14.08.2013, 19:17
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 14.08.2013, 19:19 von Windschlag.)
(14.08.2013, 13:30)ole schrieb: Ich könnte mir vorstellen, dass die Therapie ab einem gewissen Zeitpunkt / je nach Antibiotikum nichts mehr bringt - außer dem Gefühl, etwas gegen die Krankheit zu tun. Dadurch verbessert sich unter Umständen die Klinik. Das könnte Empfehlungen für Langzeittherapien zur Folge haben.
Ich weiß nicht, ob ich dich da richtig verstanden habe, doch ich denke nicht, dass Langzeitantibiosen allein aufgrund eines möglichen Placeboeffekts befürwortet werden. Das wäre mehr als fahrlässig.
Placeboeffekte sind sowieso stark typabhängig. Ich persönlich bin eher Pessimist, was Behandlungsversuche angeht. So schütze ich mich vor Enttäuschungen. Ich glaube nicht, dass da viel Raum für Placebo ist.
Ich habe mal ein interessantes Buch über Noceboeffekte gelesen: http://www.amazon.de/Nocebo-glaubt-Gente...rds=nocebo Kann ich nur empfehlen. :-)
Generell bin ich aber schon dafür, dass man die Psychosomatik nicht ganz ausblenden und vor allem nicht so verteufeln sollte. "Psychosomatisch" bedeutet nicht unbedingt, dass man offensichtliche psychische Probleme hat (z.B. an einer Depression leidet) und daraus körperliche Symptome hervorgehen. Die Psychosomatik umfasst auch nicht nur das Simulieren oder sich Einbilden von Symptomen, das Phänomen, dass eine Symptomatik einer Sache dienlich ist (Standardbeispiel: Bauchweh - Schulangst) oder eine Erkrankung nicht ausheilt/bleibt, weil seelische Wunden noch nicht verheilt sind. Es kann durchaus sein, dass Beschwerden, die z.B. durch eine Infektion verursacht worden sind, bleiben, obwohl die Ursache ausgeschaltet worden ist, weil der Körper als lernfähiger Organismus vielleicht eine Art "Symptomgedächtnis" gebildet hat oder bestimmte Körperfunktionen "durcheinandergeraten sind". Das hat dann mehr mit dem Körper als mit der Psyche zu tun, doch da beide miteinander verbunden sind, lassen sich Körperfunktionen zu einem gewissen Grad mental beeinflussen. In dem Fall sind Ansätze, wie der von Leo beschriebene, sicherlich gut geeignet.
Ich möchte damit keinenfalls sagen, dass das auf jeden zutrifft, vielleicht auch auf niemanden hier, doch sicher ausschließen kann man es im Prinzip nicht. Sicherlich lässt sich die psychosomatische Theorie in vielen Fällen durch Beobachtung des Symptomverhaltens ausschließen (Herx unter ABs etc.), doch gerade bei CFS-artigen Beschwerden, wie ich sie selber habe, schadet es bestimmt nicht, sich auch mal mit diesem Ansatz zu befassen. Wenn meine nächsten Therapieversuche scheitern sollten, werde ich das sicherlich auch mal tun. Das bedeutet auch nicht, dass ich der Meinung bin, dass CFS immer psychosomatisch bedingt ist. Nein, es kann sicherlich auch auf einer Erregerpersistenz hindeuten, doch nicht zwangsläufig.
Fast jeder Arzt hat eine Lieblingsdiagnose.
Es gehört für ihn Überwindung dazu, sie nicht zu stellen.
(Marcel Proust)