(08.01.2014, 10:17)fengshui schrieb: Jetzt habe ich mir grade die Leitlinien zur Diagnose einer Neuroborreliose auf einer Ärtzeseite für Neurologie angesehen und ich finde mache Dinge sehr widersprüchlich.
Zum einen heisst es, dass es keine "chronische Neuroborreliose" gibt und zum anderen werden später Symptome des chronischen Stadiums aufgeführt...
Du siehst das vollkommen richtig. Dieser Widerspruch ist ein sehr deutlicher und es gibt noch mehr. Zur Verharmlosung der chronischen Lyme-Borreliose gibt es hier einige Anmerkungen von Berghof http://www.praxis-berghoff.de/dokumente/...eliose.pdf
Zitat:Am meisten verwirren mich die Aussagen zur Labordiagnostik.
Oft wird gesagt, falls das Ergebnis doch positiv ist, ist es höchstwahrscheinlich falsch-positiv, da viele Fehlerquellen möglich sind usw.
Falsch positive Laborergebnisse kann es bei Elisa geben (IgG und IgM auf Borrelien) Da die Immunglobuline zum Teil auch auf Herpesviren reagieren im IgM. Deshalb wird im Zweistufenverfahren eine Bestätigungsblot oder Westernblot gemacht. Ist dieser positiv mit mehreren spezifischen Banden ist dieser mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit richtig. Richtig wäre es, diesen Blot IMMER mitanzufordern, da er wesentlich aussagefähiger ist als der ELisa und auch empfindlicher. Leider ist dadurch nicht abschließend zu bewerten ob der Erreger im Körper aktiv ist oder nicht. Dummerwiese zahlen die Krankenkassen diesen jedoch nur, wenn der Elisa positiv ist.
Das größere Problem bei diesen Tests ist allerdings der falsch negative Test, denn die Testkits sind von Labor zu Labor unterschiedlich, nicht standardisert und decken auch nicht immer alle Subtypen der Erreger ab.
Falsch positive Ergebnisse kann es auch beim LTT geben, denn auch hier gibt es Kreuzreaktivitäten, die jedoch nicht spezifiziert sind. Trotzdem sind die richtig positiven LTTs durchaus aussagekräftig. Interessant ist der LTT, da dieser ein wenig besser die Aktivität des Erregers aufzeigen kann.
Zitat:Und wenn eine PCR positiv ausfällt, ist diese höchstwahrscheinlich auch falsch-postiv, wenn nicht zusätzlich Antikörper zu finden sind...
Ein PCR kann so gut wie nicht falsch positiv sein, man kann aber nicht unterscheiden ob dieser von toten oder lebenden Bakterien stammt. Er ist zudem nicht besonders empfindlich, das heißt oft zeigt er nichts an.
Zitat:Aber wenn ich den Antikörpernachweis habe, dann brauche ich doch keine PCR, oder?
Wenn du einen Anitkörpernachweis hast und einen positiven Bestätigungsblot macht ein PCR wenig Sinn.
Zitat:Ich stelle mir tatsächlich die Frage, was das dann für einen Sinn hat
Der Sinn dieser Labordiagnostik ist, Anhaltspunkte für die Erkrankung zu finden. Zusammen mit der Anamnese und den Beschwerden, kann man diese als Bausteine der Diagnose betrachten. Je mehr positive Bausteine man hat, umso eher ergibt sich die Wahrscheinlichkeit für die Erkrankung.
Hat man zum Beispiel nach einem Zeckenstich eine Wanderröte, macht Labordiagnostik überhaupt keinen Sinn, denn diese beweist die Infektion mit Borrelien.
Zitat:Ist es nicht so, dass das Immunsystem bei manchen Erkrankten gar nicht in der Lage ist Antikörper zu bilden, weil es die Erreger einfach nicht erkennt?
Es gibt die Theorie, dass bestimmte Allele in der Genetik die Antikörperbildung unterbindet. :
HLA-Fein-Typisierung: Patienten mit nachweisbarer Borreliose die keine spezifischen Borrelienantikörper bilden: DR1-Allele (HLA-DRB1*0101, *0102, *0104 u. *0105) [152] - wenn nachgewiesen, dann ggf. vor versuchter Omi-Spektrumtherapie versuchen mittels PCR u./o. Kultur die Borrelien nachzuweisen. Achtung! Der HLA-Typ DRB1*0101 ist ggf. bei einfacher Antibiotikumverabreichung Behandlungs-resistent [152] !
http://www.borreliose-zecken-ms.de.vu/
Zitat:Es gibt bei mir zwar noch keine feststehende Diagnose, aber alle Ärzte waren sich einig, dass mein Immunsystem heruntergefahren ist.
Das lässt sich überprüfen, wenn man den entsprechenden Auftrag gibt.
Zitat:Kann es dann sein, dass wenn das Immunsystem wieder aktiviert ist/wird und "richtig" funktioniert, irgendwann später Antikörper zu finden sind?
Das ist durchaus möglich und mir sind Fälle hier aus dem Forum bekannt, die erst nach erfolgreicher Antibiose nachweisbare Antikörper nachgewiesen bekamen.
Die Diagnostik ist immer nur eine Wahrscheinlichkeitsdiagnose und Bedarf viel Erfahrung des Behandlers. Aber auch hier gibt es immer die Möglichkeit der Fehldiagnose, weshalb eine sehr gründliche Differentiadiagnostik, die alle möglichen Krankheiten ausschließt, die ähnliche Symptome macht, sehr wichtig!
Liebe Grüße Urmel
Mitglied bei => Onlyme-Aktion.org
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