroquin (Quensyl).Es soll eine Alkalisierung des Zellinneren bewirken (die intrazellulär lebenden Borrelien sollen eine Säuerung bewirken) und damit die Wirksameit der AB.Ich weiß nicht, warum dies auch nicht im Frühstadium empfohlen wird.

Unklar ist allerdings, ob Hydroxychloroquin gegen zystischen Formen wirkt: laut Brorson ja, laut Untersuchungen von Prof.Eva Sapi (USA), nein.
Ich würde mich persönlich nicht darauf verlassen und unbedingt Metronidazole zusätzlich zu Doxycycline einnehmen (Tinidazole, laut Sapi etwas wirksamer als Metronidazole, ist leider in Deutschland nicht erhältlich, nur in internationalen oder ausländischen europäischen Apotheken).

Ich wünsche dir gute Besserung!

PS Sollen deine Beschwerden nach dieser Antibiose bestehen, suche dir bitte einen echten Borreliosespezialisten.3 Wochen 200 mg Doxycycline lässt nichts Gutes ahnen...

Gute Besserung und liebe Grüsse
Sunflower


Lyme-Borreliose seit 2008

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Besteht Handlungsbedarf oder nicht? - von Martin - 21.05.2013, 11:56
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