(21.06.2013, 06:20)Phönix schrieb: Gerade ich als chronische Patientin denke, es wäre besser, daß die Ärzte einsehen, sie haben keine Ahnung, und lieber gar nichts machen, als den Patienten Fehlinformationen und falsche Behandlungen zukommen zu lassen.
Ich bin der Meinung, beim Ausbruch einer Frühborreliose sind 2 Wochen Doxy 200 mg immer noch besser als gar kein AB.
Natürlich wäre es besser, wenn
alle Ärzte die Leitlinien der DBG kennen und sich daran halten würden, aber davon sind wir meilenweit entfernt, weil die meisten Ärzte glauben, die offiziellen Leitlinien seien ausreichend für eine wirksame Behandlung.
Um zu verstehen, dass dies nicht der Fall ist, muss sich der Arzt leider mit der Problematik gründlich auseinandersetzen. Dafür ist aber eine besondere Motivation erforderlich, z.B. wenn der Arzt sich über die mögliche Schwere einer chronischen Borreliose bewusst ist z.B. durch den Fall eines schwer erkrankten Bekannten oder Verwandten. Meine Erfahrung zeigt, dass diese Motivation bei den meisten Ärzten aber nicht vorliegt, dass es für viele bequemer ist, sich auf offiziellen Leitlinien anzulehnen, die sie aus der Schusslinie im Falle eines Therapieversagens nimmt. Meine HÄ hat mir z.B. wortwörtlich gesagt, die Borreliose sei eine seltene Erkrankung, weshalb sie sich damit nicht auseinandersetzen wolle. Und solange sie sich selbst nicht ein Leben lang mit den Folgesymptomen eines ursächlich nicht therapierten oder nicht ausreichend therapierten Borreliose herumschlagen muss, solange ist es ihr egal, wenn ihre Patienten daran leiden müssen.
Das Problem mit der Borreliose ist, dass man die Symptome von außen oft nicht sieht (Müdigkeit, Schmerzen, neurologische Störungen, usw.), der Patient meist nicht in Lebensgefahr schwebt und auch nicht ansteckend ist. Damit hat diese Erkrankung nicht die Brisanz einer lebensgefährlichen Virusinfektion wie AIDS und interessiert somit niemanden, außer natürlich die Betroffenen oder deren Verwandten selbst. Ausnahmen bilden natürlich manche besonders engagierte Ärzte und Forscher.
Zitat:Natürlich wäre es noch viel viel besser, sie würden sich anständig informieren, damit sie sich nicht auf Daumen drücken beschränken müssen.
Wenn sie wüßten, daß sie nichts wissen, wäre das aber schon mal ein Schritt in die richtige Richtung.
Ja. Aber viele wollen es auch nicht besser wissen. Meine HÄ hat das Buch von Dr. Hopf-Seidel mit dem oben genannten Argument abgelehnt. Dabei könnten ihr die Informationen helfen, weitere chronische Fälle zu vermeiden.
Zitat:Was die Studie angeht: wer hat sie denn gemacht? Viele Ärzte werden sicherlich der Meinung sein, daß Doxy200 erfolgreich die Krankheit im Keim erstickt, weil sie Verlaufskontrollen nach dem Antikörpertiter machen. Daß wirklich keine Infektion erfolgt ist, bedeutet das ja leider noch nicht.
Ich weiß nicht. Sie war in einem Fachartikel erwähnt, habe aber nicht weiter recherchiert. Werde es aber machen.
Ich weiß nicht, woran die Forscher den Erfolg gemessen haben. Ob an den AKs (deren Bildung ja durch eine frühe AB unterdrückt werden, was Ärzte übrigens in Fortbildungen offensichtlich auch nicht lernen) oder an den fehlenden Symptomen in den Wochen, Monaten nach dem Stich.
Aber egal...ich finde, dass die Idee einer prophylaktischen Antibiose nach dem Zeckenstich weiter verfolgt werden müsste. Man müsste weiter forschen, inwieweit und mit welchen AB eine Infektion sich damit verhindern lässt. Könnte man damit tatsächlich die meisten Infektionen vermeiden (indem Bakterien damit nicht die Chance bekommen, sich im Körper zu vermehren und auszubreiten, sich in schlecht durchbluteten Nischen "einzunisten"), dann würde wahrscheinlich die Zahl der chronischen, schweren Infektionen sinken.
Die Idee dahinter: 10.000 frei im Blut schwimmenden spirochetalen Bakterien lassen sich antibiotisch sicher viel besser 100% eliminieren als 1.000.000 zum Teil in Zysten, in Biofilmen, in schlecht durchbluteten Körperteilen lebenden Bakterien.
Die Frage, ob eine einzige Tablette AB oder 1 einziger Behandlungstag ausreichen würde oder ob 1-2 Wochen AB nicht besser wäre, ist für mich zuerst irrelevant, das müsste man durch Untersuchungen herausfinden und dementsprechende Leitlinien für Ärzte festlegen.
Aber die Idee, Bakterien gleich nach der Übertragung anzugreifen, in einem Stadium, wo sie leichter angreifbar sind, diese Idee finde ich verheißungsvoll. Wer weiß, ob eine Impfung aufgrund der vielfältigen Immunescapemechanismen der Bakterien jemals zustande gebracht wird.
Natürlich soll man bessere Therapiemöglichkeiten für chronisch Kranken gleichzeitig herausfinden, das ist ja klar.
Gute Besserung und liebe Grüsse
Sunflower
Lyme-Borreliose seit 2008