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Kritik an Sapi Studie 2011
#3

(27.10.2014, 16:37)AnjaM schrieb:  Schreib ich dir gerne.

Danke Anja!Wink

Zitat:Ich glaube, dass uns in vitro-Studien nur bedingt weiterhelfen. Sie können eine Richtung andeuten, aber nicht mehr. Sie können uns die Frage nach nötigen Dosierungen nicht beantworten und die wichtige Frage, ob das im menschlichen Körper funktioniert ebenso nicht.

Ich-als Laie-denke, dass in vitro Untersuchungen notwendig sind-aber nicht ausreichend-um zu wissen, OB ein AB überhaupt gegen ein Bakterium wirksam ist, denn wenn es in vitro nicht antibakteriell wirkt, sind die Chancen auf eine in vivo antibakterielle Wirkung m.E. eher gering (es sei denn, der Wirkstoff wirke in vivo über eine immunomodulatorische Wirkung wie eine Makrophagenaktivation, also indirekt durch Immunstimulation und/oder Entzündungshemmung).

Das ist wohl der Grund, warum die Wirksamkeit von AB zuerst in vitro und erst dann in vivo getestet wird.

Sonst würden klinische Studien wohl einem blinden Versuch ähneln, mit vermutlichen geringen Erfolgsquoten (die berühmte Nadel im Heu!Wink).

Eine in vitro Wirksamkeit ist zwar eine Vorraussetzung, aber keine Garantie für eine in vivo Wirksamkeit. Ich sehe dafür mehrere mögliche Gründe:
*die in vitro Konzentration ist in vivo nicht erreichbar oder nur unter utopisch und daher gefährlichen hohen Dosierungen
*der Wirkstoff hat eine schlechte ZNS-und Gewebepenetration oder wirkt nur extrazellulär, wirkt also nicht (oder unzureichend) am Ort des Geschehen
*in vivo Bedingungen verhindern eine Wirkung, z.B. Biofilme. Sapi schreibt in seiner Studie, dass Tigezykline in vitro zwar hervorragend gegen spirochetale und zystischen Borrelien wirke (Brorson, Sapi), aber offensichtlich nicht in vivo, wie eine Studie an Mäusen zeigte. Der mögliche Grund: Biofilme, die das Eindringen des AB verhindert (Biofilme erhöhen auf dieser Weise die AB Resistenz von Bakterien bis um das 1000-fache).
*???

Ich denke, eine in vitro Konzentration, die so hoch ist, dass sie in vivo nicht erreichbar ist, ist neben Biofilme eine sehr gute Erklärung für Therapieversager/-Resistenz, die im chronischen Stadium offensichtlich häufig ist.

Die Frage ist, ob klinische Studien, die diese hohen Konzentrationen und daher Dosierungen in die Praxis umsetzen würden (der Patient bekomme damit also nicht Doxy 200-0-200 mg/Tag, sondern 1000 mg-0-1000 mg) überhaupt machbar ( Verträglichkeiten, Nebenwirkungen) bzw. ethisch vertretbar sind.

Die andere Frage ist, ob klinischen Studien mit üblichen deutlich niedrigeren Dosierungen überhaupt eine Chance auf Erfolg haben, wenn die in vivo Konzentrationen weit unter den in vitro wirksamen Konzentrationen liegen.

Zitat:Was fehlt sind in vivo-Studien. Jene könnten belastbarere Ergebnisse bringen als in vitro-Studien.

Schwierig bei Lyme, wenn Patienten zig weitere Co-Erreger haben, die alle auf unterschiedliche AB unterschiedlich reagieren und wenn diese Co-Erreger nicht mal wegen unzuverlässigen Tests bekannt sind. Womöglich liegt das Versagen der Therapie nicht am einer unzureichenden Wirksamkeit gegen Borrelien, sondern an einer unzureichenden Wirksamkeit gegen unbekannte Erreger wie Babesien, Bartonellen, Yersinien, usw.

Die ideale Vorrausetzung wäre, Patienten zu haben, die NUR Borrelien nachweislich im Körper haben, was aber de facto unrealistisch ist und nicht nachprüfbar ist, weil die Tests unzuverlässig sind.

Dazu sollen Therapiedauer (Stichwort lange Teilungszeit!), Existenz von Persister-und Resistenzformen ( Zysten, Biofilme) bei der Wahl der ABs berücksichtigt werden, sprich es müsste ABs ausgewählt werden, die gegen ALLE Borrelienformen (Zysten(Biofilme), in ALLEN Körperkompartimenten (Blut, Gewebe, Gehirn/ZNS) wirken und das über eine ausreichend hohe Therapiedauer (m.E. > 6 Monate).

Das setzt aber voraus, dass man weiß, welche ABs in vitro gegen welche Formen in welcher Konzentration wirken.Also sind verlässliche in vitro Experimente m.E. Vorrausetzungen für solche klinische Studien.

Nach den in vitro Ergebnissen von Sapi stelle ich mir persönlich die Frage, ob ein Therapieerfolg bei den üblicherweise empfohlenen Dosierungen (z.B. Doxy 200-0-200 mg, Tinidazol 500-0-0 mg) überhaupt möglich ist, auch wenn man diese ABs über einer ausreichend lange Zeit einnimmt.

Die Frage ist, inwieweit diese Ergebnisse von Sapi, die bisher von anderen Autoren veröffentlichten Ergebnisse über in vitro Konzentrationen in Frage stellen, valide also zuverlässig sind.

Erstaunlich, dass niemandem bisher diese auffallend hohen MHK und MBK von Sapi aufgefallen sind.Huh

Gute Besserung und liebe Grüsse
Sunflower


Lyme-Borreliose seit 2008

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Thanks given by: Klaus , Filenada , Valtuille , Petronella , schlaflos


Nachrichten in diesem Thema
Kritik an Sapi Studie 2011 - von Sunflower - 27.10.2014, 16:19
RE: Kritik an Sapi Studie 2011 - von AnjaM - 27.10.2014, 16:37
RE: Kritik an Sapi Studie 2011 - von Sunflower - 27.10.2014, 17:08
RE: Kritik an Sapi Studie 2011 - von Sunflower - 27.10.2014, 17:24
RE: Kritik an Sapi Studie 2011 - von AnjaM - 27.10.2014, 18:13
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RE: Kritik an Sapi Studie 2011 - von Sunflower - 30.10.2014, 00:03

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